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Landschweine. — Von Altenburg aus ging am 25. v. M. der erste Zug auf der neuen Strecke nach Gößnitz ab; durch den Tunnel brauchte er I Minute. Der socialdemokratische Abgeordnete und Herausgeber des „Volksblattes für das Her- zogthum Sachsen-Altenburg", Gärtner Grunwald, hat eine Strafe von 9 Monaten Gefängniß ab zusitzen, da er im Verdacht stand, sich dieser Strafe zu entziehen, wurde er am 25. v. M. im Eisenbahncoupö verhaftet. — In Riechberg bei Hainichen brannte am 25. v. M. das Beigut des Erbgerichtsbesitzers Bräuer ab. — Im Dorf teiche zu Jmnitz bei Zwenkau ertrank am 24. v. M. der 3jährige Sohn des Maurers Klaus aus Kotzschbar. — In der Papierfabrik zu Hüt ten bei Königstein verunglückte am 25. v. M. Abends ein I6jähriger Arbeiter dadurch, daß derselbe durch unbefugtes Auflegen eines Treib riemens in das gehende Zeug gerieth und dabei seinen sofortigen Tod fand. — Der Vorschuß- vereinskassirer K. in Königstein, dessen Ver schwinden und dessen Verhaftung wir bereits ge meldet, war nicht ganz grundlos entwichen. Bei der aufgestellten Bilanz über das Vereinsvermö gen fand man ein allerdings nicht zu hohes De ficit, was aber durch die Eintragung einer Hypo thek von 9000 Mk. auf sein Hausgrundstück in Königstein, sowie durch die von K. gestellte Cau- tion hinreichend gedeckt ist. — In Glösa bei Chemnitz wurde kürzlich der Gutsbesitzer H. von einem Bullen, den er im Stalle von der Kette gelöst hatte, um ihn herauszuführen, an die Wand gedrückt und mit gewaltigen Hörnerstößen am Arm und an der Brust verletzt; nur schleu nigste Flucht rettete ihn. — In Grohhartmanns- dorf bei Freiberg brannten am 24. v. M. eine Wirthschaft, von lauter Miethsleuten bewohnt, und zwei daneben stehende mit Stroh gedeckte Häuser ab. Von dem Feuer sind IO Haushal tungen betroffen worden. — Außerhalb des Bahn hofes von Niesa wurde am 25. v. M. vom Ber liner Schnellzuge eine noch unbekannte Frau überfahren und sofort getödtet. — In Brand geriethen einem Schneidermeister auf offener Straße die Kleider auf dem Leibe in Brand, wahrscheinlich veranlaßt durch einen Funken der brennenden Cigarre. Zum Glück wurde durch Andere das Feuer sofort unterdrückt. — In Reichenbrand gingen am 25. v. M. die Pferde einer Equipage, in welcher sich außer dem Kut scher ein Herr und zwei Damen befanden, durch und jagten mit rasender Schnelligkeit davon, beide Damen sprangen auf dem Wagen, der schließlich in den Straßengraben fiel und völlig umgeworfen und zerbrochen wurde. Der Herr wie die Damen sollen nicht unbedeutende Ver letzungen davongetragen haben. — In Treuen brannten letzte Mittwoch früh ^/-2Uhr 5 Wohn häuser und 2 Scheunen nieder. — Der Gendarm Junghannß in Falkenstein hat die beiden Indi viduen, welche den Briefträger Hüttner und den durchschritten hatten, führte er mich in ein hellerleuchtetes Gewölbe, von dem mehrere Gänge nach rechts und links abführten. Froher Gesang und Becherklang tönte uns entgegen und schon glaubte ich, an einem unterirdischen Feste theilnehmen zu sollen, als ich meinen Begleiter wie zu sich selbst sagen hörte: „Nein, nicht dorthin — folget mir!" „Ich war im höchsten Grade enttäuscht, als er mich in ein abgelegenes, spärlich erleuchtetes Gemach führte, denn seit frühester Jugend Hatto ich mich immer dar nach gesehnt, einmal einen ächten Fra Diavolo in der Mitte seiner Gesellen zu sehen. Das Zimmer war üb rigens geschmackvoll und mit einer gewissen Pracht aus gestattet, so daß ich es mir als Gastzimmer schon ge fallen lassen konnte. Wie wenig ich indessen ein Gast war, sollte ich nur zu bald erfahren. „Setzt Euch nieder," sagte mein Wirth mit einer Stimme, die seine Kameraden sicherlich für eine freund liche gehalten haben würde, indem er Hut und Mantel ablegte und mich mit einem Augenpaar betrachtete, dessen Anblick mich nicht mit Entsetzen, wohl aber mit inner licher Freude erfüllte. Seit Wochen hatte ich vergeblich nach einem solchen Blick gesucht, um meinen Judas voll enden zu können — jetzt war aber mein Wunsch erfüllt worden. „Ihr seid Lord Hugo Barclay", redete er mich an.