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Großenhainer Werh altuW- «ud AlWgMatt. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großmhain. Redigirt, gedruckt und verlegt von Herrmann Starke in Großenhain. NT, Dienstag, den 20. August 18VÄ. Bekanntmachung. Ende September d. I. ist die von der Anleihe der Stadt Großenhain vom Jahre 1839 unausgeloost gebliebene letzte Obligation lüt. Nr. 48 über 100 Thlr. zur Auszahlung zu bringen. Der Inhaber dieser Obligation wird daher hierdurch aufge fordert, gegen Rückgabe derselben und der Zinsleisten den ob- gedachten Capitalbetrag bei unserer Stadthauptcasse zu dem ein gangs erwähnten Zeitpunkte zu erheben. Zugleich bemerken wir, daß die beiden Obligationen lüt. Nr. 46 und 47 über je 100 Thlr. schon in früheren Jahren ausgeloost und seitdem zinslos sind. Großenhain, am 17. August 1872. Der Rath daselbst. Kunze. Whschl. Tagesnachrichten. Großenhain. Der Jahrestag der Schlacht bei St. Privat, der vergangene Sonntag, war dem hier garnisonirenden Reiter regiment Anlaß zu einem Paradegottesdienst. Vor dem Beginn desselben hatte das Regiment auf dem Marktplatze Aufstellung genommen, und dessen Commandeur nahm dabei Gelegenheit, in kurzer Ansprache den versammelten Mannschaften den Anlaß des heutigen Vorhabens zu erwähnen, machte darauf aufmerksam, daß es sich gebühre, dem Herrn der Heerschaaren Dank dar zubringen, und gedachte auch der Opfer, die der Erinnerungstag gefordert hatte. Nachdem bald darauf die Glocken ertönten, zog die Kriegerschaar in das Haus des Herrn. Bei der Mit tags abgehaltenen Wachparade hatte das Trompetercorps sein Programm dem Tage angepaßt, denn man hörte mehrfache vaterländische Melodien erklingen. Sachsen. Am 15. August fand auf der Festung Königstein im Beisein einer größeren Anzahl Offiziere ein Unterrichtsschießen der dort als Besatzung stehenden 5. Festungsartilleriecompagnie statt, wozu als Ziele eine Scheibe auf dem Wasserspiegel der Elbe (ca. 600 Meter von der Festung) und eine zweite größere Scheibe am Felsabhange des Liliensteins (ca. 1950 Meter Ent fernung) angebracht waren. Gleichzeitig fand auch das Schießen eines Jnfanteriecommandos mit der Zündnadelwallbüchse, welche zur Armirung der Festungen bestimmt ist, nach denselben Zielen statt, und war man dadurch im Stande, die Trefffähigkeit dieser beiden Waffen in directen Vergleich zu stellen. — Bei dem jetzt stattfindenden Prüfungs- und Belehrungsschießen mit dem aptirten Zündnadelgewehr sind, wie das „Dr. I " berichtet, ganz außer gewöhnliche Resultate erzielt worden. So hatte eine Compagnie des Schützenregiments auf 1200 Meter Entfernung in die Co lonnenscheibe (bei 400 Schuß) 75 Procent Treffer, mehrere Compagnien zwischen 60 und 70 Procent. Vom Leibgrenadier regiment hatte auf 800 Meter (der kleinsten unter den weiten Distanzen) eine Compagnie von 200 Schuß 182 Treffer, d. h. 91 Proeent auf die Colonnenscheibe; das Regiment hatte auf 1000 Meter die besten Resultate, nämlich einen Durchschnitt von 60—70 Procent, während bei dem nachfolgenden Schießen auf 1200 Meter die allzu sehr und grell wechselnde Beleuch tung erschwerend wirkte. Man sieht aus diesen wenigen Ziffern, welcher Leistungen das aptirte Gewehr fähig ist. — Das „Dr. I." hatte vor Kurzem eine Correspondenz aus Metz mitgetheilt, welche den Wunsch aussprach, daß den sächsischen Kriegern, welche für Deutschlands und Sachsens Ehre durch die Kämpfe gegen Frankreich ihren Tod gefunden, ein gegen Zerstörungen, welche der französiche Haß gegen Deutschland fürchten läßt, möglichst gesichertes Denkmal gesetzt werden möge. Jetzt kann das „Dr. Journ." in dieser Angelegenheit aus bester Quelle Folgendes mittheilen: Es ist, um das Andenken der in den Kämpfen des Feldzugs 1870/71 in Frankreich gefallenen Offi ziere und Mannschaften des königl. sächs. (12.) Armeecorps durch ein äußeres Zeichen der Erinnerung und Dankbarkeit zu ehren, die Errichtung eines Denkmals auf dem Schlachtfelde von St. Privat eine längst beschlossene Sache. Die Vorarbeiten sind seit längerer Zeit beendet, mit Ausführung des Unternehmens ist bereits vorgegangen. Der Guß der aus Eisen herzustellenden Embleme ist in Arbeit und die Vornahme des Unterbaues nur noch abhängig von Erwerbung des erforderlichen, auf dem Ge fechtsfelde der Sachsen (nördlich St. Privat) gelegenen Grund stücks, worüber die bez. Unterhandlungen ihrem Abschlusse ent gegengehen.— Auf dem Alaunplatze zu Dresden fand am Sonntag früh ein Feldgottesdienst statt, an welchem die beiden Grenadierregimenter und das Schützenregiment Theil nahmen. — Das Ministerium des Innern macht bekannt, daß zu den Jagd karten auf das Jagdjahr 1872/73 hellgrünes Cartonpapier ver wendet ist und auf deren Rückseite die Schon- und Hegezeiten der jagdbaren Thiere in tabellarischer Form angegeben sind. Preußen. Der osficielle „D. R. -A." bestätigt, daß die Ankunft des Kaisers von Rußland in Berlin am 5. September erfolgt. — Kaiser Wilhelm hat den Befehl nach Berlin gelangen lassen, daß während der Anwesenheit der Kaiser von Rußland und von Oesterreich, und zwar am Abend des 7. Septbr. nach Schluß der Gala-Oper, ein großer Zapfenstreich der vereinigten Spielleute und Militärmufikchöre des Gardecorvs stattfinden soll. Dieser Monstre -Zapfenstreich, an dem somit 22 Musikcorps mit circa 725 Musikern und circa 350 Spielleuten theilnehmen wer den, wird voraussichtlich vom Schloßplatz seinen Ausgangspunkt nehmen. — Die Bewaffnung der in Berlin und in Potsdam garnisonirenden Garde - Jnfanterietruppentheile mit den aptirten Zündnadelgewehren ist überall vollendet. — Die Arbeitseinstellung auf der kaiserl. Werft zu Danzig feiten der Schiffszimmerer, wel cher am 9. Aug. die der Tischler und am 10. die der Schmiede, Schlosser, Maschinenbauer, Kupferschmiede rc. gefolgt ist, dauert noch immer fort. — Nach einer Mittheitung der „Els. Nachr." steht ein Circular des französischen Ministeriums des Innern in Aussicht, wonach die in Elsaß - Lothringen lebenden franzö sischen Staatspensionäre, wofern sie ihre Pension aus der fran zösischen Staatskasse fortbeziehen wollen, auf die Nothwendigkeit aufmerksam gemacht werden, ihr Domicil vor dem 1. October d. I. nach Frankreich zu verlegen. Vielen dieser alten, oft durch lange und ehrenvolle Dienste in der Civil- und Militärverwaltung ausgezeichneten Männer oder ihren pensionsberechtigten Wittwen.