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Als ein Zeichen des Wachsthums der Social demokratie erklärten wir es bereits, daß nament lich die Jugend am empfänglichsten für diesociali- stischen Lehren ist, und daß auch die socialdemo kratischen Versammlungen überwiegend nur von jüngeren Leuten besucht werden und daß der Zuwachs der socialdemokratischen Wahlberechtig ten hauptsächlich in Leuten besteht, die erst in's 25. Lebensjahr eingetreten sind. Zu An fang der sozialdemokratischen Bewegung fanden die verderblichen Lehren Lassalle's, wie er selbst klagt, nur wenig Anklang, denn während er mit Hunderttausenden von Arbeitern zu rechnen ver meinte, fand er, daß er kaum einige Tausend zu seinen Anhängern zählen konnte. Und noch zu Mitte der sechziger Jahre standen die Lassalle- aner selbst unter den Arbeitern in einem gewissen Verrüfe. Erst nach und nach, als die jungen Arbeiter, denen man die socialdemokratischen Leh ren zugänglich machte, heranwuchsen, stieg auch die Stärke der socialdemokratischen Partei. Man sollte nur einmal eine Statistik über das Alter der socialdemokratischen Wähler aufstellen, man würde wohl unsre Behauptung bestätigt finden. In dieser Thatsache liegt eine außerordentliche Gefahr zur unsere Zukunft. In jungen Leuten, die vorerst doch nur das Bestreben haben sollten, sich in ihrem Fache aus zubilden, die noch nicht im Stande sind, durch große Leistungen sich großen Verdienst zu ver schaffen, und die deshalb sich noch an Entbeh rungen und an bescheidene Ansprüche gewöhnen müssen, in solchen jungen Leuten, sagen wir, den Neid gegen den Besitzenden, den Haß gegen den Neichthum einzupflanzen, ist eine spielende Leich tigkeit. Und es haben deshalb auch Alle, welche diesem verbrecherischen Beginnen gegenüber die strengen Lehren der Selbstbeherrschung und treuen Pflichterfüllung predigen wollen, eine ungeheuer schwierige, wenn nicht unmögliche Ausgabe. Wie ist dieser traurigen Erscheinung ein Ziel zu setzen? Aufgabe des Staates ist es zunächst, daß un sere Jugend nicht mehr fernerhin einer solchen Verführung, die doch den größten Schaden für sie selbst in sich birgt, ausgesetzt wird, und daß er es den socialdemokratischen Agitatoren unmög lich macht, durch leichtfertige Versprechungen, die nie erfüllt werden können, eine urtheilslose Menge bis zur Revolution zu treiben. In zweiter Linie hat aber, und dies in viel größerem Maße, unser deutscher Schulmeister die wichtige Aufgabe, der vaterlandslosen Social demokratie den Boden zu entziehen. In der Schule schon muß eine gesundere Anschauung Platz greifen, eine bessere Würdigung des Eigenthums und Besitzrechts, welches das Fundament des Staates bildet, eine höhere Achtung vor Handel und Gewerbe, deren Leitung nicht als Faullen- zerei, sondern als eine der schwierigsten und sorgenvollsten Arbeiten zu betrachten ist. Der deutsche Schulmeister muß in unbefangener Weise zu einem gerechten Urtheil über die mit Unrecht angefeindete Kapitalwirthschaft gelangen und darf ökonomischen Fragen nicht mehr als Theo retiker gegenüberstehen. Damit wird der Social demokratie die Jugend und mit dieser die Zukunft entzogen. Die Lebensfäden werden ihr ab- geschnitten und unabänderlich muß sie wie die Schatten der Nacht vor den Hellen Strahlen der Sonne verschwinden. Der deutsche Schulmeister hat bei allen unseren Erfolgen seinen unbestrittenen Antheil gehabt, mit seiner Hilfe wird es auch wiederum gelingen, die inneren Feinde uns vom Halse zu schaffen. politische Rundschau. * Waldenburg, 7. August 1878. Die über das Befinden unseres Kaisers aus Teplitz kommenden Nachrichten stimmen alle darin überein, daß die Wirkungen der Teplitzer Heilmittel sich über alle Erwartung günstig äußern und daß die volle Wiederherstellung des Kaisers in nicht allzu ferner Zeit mit Bestimmtheit erwartet werden kann. Das Aussehen des Kaisers, der sich Nachmittags von 2 Uhr an regelmäßig frei unter dem promenirenden Publikum im Kurgarten bewegt, ist wieder ein gesundes und seine Haltung die alte stramme und ungebeugte. Mit der rech ten Hand, die er bisher gar nicht bewegen konnte, hat er bereits mehrere gut lesbare Worte zu schreiben vermocht. — DieNachricht