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Großenhainer lluterh altuiigs- und AnzchMÜ. Mmtsvlatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Nedigirt, gedruckt und verlegt von Herrmann Starke in Großenhain. 84. Sonnabend, den 20. Juli 18VÄ. Bekanntmachung. Die Pachtgelder, Schank-Canons und die Nöhrwafferzinsen aufs erste Halbjahr 1872 sind bis längstens den 23. Juli 1872 an Stadthauptcassenexpeditionsstelle zu bezahlen. Großenhain, am 6. Juli 1872. Der Stadtrach. Franke, stellv. Vors. Tagesnachrichten. Sachsen. Wie das „Dr. I." aus Dresden mittheilt, ist am 18. Juli die zur Begutachtung des Schulgesetzentwurfs von der ersten Kammer gewählte außerordentliche Deputation, von ihrem Präsidenten, Herrn Kammerherrn v. Erdmannsdorff, ein berufen, zu einer Sitzung zusammengetreten, um die Haupt grundsätze des Entwurfs zu erörtern und ihren Referenten zu bestellen. Voraussichtlich wird die Commission jetzt nur wenige Sitzungen halten. Die außerordentliche Deputation derselben Kammer für die Gemeindeordnungen, das Verwaltungsorgani- sationsgesetz rc. wird ihre gemeinsame Thätigkeit den 19. August d. I. beginnen. Die Referenten für die einzelnen durchzuberathen- den Gesetze sind dem Vernehmen nach bereits vor dem letzten Auseinandergehen des Landtags gewählt worden. — Am 17. Juli Vormittags bekam, wie das „M. Tgbl." meldet, in der sogen. Meißner Fuhrt abermals ein mit 550 Tonnen Braunkohlen beladener Kahn durch Ausfahren einen Leck und ist theilweise gesunken. — Am 12. Juli wurde bei Zadel der Leichnam eines neugeborenen Kindes aus der Elbe gezogen. Infolge der hierüber angestellten Erörterungen sind zwei weibliche Personen aus Kölln, die eine die Mutter des Kindes, in Haft genommen worden. — In der Nacht zum 17. Juli ist das Etablissement der Dresdner Actienmühlengesellschaft (die sogen. Königsmühle im Plauenschen Grunde) mit den bedeutenden Mehl- und Futtervorräthen durch ein muthmaßlich beim gangbaren Zeuge entstandenes Feuer so ziemlich ganz zerstört worden. Maschinenhaus und Stallgebäude blieben unversehrt. — Aus Bautzen wird gemeldet, daß am 13. Juli im königl. Forst bei Okrilla ein nicht unbedeutender Waldbrand stattgefunden hat; doch gelang es, des Feuers binnen einiger Stunden Herr zu werden. . Dresden, den 17. Juli. Es stand zu erwarten, daß die social-demokratische Presse sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen würde, die deutsche Reichsregierung wegen der Stelle in dem ausgezeichneten Generalstabswerke, welche von der Voraus sicht des Grafen Moltke und dem von ihm schon 1869 ent worfenen Kriegsplane handelt, anzugreifen. Die „Chemnitzer Freie Presse" nimmt einen Anlauf dazu. Einer Partei, die kein Vaterland kennt, ja der an der Zertrümmerung aller bestehenden Verhältnisse außerordentlich viel gelegen ist, muß ja eine Hand lung, welche die Erhaltung und den Triumph eben des Be stehenden bezweckte, geradezu widerwärtig erscheinen. Es ist ihr nunmehr doppelt gewiß, daß der deutsch-französische Krieg nicht von Frankreich, sondern von Deutschland angezettelt worden, und in dieser Annahme beeifert sie sich, nicht den Deutschen, denn unter diesen findet sie doch allzuwenig Gläubige, sondern den Franzosen ihre Entdeckung mitzutheilen. Inzwischen kann uns jetzt dieses Treiben nicht viel anfechten, es ist ja auch zu plump, um Eindruck zu machen. Die Masse des Volkes wird sich nur zu der Ansicht bekennen, welche in dem Sprichworte gipfelt: „Besser bewahrt, als beklagt", und unserm großen Strategen Dank für seine Voraussicht wissen. Vor zwei Jahren wagten selbst Socialdemocraten nicht, die Thatsachen zu ver drehen, so tief wurzelte die Ueberzeugung im deutschen Volke, daß Napoleon mit seinen Franzosen muthwillig den Krieg herauf beschworen, heute glauben sie schon eher täuschen zu können, wir sind aber überzeugt, daß sie selbst sich nur täuschen werden. Preußen. Se. Majestät der Kaiser wird Bad Ems am 24. Juli verlassen und sodann Koblenz, Wiesbaden, Homburg besuchen, um sich über Nürnberg, Regensburg, Salzburg und Berchtesgaden nach Gastein zu begeben, woselbst der Kaiser am 5. August Abends eintrifft. Anfang September kehrt Se. Ma jestät aus Gastein nach Berlin zurück, um etwa am 6. Septem ber den Besuch Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich zu empfangen. — Der „D. R.-C." zufolge sind, wie auf allen anderen militärischen Gebieten, auch betreffs der Mitrailleusen in der Zeit nach dem Friedensschlüsse umfangreiche Prüfungen unternommen worden. Dieselben haben aber Resultate ergeben, welche wesentlich von denen abweichen, die man während des Krieges gemacht zu haben glaubte. Bekanntlich sind schon zu jener Zeit, namentlich vor Paris, französische Mitrailleusen deutscherseits benutzt worden, welche damals theilweise recht günstige Erfolge zu erzielen schienen. Nach sorgfältigen, nun mehr im Frieden angestellten Prüfungen haben sich aber alle betheiligten Autoritäten und Behörden, namentlich die Artillerie- Prüfungscommission, endgültig dafür entschieden, die Mitrailleuse gänzlich zu verwerfen und die Umarbeitung der betreffenden er oberten Kanonenart nicht zu befürworten. — Die Verfügung des Cultusministers an die Provinzialschulcollegien in Betreff der Theilnahme von Schülern an religiösen Vereinen hat fol genden Inhalt: „Es ist zu meiner Kenntniß gekommen, daß in einigen Provinzen des Staates Marianische Kongregationen, Erzbrüderschasten der heiligen Familie Jesus , Maria, Joseph und andere religiöse Vereine bestehen, welche theils nur für die Schüler der Gymnasien und anderer höherer Unterrichtsan ftalten bestimmt sind, theils Schüler dieser Anstalten als Mitglieder auf nehmen. Ich kann weder das Eine, noch das Andere gutheißen. Ich be stimme daher, unter Aufhebung aller dem entgegenstehenden Verfügungen, daß die bei den Gymnasien und anderen höheren Unterrichtsanstalten be stehenden religiösen Vereine aufzulösen sind, daß den Schülern dieser An stalten die Theilnahme an religiösen Vereinen direct zu verbieten ist, und daß Zuwiderhandlungen gegen dieses Verbot disciplinarisch, nöthigensalls durch Entfernung von der Anstalt zu bestrafen sind. Das königliche Pro vinzialschulcollegium hat hiernach ungesäumt das weiter Erforderliche an zuordnen." Bei dem deutschen Bundesschießen in Hannover hat den ersten Preis auf der Scheibe „Deutschland" mit dem Gewinne von 1200 Thaler und einem Becher ein Schütze aus Reichen* berg in Böhmen, namens Helfer, erhalten.