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DWmillM HNtklUr. Erscheint wöchentlich drei Mal: Dinstags, Donnerstags und Sonnabends. Preis vierteljährlich 1 Mark, durch die Post bezogen L Mark 25 Pf. — Einzelne Nummern 8 Pf. — Jnsertionsgebühren pro kleingespaltene Zeile für Abonnenten 7 Pf., für Nichtabonnenten 10 Pf. Bei mehrmaliger Insertion entsprechender Rabatt. — Jnseraten-Annahme bis Abends 5 Uhr des vorhergehenden Tages. — Reclamsn im Redactionotheil pro Zeile 20 Pf. — Geeignete Beiträge sind stets willkommen. 18. Sonnabend, 10. August 1878. Aokzauction. Künftigen Montag, den 12. dss. Mts., Nachmittags 4 Uhr, sollen im hiesigen Stadtwalde auf dem diesjährigen Kahlschlage am Langen- chnrsdorfer Wege 49 Stöße Nadelholzstöcke, u 2 Naummeter, und 10 Haufen Waldstreu an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Waldenburg, am 6. August 1878. Der städtische Forst- und Wirthschafts-Ausschutz. Limmer, Stadtrath. Die den 1. d. M. fällig gewesene Grundsteuer — 2 Pfennige von jeder Einheit — ist längstens bis zum 13. d. M. anher zu bezahlen. Stadtsteuer-Einnahme Waldenburg, am 6. August 1878 PMscht ItutWu. * Waldenburg, 9. August 1878. Die Kissinger Verhandlungen werden noch immer fortgesetzt. Was aber verhandelt wird, darüber verlautet wenigstens von officieller Seite kein Sterbenswörtchen. In Nom soll am 4. August Nachts ein Courrier Masella's angelangt sein, welcher dem Vatikan die Vorschläge des deutschen Reichskanzlers zu einem angehenden Ausgleich überbrachte, in Folge besten hofft man in maßgebenden Kreisen des Vatikans, daß der Ausgleich bald zu Stande kommt. Es sollen auch bereits in Nom Instructionen für den preu ßischen Klerus ausgearbeitet worden sein und man -^wartet, daß Masella dem Papste münd lichen Bericht abstattet. Bei der gegenwärtigen Geneigtheit des Vatikans zum Entgegenkommen läßt es sich wohl annehmen, daß die Verhand lungen zu einem Resultate führen werden, und eines schönen Tages wird die Welt mit der Ver öffentlichung derselben überrascht werden. Den Reichskanzler mußte an einem Erfolge viel ge legen sein, denn er lud den päpstlichen Nuntius zu Tische, und machte bald darauf seinen Gegen besuch, wo er allerdings nicht besonders viele Um- i stände machte; denn er hatte dabei seinen ge- ; wöhnlichen Schlapphut auf und seinen dicken Spazierstock zur Seite. Fknilictaii. Unpolitische Plauder-Ecke. Eine Jagdgeschichte. Das Jagdvergnügen hat für Manche einen unwiderstehlichen Reiz, und obgleich sie ein Dachs- hundel von einem Hasen kaum unterscheiden kön nen, fühlen sie sich doch stolz gehoben, wenn sie in grauer Jagdjoppe und dem Gewehre über dem Rücken aus der Stadt hinauswandern, um als Hasenscheuche die Felder unsicher zu machen. So ein leidenschaftlicher Jägersmann war un ser bekannter Calculator Schlibbe. Wenn der erste September kam, litt's ihn nirgends mehr. Hinaus mußte er, auf Wiesen, in Wälder, auf Raine und Felder, und wenn er auch noch nie einem Hasen oder Rebhuhne etwas zu Leide ge- , than hatte, so sorgte doch sein Freund, der Stadt steuer-Einnehmer, der langgedienter Soldat und ein vortrefflicher Schütze war und der den Cal culator in der Regel auf die Jagd begleitete, immer dafür, daß er seine Jagdtasche nicht leer nach Hause brachte. Eines schönen Herbstmorgeus wanderte unser Calculator abermals mit übergehängter Büchse, sein getreues Dachsel hinterher, zu seinem Freunde, dem Stadtsteuer-Einnehmer, um letzteren verspro chenermaßen zur Jagd abzuholen. Nachdem der Einnehmer seinen Schlafrock mit einem alten Wams und seine lange Pfeife mit Während wir so mit dem Einen unserer Reichsfeinde möglicherweise zu einem gütlichen Frieden — wir wollen nicht hoffen, auf Ko sten der Rechte des deutschen Reichs — gelan gen, läßt sich mit dem anderen Reichsfeinde auf diesem Wege kein Frieden schließen. Mit diesem gilt es den Kampf bis zur Vernichtung des einen Gegners, da die Existenz Beider neben einander unmöglich ist. Den Boden zu einer energischen Bekämpfung dieses Gegners hat der nächste Reichstag durch Gesetz zu schaffen; in der dahin gehenden Vorlage heißt es bezüglich der Ver eine, um deren Verbot es sich handelt: „Ver eine, welche socialdemokratischen, socialistischen oder communistischen, auf Untergrabung der be stehenden Staats- oder Gesellschaftsordnung ge richteten Bestrebungen dienen." Die Social demokratie fühlt schon das Herannahen der Zeit, wo ihr das Handwerk gelegt werden, wo sie den energischen Streichen nicht