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Lorient hat man den Bau eines Linienschiffes zweiten Ranges, „La Couronne", beendigt, welches ganz mit kugelfesten Eisenplatten bekleidet ist. England. Admiral Jones ist zum zweiten Kommandanten in China und Ostindien ernannt. — Ein Theil des nach China bestimmten Ge schwaders ist bereits von Plymouth abgefahren. Spanien. Die nördliche Bucht von Ceuta soll durch zwei mit Kasematten versehene Forts befestigt und jedes derselben mit 40 Kanonen ver sehen werden. Algesiras und ein Punkt der afri kanischen Küste bei Ceuta sollen durch ein unter seeisches Telegraphentau verbunden werden. — Vor Ceuta herrschte vollständige Ruhe. Rußland. Der Kaiser ist nach Moskau ge reist und wird sich von dort nach Tula begeben. Türkei. Die tscherkessische Auswanderung dauert ununterbrochen fort. Die türkischen Behörden sind angewiesen, diesen Einwanderern als Glaubens genossen thunlichst Hülfe zu gewahren und frei stehende Ländereien anzuweisen. Serbien. Die aus dem sogenannten letzten Complot bekannten früheren Senatoren, welche durch richterlichen Spruch freigelassen wurden, sind plötzlich in die Festung Belgrad geflohen und haben sich unter türkischen Schutz gestellt, weil man die Absicht hatte, sie neuerdings einzu- kcrkern. Ostindien. Eine angestellte Untersuchung hat bereits ergeben, daß englische Kaufleute Kanonen und Miniobüchsen in Indien nach Zersprengung der Sipahis aufgekauft und der chinesischen Re gierung geliefert haben. Ein Schiff, das mit 30 Kanonen und einer Anzahl Büchsen in Schanghai ankam und ebenfalls für die Chinesen bestimmt war, ist demzufolge angehalten worden. — Nach richten aus Hongkong zufolge waren im Norden Chinas und in Schanghai mehrere Europäer von Chinesen getödtet worden. Männliche Würde. < Fortsetzung.) Egmont gekränkt und verdrießlich über die hinter seinem Rücken stattgehabte Einmischung seiner Frau in diese Sache, ging sogleich zu ihr, um sie hierüber zu befragen, erfuhr aber, daß sie noch schlafe, warf sich nun auf sein schon bereitstehendes Pferd und suchte seine Mißstimmung durch einen Spazierritt bis nach den entferntesten Theilen seiner Besitzungen zu verscheuchen, von dem er erst zur Mittags zeit zurückkehrte. Krummert hatte inzwischen Gelegenheit gefunden, Emilien sein Leid zu klagen und sie an ihr gegebenes Versprechen zu mahnen, besonders aber suchte er die Zusicherung seiner Beibehaltung im Amte von ibr zu erhalten. Emilie ge- rieth ins Gedränge, ärgerte sich über ihre Vergessenheit, nicht mit ihrem Manne gestern schon über die Sache ge sprochen zu haben, gelobte, dies nun heute unfehlbar zu thun und gab, sehr unbedachtsam, ibr Wort, daß Krummert feine Entlassung gewiß nicht erbalten solle. Egmont batte bei seinem beutigcn Strcifzuge auch ein kleines Jagdschloß besucht, in welchem der verstorbene Graf öfters sich auf längere Zeit aufzubalten pflegte, und hier fand er unter alten Papieren zufällig auch einige Notizen über den Ertrag sämmtlicher Güter aus den letzten Lebens jahren des Grafen, woraus sich ergab, daß die Rcvenüen damals bedeutend mehr als jetzt betrugen, wodurch sich bei ihm die schon gehegte Vermulhung eines hinterlistigen und betrügerischen Verfahrens Krummcrt's immer mehr vergewisserte, und, verbunden mit dessen heutigem trotzigen Benehmen, seine baldige Entfernung aus dem Amte ihm als ganz unerläßlich darstellte. Sehr unangenehm berührt ward daher Egmont, als Emilie ihm gleich mit der Bitte entgegen kam, die Sache mit Krummert auf sich beruhen zu lassen, und dies mit einer Art von Uebcrzeugung, daß mit dieser Bitte die Sache auch wirklich gleich abgemacht sei, vortrug. Meine theure Freundin, erwiderte Egmont, Duweißt, daß die Erfüllung Deiner Wünsche mir stets zur größten Freude gereicht, wenn aber eine solche Erfüllung uns beiden gewissen Schaden bringt, außerdem