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5lO gegen Marokko operiren soll, auf 50 Bataillone zu bringen. In Algesiras waren bereits feldbereit: 36 Bataillone, 9 Batterien, 9 Schwadronen und 1 Gcniebataillon. — Die Cortes haben dem Gesetzentwurf, welcher die Armee auf 100,000 Mann bringt und der Regierung die Bcfugniß ertheilt, sie im Nothfall um 60,000 Mann zu ver mehren, bcigestimmt. — In Ceuta herrscht nach den neuesten Nachrichten ungestörte Ruhe. — In Algesiras sind fünf französische Linienschiffe und zwei Fregatten, unter dem Befehle des Vice- Admirals Romain-Desfosses, angelangt. Belgien. In Brüssel werden Seitens der dort wohnenden Deutschen Vorbereitungen zu einer würdigen Schiller-Feier getroffen. — In Hamme ist ein Dampfkessel einer Oel-Fabrik in die Luft geflogen, wobei das Gebäude zertrümmert ward, drei Menschen todt blieben und 14 verwundet wurden. Die Gewalt des Schlages war so groß, daß der l40 Kilo schwere Kopf des Kessels 480 Fuß weit geschleudert wurde und das Dach eines Hauses mitnahm. Rußland. Schämyl ist den 5. October in Moskau angckommen. Türkei. Die Verschwörer haben an die Ge sandten in Constaminopel ein Memorandum ge richtet, in welchem sie auseinandersetzen, was sie eigentlich beabsichtigten. Zwei vor den Sultan geführte Verschworene haben dreist ihre Beschwer den vorgetragen und die Regierung der Ver schwendung bezichtigt, deren Opfer Volk und Heer seien. — Die Einwanderung der Tscherkessen nimmt bedeutend zu. — In Kandia weigern sich Christen und Türken die Waffen abzugeben. — In Aleppo ist ein Aufstand ausgebrochen. In Koniah ist der Gouverneur von den Truppen er mordet worden. Tunis. Bei dem Begräbnisse des Bey sind fanatische Sccnen vorgekommen, indem die Juden angegriffen und viele derselben, sowie auch einige Christen verwundet wurden. China. Der Nebellenführer Tsching - King- Kang ist von seinen Leuten niedcrgemacht worden. Männliche Wür-e. l Fortsetzung.) Der Jnspector hielt sich verpflichtet, seiner Herrin diesen Bescheid zu überbringen, und trat eben in das Gesellschafts zimmer der Domen, als Emilie im Begriff war, zu ihrem Gemahl zu geben. Sie streckte schon die Hand aus, um das verlangte Geld in Empfang zu nehmen, erhielt aber statt dessen von dem Jnspector, der sich auf eine geschickte Versüßung unangenehmer Mitlheilungen nicht verstand, die laut und verständlich vorgetragene Eröffnung, wie der gnädige Herr den Kauf des bewußten Pferdes nicht zu genehmigen gesonnen wäre, daher er, der Jnspector, denn recht sehr bedaure, die gewünschte Zahlung nicht leisten zu können; nach welcher kurzen und bündigen Erklärung er sich sofort wieder empfahl. Ein schadenfrohes Gelächter einiger der Damen folgte ihm, mit einem noch unerträglichern Bedauern der andern verbunden. Emilie, mit Purpurgluth übergossen und in höchster Aufwallung über die ihr in Gegenwart so gehässiger Zeugen gewordene Demüthsgung, eilte jetzt selbst zu ihrem Gemahl, und ohne sich mit dem, nach längerer Abwesen heit sonst gewöhnlichen zärtlichen Bewillkommungs-Aeuße- rungen aufzuhallen, stürmte sie gleich mit der Frag« in sein Zimmer: Hast Du wirklich die Zahlung für dgs von mir gekaufte Pferd verweigert? — Ja, mein Kind, denn Emilie ließ ihn aber nicht ausreden, sondern unter brach ihn mit unbesonnener Heftigkeit mit den Worten: Das ist zu arg, ich muß doch bitten, nicht zu vergessen, daß Alles, was da ist, blos in meinem Vermögen besteht, und muß schlechterdings das Geld sogleich haben. Nach dieser unglückseligen Aeußerung, die unbemittelte Männer, die aber keine Egmont's sind, von ihren reichen Frauen wohl öfters zu hören bekommen mögen, verließ sie eben so rasch, wie sie angekommen war, das Zimmer und eilte zu den Damen zurück, wo sic jedoch, kaum angelangt, von einem heftigen Brustkrampf