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Mündung zwischen dem Passagierdampfer „Castor", aus Hamburg kommend, und einem anderen Dampfer während eines dicken Nebels stattgefun den. Der „Castor" wurde so stark beschädigt, daß es nöthig befunden wurde, ihn auf Strand zu bringen. Mannschaften und Paffagiere sind gerettet. Die socialdemokratische „Magdeburger Freie Presse" bringt an der Spitze der Nr. vom 26. Sept, die Erklärung, daß sie von da ab nicht mehr erscheint; die Genoffenschaft konnte das Blatt nicht mehr Herstellen, und ein anderer Drucker in Magdeburg hat sich dazu nicht bereit finden lassen. Lassalle über Bismarck. Es dürfte nach den ehrenden Worten, mit welchen der deutsche Reichs kanzler jüngst die geistige Begabung Lassalles anerkannte, von allseitigem Interesse sein, für die gewiß von Vielen aufgeworfene Frage: „Wie hat Lassalle über Bismarck geurtheilt?" eine Antwort zu suchen. Es ist dies keine leichte Sache. .In den fünfundzwanzig Schriften und Flugschrif ten des todten Agitators wird wohl „Herr v. Bismarck" häufig erwähnt, aber niemals auch nur eine Silbe kritischen Urtheils über denselben abgegeben. Einzig und allein in einer Rede, die Lassalle in den Versammlungen des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins zu Barmen, Solingen und Düsseldorf gehalten, begegnet man endlich einer sehr bemerkenswerthen Aeußerung über diesen Gegenstand. Der Redner polemisirt darin in erbittertster Weise gegen die preußische Fortschritts partei, konstatirt, daß Herr v. Bismarck, indem er das Abgeordnetenhaus vertagte, anstatt der Fortschrittspartei die Gelegenheit zu lassen, „ihre Schwäche und Unfähigkeit in immer grellerm Licht zu zeigen", enen „Fehler gegen sein eigenes Interesse" begangen habe, und bemerkt schließlich bei Besprechung des Fürsten tages wörtlich: „Die Fortschrittler liebäugeln mit den deutschen Fürsten, um — Herrn v. Bis marck bange zu machen. Sie hoffen ihn einzu- fchüchtern durch Coquettiren mit den deutschen Fürsten! Das sind die Mittel dieser Aermsten! Und wenn wir Flintenschüsse mit Herrn v. Bis marck wechselten, so würde die Gerechtigkeit er fordern, noch während der Salven einzugestehen: er ist ein Mann! Jene aber sind — alte Wei ber! Und noch niemals haben alte Weiber einen Mann eingeschüchtert ..." Diese Bemerkung stammt aus den Septembertagen des Jahres 1864. Elf Monate später fiel Lassalle im Duell. Es kann kein Zweifel darüber obwalten, daß die Be ziehungen zwischen ihm und Bismarck, von denen der Reichskanzler in seiner Rede sprach, schon vor jener Agitations-Reise bestanden haben. Bestätigt wird diese Annahme durch die Thatsache, daß, sich plötzlich in tiefster Finsterniß, indem das auf dem Tische stehende Licht umgefallen und verlöscht war. Er war deshalb gezwungen, im Finstern das Bett zu suchen, was er zwar glücklich fand, aber dabei die Bemerkung machen machen mußte, daß gar keine Decke darin sei und auch das Kopfkissen ziemlich harte Febern haben müsse. Doch im Besitze eines guten Gewissens lag er bald in tiefster Ruhe und mit ihm das ganze Haus. E. K. Ein Abenteuer in Florenz. Von ß. Ar. von Wickede. (Fortsetzung.) „Warum erzählen Sie mir diese Geschichte, Graf?" rief sie endlich in leidenschaftlichem Tone, „wie