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Italien. Der „Monitors Toscano" fordert die Freiwilligen aus dem lombardischen Kriege auf, in die Reihen der toskanischen Armee zu treten. — Das in Italien stehende französische Öccupations- Eorps, unter dem Commando des Marschalls Vaillant, ist jetzt 50,000 Mann stark und besteht aus 42,000 Mann Infanterie, 2400 Mann Ka- valerie, 2600 Mann Artillerie, und 900 Mann Genie rc., mit 6000 Pferden, 96 Feldstücken und einem Reserve-Artillerie-Park. — In Parma waren 63,303 Stimmen für und 606 Stimmen gegen die Vereinigung mit Sardinien. Frankreich. Napoleon hat dem Kaiser von Rußland zwei nach dem neuesten Muster gezogene Kanonen zum Geschenk gemacht. — In Algerien wird eine Petition an den Kaiser unterzeichnet, worin derselbe ersucht wird, dem Prinzen Na poleon die Verwaltung der Colonie wieder zu übertragen. — Der Marineminister hat Befehl erhalten, Vorkehrungen zu treffen, um Cherbourg in Kriegszustand zu versetzen und sogar alle öffent lichen Gebäude, wie Kasernen, Spitaler rc., gegen ein Bombardement sicher zu stellen. — Wie dem „Dr. I." geschrieben wird, werden die Küsten- batlcricn nicht blos armirt, sondern es sollen auch bombenfeste Schanzen hinter denselben errichtet werden. — Das Evolutionsgcschwader (8 Linien schiffe, 2 Fregatten und 3 Kanonenboote) hat Toulon verlaffen, um auf hoher See neue Ma növer einzuüben. Ein Theil der französischen Kriegsschiffe soll mit Eisenplatten beschlagen wer den. — Im Lager von Chalons, wo der Kaiser gegen Mitte September eintrifft, finden bereits jetzt große Manöver statt. — Von den nach Al gerien gebrachten österreichischen Gefangenen haben 30 verlangt, dort bleiben zu dürfen. — Der Vice könig von Aegypten hat in Frankreich ansehnliche Bestellungen an Waffen, Uniformen, Kürassen rc. zur Vergrößerung seiner Armee gemacht. — Die sardinische Regierung soll in Paris 100,000 Ge- webre bestellt haben, die zur Bewaffnung der mittel-italienischen Bevölkerung bestimmt waren. — Nach einem Leitartikel des „Eonstiiutionnel" wird Frankreich zur Wiedereinsetzung der Herzöge von Modena und Parma und des Großherzogs von Toskana weder Zwangsmaßregeln gegen die mittel-italienischen Staaten ergreifen, noch dulden, daß solche von anderer Seite erfolgen. Schweden. Die am 31. August in Stockholm abgehalrenen Reichstagswahlen sind durchaus im Sinne der liberalen Partei ausgefallen. Türkei. Am 12. August haben ungeheure Hku- schreckenschwarme die Umgebung von Jbraila (in der Walachei) hcimgesucht. An den Baumen hingen die Heuschrecken in solcher Anzahl, daß sie die dicksten Acste herunterbrachen. Männliche Würde. s Fortsetzung.) Egmont wußte wohl den Stand der von ihm geretteten Person, davon aber, ob sie alt oder jung, hübsch oder häßlich sei. batte er keine Kenntniß. Denn im Augen blicke der Rettung, wo Sccunden zu großen Zeiträumen wurden, wo überdies der ibn umwirbelnde Rauch keinen Gegenstand genau erkennen ließ, war eS ihm nicht einge fallen, vielleicht auch ganz unmöglich gewesen, auf die Beschaffenheit der zu rettenden Person zu achten. Eben so wenig hatte die Gräfin vermocht, die Persönlichkeit ihres Retters auch nur im mindesten wahrzunehmen. Beide Personen also, die doch in so unendlich wichtiger Beziehung zu einander gestanden hatten, waren demnach sich gänzlich fremd geblieben, und erst am heutigen Mittag sollte ihre wirkliche Bekanntschaft mit einander beginnen. Egmont erschien zur bestimmten Zeit in einfacher, aber sauberer, seiner herrlichen Gestalt vortrefflich stehenden Reise-Kleidung. Auch der Gräfin war es geglückt, aus den Kleidern der ältesten Tochter des Predigers, die von gleichem Wuchs mit ihr war, sich einen Anzug auszuwählen, der sich ihren überaus reizenden Formen