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401 Gelegenheiten gefunden, denn mehrere der ersten Häuser hatten schon vielfältig nicht undeutlich zu erkennen gegeben, daß sie zu einer Verbindung mit Egmont gar nicht abge neigt seien. Da er aber in diesem Punkt ganz eigen« Grundsätze hatte, und überdies für keine der ihm bekannten jungen Damen eine ernste Neigung empfand, so war es mit seiner edcln Denkart ganz unverträglich, die Sache als bloße Finanz-Operation zu betreiben. Mit sehr umwölkter Stirn und dem tiefsten Kummer im Herzen ging er in seinem Zimmer auf und ab, als der Kammerherr v. L. sich melden ließ und seiner Anmel dung auch gleich in Person nachfolgte. Trautester Freund, rief er, auf Egmont zucilend, nur auf ein paar Augen blicke muß ich Sie sprechen: Sagen Sie mir, um's Him mels willen, was haben Sie gestern mit dem Erbprinzen vorgehabt^ Se. Hoheit haben sich sehr bitter über Sie ge äußert, auch sind sie schon früh bei dem Fürsten gewesen, und der Kammerdiener Merks versichert, zum öfter» Ihren Namen und — fassen Sie sich, mein Bester — auch (mit leiser Stimme, ins Ohr zu Egmont) das Wort Festung gehört zu haben. Egmont lächelte zu dieser Erzählung, denn.wenn gleich er auch vor ungerechter Behandlung sich nicht völlig gesichert halten durfte, so konnte er doch wieder bei der allgemeinen Achtung, in der er stand, und dem Bewußtsein gänzlicher Schuldlosigkeit, sich vor einem Ge- wallschvitl gegcn^ihn, der ein sehr großes Aufsehen erregen mußte, ziemlich sicher halten. Er begnügte sich daher, dem Kammerherrn zu antworten, daß zwischen ihm und dem Prinzen nichts vorgefallen sei, was den Letztern mit Recht habe beleidigen können, gcgentheils möchte seinerseits eher ein Grund zur Klage über den Prinzen vorhanden sein; er wolle daher ganz ruhig abwarten, inwieweit die Besorgnisse des Kammerherrn sich verwirklichen würden. Kaum hatte ihn Letzterer verlassen, so trat denn auch diese Verwirklichung ein, jedoch, wie sich voraussehcn ließ, nicht in der von dem Kammerherrn befürchteten Art. Egmont erhielt ein Cabinets-Schreiben, worin ihm seine Versetzung zur Garnison einer Grenz-Festung, mit der Aufgabe, sich baldigst dorthin zu begeben, bekannt gemacht ward. Zu gleich äußerte sich der Offizier, der dies Schreiben über brachte, wie er glaube, daß Egmont, wenn er es vorzöge, mit Pension ganz entlassen zu werden, dies leicht werde erhallen können. Offenbar beruhte diese Aeußerung auf einer geheimen Instruction, die der Ueberbringer erhalten hatte, und Egmont, dem das längere Verbleiben im Dienste, nach den schon gemachten und noch zu fürchtenden Erfah rungen, im höchsten Grade anwiderte, bedachte sich nicht lange, sondern schrieb an den Fürsten und bat, ihn, statt der zugedachten Stelle, lieber vorläufig mit einem Warte- gelde, bis zu einer möglichen anderweilen Anstellung, außer Aktivität zu setzen. Das Wort Pension konnte er nicht über sich gewinnen, auszuspr.chen, weil es ibm denn doch zu unpassend erschien, in seinem Alter auf Pensionirung anzutragcn. Im Cabinet war man nicht so scrupulös, denn schon am andern Morgen erhielt er den Bescheid, daß er in Gnaden mit einer Pension von 400 Rthlr. ent lassen sei, deren Zahlung sonderbarer Weise auf eine ent fernte Provincialliste angewiesen, und hierdurch unver kennbar die Verweisung aus der Residenz ausgesprochen ward. Ais die Sache bekannt wurde, erregte sie überall das höchste Erstaunen. Egmonl's hohe Rechtlichkeit und Ge radheit, seine, von aller Kriecherei entfernte Beachtung der Verhältnisse gegen Höhere, seine Dienstwilligkeit und offene Freundlichkeit gegen Untergebene hatten ihm den seltenen Vortheil erworben, außer der sich kundgegebenen Gesinnung des Erbprinzen gar keinen Feind zu haben, denn wenn gleich manche Hof-Cavaliere