mögen Sie es wagen —" Sie hielt plötzlich inne, während glühende Röthe Gesicht und Stirne bedeckten. „Verzeihen Sie mir, Signora, menn ich Sie unwissend verletzte," stotterte Graf Hugo im höchsten Grade er schreckt und verlegen. „Nein, nein!" entgegnete sie etwas ruhiger, „ich habe Ihnen nichts zu verzeihen, aber verlassen Sie mich jetzt, kommen Sie in einer halben Stunde wieder hierher, alsdann will ich Ihnen über Alles Aufschluß geben, gön nen Sie mir Zeit mich zu fassen, Hugo, aber schweigen Sie, ich bitte Sie darum." Der Graf folgte der Aufforderung, aber sonderbare Gedanken, über die er sich Aufklärung verschaffen mußte, durchkreuzten seinen Sinn. Er ging in den Salon zu- rück; unbefangen und galant wie immer bat er Signora neben ihr Platz nehmen zu dürfen. Die freund liche kleine Italienerin nannte den Grafen oft scherzweise ihren Schützling, denn er hatte stets freien Zutritt in ihrem gastlichen Hause. als in Solingen die Gendarmerie die Arbeiter versammlung auflöste, Lassalle sich sofort telegra phisch an den „Minister-Präsidenten v. Bismarck" wandte und diesen „um strengste, schleunigste gesetzliche Genugthuung" bat. In einem Hause der Wörthstraße in Kassel ist bei Gelegenheit eines Umzugs eine grauen hafte Entdeckung gemacht worden. In einer am Boden stehenden, zum Theil mit Rauchwaaren gefüllten Kiste fand sich nämlich der fast bis zur Unkenntlichkeit entstellte Leichnam des seit länger als acht Wochen vermißten zehnjährigen Sohnes eines im Nachbarhause wohnenden Schreiners. Der Knabe war am Tage seines Verschwindens wegen verschiedener dummer Streiche in eine Bodenkammer gesperrt worden, hat von hier jedenfalls einen Ausweg über das Dach in das Nachbarhaus und dort in der Kiste ein willkom menes Versteck gefunden. Wahrscheinlich ist nun der schwere Deckel umgeschlagen, der Knabe aber, ohne sich befreien oder um Hülfe rufen zu können, elend erstickt. Im entgleisten Zuge. Ein Wiener, der sich in dem verunglückten Schnellzuge befand, welcher am 24. Septbr. von Paris abging, sendet der Wiener „Neuen Fr. Pr." folgende lebendige Schilderung des Unglücksfalles: „Wir waren fast Alle schon wieder eingeschlummert, als ich durch die beinahe wahnsinnige Eile, milder wir dahin fuhren, wieder geweckt wurde. Die Wagen schüttelten entsetzlich. Es war augenscheinlich — der Maschinenführer wollte die versäumten 40 Mi nuten durch schnellere Fahrt hereinbringen. Plötz lich hörte ich, wie Kieselsteine und Erde gegen die Fenster flogen. „Um Gotteswillen, wir sind entgleist! Die Füße auf die Sitze!" schrie ich. Ich hatte kaum Zeit, die Füße an den Leib zu ziehen, als der Waggon furchtbar zu schwanken und zu krachen begann — wir werden unterei nander geschleudert, Gepäckstücke flogen von den Netzen über den Köpfen ins Coupee, die Lampen schaale zerbrach und ergoß ihren fetten Inhalt auf unsere Köpfe. Da plötzlich kracht der Boden des Waggons. Ein Schrei des Entsetzens Aller — ein Wagenrad drang durch den Boden ins Coupee. Unser Schrecken stieg aufs Höchste — noch eine Secunde längen und wir sind verloren. Da — ein Ruck, ein Stoß, ich und ein Herr neben mir fliegen aus dem Waggon. Der Zug steht. Was die paar Sekunden durch unser Hirn zuckte, läßt sich weder beschreiben noch nachempfinden, wenn