befallen ward, der sich nach Anwendung einiger bekannter, gleich zur Hand gehabten Mittel zwar bald wieder minderte, die besuchenden Damen aber doch, da überdies der Abend herannahte, zur Ent fernung veranlaßte. Emilie erhielt von der Herzogin beim Abschiede die Versicherung der innigsten Theilnabme über die tyrannische Behandlung, die sie von ihrem Gemahl, der doch sein ganzes Glück ihr verdanke, und ihr nun mit Undank lohne, zu erdulden habe, welche Aeußerung sie jedoch, bei dem Ge fühl, wie unrecht gegen ihren edlen Gatten hierbei ver fahren ward, mit niedergeschlagenen Augen anhörte und unerwidert ließ. Das unbeilbringende Pferd ward übrigens von der Herzogin, die sich erbot, die Zahlung an ihren Stallmeister vorschußweise zu leisten, im Schlosse zurück- gelassen. Emilie aber, die sich sehr erschöpft fühlte, ward von der Frau v. S..... veranlaßt, sich gleich zu Bette zu legen; letztere blieb jedoch noch bei ibr und ließ sich an gelegen sein, das Verfahren des Herrn Gemahls, wie sie Egmont gewöhnlich in seiner Abwesenheit mit höhnisch lächelnder Betonung zu benennen pflegte, mit den schwär zesten Farben zu schildern. Emilie ließ auch diese Reden ohne Erwiderung, und war in so tiefem Nachdenken versunken, daß Frau v. S , die über ihren Gesundheitszustand schon völlig beruhigt sein konnte, sie für eingeschlafen hielt, und sich daher von ihr entfernte. Emilie schlief aber nicht, sondern dachte viel mehr über den heutigen Vorfall jetzt mit ruhiger Ueber- legung nach, rief sich das ganze bisherige Benehmen ihres Gemahls, dessen neuliche Schilderung des Erfordernisses nothwendiger Ausgaben zurück, und mußte sich gestehen, welch' ein redliches Bestreben, für ihr Bestes zu sorgen, gerade hierin lag. Seine Versagung des Ankaufs des unglücklichen Pferdes erschien ihr jetzt um so mehr voll kommen gerechtfertigt, als dieser Kauf überhaupt, wie ihr nunmehr einleuchtete, von ihr gar nicht so übereilt, son dern als ein, überdies gänzlich außer ihrer Beurtheilung liegender Gegenstand, gleich von Anfang an lediglich der Bestimmung ihres Gemahls hätte überlassen werden sollen, von dem sie ja wußte, daß die Erfüllung ihrer Wünsche, sobald solches nur irgend thunlich war, seinen höchsten Genuß ausmachte. Sie gerieth jetzt über sich selbst in Zweifel, wie sie im Stande gewesen, ihren geliebten Gatten, dessen Hobes Ehrgefühl sie kannte, so an seiner empfind lichsten Stelle zu verletzen und zu kränken, wie cs von ihr geschehen war, und beschloß daher, was sie, da es noch Zeit dazu war, augenblicklich hätte thun sollen, morgen mit dem frühesten zu ihrem Gemahl zu eilen, und seine Verzeihung zu erbitten. Egmont, als Emilie ibn mit der vorerwähnten Acuße- rung verließ, blieb, in seinem Innern vernichtet, eine Zeit lang unbeweglich stehen, und starrte die Thür an, durch welche Emilie verschwunden war. Elender-Wicht, rief er endlich, sich vor die Stirn schlagend, aus, jetzt ist dir dein verdienter Lobn geworden. Was helfen dir nun alle die schönen Grundsätze und Ansichten von männ licher Würde und Selbstständigkeit, die jetzt als ein leerer Wortschwall erscheinen und dich vor dir selbst als den jämmerlichsten Prahler hinstellen. Was bist du denn jetzt eigentlich, ein Titular-Herr, in der Wirklichkeit aber ein erbärmlicher Knecht, misexabler als der unterste Diener, der, wenn ihn auch das Schicksal zu den niedrigsten Ar beiten berief, doch seiner Frau gegenüber den Werth des Mannes behält und nicht schamrotb die Augen vor ihr niederschlagen muß. O! Onkel, Onkel, wie wahr hast du in meine Zukunft geblickt! — Mit verschränkten Armen und zuckenden Gesichismuskeln ging er eine halbe Stunde auf und ab; dann schien ein Entschluß in ihm zur Reif« gediehen zu sein. — Er setzte sich an sein Bürcau, und schrieb folgenden Brief an Emilien: