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Großenhainer WchMiW- md AilzWIM. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 127. Donnerstag, den 3. November 1859. Speisezettel der öffentl. Speiseanstalt. Donnerstag: Nudeln mit Rindfleisch. Freitag: Graupen mit Rindfleisch. Sonnabend: Kartoffeln mit Schöpsenfleisch. Täglicher Abgang -er Posten zu den Dampfwagenzügen in Pristewitz. Nach Leipzig: früh 6!4, Vormittags 10, Mittags 12'/,, Nachmittags 2 und Abends 6'/. Uhr. Nach Dresden: früh 7^, Vormittags 10, Nachmitt. 2, Nachmittags 3^/« und Abends 8 Uhr. Abgang der Post nach Ortrand: Abends 5V« Uhr. Tagesnachrichten. Sachsen. In Folge des Ablebens der Gattin des Hofschauspielers Dawison, des Darstellers von Wallenstein, wird am kgl. Hoftheater zur Schiller- feier nicht, wie anfänglich bestimmt, die Trilogie Wallenstein, sondern „die Braut von Messina" und „Wilhelm Tell" aufgeführt werden. — In Löbau wurden von den Stadtverordneten zu einer Schillerfeier 25—50 Thlr. verwilligt. — Auch in Roßwein werden bereits Vorbereitungen zum Schillerfest getroffen. — Am 29. October fand in Leipzig unter großer Theilnahme das Leichen- bcgängniß des am 26. October verstorbenen Pro fessors Friedrich Bülau statt. — Aus Mittweida wird mitgetheilt, daß dieses Jahr in einem dor tigen Garten ein Rettig gezogen worden ist, der 3'/4 Pfund wiegt. Oesterreich. Das unter Commando des FML. Freiherrn v. Paumgarten in Tyrol ausgestellt ge wesene 6. Armeecorps ist aufgelöst und die Trup pen in die anderweiten Kronländer verlegt worden. — Da die Verkehrsverhältnisse mit Piemont wie der in den vor dem Kriege gewesenen Stand ge treten, hat das Ministerium verordnet, daß sar dinische Unterthanen, welche mit piemontesischen Passen versehen sind, ungehindert in die k. k. Staa- ren reisen dürfen, dagegen wird Reisenden aus den aufständischen mittelitalicnischen Staaten der Uebertritt nach Oesterreich nicht gestattet, wenn sie Pässe der derzeitigen Regierung besitzen. Schweiz. In Zürich fand den 30. October wieder eine lange Conferenz der Bevollmächtigten Frankreichs, Oesterreichs und Sardiniens statt. Dem Vernehmen nach wird die Unterzeichnung der drei Verträge in nächster Woche erfolgen. Italien. Die sardinische Regierung beabsich tigt die Wiederausnahme der Errichtung eines See-Arsenals in Aarignano (Golf von Spezzia), um daselbst die Haupt-Marinc-Station, die dort hin kommen sollte, zu begründen. Für die dazu nothwendigen Arbeiten sind 8 Millionen ange wiesen worden. — Die Entdeckung von Docu menten in Bezug aus das Bestehen einer geheimen Gesellschaft in Toskana zur Vertheidigung des Hauses Lothringen wird bestätigt. Frankreich. Der König von Abyssinien soll die Insel und den Hafen von Mapuah im rotken Meere an Frankreich abgetreten haben. — Der „Moniteur" vom 30. October veröffentlicht einen Artikel, in welchem er auseinandersetzt, daß die Angriffe der marokkanischen Volksstämme auf die algerische Grenze eine strenge Züchtigung erheischen, und theilt mit, daß eine Expedition beschlossen worden sei. — Nach einer Depesche desselben Blat tes hat der Kampf in Afrika bereits begonnen. General Martimprey hat nach einem dreistündigen Kampfe an der Spitze des 2. Zuaven-Regiments seinen Adler im Passe von Ain-Tocuralt ausge pflanzt, wo das ganze Expeditionscorps bivouakirt. Die Verluste der Franzosen waren nicht bedeutend. — In Paris hat sich das Gerücht verbreitet, daß England einen geheimen Vertrag mit dem Kaiser von Marokko abgeschlossen, und daß Letzterer eine große Anzahl von Gewehren neuen Modells in London angekauft habe. Dieselben sollen dazu dienen, die Bataillone von Jägern zu Fuß zu bewaffnen, welche der Kaiser von Marokko so eben organisirt hat. Diese Waffen sollen von Gibraltar aus geliefert werden. Spanien. Als am 24. October in den Kam mern zu Madrid das Wort Kriegserklärung aus gesprochen wurde, ertönte von allen Seiten der Ruf: „Es lebe die Königin! Nach Afrika!" — Wahrend der Abwesenheit des Herrn O'Donnell wird Herr Caldcron-Collantes die Präsidentschaft des Ministerrathes führen. O'Donnell wird, wie man Hörl, drei Armcecorps im Gesammtbestande von 50,000 Mann befehligen. — Eine in Paris eingctroffene telegraphische Depesche aus Madrid vom 20. Octbr. meldet die Notisication der Sei ten Spaniens bewirkten Blokade der afrikanischen Küsten. England. An der englischen Küste tobte den 26. October ein furchtbarer Sturm. In Eastboure übersprangen die Wellen den hohen Küstendamm und entwurzelten alte Eichen; in Worthing, einem alten Küstenplatz, wälzte sich die See bis in den Ort hinein, bis zum Stadthause, das 600 Fuß über dem Niveau der höchsten Fluthmarke steht,