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538 und riß Alles nieder, was ihr den Weg versperrte; an vielen Punkten von Devonshire spülte sie ganze Eisenbahndamme, die an der Küste hinlaufen, im ersten Anlauf weg. Das Traurigste aber ist die Nachricht, daß der aus Melbourne kommende „Royal Charter", eins der besten Schiffe auf der australischen Linie, mit einer großen Menschenzahl gescheitert ist. Von den 498 Personen, die es an Bord hatte, sind nur 39 gerettet worden. Die Fahrt bis an die irische Küste war auch nicht vom geringsten Mißgeschick unterbrochen worden; in Queenstown landeten einige Passagiere, dann wurde die Fahrt nach Liverpool fortgesetzt. Da kam am 25. Qctober der Sturm, der beim Ein bruch der Nacht zum wülhenden Orkan wurde. Der Kapitän ließ zwei Anker fallen, um das Schiff, welches zu stark gegen die Küste trieb, zum Stehen zu bringen. Die Ankerketten konn ten jedoch dem Sturme nicht wikerstehen und brachen entzwei. Ungeachtet die Maschine mit ganzer Dampfkraft gegen den Orkan ankampfte, warf er um 3 Uhr Morgens das unglückliche Fahrzeug auf die Felsen der Küste. Durch einen muthigen Matrosen, der sich durch den Schwall durcharbeitele, war zwar ein Tau nach dem nahen Lande gebracht worden, das einigen Matrosen das Leben rettete, aber durch einen Ruck des Schiffes zerrissen wurde. Es folgte Stoß auf Stoß und durch mehrere rasch auf einander folgende Wellen wurde das Schiff auf dem Felsen halb um seine eigene Achse herumgeworfen, barst in der Mitte und versank in die Tiefe. Kurz darauf spaltete sich noch das Vordertheil der Lange nach und er schlug oder begrub die Meisten von denen, die an dieser Stelle angesammelt gewesen waren. Kapitän Taylor war der Letzte, der lebendig an Bord gesehen wurde. Er ist mit allen seinen Offizieren ertrunken. Diejenigen, welche noch am Leben sind, retteten sich entweder früh genug an jenem Lau, das ein Matrose glücklich durch die Brandung ans Land geschafft hatte, oder wurden bewußtlos durch die Wellen auf den Strand ge schleudert. — Auch der „Great Castern" schwebte wahrend des am 25. Octbr. rasenden Sturmes 12 Stunden lang in der größten Gefahr, angesichts von Holyhead an den Felsen zerschellt zu werden. Die Kessel waren fortwährend geheizt, damit er. im äußersten Nothfalle den Versuch machen könne, sich in die See hinaus zu flüchten. Dieser ge fährliche Versuch wurde ihm nur durch die Tüch tigkeit seiner Anker erspart. Ostindien. Der von der franz. Regierung ge- mielhete „Thebes" ist mit Depeschen für den franz. Admiral an der Insel Hainan gescheitert. Amerika. Die Aufstandsbewegung der Neger in Hampers-Ferry ist vollständig unterdrückt. Männliche Wür-e. (Fortsetzung.) Durch die immerwährende angstvolle Unruhe und eine Reihe schlafloser Nächte war Emiliens Gesundheit mächtig erschüttert worden, und ihr Körper würde am Ende unter legen sein, hätte nicht die Hoffnung, daß Egmont doch wohl einmal wiederkommen werde, des Mißlingens aller gemachten Schritte ungeachtet, besonders aber das erwa chende Gefühl ihrer Mutterpflichten sie aufrecht erhalten, und sie zur Ertragung des herbsten Mißgeschicks fähig gemacht. Der Aufenthalt auf ihrem Gute ward ihr aber mit jedem Tage widerwärtiger. Das stete schadenfrohe Er kundigen ihrer Bekannten nach den Ursachen der langen Abwesenheit ihres Mannes, denen sie mit immer neuen Erdichtungen auszuweichen suchen mußte, verleidete ihr den dortigen Umgang im höchsten Grade. Hierzu gesellte sich aber eine noch viel größere Fatalität anderer Art. Di« Differenzen, welche mit einigen benachbarten Gutsbesitzern statt gehabt hatten, und die Egmonr auf dem besten Wege gewesen war, alle gütlich zu beseitigen, wachten im verstärkten Grade