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Großenhainer Änterh altungs- und AnWeblaÜ. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. X°. 84. Redigirt, gedruckt und verlegt von Herrmann Starke in Großenhain. Donnerstag, den 12. August Bekanntmachung. Im Hinblick auf die bevorstehenden Ergänzungswahlen des Stadtverordneten - Collegii bringen wir in Erinnerung, daß nach 8 73 der allgemeinen Städteordnung vom 2. Februar 1832 alle die Bürger von den bürgerlichen Ehrenrechten aus geschlossen, also auch ihres activen und passiven Wahlrechts verlustig sind, welche Landes- oder Gemeindeabgaben ganz oder zum Theil länger als zwei Jahre in Rückstand gelassen haben, und fordern wir daher alle Restanten auf, diese Steuerreste bis zum Gnde dieses Monats abzuführen, da ihre Namen sonst bei der bevorstehenden Bear beitung der Wahlliste in Wegfall gebracht werden müßten. Großenhain, am 10. August 1869. Der Stadtrath. Kunze. Bekanntmachung. Die unterzeichnete Behörde findet sich veranlaßt, andurch darauf hinzuweisen, daß alles Aehrenlesen und Kartoffelstoppeln, nicht minder wie das Nachrechen von Heu und Grummet, ohne ausdrückliche Genehmigung des betreffenden Grundstücksbesitzer strafbar ist. Großenhain, den 9. August 1869. Die Stadtpolizeibehörde. Kunze. Tagesnachrichten. Sachsen. Ihre Majestäten der König und die Königin sind, wie erwartet wurde, am 7. August Abends aus Schwalbach wie der nach Pillnitz zurückgekehrt und haben am 9. August in der katholischen Hofkirche zu Dresden den Exequien für Se. Majestät den höchstseligen König Friedrich August II. beigewohnt. — Se. königl. Hoheit der Prinz Georg hat sich am 9. August früh nach München begeben. — Se. Excellenz der Herr Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz ist von seinem Urlaube wieder in Dresden eingetroffen. — Einem Berichte des „Dr. I." über die Gruben- explosion im Plauenschen Grunde zufolge geht unter den Berg leuten von Mund zu Mund die Kunde eines Beispiels seltener, ächt bergmännischer Berufs - und Pflichttreue. Als in den Tiefen des Schachtes das Unglück geschehen war, eilten zwei Zimmer linge und drei Förderleute sich zu retten, indem sie das Gestell am Seile erstiegen und auffuhren. Sie machten vorher die beiden am unteren Füllorte stehenden Anschläger auf die ihnen drohende Gefahr aufmerksam uud forderten sie auf, sich ebenfalls durch Ausfahren zu retten. „Nein", sagten die Wackern Männer, „vielleicht können wir noch Andern zu Hilfe eilen"; und sie harrten aus ihrem Posten aus. Wenige Minuten später drangen die irrespirabeln Gase bis an das Füllort und die pflichtgetreuen Männer starben an Erstickung, ohne daß sie noch Zeit und Kraft hatten, das Zeichen zum Auffahren zu geben. Die Namen die ser Braven sind: Wilhelm Werner und Wilh. Pietzsch. Ersterer hinterläßt Frau und Kind. Der Letztere war zwar verheirathet, aber kinderlos. Friede sei ihnen und ein ehrendes Angedenken. — Ihre Majestät die Königin hat für die Hinterlassenen der im Bekanntmachung. Die am 1. August 1869 fälligen Grundsteuern auf den III. Termin 1869 sind nach 2 Pfennigen von jeder Steuereinheit längstens bis zum 14 August 186S an die Stadthauptcasse zu bezahlen. Großenhain, am 29. Juli 1869. Der Stadtrath. Kunze. Sitzung der Armenversorgungsbehörde Freitag, den 13. August a. e., Nachmittags 5 Uhr. Tagesordnung: Durchgehung der dem Königlichen Gerichts amte zur Auspfändung zu übergebenden Schulgeldrestanten aus dem Schuljahre Ostern 1868 bis Ostern 1869. Pferde - Versteigerung. Sonnabend den 14. August Vormittags 11 Uhr findet am Gasthof zum „Rothen Hause" hierselbst die Versteigerung zweier ausran girter Militärdienstpferde statt. von Sahr, Major und Regiments - Commandeur. Plauenschen Grunde verunglückten Bergleute 400 Thlr., Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Amalie noch 200 Thlr. gespendet. Unter den neuerdings bei der Expedition des „Dr. I." ein gegangenen Liebesgaben (bis zum 10. Aug. circa 9500 Thlr.) befinden sich auch sehr ansehnliche Beiträge aus den Arbeiter kreisen ; so z. B. 200 Thlr. von dem Arbeiterpersonal der Hart- mann'schen Maschinenfabrik zu Chemnitz. Ferner wird durch einen Aufruf des „Pädagogischen Vereins" im Plauenschen Grunde an Deutschlands Lehrer eine Pfennigsammlnng in den Schulen zum Besten der Kinder der verunglückten Bergleute angeregt, welcher ein recht günstiger Erfolg zu wünschen ist. Bis zum 10. August Vormittags V-rll Uhr hatte man 163 Leichname zu Tage gefördert und 4 harrten am untern Füllorte der Förderung.— Als einen Beweis, daß der Biß wüthender Menschen auch gefährlich werden kann, berichtet das „M. Tgbl." unterm 1. August: Vor circa 8 Wochen wurde der 62 Jahre alte Kleber Mann aus Meißen von einem Betrunkenen, mit dem er auf dem Wege im Triebisch- thal in Wortwechsel und Handgemenge gekommen, in eine Hand gebissen und ist gestern in Folge dieses Bisses und hinzugetretener Blutvergiftung im städtischen Krankenhause gestorbeu. — Im Bezirkögerichtsgefängniß zu Mittweida hat sich am 6. Aug. der Stellmacher Mühler aus Göppersdorf bei Rochlitz, welcher des Mordversuchs auf die Witwe Striegler und deren Tochter in Zetteritz beschuldigt wurde, mit den Scherben einer Kaffeetasse so erhebliche Wunden am Halse beigebracht, daß er, obgleich man ihn noch lebend auffand, nach einigen Stunden infolge der starken Verblutung gestorben ist. — In Stötteritz bei Leipzig hat am 7. August der frühere Chaisenträger Eule, nachdem er früh gegen 4 Uhr versucht, seinem 7jährigen Sohne mit dem