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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 04.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188710044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18871004
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18871004
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-10
- Tag 1887-10-04
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Monat
1887-10
-
Jahr
1887
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Nr. 117. Vrodenhoiver UnterdaltnngS- «nd Anzekgeblatt. Velche S. in der Magaensprache „Trauer und Tod" vedeutel. Das Schiff konnte dem Sturme nicht widerstehen und sank. Die Chinesen in San Francisco hielten zu Ehren ihres kürzlich aus China gebrachten Götzenbildes Tauwog einen großartigen Umzug, an welchem sich 1000 Chinesen mit vielen Frauen bemei- ligten. Die letzteren ritten auf reichgeschirrten Pferden. Die Costüme, Banner und orientalischen Waffen machten einen präch tigen Eindruck. Das Hotel Berwick in Cambridge in Amerika war dieser Tage der Schauplatz eines blutigen Dramas. Auf eiuen jungen Mann Namens Harris wurden zwei Revolverschüsse abgefeuert. Beide Schüsse trafen den Kopf, und trotzdem hatte der Unglückliche noch die Kraft, aus dem Hotel zu flüchten, auf den Bahnhof zu gelangen und dort in einen Zug zu steigen, der ihn nach dem mehrere Meilen entfernten Coldwell brachte. Harris, dessen Verwundungen für lebensgefährlich erkannt wurden, war bei dem Anlangen in Coldwell noch vollständig bei Besinnung und erzählte, daß eine junge und schöne Dame, Fräulein Louise Morisson, die Schüsse nach ihm abgefeuert habe, weil er sich geweigert habe, sie zu hei- rathen. Harris wurde ins Spital gebracht und die Aerzte staunten ihn wie ein Wunder an, da eine Kugel im Hirn stecken geblieben war und der Verwundete noch immer lebte. In der Arandung des Lebens. Von O. Reinholdt. (16. Fortsetzung.) Erwin stand auf und legte ihm seine Hand schwer auf die Schulter. „Zu Ihrer Pflegetochter kann ich Sie nicht führen, Mr. Morley, Sie müßten mir denn zuvor die Richtung angcben, nach welcher sic sich gewendet hat. An diesem Morgen ist sie uns entflohen!" Das kleine vertrocknete Männchen schien noch mehr in sich selbst zusammenzufinken, wie unter der Wucht eines schweren, unerwarteten Schlages. Sein Unterkiefer wackelte mit einer geradezu beängstigenden Heftigkeit, aber es verging eine geraume Weile, ehe er ein Wort hervorbringen konnte. „Entflohen? — heute morgen?" — Und er begleitete jedes Wort mit einem eigenthümlichen heiseren Laut, der halb wie ein höhnisches Auflachcn, halb wie ein unterdrücktes Schluchzen klang. „Und Sie wissen nicht wohin? — Und Sie wissen nicht weshalb? Und Sie können hier sitzen, mit mir schwatzen, statt Himmel und Erde in Bewegung zu setzen, sie wieder zu finden?" Erwin wollte den aufgeregten Greis sanft auf seinen Platz zurückdrängen; aber der kleine Mann schüttelte ihn mit einer grimmigen Geberde von sich ab und sah ihm mit giftig funkelnden Blicken ins Gesicht. „Antworten Sie mir, Herr!" keuchte er. „Geben Sie mir Rechenschaft über das Schicksal des Mädchens, das ich Ihnen anvertraut habe? Von Ihnen fordere ich sie zurück! Und ich frage Sie noch einmal: warum ist sic geflohen?" „Hören Sie mich an, Morley!" sagte Erwin entschieden. „Wenn ich Vorwürfe verdient habe, so können Sie sich versichert halten, daß ich mir selber keinen davon erspare, Es ist also sür den Augenblick überflüssig, zu untersuchen, wie viel oder wenig Schuld an dem