man nicht dabei gewesen. Jeder von uns hatte mit der Welt abgeschlossen; die Gedanken jagten sich; die Heimath, Alles, was Einem lieb und werth, sah man vor sich, und unwillkürlich schrie man laut auf vor Entsetzen! Jetzt ein Ruck, und wir standen oder lagen still, wir waren gerettet. „Wer ist das hübsche Mädchen, die auf der Ottomane zu Ihrer Rechten sitzt, theure Signora?" fragte er flüsternd. „Die kennen sie nicht? Das ist Miß Gibson, Lord Chrewsbury's Tochter, ein echtes Kind Albions!" „Wie schön sich das goldene Haar und die dunklen Augen erscheinen lassen." „Ihr Haar ist nichts im Vergleich mit dem der Con tessa Vastra, lieber Graf." „Und wer ist diese Dame, verehrte Signora?" „Auch diese kennen Sie nicht? Ich glaubte, ich hätte Sie heute Abend schon mit ihr sprechen sehen, sie ist eine der schönsten Frauen unserer Stadt, ich werde Sie später mit derselben bekannt machen; ich sehe sie in die sem Augenblick nicht." „Eine der schönsten Frauen, sagen Sie, ich werde es Ihnen Dank wissen, wenn Sie mich ihr vorstellen." „Nicht mehr als gerne! Sie werden aber eine merk würdige Frau in ihr kennen lernen, denn mit ihrem siebenzehnten Jahre heirathete sie den alten, aber noch sehr lebenslustigen Grafen Vastra, der aber schon ein Jahr darauf starb; seitdem hat sie alle, selbst die glän zendsten Anträge von der Hand gewiesen." „Und hat sie keine Kinder?" „Nein." „Und lebt seit dem Tode ihres Mannes in Florenz?" „Schon seit ihrer Verheirathung." „Warum nennen Sie die Gräfin aber eine merkwür dige Frau, Signora?" „Nun, sie hat etwas Auffallendes, Sonderbares in ihrem ganzen Auftreten, was diese Bezeichnung recht fertigt, man möchte fast sagen, etwas Geheimnißvolles." „Die Frau muß ich unbedingt kennen lernen — au rovnir pour Io present." „Schon war die halbe Stunde vorüber, nach deren Ablauf Hugo wieder zur Contessa zurückkehren sollte und er drängte deshalb von der geschwätzigen Freundin los zukommen. Therese saß noch auf dem Platze des Bal kons, wo er sie verlassen hatte, und verhehlte ihre Freude, ihn wieder zu sehen, nicht. Nun schlagen aber schreckliche Rufe an unsere Ohren: „^.u sseours! ^.u ssoours!" (Zu Hilfe!) Wir hatten in der Freude über unsere glückliche Errettung vergessen, daß sich hinter uns noch Waggons befunden hatten. In der stockfinsteren Nacht (es war '/4 t Uhr früh) konnten wir kaum 4 Schritte weit sehen. Wir liefen auf dem auf gewühlten, von Waggonbestandtheilen bedeckten Damme zurück. Nach ungefähr 5 Minuten stießen wir auf einen Haufen von Brettern und Eisen- besta^dtheilen, Tuchfetzen und Glassplittern — Trümmer, aus denen Schreie um Hilfe ertönten. Wir standen vor den Trümmern des letzten Wa gens erster Klasse; furchtbar war das Gewimmer der zehn bis zwölf Verwundeten, die zwischen und hinter diesem Trümmerhaufen lagen. Wir hatten weder Licht noch Verbandszeug. Wir mußten daher die beiden Lampen der Maschine herunternehmen, und zum Unglücksplatze tragen. Die Schilderung der Dinge, die sich bei Abräu mung der Trümmer zutrugen, müssen wir bei Seite lassen." Die fliegende Gouvernante. „Mama, was ist ein Engel?" mit dieser Frage überfiel in einer Wiener Kinderstube ein zartes Wiener Kind, seine Mutter. „Ein Engel? Nun, ein Engel ist ein kleines Kind, das da fliegt." — „Aber, Mama", fährt der Kleine wißbegierig fort, „warum sagt denn der Papa zu meiner Gouvernante immer Engel?" — „Nun, die wird gleich fliegen", war die rasch entschlossene mütterliche Aufklärung. Ein Stutzer begegnete einem Bauer auf einem schmalen Wege und rief stehen bleibend: „Ich weiche nicht jedem Esel aus". „Aber ich," — entgegnete der Bauer und trat zur Seite. Liebesbrief in Zahle». Ein Zahlenmensch schrieb an seine Geliebte folgenden Brief: „1zig Geliebte! 