gefällig anschmiegt«, und da auch ihr verletzter Fuß heute merklich besser sich befand, so konnte sie in aller Pracht jugendlicher Schöne ihrem Retter entgcgentreten. Egmont betrat an der Hand des Predigers, der ihm entgegen gegangen war, das Zim mer. Die Gräfin, obgleich sie sich sehr zu sammeln gesucht hatte, gerielh doch bei Egmonl's Anblick ganz außer Fas sung. Herr v. H., begann sie, als dieser ihr mit einer ehrerbietigen Verbeugung näher trat, — aber hiermit endete auch schon ihre Rede, und laut schluchzend fiel sie der neben ihr stehenden Tochter des Predigers um den Hals. — Egmont, auch seinerseits sehr bewegt, und mehr noch durch Emiliens Reize überrascht, führte mit Zartheit ihre Hand zum Munde und bat sie, sich zu fassen^ unendlichen Dank bin ich dem Zufall schuldig, fügte er hinzu, daß er mich auserlesen hat, die Rettung eines so überaus kostbaren Lebens bewirken zu können. Da zur Ausführung der Lhat meinerseits nichts mehr als ein wenig Muth und Entschlossenheit gehörte, Tugenden, mit welchen ein Mann und Soldat, der ich bin, sich aber nicht sonder lich zu brüsten Ursache hat, indem sie zu seinen nothwen- digsten Eigenschaften gebären und der Mangel derselben ihn zu einem nichtsbedeutenden Schwächling herabsetzen würde, so ist in der That bei dieser Sache nur einer ganz nahe gelegenen Pflicht von mir Genüge gethan worden, und da ich hierzu, ohne alle Rücksicht auf die Verhältnisse der Person, der cs galt, geschritten sein würde, so ist wohl nicht zu leugnen, daß mich das Zusammentreffen der Umstände in diesem Fall ganz besonders begünstigt hat, und daß ich eigentlich der bin, der bei dieser Begebenheit sich dem Schicksal für den glücklichen Ausgang des Unter nehmens vorzüglich verpflichtet halten muß. — Die edel- mülhige Ansicht, welche Sie von der Sache nehmen, er widert« die Gräfin, die jetzt wieder einige Haltung ge wonnen hatte, kann meine Empfindungen in nichts ändern, immer stebe ich als eine Schuldnerin vor Ihnen, die ver geblich auf Mittel sinnt, wie sie von der großen Schuld etwas abzulösen vermöge, und die nur durch armselige Worte ihrem Herzen Luft machen kann. — Von dem Engclsblick, mit dem sie ihren Retter hierbei anschaute, ward Egmont so getroffen, daß er, für den Augenblick zur fernern Rede ganz außer Stande, nochmals ihre Hand ergriff und einen langen feurigen Kuß darauf drückte. Der Prediger endete jetzt beider peinliche Lage, indem er ihnen anzeigtc, daß die Suppe auf dem Tische stehe. Während des Essens brachte derselbe vielfache Stoffe in die Unterhaltung, welches der Gräfin die Gelegenheit ver schaffte, Egmont's edle Sinnesart und gebildeten Geist, sowie auch großentheils seine bisherigen Lebensbegebenbeilen kennen zu lernen, die ganze Gesellschaft aber ward bei näherer Entwickelung seiner Grundsätze und großartigen Ansichten auf das Lebhafteste für ibn eingenommen. Noch ehe die Tafel zu Ende ging, war die Gräfin sich ihrer Gefühle schon dabin vollständig bewußt, daß dies der einzige Mann sei, den sie als Gatten sich erlesen möchte, auch war es ihrem weiblichen Scharfblick keineswegs ent gangen, daß Egmont gleiche Gefühle für sie empfände. Da ober einem solchen Manne zuzutrauen war, daß er bei den hier obwaltenden Umständen gewiß sich nicht er klären und seine feurigsten Wünsche und Gefühle lieber zu bekämpfen suchen werde, als auch nur der entferntesten Deutung Raum zu geben, er wollte die Dankverpflichcung der Gräfin zur Verbesserung seiner beschränkten Verhält nisse benutzen, so überzeugte sich die Gräfin, daß, wenn sie ihn nicht aufgeben wolle, hier das Ungewöhnliche ge schehen, und ihrerseits die ersten Schritte, und zwar ohne Verzug, gethan werden müßten, da Egmont am andern Morgen abzurcisen entschlossen war. Mit beklommener