verzweifelten Schritt Alicens auf mein Haupt fällt — genug, daß sie fort ist, und daß es die Aufgabe meines Lebens sein wird, sie wieder aufzufinden und sie vor Trübsal und Mißgeschick auch dann zu bewahren, wenn sie es aus irgend einer Ursache verschmäht, wieder unter das Dach zu- rückzukehrcn, unter dem ich selber weile. Nun aber sollen Sie Alles erfahren, was ich Ihnen über ihre Flucht zu berichten vermag, und ich hoffe, wir werden fortan Bundesgenossen sein." John Morley schüttelte zwar sehr nachdrücklich seinen mu- mienhaften Kopf, aber er ließ sich doch bewegen, der Erzählung des jungen Mannes zuzuhören, während sie draußen auf der Straße langsam auf- und nieoerschritten. Die Mittheilung, daß Alice durch einen so wunderbaren Zufall ihre eigene Mutter vom Untergang gerettet habe, um nun vielleicht in Gemeinschaft mit ihr abermals dem Untergange entgegenzueilen, regte ihn von Neuem gewaltig auf, und er fing an, mit seinen unvcrhältniß- mäßig langen, schlottrigen langen Armen zum Vergnügen aller Vorübergehenden wie ein Rasender in der Luft hcrumzusuchtcln. „Das ist eine schlimmme Verwicklung," rief er aus, „eine verteufelte schlimme Verwicklung! Von seiner Schwiegertochter wird der Alte sicherlich nichts wissen wollen. Denn wenn er es ihr anfänglich nicht verzeihen konnte, daß sie seinen Sohn ge, heirathet, so trägt er cs ihr jetzt noch viel ingrimmiger nach, daß sie denselben so schmählich im Stich gelassen, und er hat damit vielleicht so Unrecht nicht. Aber gleichviel! Dor Allem kommt es darauf an, daß wir sie finden. Das Weitere macht sich dann von selbst! — Leben Sic wohl, Sir, und bringen Sie dem gnädigen Fräulein meine untertänigsten Empfehlungen!" Er wandte sich mit einer kurzer Schwenkung ab, dem Bahn hose zu und schob sich dabei so hastig vorwärts, daß Erwin Mühe hatte, ihn wieder einzuholen. „Was haben Sie Master Morley?" ries er ihm zu. „Sie wollen doch nicht etwa aufs Gerathcwohl in die weite Welt hincinfahren, um Alice zu suchen?" „Und warum nicht, Herr? John Morley hat sich schon in schlimmeren Lebenslagen zu Helsen gewußt, und ich denke, so groß wird Ihr Zufluchsort ja wohl Nichtsein, daß sich Einer darin verkriechen kann wie eine Ameise in ihrem Haufen. Was gilt die Wctte, daß ich sie mit meinen alten Augen schneller gefunden habe, als Sie mit Ihren fünfundzwanzigjährigen?" „Aber Ihr Beginnen ist eine offenbare Thvrhcit, Morley", fuhr Erwin eindringlicher fort. „Es möchte einen Sinn haben, wenn wir uns in Ihrem Vaterlande befänden, dessen Verhältnisse Ihnen geläufig find. Aber hier, unter Menschen, deren Spruche Sie nicht einmal verstehen, würden Sie selber bald vollständig hülflos sein, und statt Ihrer Pflegetochter Beistand zu bringen, würden Sie desselben sehr bald für eigene Person bedürftig sein!" Der Schenkwirth von Shadwell hatte sich indessen durch diese Mahnungen nicht im Geringsten in seinem raschen Vorwärts eilen behindern lassen. Mit jugendlicher Lebendigkeit eilte er die in die Bahnhofshalle führenden Stufen empor und schüttelte die Hand seines Begleiters, der ihn am Arm zurückhalten wollte, unwillig von sich ab. „Was wollen Sic, Sir?" knurrte er. „John Mörlen ist zu alt geworden, um sich Vorschriften machen zu lassen — am aller, wenigsten von Jemandem, der sich selber nicht zu helfen weiß. Was vcrschlägt's, wenn ich Ihre barbarische Sprache nicht ver stehe? Mit meinem Englisch komme ich durch die ganze Welt. Und so lange meine Zehrpfcnnigc reichen, denke ich auch bei Ihnen allzeit gute Freunde zu finden, die nur