2fle nicht an meiner 3. Mein Herz schlägt nur 4 Dich!" Neuester Meßwitz. Welcher Unterschied ist zwischen Goethes „Faust" und einem Häring? Goethe's „Faust" hat blos eine Grethe, aber der Häring hat eine Menge Gräten. Au! — Landwirthschaftliches. Der Obstbau in den Vereinigten Staaten. Der Obstbau macht in den Vereinigten Staaten rasche Fortschritte und es sind demselben 4,500,000 Acres Land gewidmet. Man zählt nach einer annähernden Berechnung in den Vereinigten Staaten 112,000,000 Aepselbäume, 28,000,000 Birnbäume, 112,270,000 Pfirsichbäume und 142,260,000 Rebstöcke. Der jährliche Gesammt- werth der Obsternte in den Vereinigten Staaten wird auf 138,216,700 Dallar geschätzt, also auf die Hälfte des Werthes einer guten durch- schnitts-Weizenernte. „Setzen Sie sich zu mir, Graf, ich will Ihnen etwas erzählen, was außer mir selber kein lebendes Wesen kennt, meine Lebensgeschichte. Ich bedarf eines Freun des, dem ich vertrauen kann, und ich glaube, einen sol chen in Ihnen zu besitzen. Ehe Sie mir Ihr Abenteuer erzählten, wußte ich nicht, wie sehr ich einer solchen Stütze bedurfte, jetzt weiß ich aber, daß nur Sie dieselbe sein können. Zunächst will ich daher die Frage an Sie richten: wollen Sie der Freund sein, auf den ich bauen kann?" „Ich will es sein, Signora," entgegnete Schomburgk. „So hören Sie denn: Ich bin die einzige Tochter der alten und angesehenen Familie Villarn. Meine gute Mutter starb früh und mein Vater, der sich nicht viel aus mir zu machen schien, überließ mich der Obhut einer alten Amme, unter deren Pflege ich aufwuchs. Mit fünfzehn Jahren verliebte ich mich in den letzten Spros sen einer alten Familie, mit der die unsere seit undenk lichen Zeiten in Hader gelegen hatte. Dieselbe Geschichte, welche Shakespeare erzählt, wiederholte sich an uns — ich war eine Julie, mein Liebhaber ein Romeo. Wir wurden heimlich vermählt und in Jahresfrist schenkte ich meinem Gatten eine Tochter. Durch die Jntriguen mei ner Familie, namentlich durch den mächtigen Einfluß meines Vaters ward mein Gemahl zur nämlichen Zeit aus Rom verbannt, was uns indessen nicht hinderte, einander von Zeit zu Zeit zu sehen. Politische und per sönliche Verhältnisse, sowie der glühende Haß gegen alles, was päpstlich hieß, hatten meinen Gatten veranlaßt, sich einer Räuberbande anzuschließen und im Laufe der Zeit war er deren Anführer geworden. Trotzdem kam er häufig verkleidet nach Rom und unter Beihülfe meiner alten Amme Annessi sahen wir uns regelmäßig. Eines Abends, mein Kind mochte wohl vierzehn Tage alt sein, und mein Vater war in Padua abwesend, klopfte es leise an meine Thüre. Ich wußte, daß es Gurda war, aber ich erinnerte mich auch, daß dieser Besuch meinem Kinde galt, das er mit sich nehmen sollte." (Fortsetzung folgt.)