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Großenhainer MrMilW- m- AiiMM. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 106. Donnerstag, den 15. September 1859. Speisezettel der öffcntl. Speiscanstalt. Donnerstag: Reis mit Rindfleisch. Freitag: Graupen mit Rindfleisch. Sonnabend: Erbsen mit Bratwurst. Täglicher Abgang -er Posten zu den Dampfwagenzügen in Pristewitz. Nach Leipzig: früh 6Vr, Vormittags 10, Mittags 12'/«, Nachmittags 2 und Abends 6'/« Uhr. Nach Dresden: früh 7 Vs, Vormittags 10, Nachmitt. 2, Nachmittags 3V« und Abends 8 Uhr. Abgang der Post nach Ortrand: Abends SV« Uhr. Tagesnachrichten. Sachsen. In dem V4 Stunde von Olbern hau an der Flöha gelegenen großen Schneide- und Oelmühlenwerke des Herrn Winkler brach am 10. Septbr. kurz nach 1 Uhr Nachts Feuer aus, das so schnell um sich griff, daß der im Mühlgebäude wohnende Werkführer Beyer, wel cher mit einem Kinde von 3 Jahren auf dem Arme voraus eilte, schrecklich verbrannt herauskam, die Frau desselben aber mit dem 1jährigen Kinde auf dem Arme und einem 9jährigen Mädchen durch brachen und in den Flammen ihren Tod fanden. Das gerettete 3jährige Kind ist noch denselben Tag unter gräßlichen Schmerzen gestorben und auch der Mann wird schwerlich davon kommen. Oesterreich. Das französische Transportschiff „Maycnce" hat aus Algier 499 österreichische Ge fangene nach Triest gebracht. — Die Marinever waltung hat in Pola den Bau von zwei Dampf fregatten und 12 großen Kanonenbooten angeordnct. Frankfurt. Wie das „Fr. I." meldet, ist die Gründung einer großen Zeitung, in dem Format eines großen amerikanischen Blattes, für die „Union Deutschlands" im Werke, woran bereits mehrere Journalisten sich zu betheiligen zugesagt haben. Man will die Gründung dieses Unter nehmens als eine Demonstration zu Gunsten der deutschen Einheit, wie zur Zeit die Gründung einer deutschen Flotte, betreiben und fordert alle Baterlandssrcunde sofort zu thäliger Unterstützung auf. Der Eentralausschuß wird seinen Sitz in Frankfurt nehmen. Italien. Die sardinische Regierung, welche die drei Districte der Provinz Mantua auf dem rechten Po-Ufer bereits aufgegeben hatte, besetzte neulich diesen Landstrich wieder. Die Bildung der Nationalgarde, die Militäraushebung, die Steuereinzahlung, kurz alle Acte der Verwaltung wurden von der sardinischen Behörde wieder auf jene Districte ausgedehnt, die ungefähr 90,000 Einwohner zählen und eine halbe Million Grund steuer zahlen. — In Parma hat die National versammlung einstimmig die Bourbonische Dy nastie des Thrones für verlustig erklärt. — Die Nationalversammlung zu Bologna hat den Titel und die Macht eines Generalgouverneurs mit einem verantwortlichen Ministerium für den Obristen Cipriani genehmigt, demselben Vollmacht zu der Vertheidigung des Landes übertragen und ihn beauftragt, für die Erfüllung der Wünsche der Nationalversammlung betreffs der Union Mittel- Italiens energisch mitzuwirken. Frankreich. Der König der Belgier ist auf der Reise nach Biarritz am Sonntag zu Valence angekommen. — Nach Cayenne ist ein Kriegsschiff abgegangen, um die dort Amnestirten zurückzu bringen. Nach den dem Gouverneur zugegangenen Instructionen soll es keinem der der Amnestie theilhaftigen Deportirten gestattet werden, dieselbe auszuschlagen; sie müssen die Rückreise antreten. — Die Fregatte „Audacieuse" hat 30 eroberte chinesische Kanonen nach Brest gebracht. Mehrere dieser seltsam gestalteten Geschütze wiegen über 7000 Kilogramme (circa 140 Centner). — Die modenesische Deputation soll vom Kaiser gerade nicht sehr freundschaftlich ausgenommen worden sein. — In Algier ist die weitere Unterzeichnung von Bittschriften um Wiedereintritt des Prinzen Napoleon in das Colonienministcrium untersagt worden. — Der „Akhbar" meldet, daß die Mi litär-Behörden in Algerien die erforderlichen Maß regeln gegen etwaige Unruhen in Marokko ge troffen haben. Uebrigens ist der Thronwechsel in Fez und Mequinez ruhig erfolgt und Sidi Mo hamed zum Kaiser von Marokko ausgerufen wor den. Nach Madrider Nachrichten ist dagegen in Marokko Bürgerkrieg ausgebrochen und machen vier Prätendenten sich den Thron streitig. — Eine Abtheilung marokkanischer Reiterei hat zwei fran zösische Grenzposten angegriffen, ist jedoch zurück- geschlagen worden. England. Die Küstenbefestigungscommission wird ihre Arbeiten wahrscheinlich noch längere Zeit fortsetzen. Die Insel und der Hafen von Port land werden stärker befestigt werden, als Gibral tar und Malta. Spanien. Die Nachricht, daß das englische Kabinct an die spanische Negierung eine Note in Betreff der marokkanischen Angelegenheit ge-