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- Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. .i Redigirt, gedruckt und verlegt von Herrmann Starke in Großenhain. LSV» 83 Donnerstag, den 18. Juli Großenhain, am iS. Juli 1872, Der Rath daselbst. 4'- >; ? G Bränden theils zerstört, theils beschädigt worden. Als Motive ließen sich nur Bosheit und Muthwillen annehmen. Er wurde in allen sechs Fällen der vorsätzlichen Brandstiftung für schuldig befunden und zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilt. — In Leip zig feierte am 14. Juli der Geh. Rath v. Wächter unter all gemeiner Theilnahme sein fünfzigjähriges Doctorjubiläutn. — In Pirna und Umgegend hat am 13. Juli ein Hagelwetter viel fachen Schaden angerichtet. — Eine in Leipzig aufhältliche fremde Schauspielerin sprang, wie das „L. Tgbl." meldet, am 13. Juli Abends aus Verzweiflung über ein unglückliches Liebesverhältniß in der Nähe des Exercirplatzes in den Pleißenfluß, um sich zu ertränken. Da kam zufällig ein Soldat des 107. Regiments dazu, der, als er die Gefahr wahrnahm, ohne langes Bedenken dem Mädchen nachsprang und dasselbe glücklich vom Tode des Ertrinkens rettete. — Weiter berichtet das „L. Tgbl." von einem kaum glaublichen Frevel, der in der Nacht zum 15. Juli auf dem neuem Friedhöfe zu Leipzig verübt worden ist. Man fand früh von mehreren Gräbern die eingepflanzten Blumenstöcke gewaltsam aus der Erde herausgerissen, ferner von einem Grabe die Marmortafel zerschlagen, von einem anderen Grabe ein dergl. größeres Monument, welches durch seine Festigkeit den ruchlosen Händen einigermaßen widerstanden haben mochte, vom Sockel herabgehoben und umgestürzt, endlich eine Grabfigur, Men M -M Ä » -L Bekanntmachung. Vom Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist da- 13. Stück erschienen. Dasselbe enthält: Nr. 101. Verordnung, die ärztlichen und pharmaceutischen Kreisvereine betreffend; vom 29. Mai 1872. Nr. 102. Bekanntmachung, die Bewilligung einer von dem Vorschuß vereine für Altenberg und Geising, eingetragener Genossenschaft, erbetenen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend; vom 14. Juni 1872. Nr. 103. Bekanntmachung, die Richtungslinie der südlausitzer Staats eisenbahn betreffend; vom 20. Juni l872. Nr. 104. Verordnung, die Expropriation von Grundeigenthum zu Ausführung innengedachter Hafen- und Quai-Anlage betreffend; vom 25. Juni 1872. Nr. 165. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenthum zu Es- bauung einer Staatseisenbahn von Pirna nach Radeberg betreffend; vom 25. Juni 1872. Nr. 106. Bekanntmachung, die veränderte Eintheilung der beiden Jnspectionsbezirke für Maschinenversicherung betreffend; vom 28. Juni 1872. Nr. 107. Bekanntmachung, die Bewilligung einer in dem Regulative für die Sparkasse zu Wolkenstein enthaltenen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend; vom 20. Juni 1872. Nr. 108. Bekanntmachung, die Richtungslinie der Hainichen-Roßweiner Eisenbahn betreffend; vom 29. Juni 1872. Nr. l09. Bekanntmachung, betreffend die Bestellung der Postanweisungen und der zugehörigen Geldbeträge. Nr. 110. Bekanntmachung, die Richtungslinie der südlausitzer Staats eisenbahn betreffend; vom 28. Juni 1872. Nr. 11 i. Bekanntmachung, die Bewilligung einer im Regulative der Sparkasse zu Weißenberg enthaltenen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend; vom 27. Juni 1872. Nr. 112. Bekanntmachung, innenbemerkte Anleihe des Zwickauer Brückenberg-Steinkohlenbau-Vereins betreffend; vom 1. Juli 1872. Nr. 113. Gesetz, die Aufhebung innenbezeichneter gesetzlicher Vor schriften betreffend; vom 2. Juli 1872. Ein Exemplar hängt zu Jedermanns Einsicht in der Rathskellerwirth- schaft aus. Großenhainer UMH altungs- und AnzchMatt. ! 'M: S 'Ä Lagesnachrichten. ' Sachsen. Bei der letzten Schwurgerichtssitzung zu Dresden war besonders die Verhandlung gegen den Brandstifter Weinert aus Böhla von Interesse. Derselbe war geständig: 1) am 22. April 1867 Abends das Scheunengebäude des Gutsbesitzers Kirsten in Mülbitz bei Großenhain, 2) in der Nacht vom 27. zum 28. Septbr. 1868 das Scheunengebäude des Gutsbesitzers Hähne in Pristewitz, 3) am 15. April 1869 Vormittags das Wagen- und Holzschuppengebäude des Gutsbesitzers Schäfer in Gävernitz, 4) (nachdem er inmittelst eine längere Freiheitsstrafe im Arbeitshause verbüßt) am 12. Februar 1872 Nachts die Scheune des Gutsbesitzers Jahn in Böhla, 5) am 14. März d. I. Abends nach 8 Uhr die Scheune des Gutsbesitzers Haase daselbst, 6) an demselben Tage Abends nach 10 Uhr das Keller gebäude des Gutsbesitzers Uebigau daselbst vorsätzlich in Brand gesetzt zu haben. Bei Nr. 2, 3, 5 und 6 hatte sich gleich von vornherein der Verdacht auf Weinert gelenkt, allein die vorhan denen Verdachtsgründe hatten bei dem früheren Läugnen des Angeklagten zu dessen Ueberführung nicht genügt, bis er endlich mit einem umfassenden, mit den übrigen Erhebungen im Ein klang stehenden Geständnisse hervortrat. Nahezu 30 Gebäude, von Menschen bewohnt, waren bei den von Weinert verursachten Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte soll den 2. September d. I. das dem Hausbesitzer Johann Friedrich August Nau mann in Raden zugehörige Haus- und Feldgrundstück Nr. 1 des Katasters, Nr. 62 des Grund- und Hypothekenbuchs für Raden, welches Grundstück am 17. Juni 1872 ohne Berück sichtigung der Oblasten auf 360 Thaler —- —- gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle und in der Schänke zu Raden aushängenden Anschlag hierdurch be kannt gemacht wird. Großenhain, am 19. Juni 1872. Königliches Gerichtsamt. Wilhelm, Ass. i^v. Tk^ Der Eisendreher Carl Friedrich Gustav Müller von hier, zuletzt im Armenhause untergebracht, hat sich wegen mehrerer gegen ihn allhier erstatteter Anzeigen zu verantworten. Da sein Aufenthalt nicht zu ermitteln gewesen, so wird der selbe hiermit vorgeladen, längstens binnen 3 Wochen an hiesiger Gerichtsstelle persönlich zu erscheinen und sich anzumelden. Zugleich werden alle Criminal- und Polizeibehörden ersucht, p. Mütter im Betretungsfall auf diese Vorladung aufmerksam zu machen und anher zu weisen. Großenhain, den 15. Juli 1872. Das Königliche Gerichtsamt. I. A.: Häntzschel, Ref.