— „Ihr irrt Euch," entgegnete ich lächelnd, „ich bin kein Engländer." — Ein verächtlicher Blick strafte mich für diese Antwort. „Ihr lügt Signor," fuhr der Räuber fort, „ich kenne Euch zur Genüge und weiß zuverlässig, daß Ihr Lord Barclay seid, der in diesem Augenblick vielleicht schon ängstlich von seinen Verwandten erwartet wird. Ich werde Euch hier festhalten, bis dieselben sich dazu entschließen, ein entsprechendes Lösegeld für Eure Freiheit zu bezahlen." (Fortsetzung folgt.) Handlungslehrling Leucht so grausam zugerichtet haben, in der Person des Handarbeiters Männel, 21 Jahr alt, und des Webergesellen Tröger, 22 Jahr, beide aus Werda, ermittelt und verhaftet. — In Dippoldiswalde entzündeten sich an ver gangener Mittwoch in der Apotheke beim Wiegen 3 Stangen Phosphor (90 Gramm), die nicht naß genug waren. Die sofort zur Stelle ge kommene Feuerwehr verhinderte ein Weiterftessen des Feuers. — Der frühere Redacteur der Chem nitzer „Freien Presse," Petzoldt, ist flüchtig geworden und wird steckbrieflich verfolgt. Der selbe hat eine längere Freiheitsstrafe abzubüßen für mehrere Artikel der „Freien Presse". — Zur Herstellung eines von dem Oberförster Baumgarten in Grüna erfundenen Flügel- Luftschiffes hat sich eine Actiengesellschast constituirt. — Der sächsische Feuerwehrtag wird nächstes Jahr in Freiberg stattfinden. — Wegen Theilnahme an verbotenen Schülerverbindun gen sind am Zeitzer Stiftsgymnasium 7 Schüler relegirt worden. — In Wilkau hat am 25. v. M. die feierliche Hebung des vor 9 Wochen in Bau genommenen protestantischen Gotteshauses unter zahlreicher Betheiligung der dortigen Einwohner stattgefunden. Vermischtes. Eine Probebeleuchtung durch elektrisches Licht hat am Sonntag Abend in den neuen Geschäfts lokalen der Firma Julius Michaels in Berlin stattgefunden. Hierbei ist zum ersten Male ver sucht worden, an Stelle der sonst üblichen Dampf maschine einen einfachen Gasmotor zu setzen, und der Erfolg hat gezeigt, daß dieser Gasmotor voll ständig seinen Zweck zu erfüllen vermag. Vier Pferdekräfte genügen, um die vier Jablonow'schen Kerzen, deren zwei im Laden, zwei im Schau fenster angebracht sind, ausreichend zu speisen. Mit diesen vier Kerzen wird ein Naum erleuchtet, den bisher kaum 200 Gasflammen in gleicher Weise zu erhellen vermochten. In einem geschossenen Dachse wurden kürzlich Trichinen aufgefunden, wie der „Nat.-Ztg." aus Guben berichtet wird. Eine Jagdgesellschaft wollte sich einen in der dortigen Gegend geschossenen Dachs braten lassen. Durch Zufall schritt man vorher zur Untersuchung des Fleisches, bei welcher das Vorhandensein von Trichinen durch die amt liche Fleischschau festgestellt wurde. Statistik des Locomotiven-Baues. Von der eminenten Ausdehnung, welche in den letzten 20 Jahren unsere Verkehrs-Verhältnisse genommen haben, geben u. A. folgende Zahlen einen äußerst drastischen Belag. Vor jetzt 20 Jahren feierte die Borsig'sche Maschinenbauanstalt in Berlin das Fest der Fertigstellung der 1000. Locomotive durch ein Arbeiterfest im „kleinen Thiergarten", wie seit jener Zeit ein Volksfest in so großartiger Weise noch nicht wieder dagewesen sein dürfte, abgesehen von der Sedanfeier. Während also bis dahin aus den großartigen Werken nur 1000 Locomotiven hervorgegangen waren, sind seitdem in dieser Fabrik allein noch 2351 gefertigt worden, denn die jetzt in Arbeit befindlichen tragen die Nummern 3346 bis 3351. Im Jahre 1876 waren auf den gesammten Eisenbahnen 10,294 Stück Locomotiven vorhanden rind 2400 davon allein aus der Borsig'schen Anstalt hervorgegangen. Die letztere hat demnach in den letzten 2 Jahren, trotz der schlechten Zeitverhältnisse, wiederum nicht weniger als ca. 950 Stück gebaut. Eisenbahnunglück. Auf der Station Gunters- Hausen (Kreuzungspunkt der bergisch-märkischen und der Main-Weser-Bahn) hat sich, wie man der „Post" aus Kassel schreibt, am 25. d. M. früh */i9 Uhr ein bedauerlicher Unfall ereignet. Der von Eisenach kommende Personenzug rannte bei seiner Einfahrt in die Station Guntershausen gegen den Schluß eines jedenfalls im falschen Gleise stehenden leeren Militärzuges, so daß etwa 10 Wagen sofort zertrümmert wurden. Von dem Personal des Personenzuges wurden 5 Beamte, angeblich 2 Bremser und 1 Schaffner, schwer verletzt, während von den Passagieren nur einige Personen leichte