der „Bohemia" von einer Dreikaiser-Zusammenkunft am 15. Au gust bestätigt sich nicht, vielmehr wird der öster reichische Kaiser allein, und zwar heute Mittwoch schon dem Kaiser Wilhelm in Teplitz einen Be- . such abstatten. ! Neber einen Unfall, welcher dem Kronpin- § zen und der Kronprinzessin des deutschen Reichs i am 3. d. M. in Homburg passirt ist, erhält die j „Post" aus Homburg folgenden authentischen Be- i richt: Zu einer steileren Bergtour hatten die ! kronprinzlichen Herrschaften statt der eigenen Pferde j einen Viererzug Miethpferde nehmen lassen, welche den Zug gewohnt sind. Durch einen unglücklichen Zufall gingen die Pferde auf der Chaussäe nach der Saalburg durch, wurden jedoch aufdem nächsten Amberge zum Stehen gebracht. Die Herrschaften setzten zu Fuß den Weg fort, bis der Vorreiter einen andern Wagen von Homburg nachgebracht hatte. — Der Kronprinz wird übrigens, wie ver lautet, am 20. August Homburg wieder verlassen und nach Berlin, bez. Potsdam zurückkehren. Am 24. August wird die Vermählung der Prinzessin Marie von Preußen mit dem Prinzen Heinrich der Niederlande im neuen Palais bei Potsdam staltfinden. Den standesamtlichen Akt wird kurz vor der Trauung der Minister des königlichen Hauses Staatsminister Frhr. v. Schlei nitz vollziehen. Die aus Bosnien vorliegenden Nachrichten ergeben bereits die Thatsache, daß die österreichische Occupationsarmee keine ganz unblutige Aufgabe zu erfüllen hat. Von welcher Seite die ausge brochenen Aufstände genährt werden, ist noch un klar, aber man vermuthet, daß die Pforte die muselmännische Bevölkerung Bosniens ausgereizt hat, um später sagen zu können, die türkische Regierung sei der Gewalt gewichen, allein das Volk habe protestirt und diesen Protest mit seinem Blute besiegelt und so alle Rechte des Sultans auch für die Zukunft gewahrt. Ueber den bis herigen Verlaus der Besetzung ist zu melden, daß dieHauptcolonne nachHerstellung der durch Wolken brüche entstandenen Schäden an den Communika- tionen im Bosnathale weiter vorgerückt ist. Die Bevölkerung ist durch das taktvolle und freund liche Auftreten der österreichischen Truppen ganz gewonnen, besonders die besitzende Classe. Bei Citluk in der Nähe von Mostar (Herzegowina) stieß jedoch die Vorhut der 18. Truppendivision am 4. August auf 500 Insurgenten, welche von den Oesterreichern aber vertrieben wurden. Leider wurden dabei vier österreichische Jäger verwundet. Sodann brach in Mostar ein Pöbelaufstand aus, der zu einer Reihe blutiger Gewaltakte, zur Niedermetzelung des Kaimaskams und Muftis und wahrscheinlich auch zu einem Straßenkampfe ge führt hat. Dem Aufstand in Mostar ist jedoch durch das Einrücken der Oesterreicher am 5. Au gust Nachmittags 6 Uhr, denen keinerlei Wider stand geleistet wurde, ein schnelles Ende bereitet worden. Auch in Serajewo ist ein Aufstand aus gebrochen, der ein völlig communistisches Gepräge trägt. Und bei Maglia sind 70 österreichische Husaren dem Aufstande zum Opfer gefallen. — In den Grenzdistricten Griechenlands zwingt die türkische Regierung die Bevölkerung zur Unter zeichnung von Petitionen gegen eine Gebietsab tretung, um damit genügende Gründe zu ihrer Weigerung aufzeigen zu können, und die Umge bung der Festung Varna wird völlig von den Türken angesichts der bevorstehenden Räumung dieses Platzes verwüstet. Angesichts dieser Schand- thaten wäre es besser, wenn die Türken gleich vollständig aus Europa hinaus geworfen würden. Das „Journal des Sciences Militaires" giebt die heutigen Streitkräfte Frankreichs auf 3,600,000 Mann an, eine Zahl, die etwas stark übertrieben zu sein scheint. Dieser Effectivbestand ist ihm zufolge folgendermaßer zusammengesetzt: 1) Unter den Fahnen: Land-Armee 480,000 See- Armee 50,000, im Ganzen 530,000. 2) In der Heimath:aktiveLand-Armee,zurVerfügung 900000, Reserve 700,000; aktive See-Armee, zur Verfü gung 20,000, Reserve 40,000; Territorial-Ar- mee 700,000, im Ganzen 3,070,000. Man schätzt die ganze aktive Armee nach der Mobilma chung auf 1,180,000 Mann, wovon 770,000 auf die Infanterie, 142,000aufdieArtillerie, 90,000auf die Kavallerie, 20,000 auf das Genie, 44,000 auf den Drain, 50,000 auf die Gensdarmen und