weiter helfen. Wann geht der nächste Zug nach der Hauptstadt?" Die letztere Frage war bereits an den Billctkassirer gerichtet, und Erwin mußte nun wohl einsehen, daß es ein vergebliches Bemühen sein würde, den eigensinnigen Alten von seinem Vor haben abzubringen. Selbst seine Bitten, die Weiterreise nur noch um einen einzigen Tag aufzuschiebcn, damit er selbst ihn begleiten könne, wies Morley mit schroffer Entschiedenheit zurück. Er brauchte keine Begleitung, versicherte cr, und wenn er schon cine haben solle, so würde ihm jede andere angenehmer sein, als die des jungen Malers, bei dessen Anblick cr fortwährend die bitterste Reue darüber empfände, ihm sein Pflegekind anver- traut zu haben. Das war ein hartes und unzweideutiges Wort. Erwin biß sich auf die Lippen, aber er wußte nichts zu seiner Rechtfertigung zu erwidern und er fühlte wohl, daß er kein Recht habe, dem alten Manne zu zürnen. Als jener eine kurze Zeit später den Eisenbahnzug nach der Hauptstadt bestieg, da wünschte er ihm aus vollem Herzen einen raschen und glücklichen Erfolg seiner Bemühungen und bat ihn inständigst, sich unverzüglich an ihn zu wenden, sobald er der Hülfe und des Beistandes bedürfe. Ihn um eine Benachrichtigung im Falle des Gelingens anzu gehen, wagte er nicht, und Morley dachte nicht daran, ihm et- was Derartiges zu versprechen. Er kauerte sich sofort in der Ecke des Wagens zusammen und antwortete nur durch ein ver drossenes Brummen, das cr nur ein einziges Mal mit einem Seufzer der Erleichterung unterbrach, als der schrille Klang der Signalglocke die unmittelbar bevorstehende Abfahrt des Zugcs anzeigte. Erst als der Schaffner sich anschicktc, die Thürcn zu schließen, ließ sich John Morlcy dazu herbei, dem jungen Maler für einen flüchtigen Augenblick Lie Hand zu reichen und, etwas zu murmeln, das wie ein Abschiedsgruß klang. Als der letzte Wagen des Zuges an der ersten Weg- krümmung verschwunden war, wandte sich Erwin mit einem tiefen Seufzer zur Heimkehr. Er hatte die Ueberzeugung, daß eine Auseinandersetzung mit Else jetzt unvermeidlich sei, und sein eigenes Gewissen vermochte ihn so wenig freizusprechen, daß er Liese AuseinanLcrsetzung fürchtete wie cin Gericht. Wohl konnte er sich sagen, daß es keine schlechte Absicht gewesen war, die ihn zur Unwahrhastigkeit und Lüge verleitet; aber er fühlte zugleich selbst, daß er dies nicht als cinc Entschuldigung geltend machen konnte jenem reinen Wesen gegenüber, das ihm mit gläubigem Vertrauen cntgegcngckommen war, und Lessen Lebensglück er nun vielleicht für immmer zerstört hatte. VI. Als Erwin wieder auf Schloß Waldheim eintraf, kam ihm Else mit ruhiger Freundlichkeit entgegen. Sie war erstaunt, den alten Morlcy nicht mehr in seiner Gesellschaft zu sehen, und ihr Verlobter gab ihr mit hastigen Worten Auskunft über Len In- halt der Unterredung, welche er mit dem Pflegevater Alicens geführt.' „Du wirst mir Vorwürfe machen, daß ich ihn reisen ließ, Else", schloß er, sich gleichsam entschuldigend, „aber gegen Lie Hartnäckigkeit Les Alten ließ sich nicht LaS Geringste ausrichten, obwohl sein Beginnen eine offenbare Tollheit ist!" Das junge Mädchen schüttelte mit ruhiger Miene den Kopf. „Dieser Ansicht bin ich nicht, Erwin", sagte sie. „Die Rück- fichtslosigkeit und Sicherheit, mit der ich diesen sonderbaren Mann sich vorhin inmitten einer völlig fremden Umgebung bewegen sah, hat mir die Ueberzeugung bcigebracht, daß er mit einer Klarheit und Entschlossenheit auf seine Ziele losgcht, die ihm schon von vornherein Len Erfolg