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M. sind aus dem Fritzsche'schen Gasthofe zu Callenberg nach zuvorigem Einsteigen verschiedene Gegen- WtW UmWaii. * Waldenburg, 30. September 1878. Die erste Lesung des Socialistengesetzes ist am 27. September beendigt worden. Bezüg lich der Beschwerde-Instanz (tz 19) ist folgender Antrag angenommen morden, der nunmehr die Grundlage für fernere Verhandlungen bilden wird: „Zur Entscheidung der auf Grund dieses Gesetzes erfolgenden Beschwerden wird eine Com mission von neun Mitgliedern gebildet. Der Bundesrath wählt vier derselben aus seiner Mitte, die übrigen fünf aus der Zahl der Mitglieder der höchsten Gerichte des Reichs oder der einzelnen Bundesstaaten. Die Wahl dieser fünf Mitglieder erfolgt für die Zeit der Dauer dieses Gesetzes und für die Dauer ihres Verbleibens in richter lichem Amte. Der Kaiser ernennt den Vorsitzenden und dessen Stellvertreter aus der Zahl der Mit glieder. Die Commission entscheidet in der Be setzung von 5 Mitgliedern, von denen mindestens drei zu den richterlichen Mitgliedern gehören müssen. Vor der Entscheidung über die Beschwerde ist den Betheiligten Gelegenheit zur mündlichen oder schriftlichen Begründung ihrer Anträge zu geben. Im Uebrigen bestimmt die Commission ihre Geschäfts-Ordnung selbstständig. Die Entscheidungen erfolgen nach freiem Ermessen und sind endgiltig." Nach der Regierungsvorlage hatte der Bundesrath aus seiner Mitte einen Ausschuß von 7 Mitgliedern zu ernennen, welcher die Ent scheidungen im Rainen des Bundesraths zu er lassen hatte. Dem gerechtfertigten Verlangen des deutschen Volks auf den Schutz des richterlichen Urtheils bei behördlichen Maßnahmen ist mit der Annahme des obigen Antrages einigermaßen Genüge geleistet worden, ob aber die Negierungen diesem Anträge zustimmen werden, ist noch zweifel haft und könnte es wohl möglich sein, daß an dieser Klippe das Zustandekommen des Socia listengesetzes scheitert, der Reichstag infolge dessen erneut aufgelöst wird und wir abermalige Reichs tagswahlen vorzunehmen hätten. Einen zweiten streitigen Punkt wird die Giltigkeitsdauer des Socialistengesetzes abgeben, die bis zum 31. März 1881 gehen soll. Erweist sich das Gesetz als wirksam, was erst durch die Erfahrung entschieden werden wird, so ist nicht abzusehen, warum denn im Jahre 1881 der socialistischen Agitation wie derum freier Lauf gelassen werden soll, erweist es sich als unwirksam, oder gar als schädlich, so wird jedenfalls die Negierung selbst die Aufhebung des Gesetzes eher beantragen. Der Zeitraum bis zum Jahre 1881 ist unzweifelhaft zu kurz gegriffen, um der socialistischen Propaganda nachhaltig ent- gegentreten zu können und es wird deshalb zwi- stände, als: ein mit schwarzem Lüstre gefütterter Gummimantel, ein Paar rindslederne sog. Kanonenstiefel, ein schwarzes Kaschmirkleid mit einer Plissvfalbel und dergleichen kleiner Rüche, sowie viertheiligem Rücken mit Pafsepoil, ein neuer gclbgemusterter Frauenrock mit graumelirtem Schweis, eine neue graue Tuchjacke mit grauem Lüstrepassepoil, ein Frauenrock von blauem Lüstre mit altem gelben Schweif, ein casinetähnlicher blauer, in wendig schwarzer Frauenrock, 1'/2 m. brauner Plüsch, ein neuer roth und weiß carrirter Bettüberzug, ein weißwollenes Tuch mit Fransen und circa 50 Stück Cigarren gestohlen worden. Zur Ermittelung des Diebes und Wiedererlangung des Gestohlenen veröffentlicht man dies hiermit. Waldenburg, den 25. September 1878. Fürstlich Schönburg'sches Gerichtsamt. Martini. M. schen Reichstag und Bundesrath noch manchen f Schrittes der Vereinbarung bedürfen. Der Kaiser hat in Köln am 26. September der Enthüllung des Denkmals Friedrich Wilhelm III. beigewohnt und sich darauf nach Baden- Baden begeben, wo er nebst der Kaiserin am 28. September Abends 9 Uhr eintras. Baden- Baden war auf das Prachtvollste erleuchtet und die Bevölkerung der Stadt und Umgegend in großen Massen auf den Straßen. Ueberall wurden die Majestäten mit endlosem Jubel be grüßt. Der Kaiser wird wahrscheinlich nach Ver sicherung der „D. Reichs-Corr." Mitte October in Babelsberg Wohnung nehmen und dann auch die sümmtlichen Regierungsgeschäfte wieder per sönlich leiten. Fürst Bismarck ist