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Großenhainer Mterh altungs- und AnMgedlaL Nmtsvlatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Nedigirt, gedruckt und verlegt von Herrmann Starke in Großenhain. ^lö. 1A. Dienstag, den 6. Februar 18 V2. Der unterm 10. August vorigen Jahres hinter den Händler Ernst August Andrich von Seußlitz erlassene Steckbrief hat sich erledigt. Großenhain, am 1. Februar 1872. Das Königliche Gerichtsamt. Pechmann. Bchnr. Bekanntmachung. Zu Ostern 1873 kommt eine der unter unserer Collatur stehenden Freistellen auf der Landesschule zu Grimma zur Er ledigung. Diejenigen, welche gesonnen sind, um obgedachte Freistelle sich zu bewerben, wollen ihre diessallsigen Gesuche binnen vier Wochen bei uns einreichen. Großenhain, am 3. Februar 1872. Der Rath daselbst. Franke, stellv. Vorsitzender. Müller. Tagesnachrichten. Großenhain. Am verflossenen Freitage traf der von Cott bus kommende Vormittagszug einige Stunden später hier ein, als es die fahrplanmäßige Zeit vorschreibt. Der Grund zu dieser Verzögerung ist der Bruch einer Achse eines Kohlenwagens gewesen, der in der Nahe Senftenbergs erfolgt ist. Die ge brochene Achse ist eine ziemliche Strecke mit fortgeschleift worden, ehe der Zug zum Stillstand gebracht werden konnte, und es hat hierdurch auch die Fahrbahn einige Beschädigungen erlitten. Menschen sind aber bei diesem Unfall glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen. Sachsen. Die erste Kammer ertheilte in ihrer Sitzung am 2. Februar dem Gesetzentwürfe, die Regelung der durch Auf hebung des LehnSverbandes berührten Privatrechtsverhältnisse betr., nach den Depututionsanträgen ihre Zustimmung, bewilligte die für den Rothschönberger Stölln geforderten 150,000 Thlr. und trat dem auf Antrag des Abg. Jordan von der zweiten Kammer gefaßten Beschlusse wegen Bewilligung einer sechs monatlichen Nachfrist für die Umwechselung der köuigl. sächsischen Kassenbillets der Emission von 1855 bei. — Der zweiten Kam mer wurden am 2. Februar außer dem Eisenbahndecret mehrere Gesetzentwürfe über die Emeritirung sowohl der evangelisch lutherischen Geistlichen, als der ständigen Lehrer, nicht minder Nachträge zu den Gesetzen über Errichtung einer Predigerwitwen- und Waisenkasse und über die Errichtung einer Pensionskasse für die Witwen und Waisen der Lehrer an den evangelisch-luthe rischen Volksschulen überreicht, worauf nach langer General- und Specialdebatte der Gesetzentwurf, welcher eine Aufbesserung der Gehalte der Lehrer an den Elementarvolksschulen bezweckt, nach den Deputationsanträgen angenommen wurde. Preußen. Das Abgeordnetenhaus, welches am 31. Jan. die Berathung des Etats für das Cultusministerium fortsetzte, hat bei dem Titel „Universitäten" den Antrag der Commissare, die Staatsregierung aufzusordern, die Mittel zur Errichtung eines Lehrstuhls der polnischen Sprache und Literatur an der Universität Berlin auf den nächsten Etat zu bringen, angenom men, nachdem der Cultusminister erklärt hatte, die Regierung werde eifrig bemüht sein, diesem Anträge nachzukommen, wenn demselben der Sinn untergelegt werde, daß polnische Sprache und Literatur auf der Höhe der Wissenschaft nur gelehrt werden können im Zusammenhänge mit den slawischen Sprachen. Am 1. Februar wurde bei dem Titel „Elementarschulen", bei welchem 500,000 Thaler zu Gehaltsverbesserungen angesetzt waren, zur Sprache gebracht, daß jetzt 3500 Lehrerstellen unbesetzt seien. — Das Siegesdenkmal auf dem Königsplatze in Berlin wird jetzt so gefördert, daß die Vollendung desselben im Laufe des nächsten Jahres wohl erwartet werden kann. Die Versuche, an betreffender Stelle die Genehmigung dazu zu erlangen, daß von der An bringung solcher Kanonenrohre, welche im Jahre 1866 erobert worden sind, Abstand genommen werde und daß vielmehr nur französische und dänische Geschützrohre bei dem Denkmale an gebracht werden, hat man in letzter Zeit erneuert und es ist gegründete Aussicht vorhanden, daß die betreffenden Bestrebungen nicht ohne Erfolg bleiben werden. — Das Jahn-Denkmal in der Hasenhaide ist nach einer Mittheilung des Märkischen Turn verbandes im Guß vollendet und zur Aufstellung bereit. Der Tag der Enthüllung ist noch nicht bestimmt. Ein allgemeines Deutsches Turnfest wird mit der Enthüllungsfeier nicht verbunden, jedoch werden Vertreter aller Deutschen Turnvereine zu derselben nach Berlin kommen. — Der „Neue Sozialdemokrat" enthält Folgendes: „Furchtbare, blutige Arbeiterrache ist allem Anschein nach in Königshütte verübt worden, woselbst im vorigen Sommer die Arbeiterunrnhen unterdrückt wurden. Wie uns von dort geschrieben wird, ist am 12. Januar daselbst der Assistent des Bergraths todt, mit durchschnittenem Halse und aufgeschlitztem Bauch, die Eingeweide in den Mund gesteckt, aufgefunden worden und neben ihm ein Zettel mit der Inschrift, daß es dem Berg rath ebenso ergehen solle." Oesterreich. Aus Agram wird der „N. fr. Pr." gemeldet, daß die Landesregierung befahl, die unter der Hungersnoth lei denden Landeötheile behördlich zu unterstützen. Das ungarische Finanzministerium ordnete die sofortige Sistirung der Steuer eintreibung daselbst an. Die Landesregierung verbot dem na tionalen Centralcomitö, die für an der Hungersnoth Leidende gesammelten Beiträge eigenmächtig zu vertheilen. Italien. Die „Jtalie" bezeichnet das Gerücht, ein ita lienisches Geschwader habe Befehl erhalten, an der spanischen Küste zu kreuzen, als jeder Begründung entbehrend. — Am 26. Jan. starb der General Gavonne, dessen wichtigstes Geschäft die diplomatische Mission nach Berlin war, wo er 1866 unter Beihilfe des Grasen de Barral das Bündniß zwischen Italien und Preußen abschloß. -- Der Marineminister hat bestimmt, daß an der nächsten deutschen Nordpolexpedition ein italienisches Geschwader theilzunehmen habe. Frankreich. Die Nationalversammlung hat am 2. Febr. den Gesetzentwurf, betreffend die Kündigung des englisch-fran zösischen Handelsvertrags, angenommen. Der Antrag Duchatel, betreffend die Rückkehr der Versammlung und der Regierung nach