aber noch mein Ehr gefühl verletzt, so wirst Du mir gewiß nicht zumuthen, auch dann noch Deinem Verlangen nachzugeben. Da nun aber Dein mir eben geäußerter Wunsch diese Nachtheile mit sich führt, so bedaure ich unendlich, Dir widerstreben und dabei beharren zu müssen, daß Krummert sofort seines Dienstes entlassen werde, was ich ihm auch bereits ange kündigt habe, und dem er unfehlbar spätestens binnen drei Lagen nachkommen muß. Emilie biß sich hocherröthend in die Lippen. Zum ersten Male ward es ihr anschaulich gemacht, daß sie nicht mehr unbeschränkte Gebieterin in ihrem Besitzthum sei, und wenn sie gleich bei Egmonr's erstem Empfang auf ihrem Schlosse ihm die Herrschaft auch über sich eingeräumt, solches vor der ganzen Dienerschaft ausgesprochen hatte, und dies da mals unzweifelhaft auch ihre innige Meinung war, so ward doch jetzt die einem andern übertragene Gewalt tief von ihr empfunden, und die Ausübung der Pflicht der Gatlin, ihren Willen dem ihres Mannes unterzuordnen, in diesem Fall ihr wirklich schwer. Ob Krummert entfernt oder beibehalten werden sollte, darauf legte sie am Ende wenig Werth; wohl aber war ihr das Gefühl, vor diesem Menschen nun compromittirt zu erscheinen, sehr drückend. Sie äußerte daher, wie sie wünschen müsse, daß er nur noch auf kurze Zeit im Dienst bleiben möge, konnte aber endlich doch nicht umhin, bei Egmont's näherer Darstellung des Sachvcrhältnisses und besonders bei Erwähnung der trotzigen Aeußerung Krummcrt's, daß er nur sie als seine Herrschaft anerkenne, und bei der ihrem Gemahl dadurch widerfahrenen Kränkung, sich in dessen Willen zu fügen, und mußte es geschehen lassen, daß Krummert nunmehr die nochmalige bestimmte Weisung erhielt, sein Bündel zu schnüren, wobei ihm Egmont zugleich andeuten ließ, daß ihm der doppelte Betrag des ihm gesetzlich zustehenden Gehalttheils alsdann gewährt werden solle, wenn er seinen Abgang schon am morgenden Tage bewerkstellige. Krum- mert erklärte, er sei bereit, noch heute abzugehen, was Egmont denn auch gern geschehen ließ, nachdem er alle zum Gute gehörigen Gegenstände und Papiere, die Krum- mcrt in seinem Verwahrsam gehabt, in Empfang genom men hatte. Des Inspektors plötzliche Entfernung erregte bei allen Hausgenossen eine lebhafte Sensation. Alle hatte er durch gleißnerische Freundlichkeit für sich zu gewinnen gewußt, und da Keiner über die Ursache seiner Entlassung vollstän dige Aufklärung erhielt, wozu Egmont sich nicht veranlaßt fand, so erschien die Sache bei Allen als eine große Härte und Ungerechtigkeit ihres neuen Herrn, dessen strenge Ord nungsliebe überhaupt Manchem nicht gefallen wollte. Krummert unterließ seinerseits auch nicht, überall durch lügenhafte Darstellung des Anlasses seiner Verabschiedung, die Egmont, wenn er auch davon hörte, förmlich zu wider legen unter seiner Würde fand, jene Meinung zu bestätigen, und die Gcmütbcr immer mehr aufzuregen. Auch Frau v. S deren besonderer Liebling Krum mert bisher gewesen war, nahm Partie für ibn, und über nahm sogar auch die Beförderung eines Abschiedsschreibens von ihm an Emilien, worin er der letzter» für alle ihm erwiesene Güte dankte, von neuem seine völlige Unschuld betheuerte und behauptete, wie er nur dadurch das Unglück gehabt, dem Herrn v. H.... zu mißfallen, weil cs ihm unmöglich gewesen sei, seine angebctete Gräfin nicht mehr als seine Herrin betrachten zu dürfen, und dieses nämliche Gefühl theilc die ganze Dienerschaft, denn Allen sei es, wie ibm, unerträglich, daß die Frau Gräfin gar nichts mehr in ihrem eigenen Besitztbum zu sagen haben sollte u. s. w. Dieses tückische Schreiben, unterstützt von den Be- mcrkungen der Frau v. S verfehlte seine Wirkung auf Emilie nicht. Die sich dadurch kund gegebene große Anhänglichkeit aller Leute ihres Hausstandes an ihre Per son, die sie bei ihrer Unbekanntschaft mit der Welt für