zur Hälfte verbürgen, nichts Anderes vcr- möchte mich so sehr über das Schicksal unserer armen Alice zu beruhigen, als das Bewußtsein, daß gerade Lieser Mann ent schlossen ist, ihren Aufenthalt ausfindig zu machen." Verwundert blickte er zu ihr auf. Mehr noch als der In halt ihrer Worte setzte ihn Lie Art und Weise in Erstaunen, mit welcher sie in einer so peinlichen Lage, wie es Lie gegenwärtige war, zu sprechen vermochte. Er batte erwartet, Laß sie mit strenger Richtermiene oder in Thräncn aufgelöst vor ihn hintreten, Laß sie ihn mit Vorwürfen über schütten würde. Statt dessen behandelte sie ihn, als wäre nicht das Geringste zwischen ihnen vorgefallcn, als hätte seine unnatürliche Aufregung nichts Befremdendes und Verletzendes für sic gehabt. Es wäre Grund genug für den jungen Maler gewesen, erleichtert aufzuathmen ; aber cr konnte keine Befriedigung über diesen Auf- schub einer Erklärung empfinden, Lie ihm nach Lem Vorgefallencn nun einmal unvermeidlich erschien. Er sehnte sich fast nach dem Gewitter, Las Lie schwüle Atmosphäre reinigen sollte, aber er hatte trotzdem noch immer nicht Len Muth, seinen Ausbruch selbst herbeizuführen. Wortkarg unL befangen saß er der jungen Schloßherrin wäh. rend Ler Mittagsmahlzeit gegenüber, und obwohl cr Lie Speisen kaum berührte, erhob er doch seine Blicke nicht ein einziges Mal von seinem Teller. Auch Else sprach nur wenig und von gleich, gültigen Dingen, auf Lie cr zumeist mit einem einfachen „Ja" oder „Nein" antworten konnte. Die Gegenwart des auswartendcn Dieners legte ihnen ja überhaupt einen starken Zwang auf, aber als derselbe sich endlich auf einen Wink seiner Herrin entfernt hatte, war Erwin fest entschlossen, dem qualvollen Zustand unter allen Umständen cin Ende zu machen. Er schob seinen Sessel zurück und erhob sich, um einen Schritt auf Eise zuzutreten, Lie ebenfalls aufgcstanden war und mit etwas bleichem Antlitz seiner Anrede harrte. „Du zürnst mir, Else", sagte cr, „und Du hast ein Recht dazu! — Ich will mich nicht zu entschuldigen suchen! Deiner eigenen Hochherzigkeit will ich es überlassen, Lie wahren Beweg, gründe meiner Handlungsweise zu finden. Nur eine einzige Frage muß ich an Dich richten: Wic sollen wir fortan unser Leben führen? Du allein bist es, die darüber zu entscheiden hat!" Er glaubte, das entscheidende Wort gefunden zu haben und harrte in ängstlicher Spannung ihrer Antwort. Nun endlich war ja, wie cr memte, ein Ausbruch ihres ZorncS oder ihres Schmerzes unvermeidlich, und cs galt, denselben in demüthiger Reue hinzu- nchmcn. Für einige Strunden war eS todtcnstill —, dann aber antwortete sie mit einer Gemessenheit und Kälte, die er nie zu vor an ihr wabrgenommcn hatte: „Ich wüßte nicht, warum dies traurige Ereigniß unsere Lebensführung verändern sollte! Wenn nicht Du selbst einen Wunsch in dieser Richtung hast, so dürfte wshl vorläufig alles beim Alten bleiben!" Das hatte cr wahrlich nicht erwartet. Auf alles Andere war cr gefaßt gewesen, nur nicht auf diese Antwort, die jeden Weg zu einer Verständigung abschnitt und alle Entschlüsse mit einem Schlage lähmte. Vergeblich suchte und rang cr nach einem Worte der Erklärung, nach einer Erwiderung, welche Lie volle Wahr heit ans Licht brächte, ohne sie töLtlich zu verletzen, aber wie er auch sein Gehirn zermarterte, er fand das erlösende Wort nicht, und als sie nun die schönen blauen Augen voll zu ihm aufschlug, als wollte sie ihn fragen: kannst Du wirklich grausam genug sein, alle meine Hoffnungen und Träume, all' mein Lebensglück