mehr widerstehen kann. Sie fühlt das, und darum legt sie sich jetzt auf klägliche Drohungen, wie die folgende: -„Es dürfte uns eines Tages einmal in den Sinn kommen, eine Enquote über die Ehrlichkeit unserer Gegner und ihrer Helfershelfer in Betracht zu ! ziehen. Die Mittel dazu würden wir wohl noch finden und die Resultate einer solchen Enquete, ja nur die Veröffentlichung der Absicht, eine solche anzustellen, würde uns einen solch' außer- § einer kurzen vertauscht, seine Flinte und Jagd- j tasche ebenfalls übergehangen und nachdem er i feinem Kastor, einem prächtigen Jagdhunde, der im Hofe herumschlenderte, gepfiffen, wurde auf gebrochen. Bald hatten sie das Städtchen hinter sich. Kastor und Dachsel, die schon früher gute Freund schaft geschlossen, trabten seelensvergnügt voraus, während der Einnehmer eifrig auslugte und der Calculator im Bewußtsein feiner Würde noch zu keiner Unterhaltung kommen konnte. Außer daß die beiden Hunde zuweilen Jagd auf eine Feld maus machten, ließ sich keine Katze erblicken. Die Sonne brannte für ihre alten Tage recht warm auf den Rücken, so daß der Calculator bald zu der Meinung kam, ein guter Trunk könne nichts schaden. Der Einnehmer stimmte . dieser Meinung vollständig bei, wußte er ja, daß der Calculator immer eine Flasche guten Weines in der Jagdtasche verborgen hatte. Auf einem Rasenplatze im Walde wurde gelagert, um sich dem Genüsse eines feinen Frühstücks hinzugeben, wobei denn Kastor und Dachsel sich in die ab fallenden Wurstschalen und abgeknabberten Schweinsknöcheln redlich theilten. Auch diese mühevolle Arbeit wurde überwunden, worauf Beide sich wieder ins edle Waidwerk stürzten. Das Glück schien sie jetzt mehr zu begünsti gen; denn kaum waren sie aus dem Walde herausgetreten, so kam aus dem Kartoffelfelde ein stattlicher Lampe herausgewechselt. Zwei Schöffe ordentlichen Schatz von Corruption zur Verfü gung stelle», daß die industrielle kleine und große Welt, die Finanzwelt, das Beamtenthum merken sollten, daß ihnen der Boden unter d<-n Füßen wankt und die halbe Welt zusammenzustürzen droht." Na, na, mit dem Zusammenstürzen wird es so rasch wohl nicht gehen; wenn die Herren Socialdemokraten etwas von Betrügereien und Spitzbübereien wissen, so mögen sie es veröffent lichen oder anzeigen, wie dies eines jeden ehr lichen Menschen Pflicht ist. Aber damit bllis drohen wollen? Nein, das kann keine Wirkung haben. Eine solche Sitte wollen wir den Kin dern überlassen. Wir möchten hierbei gleich auf Eins aufmerk sam machen, das bisher von den staatstreuen Vertretern der Presse leider gar sehr verab säumt worden ist. Wir meinen die Bekämpfung der socialistischen Umtriebe auch außer der Zeit der Wahlvorbereitungen. Es ist eine Danaiden arbeit, während einiger weniger Wochen den in einem Zeiträume von drei Jahren von der sociali stischen Presse angesammelten Augiasstall reini gen zu wollen; fortgesetzt muß den verleiteten Arbeitern vor Augen geführt werden, tmß die socialdemokratischen Bestrebungen unausführbare Hirngespinste sind, daß sie ihr Geld gewissen losen Agitatoren in den Hals werfen, die damit ein bequemes Leben führen, daß ihnen die sociali- auf einmal wurden dem armen Schnellläufer auf den Pelz gebrannt und wohlgetroffen fank er auf der Stelle um; in großmüthiger Weise über ließ der Einnehmer das erste Wild dem Calcu lator, der steif und fest behauptete, seine Kugel habe getroffen. Im Lause des Tages wurden wohl noch einige Rebhühner, ein Fasan und außerdem zwei Hasen von dem Einnehmer erlegt, aber dem Calculator passirte des Nachmittags das Unglück, daß er seinem lieben Dachsel aus Versehen in die Vorder läufe schoß, so daß er nicht mehr gehen konnte, und vom Kastor pflichtgemäß in die Kiefern ge nommen und tiefbetrübt dem unglücklichen Schützen zu Füßen gelegt wurde. Ob dieses Vorfalles ertheilte der Einnehmer dem Calculator den guten Rath, doch das nächste Mal die verfluchte Flinte zu Hause zu lassen, außerdem wurde aber beschlossen, das nächste Dorfwirthshaus aufzusuchen und den Dachsel zu verbinden. Dachsel wurde in die Jagdtasche gepackt und auf ging es, dem nächsten Dorfe zu. Mittler weile wurde es finster, der Himmel hatte sich umzogen und einzelne Regentropfen mahnten zu beschleunigtem Schritt. In der Wirthsstube hatten sie eben die un weit der Thür an der Decke hängende Petroleum lampe angebrannt, als die beiden Jagdhelden er schienen. Den Calculator schien das Unglück heute zu verfolgen; denn kaum war er zur Thür