in der Nacht zum 29. September aus Varzin in Berlin wieder einge troffen. Der Gesammtvorstand des Reichstags hat nach einem Beschlusse im Plenum eine Adresse an den Kaiser gerichtet, in welchem in Bezug auf die wiederholten Mordanschläge auf den Kaiser dem Dankgefühle gegen Gott für die Erhaltung des theuren Lebens, der schweren Trauer in den deutschen Herzen, den Glückwünschen des Ge- sammtvorstandes des Reichstags und der Hoff nung, daß der Kaiser schon in nächster Zukunft seine Kraft und Frische zum Heile des Reichs wieder gewinnen werde, Ausdruck gegeben wird. Darauf ist eine kaiserliche Antwort einge gangen, in welcher der Kaiser seinen Dank aus spricht und aus den Ernst dieser Zeit hinweist, ein Jeder in seinen Verhältnissen müsse dahin trachten, daß die Gefahren, die der sittlichen Ordnung und der staatlichen Sicherheit drohen, abgewendet werden, wozu das dem Reichstag vorliegende Gesetz den Weg finden soll. Die Post- und Telegraphenverwaltung hat im Etat pro 1879—80 wiederum bedeuten dere Erweiterungen des Telegraphennetzes in Aussicht genommen, und zwar durch Ausführung neuer Linien und Leitungen, beziehungsweise durch Einrichtung von 800 neuen Telegraphen stationen. Auch sollen bereits die nöthigcn Vor bereitungen getroffen sein, um die Ausführung der beabsichtigten Anlagen sofort in Angriff zu nehmen, sobald die für diesen Zweck erforderlichen Geldmittel durch den Reichstag bewilligt worden sind. Das Schreiben des Papstes an Kardinal Nina kann als wichtiges Aktenstück nicht genug gewürdigt werden. Dasselbe ist jetzt allen Nun tien zur Ueberreichung an die Negierungen, bei denen sie beglaubigt sind, mitgetheilt worden, mit der Weisung, die Aufmerksamkeit der Regierungen auf die Verhältnisse hinzulenken, in welchen sich das Papstthum bezüglich der Ausübung seines geistlichen Amtes befindet. Da nun auch der Münchener Nuntius Msgr. Masella dies Schrei ben der beierischen Regierung überreichen muß, wird dieselbe es ohne Zweifel auch nach Berlin übermitteln, und damit wären dann die Verhand lungen aus dem Stadium der vertraulichen Vor besprechungen in dasjenige des amtlichen Gedanken austausches gerückt. In katholischen römischen Kreisen wird versichert, daß das Schreiben des Papstes an den Cardinalstaatssecretär Nina in folge einiger Hindernisse veröffentlicht wurde, welchen die Verhandlungen mit Deutschland begegneten, wegen deß Mißtrauens der deutschen Katholiken gegen die Regierung und wegen des Mißtrauens der Abgeordneten des Centrums, welche die Unterhandlungen nur für einen Vor wand hielten, um sie zu bewegen, mit der Negier ung zu stimmen. Die Veröffentlichung des Schreibens hatte sonach den Zweck, die Katho liken und die Abgeordneten zu überzeugen, daß die Unterhandlungen ernst gemeint sind. Vom Occupationsschauplatze meldet Feld zeugmeister Herzog von Württemberg aus Liwno unterm 28. Septbr.: Am 26. gelang die Cerni- rung von Liwno nach einem sehr beschwerlichen Marsche. Am selben Tage machte der Gegner einen erfolglosen Versuch nach Glamatsch zu entkommen. Am 27. war der Cernirungskreis vollkommen ge schlossen und es wurde mit der Beschießung begon nen. Die feindlichen Vortruppen wurden allseits nach kurzem Kampfe in die Befestigungen und die Stadt zurückgeworfen. Infolge der mörderischen Wirkung des Artilleriefeuers und der Gewinnung naher Positionen durch unsere Truppen erschien eine Deputation mit dem Anerbieten einer Capi- tulation. Um 9 Uhr Vormittags wurde auf dem Thurme des oberen Castells die kaiser liche Flagge gehißt. Unsere Trophäen sind bedeutend, die Verluste sehr gering. — Andrassy glaubt übrigens, den österreichischen Delegationen die Occupation als eine bereits vollzogene Thatsache hinstellen zu können. Man werde ihm nur vorwerfen können, dieselbe habe unerwartet große Opfer erheischt, allein diese seien zur Sicherung des Friedens an den Gren zen nothwendig gewesen. In den höchsten Kreisen Petersburgs ist dieser Tage eine Broschüre des sogenannten Revolutions- comitö's verbreitet, deren Titel lautet: „Die lebendig Begrabenen," und deren Inhalt nach dem „Deutschen Montgbl." die sämmtlichen bis jetzt erschienenen revolutionären Pamphlets an dreisten und äußerst aufregenden Naisonnements