Contusionen erlitten. Der Schaden ist sehr bedeutend. Infolge der Dynamitexplosion im Gotthard- tunnel wurden 9 Personen getödtet, 1 schwer, 2 contusionirt, 3 leicht verwundet. Die englischen Journale berichten, daß der jährliche Ausverkauf des dem Herzog von Devon shire gehörenden Rindviehs am letzvergangenen Mittwoch in Holker in Lurneß stattgefunden habe. Der Verkauf brachte 20,000 Lstrl. ein für eine Partie von 30 Stück Vieh. Die höchste Summe werde für ein Stück geboten, welches den Namen Baroneß Oxford Fifth führte und mit 2660 Lstrl. (ca. 60,000 M.) bezahlt wurde. Der Herzog von Devonshire, der Marquis von Hartington und der Herr Knight waren bei diesem Verkaufe zugegen. Erfindung. Das amerikanische Kabel über bringt, wie der „E. Z." aus Paris geschrieben wird, eine Nachricht von dem größten Interesse. Der geniale und unermüdliche Edison hat eine neue Erfindung von ungeheurer Tragweite ge macht. Er hat die unendliche Vertheilung des electrischen Lichts gefunden. Das bisher nur in großen Räumen anwendbare elektrische Licht wird damit für den gewöhnlichen Hausgebrauch nutzbar werden und man wird der kostspieligen Maschine rien nicht mehr bedürfen, die bisher bei der Herstellung der electrischen Beleuchtung in An wendung sind. Humoristische Wochenschrift. Die bereits in unserer Nr. 34 erwähnte humoristische Wochen schrift soll am 14. October als Doppelnummer von 16 Seiten groß Quurt unter dem Titel „Schalk, Blätter für Deutschen Humor" im Ver lage von W. Spamann in Stuttgart und unter Redaction von Julius Lohmeyer in Leipzig er scheinen. Die erste Nummer wird gegen 40 Illustrationen enthalten. Vom dnrst'gen Musikanten. Vor dem Wiener Bezirksgericht wurde ein historischer Konflikt bei gelegt. Seit Jahrhunderten trinken die Musi kanten, nach Ansicht der Wirthe, zu viel, während Jene der ehrlichsten Ueberzeugung sind, daß sie zu wenig trinken. Kost und Trunk sind nämlich, und waren es auch in dem vorliegenden Falle, frei, überdies aber hatte jeder Musikant dem Ueber einkommen zufolge Anspruch auf einen Gulden. Dieser wurde nicht bezahlt, und so erschien denn gestern der Capellmeister als Kläger gegen den Wirth. „Herr kaiserlicher Rath", vertheidigte sich der Letztere, „i bin a Mensch, der si' auf'n Trunk versteht, 's is recht, der Mensch und b'sonders der Musikant, muaß sein' Anfeuchtung hab'n aber was dö Herr'n 'nunterg'schwabt hab'n das hab' i mein Lebtag net g'seg'n' und der Appetit war Gott sei Dank a in der Ordnung. Meine Gäst' hab'n net so aufg'ramt, wie die paar Musikanten, und da soll i eahner no 9 Gulden zahl'n?" — „Herrgott, Herr Richter," entgegnete der Klage führende Musiker, „der Herr Wirth nimmt den Mund so voll, wie wir ihn bei ihm nit hab'n nehmen können. Wenn Ein' das Lackerl Bier schon 'neing'neidt wird, nachher hört sich ja jede Existenz auf. Mehr als er vertragt kann ja eh' Kaner trinken." — „Aber es giebt halt Leut', die unbändi viel vertrag'n," seufzte der Wirth. — „Hab'n Sie uns g'fragt d'rum," nahm der besteuerte Musiker wieder das Wort, „was unser gewöhnlich's Depu tat is? Na, wir hät'n uns auch auf ein bestimm tes Maß net eing'lass'n, denn Niemand kann in der Früh sag'n was er auf d'Nacht für ein' Durst hab'n wird. Kost, Trunk und ein Gulden hat's g'heißen, als dann zahlns aus." — Nach einigen weiteren Auseinandersetzungen acceptirte der Wirth einen den Musiker zufriedenstellenden Ausgleich, versicherte aber gleichzeitig, er werde Angesichts der kostspieligen Verpflegung eines Orchesters für die nächste Zukunft auf musikalische Abend-Unter haltungen verzichten. Abgetrumpft. In London forderte in einem Stadt-Omnibus der Conducteur die Billets ein. Eine Dame gab ein Billet ab für sich und ein Kinderbillet für einen ziemlich groß gewachsenen Knaben. Der Conducteur betrachtete erst das Kinderbillet und dann den Knaben: „Das ist ein ziemlich großes Kind!" Worauf die Dame er widerte: „Gewiß, aber Sie sind so langsam ge fahren, daß mein Sohn Zeit genug hatte, seit dem Einsteigen so groß zu wachsen." Unter dem homerischen Gelächter der Zuschauer drückte sich der Conducteur. Treffende Antwort. Bei den letzten Truppen- Manövern in der Schweiz sprach eines Tages ein Landwehrmann, der sich eine Cigarre anzünden