zu zerstören? — da war sein Muth und seine Entschlossenheit wie Spreu verweht, da kam es kraftlos und müde, wie nach einer gewaltigen körperlichen Anstrengung über seine Lippen: „Wenn Du eS so für richtig hältst, so füge ich mich selbstverständlich Deinen Wünschen!" „Ich erwartete eS nicht anders", gab sie in dem vorigen Tone zurück, „und ich zweifle nicht, Laß sich Alles nach unseren Hoffnungen fügen wird. Aber hast Du es so eilig, Erwin? Willst Du schon wieder gehen?" Er stand in Ler That bereits aus der Schwelle, da erfühlte, daß ihn seine Fassung zu verlassen drohte. „Vergieb mir, Else, aber mein Bild — die Ausstellung ist vor der Thür — eS drängt mich, es endlich fertig zu sehen." „Ich will Dich nicht zurückhalten", erwiederte sie kühl, „ich gedachte Dir nur noch mitzutheilen, daß ich mich entschlossen habe, für cine kurze Zeit der Einladung einer meiner Freundinnen zu einem Besuche Folge zu leisten. Du würdest mich sehr zu Dank verflichten, wenn Du während meiner Abwesenheit hier das Regiment führtest, Frau Pochmann wird dafür Sorge tragen, daß Dir nicht zu viele Beschwerden und Unbequemlichkeiten daraus erwachsen." Jetzt erst begriff er ihr ruhiges Verhalten. Sie wollte nicht auf der Stelle einen Bruch herbeiführcn, aber sic ging ihm doch aus dem Wege; — er wußte, Laß sie entschlossen sei, nie wieder mit ihm unter einem Dache zu weilen. Aber seine Ritterlichkeit empörte sich gegen den Gedanken, daß sie vor ihm entfliehen müsse. „Würdest Du cs nicht vorzichen, Dcine Freundin hierher kommen zu lassen, Else, während ich mich zur Vollendung meines Bildes in die Hauptstadt begebe?" fragte er zögernd. Doch diese schüttelte entschieden daß Köpfchen. „Du bestehst Lie Probe auf die Aufrichtigkeit Deiner Ver sicherungen schlecht, lieber Erwin", sagte sie mit einem leichten Anflug von Bitterkeit. „Erst soeben zeigtest Da Dich so bereit willig, auf meine Wünsche einzugehen —" Er verbeugte sich kurz, und eine schwache Röthc färbte seine Wangen. „Du wirst nicht zum zweiten Mal Veranlassung haben, mir cincn solchen Vorwurf zu machen. Und wann gedenkst Du zu reisen?" „In einer Stunde! Da ich Dich nicht gern nachher bei Deiner Arbeit störe, so erlaubst Du mir wohl, mich gleich jetzt zu verabschieden!" „Du hast mir noch nicht gesagt, wohin Du gehen willst, Else, und ich weiß darum nicht, ob ich Dir meine Begleitung zum Bahnhof anbieten kann." Sie machte eine freundlich ablehnende Bewegung. „Ich danke Dir, Erwin, es wäre eine Sünde, Dich noch länger in Anspruch zu nehmtn. Auch bliebe ich, offen gestanden, jetzt gern ein Wenig allein! Lebe wohl also — oder, damit es weniger feierlich klingt: Auf Wiedersehen!" Sie streckte ihm ihre Hand entgegen die er hastig ergriff. Doch als er sich auf die schlanken Finger nicderbeugen wollte, um sie zu küssen, entzog sie ihm dieselbe schnell und machte cine Bewegung, Lie er nur als eine endgültige Verabschiedung deuten konnte. Langsam wendete er sich zur Thür. ES war ihm, als müsse sie ihn dennoch einmal zurückrufen, cs könnte Lies un möglich ihr Abschied sein auf eine lange Zeit; aber Las junge Mädchen regte sich nicht und hinderte ihn nicht, zu gehen. Doch als sich die Thür hinter ihm geschlossen hatte, brach auch ihre bis dahin mühsam aufrecht erhaltene Fassung zusammen, und sie sank schluchzend auf ihren Stuhl zurück. „O, Mutter, liebe — liebe Mutter!" kam cs jctzt leise über ihre Lippen. „Wärest Du doch bei mir! Könntest Du mir jctzt rathen und tragen helfen! — Es ist ja fast zu viel für meine schwachen