wieder auf, wobei Krummer! keine unbedeutend« Rolle spielte. Der redliche Wirthschafts-Inspektor war zwar vollkommen in seinem Fache, aber nicht den unend lichen Ehicanen gewachsen, die ihm, besonders bei den begonnenen großen Meliorations-Arbeiten, täglich in den Weg gelegt wurden. Emilie sah sich bald von mehreren kostspieligen und verwickelten Processen bedroht, und sehr bereitwillig ging sie daher darauf ein, als ihr eines Tages der Vorschlag zum Verkauf gemacht wurde. Da sie als alleinige Besitzerin in den Hypothekenbüchern eingetragen war, so fand die Sache wenig Schwierigkeiten, und binnen Kurzem befanden sich sämmtliche schönen Besitzungen, allen Gegenvorstellungen des Wirlbschafcs-Jnspectors ungeachtet, in den Händen eines der Nachbarn, und zwar für einen Preis, der ihren wahren Werth kaum zur Hälfte erreichte, doch aber noch bedeutend genug war, Emilien eine sorgen freie Existenz zu gewähren. Obgleich ihr Wunsch nun erfüllt war, so kostete ihr doch, da es jetzt zum Scheiden kam, und sie nun die Gegend, wo sie ihre ganze frühere Jugendzeit zugebracht, und der frohen und schmerzlichen Stunden so viele verlebt hatte, verlassen sollte, die Trennung von diesem, ihr doch noch recht werth erscheinenden Aufenthalt, einen Strom von Lhränen. Von ihrem ganzen Hauswesen behielt sie, -außer der Frau v. S , nur zwei Mädchen und einen Bedienten. » Sie wandte sich, um aller bisherigen Bekanntschaft aus dem Wege zu kommen, nach einem benachbarten fremden Gebiet, und nahm nach mehreren Wahlen ihren Wohnsitz endlich in einer ziemlich entfernten Provinzialstadt, wo sie in großer Abgeschiedenheit von der Welt lebte. Bald nach ihrer dortigen Ankunft ward diese trauervolle Einsamkeit zwar durch die Geburt eines blühenden Knaben belebt, aber auch eben hierdurch Emiliens Schmerz von Neuem in seiner ganzen Stärke erregt und unter heißen Thränen drückte sie das unschuldige Wesen an ihre kummer volle Brust, gelobte sich aber, des lieben Kindes wegen ihren Schmer; zu bekämpfen und bat Gott inbrünstig um Kraft und Stärke zur Erfüllung ihrer Mutterpflichten. Egmont war indessen mit seinem Schwager und Emma wohlbehalten in England angekommen, und gleich hatte sich die Gesellschaft nach den Selcour'schen Gütern gewendet. In diesem reizenden Aufenthalt fühlte sich Egmont bald so heimisch und zufrieden, daß, wäre nicht sein Gemüth durch das stete Andenken an Emilien in immerwährendem Trübsinn befangen gewesen, er sich jetzt gewiß recht glück lich befunden haben würde. Selcour wählte das beste und sicherste Mittel zur Bekämpfung dieses Kummers. Bald hatte er seinen Freund in einen solchen Kreis wichtiger Geschäfte hineinzuziehen und ihn an die Spitze derselben zu stellen gewußt, daß dem überdies so gern recht lhätigen Egmont gar keine Zeit blieb, seinem Schmerz nachzubän- gen. Hierzu gesellte sich noch ein freundschaftlicher Umgang, den er mit dem Geistlichen des Orts anknüpfte. Dieser sehr gebildete Mann war außer seiner Muttersprache auch der französischen und deutschen Sprache vollkommen mächtig, und cs gereichte ihm zum besonder» Vergnügen, Egmont im Englischen zu unterrichten, worin dieser auch bald große Fortschritte machte, und sein Fleiß, sowie der stete Umgang mit Engländern, brachte ihn dahin, daß er noch vor Ablauf eines Jahres so fertig Englisch sprach, daß mehrere Personen an seine deutsche Abkunft gar nicht glauben wollten. Egmont fing nun an, über seine fernere Laufbahn nachzudenken, und manche Nacht ward von ihm schlaflos mit Plänen für die Zukunft hingebracht, als ein günstiger Zufall ihm unvermulhct eine glänzende Bahn eröffnete, die ganz außer seinen Berechnungen lag. Der so eben zum General-Gouverneur für Ostindien ernannte