etwas scheel dazu sahen, daß Egmonl's Lob überall ertönte, so ward durch sein beschei denes und höchst anspruchsloses Betragen doch jede Auf wallung gegen ihn immer gleich im Keime erstickt, und konnte sich nie zu einer dauernden Abneigung gestalten. Die mit besonderer Kränkung verbunden- Entfernung eines solchen Mannes ward daher von allen Seiten mit tiefer Indignation empfunden, und, nicht, wie cs sonst zu ge schehen pflegt, wo die Ungnade des Herrschers Jeden von der betroffenen Person entfernt, erhielt Egmont im Gcgen- tbeil von Vornebmen und Geringen die unzweideutigsten Beweise des Wohlwollens und der Thcilnahme/ Seinerseits ertrug er das Ereigniß mit dem Gleichmuth, der sich stets mit reinem Bewußtsein und Characterkraft verbindet; und Miiau erwogen, mußte die Wendung, die die Sache genommen hatte, ihm sogar lieb sein; denn die plötzliche Mittellosigkeit, in welche er sich durch das Ver fahren seiner Tante versetzt fand, hätte cs ihm, wie schon oben bemerkt worden, ohnehin unmöglich gemacht, ferner mit dem in seinem Verhältniß durchaus erforderlichen An stand in der Residenz zu existiren. Sehr bereit war er daher, letztere so bald wie möglich zu verlassen. Er ver anstaltete zu dem Ende einen schleunigen Verkauf seines gesammlen Mobiliars, dessen Ertrag jedoch großcntheils zur Berichtigung mehrerer an ihn noch bestandener Forde rungen wieder aufging. Nur ein Reitpferd reservirte er sich, und nachdem -er auch seine Dienerschaft abgefunden und entlassen und wegen seiner Wohnung sich mit seinem Hauswirth auseinander gesetzt hatte, ritt er an einem schönen Frühlingsmorgen, mit dem höchst beruhigenden Gefühl, Niemanden mehr in irgend einer Art verpflichtet zu sein, aber auch nur mit sehr geringen Geldmitteln ver sehen, aus der Stadt. Das reine Himmelsblau, die um ihn her in neuer Schönheit erblühende Natur, das Morgen lied der Vögel, die frische gesunde Luft, die Egmont, die staubige Residenz hinter sich lassend, cinathmete, Alles ver einte sich, sein Gemüth zu stärken und zu erheben, und ließ ihn vertrauungsvoll in die Zukunft blicken. Sein- nächste Sorge war jetzt die anständige Unterbringung seiner Schwester, und zu ihr ging daher auch seine gegenwärtige Reise. In einigen Tagen erreichte er das Kloster, worin sich selbige befand, und da cs noch nicht zu spät war, so konnte er gleich am Tage seiner Ankunft die lange nicht gesehene geliebte Schwester noch begrüßen. Erstaunt standen die beiden Geschwister einander gegenüber, und es vergingen mehrere Augenblicke, ehe sie sich in die Arme sanken. — Emma war noch ein Kind gewesen, als der Bruder sie verließ; jetzt stand sie als schön vollendete Jungfrau vor seinen Augen, die auch ihrerseits wieder in dem Anschauen des herrlichen Bruders, dessen Formen nur noch schwach in ihrer Erinnerung sich erhalten hatten, versunken war. Noch wußte Emma nichts von der trüben Wendung ihres Schicksals; nur die Priorin hatte entfernt etwas davon vernommen. (Fortsetzung folgt.) Bekanntmachung. Unter Leitung des Königlichen Gerichtsamts Großenhain soll Sonnabend den 3. September 1839 Nachmittags 2 Uhr die Kagd auf der bäuer lichen Flur Me-essen (ca. 604 Acker) öffentlich an den Meistbietenden bis zum 31. August 1865 verpachtet werden. Großenhain, am 23. Juli 1859. Königliches Gerichtsmm. Böttger. Versammlung -es freiwilligen Fenerlöfcheorps Sonnabend den 20. August Abends 9 Uhr im Vereinslocale. Der Vorstand. Ein neuer starker zweispänniger Wirth- schafts-Wagen mit eisernen Aren steht billig zu verkaufen bei S chaferinKleinraschütz. Ein zweijähriger Bulle steht zum Verkauf bei August Scheffler in Bauda. Hadern, Baumwoll-Emballage, Papierspäne, Knochen re. kauft in Partien wie im Einzelnen zum höchsten Preise ^NtON WeißVach. Innere Naundorfer Gaffe.