Kräfte!" (Fortsetzung folgt.) Miltheilungen über Obst- unb Gartenbau. Frische Pflaumen bis zum Frühjahr aufzubcwahren. — Man nimmt die Pflaumen an einem sonnigen, ganz trockenen Tage sorgfältig vom Baume ab, und zwar, wenn sie reif, aber nickt weich sind und läßt sie circa 36 Stunden lang in einem trockenen Raume aus dünsten. Nun werden die Pflaumen in einen neuen Steiutopf, der ganz trocken ausgewischt werden muß und in dem sich noch nie Wasser befunden hat, zwischen Kleie «der Mehl derartig eingeschichtet, daß die Stielseite nach unten gerichtet ist und keine Pflaume die andere berührt, vielmehr jede mit Kleie oder Mehl umgeben wird. Ist der Topf gefüllt, so wird derselbe mit Pergamentpapier und demnächst mit einer Blase ganz lustdickt verschlossen und an einem (rostfreien, gänzlich trockenen und kühlen Orte ausbewahrt. Beim Gebrauch wäscht man die Kleie von dcn Früchten ab, legt letztere in ein Haarsieb und hält dies einige Augen blicke über den Dampf von kochendem reinen Wasser, wonach sie das frische Ansehen eben erst gepflückter Pfliumen erhalten. Literarisches. Eine eigenthiimliche Erscheinung unsrer Zeit ist es, daß, während die Nahrungsmittel und alle den sonst materiellen Bedürfnissen dienenden Dinge immer theurer werden, die geistige Nahrung unsres Volkes, unsre Literatur in ganz ausfälliger Weise von Jahr zu Jahr wohlfeiler wird. Viele Leute behaupten, daö sei ein schlimmes Zeichen und cin Beweis sür den Umstand, daß infolge des schlechten Absatzes der Bücher diese dem Publikum zu Spottpreisen aufgedrängt würden. Das mag sür manch ein schlechtes Machwerk wohl zutreffend sein, aber im übrigen können mir unS nur darüber freuen, daß viele Verleger in neuester Zeit dem Volke die geistigen Schätze unsrer Nation zu eurem möglichst wohlfeilen Preise zugänglich machen. Die Verleger sind freilich nur dann in der Lage, so billige Bücher berzustellen, wenn sie vom Publikum durch fleißiges Kaufen derselben unterstützt werden in ihrem lobenSwertben Bestreben. — Ein reckt erfreuliches Beispiel für daS Zusammenwirken von Verleger und L'ser giebt die rühmlichst bekannte Zeitschrift: „Schorers Familicnblatt" rn ihrer Salon-Ausgabe. Es ist geradezu staunenswerth, was diese vorzüglich geleitete Zeitschrift für erneu billigen Preis alles darbietet. Auf lllv Seiten in Lexiconformat bringt sie allmonatlich eine derartige Fülle von Unterhaltung und Belehrung in reichhaltiger Ab wechselung einen solchen Schatz von prachtvollen Holzschnitten, alles für 75 Pf., daß man sich über den erstaunten Ausruf: Wie ist cs möglich! durchaus nicht wundeit. Das Familicnblatt hat freilich in den letzten Jahren solcke Fortschritte in der Sympathie gemacht, daß der Verleger infolge der colossaltn Auflage in den Stand gesetzt werden konnte, für wenig Geld so vorzügliches zu bieten. Es ist unverkennbar: Die Salon- AuSgabe von Säivrers Familicnblatt ist heute ohne Zweifel die beste und billigste illustrirte Monatsschrift der Welt. I werden c gesucht. Exped. d Ar di Mont und ersw sich Abe «l Abends Turnhai iVvrrr sowie aw genomme Mi KM Siti im Tagesor zahluns Bücken Rechuu Es bild St Sonntag Mm Nm Diensta( L Aul Sonna V bestend in im Saale Hierzu 4 4^1 von jetzt c H- Monta Vormitl Revier cir 1 R, 7 7 SO 51,3 4 200 Rr 20 unter den machenden verauction Versa Mihrrrl. Liega, Auc Näckl d. Ä., f Herrn Zi Elsterwerv schiedene, Rentiere, LwM zugehörige 1 Wäsc Schreib sckrank, Waschti stelle, 2 div. Tis, gute Kl und Gla sacken r Baarzahlu v,
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