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4(X) peten abgerechnet, ziemlich geräuschlos vorüber. Als er aber durch die am Eingänge der Boule vards errichteten Triumphbogen ritt, ertönte cs von allen Seiten: „Es lebe dec Kaiser!" Der Borbeimarsch der Truppen begann um 9V4 Uhr. Der Kaiser kam an der Spitze derselben um 10^ Uhr nach dem Bendome-Platz und um 3 Uhr war der Borbeimarsch beendet. Den Marsch er öffnete die Garde-Infanterie, an der Spitze den Marschall Baraguay d'Hilliers; allen aber voran zogen die Bcrwundeten der ganzen Armee. Turcos und Zuaven waren unter den Verwundeten in großer Anzahl vertreten. Alle Bcrwundeten wa ren mit Kränzen geschmückt. Die Menge begrüßte sie mit lautem Rufen. Das zweite Eorps führte Marschall Mac Mahon, das dritte Corps Marschall Canrobert und das vierte Corps Marschall Niel. Nach dem vierten Corps kam die Eardccavalerie, dann die Gendarmen, die Lanciers, die Dragoner und zuletzt die Kürassiere. Ein prächtiges Weller begünstigte zuerst die Feierlichkeit; gegen 1 Uhr ergoß sich aber ein heftiger Platzregen über Paris hin und die Zuschauer verschwanden von den Dächern und Schornsteinen, wo selbst Frauen Platz gesucht hatten. — Die Pariser Polizei hat den Borabend des Triumphzuges der Armee mit Massen-Verhaftungen unter den in Paris wohn haften Italienern feiern zu müssen geglaubt. — Wie der „Jndep." aus Paris gemeldet wird, soll der Kaiser vor Kurzem in Anwesenheit mehrerer Personen geäußert haben: „Ich will, daß, um überall die durch den Krieg ins Stocken gera- lhenen Arbeiten wieder zu beleben und Frankreich in allen Zweigen des Friedens den Aufschwung zu verleihen, den es durch den Krieg verloren, eine Milliarde verausgabt werde. Mein Finanz- Minister hat Auftrag, mir einen Bericht vorzu legen, der die Mittel und Wege zur Ausführung eines Planes, welcher Europa in Staunen setzen soll, bezeichnet." Rußland. Der „Czas" meldet, daß die Ein führung eines mündlichen und öffentlichen Ver fahrens im russischen Gerichtswesen bereits be schlossen ist. — Moskau wird mit Nikolajewsk (am Amur) durch eine Telegraphenleitung ver bunden werden, die ganz Nord-Asien der Länge nach durchziehen wird. Türkei. Der Proceß wegen des Attentats gegen den Fürsten Couza in Jassy hat ein unerwartetes Ende gefunden, da das Haupt des Complotes, ein gewisser Wirzbicki, aus dem Gefängniß ent flohen ist. Auch die Theilnehmer des sogenannten Bukarester Complotes haben die engen Zellen des Gefängnisses mit der freien Natur vertauscht. Aus Cochinchina wird gemeldet, daß die Ana- miten den Wunsch, auf Friedensunterhandlungcn cinzugehen, zu erkennen gegeben haben. Der französische Admiral Rigautt de Genouilly hat deshalb von Paris die Weisung erhalten, die Friedensvorschläge des Kaisers von Anam anzu- nehmcn, deren Grundlage die freie Ausübung der katholischen Religion in Cochinchina ist. Amerika. Dir Revolution in Ecuador schrei tet langsam fort; Guayaquil wird noch immer blokirt. — Peru rüstet sich zum Kriege gegen Ecuador und Bolivia, — In Panama und auf dem ganzen Isthmus herrscht große Aufregung, weil im Chiriqui-Districtc in zufällig entdeckten Jndianergräbern eine große Menge goldner Götzen bilder gefunden worden waren. Darauf hin ver legte sich die Spekulation auf Ausgrabungen, und viele hundert Leute sind auf dem Wege nach den vermeintlichen Gold-Grüften begriffen. — