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Großenhainer Uuterh altungs- M AnWgMü. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Redigirt, gedruckt und verlegt von Herrmann Starke in Großenhain. 118»Donnerstag, den 10. Lctober 18VT» Tagesnachrichten. Großenhain. In letzter Zeit sind in hiesiger Gegend mehrfach Brande von auf dem Felde stehenden Getreide- oder Strohfeimen vorgekommen. Vorige Woche brannten solche Fei men bei den Dörfern Baßlitz und Uebigau nieder, und zwar beide Male Abends gegen 8 Uhr. Man vermuthet in beiden Fällen Brandstiftung. Auch hört man die Landleute klagen, daß öfters das jetzt auf den Feldern in Haufen gebrachte Kar toffelkraut zum Nachtheil der Besitzer in den Abendstunden von Fremden angezündet werde. Eine solche Brandlegung, mag dieselbe aus Muthwillen oder böser Absicht geschehen, ist ein Verbrechen, und es wäre zu wünschen, daß einmal ein solcher Brandstifter ergriffen würde, damit derselbe die gesetzliche Be strafung erhalte. Sachsen. Wie das „Dr. I." aus sicherer Quelle ver nimmt, ist über die Festlichkeiten am königl. Hofe zur Feier der goldenen Hochzeit Ihrer Majestäten des Königs und der Königin im Allgemeinen folgendes Programm aufgestellt worden. Zur Annahme der Glückwünsche von den voraussichtlich sich anmel denden Corporationen, ingleichen der Herren Staatsminister, der Mitglieder des diplomatischen Corps, der Directorien der hohen ständischen Kammern sind die Tage des 7. und 8. November bestimmt. Den 9. November wünschen Ihre Majestäten mit den allerhöchsten und höchsten Mitgliedern des königl. Hauses und mit 'den etwa anwesenden hohen fürstlichen Gästen eu tamitle zuzubringen. Am 10. November Vormittags 10 Uhr findet die kirchliche Ceremonie der Einsegnung des allerhöchsten Jubel paares in dem zu diesem Zwecke besonders eingerichteten Eck paradesaal der zweiten Etage des königl. Residenzschlosses statt, nach deren Beendigung die allerhöchsten Herrschaften Sich zum Gottesdienst in die katholische Hofkirche begeben, in welcher nach der Predigt der Ambrosianische Lobgesang unter Abfeuorung von Artillerie- und Kleingewehrsalven abgesungen werden wird. Am Abend des 10. November wollen Ihre königlichen Majestäten Sich in das Hoftheater begeben, um daselbst dem Vortrage eines Prologes, der Aufführung einer Festouverture und eines geeigneten Stückes beizuwohnen. Den Schluß der Festlichkeiten bildet ein Hofball, welcher am 11. November in den Festräumen der zweiten Etage des königl. Residenzschlosses stattfinden soll. — Se. königliche Hoheit der Kronprinz ist am 7. October Nach mittags ^4 Uhr von Ischl wieder in Dresden eingetroffen. — Die von der ersten Kammer erwählte außerordentliche Deputation für Verathung des Volksschulgesetzentwurfs ist am 7. October Vormittags im Landhause zu Dresden wieder zusammengetreten, nm nunmehr die Specialberathung der einzelnen Paragraphen des gedachten Entwurfes vorzunehmen. (Dr. I.) — Die Ver- urtheilung Bebel's zu 9 Monaten Gefängniß und Verlust des Reichstagsmandats wegen Majestätsbeleidigung ist dem „Volks staat" zufolge vom Oberappellationsgericht bestätigt worden. Bebel wird diese Strafe, nach Absolvirung seiner 22 Monate Festungs haft, im Landgefängniß zu Zwickau zu verbüßen haben. — Wie der „Dresdner Anzeiger" berichtet, sind bei einer dort abgehaltenen Buttergewichtsrevision 246 Stückchen Butter für zu leicht be funden worden. Das Gesammtmanco betrug 1 Kilo 347 Gramm, mithin circa 5 Gramm durchschnittlich. An den einzelnen Stück chen haben bis zu 28 Gramm gefehlt. — In dem Dorfe Langen- striegis bei Oederan sind einige Eisenerzlager entdeckt worden. Der Betrieb derselben ist von drei bedeutenden Firmen über nommen und die Ausbeute bis jetzt bei einigen Fuß Tiefe eine sehr erfreulich lohnende gewesen. — In der Nacht zum 5. Octbr. brannte in Lauterbach bei Marienberg ein Haus nieder, wobei eine 50 Jahre alte ledige Frau, welche sich, um ihre Effecten zu retten, nochmals in das brennde Haus wagte, in den Flam men umkam und total verkohlt aufgefunden wurde. Preußen. Die Angaben der „Sp. Ztg." über die im Cultusministerium bearbeiteten Gesetzentwürfe, die kirchlichen Fragen betreffend, werden in der „N. A. Z." von competenter Seite als voreilig und größtentheils irrthümlich bezeichnet. — Wie die „Nat.-Ztg." erfährt, hat sich die deutsche Regierung, da Frankreich den seit Beendigung des Krieges an den franzö sischen Grenzen eingeführten Paßzwang zuerst zu Gunsten der in Calais oder Boulogne rc. landenden Engländer, dann an der belgischen, spanischen und italienischen und schließlich auch an der schweizer Grenze wieder aufgehoben, dagegen aber es für gut befunden hat, diesen Paßzwang in ganzer Strenge aus schließlich an der jetzigen deutsch-französischen Grenze aufrecht zu erhalten, veranlaßt gesehen, auch ihrerseits an der deutsch französischen Grenze den in Deutschland bekanntlich längst abge schafften Paßzwang vom 1. Novbr. d. I. an wieder einzuführen. — Die Zahl der in die in Straßburg liegenden Regimenter ein tretenden elsässischen Freiwilligen, welche schon gegen 600 beträgt, dürfte sich, da die Zeit der Anmeldung noch bis Anfang Novem ber währt, bis dahin wohl auf 1000 erhöhen. Es ist hierbei in Betracht zu ziehen, daß Diejenigen, welche nicht optirten, schon früher ihre Lage überschauten und nur den 1. October abwarteten, um dann der einmal nicht mehr zu umgehenden Militärpflicht zu genügen. Wer die nöthige Bildung hatte, trat als Einjährig- und, wem diese mangelte, als Dreijährig-Frei- Williger ein, da ihm dadurch der Vortheil wurde, sich sein Re giment wählen zu dürfen. Zahlreiche Beitritte von Söhnen wohlhabender Eltern hat besonders das Ulanenregiment; auch der Artillerie ist es kaum möglich, alle Freiwilligen unterzubringen. — Der „Elsässer Correspondenz" zufolge sind bei den Behörden von Elsaß - Lothringen 164,633 Optionen für Frankreich erfolgt, von denen durch Auswanderung ungefähr 38,800 wirksam wurden. Oberelsaß zählt 92,662 Optanten auf mit 7450 Auswanderern, Unterelsaß 42,394 Optanten mit 10,200 Auswanderern. Außer dem sind von den am 2. März 1871 dort domicilirten Franzosen etwa 12,000 vor dem jetzigen Optionstermine ausgewandert. Anzeichen sprechen für den Wunsch Vieler nach Rückkehr. Dem steht nach der „Els. Corr." nichts entgegen, wenn sie deutsche Staatsbürger mit allen Verpflichtungen werden. — Im Markt flecken Traben (Regierungsbezirk Koblenz) erfolgte am 3. Octbr. ein Kellereinsturz, wobei 11 Arbeiter unter den Trümmern be graben wurden. Durch sofortige Hülfe gelang es zwar, inner halb einiger Stunden die Verschütteten wieder auszugraben, aber in welch entsetzlichem Zustande: drei waren todt, zwei lebens-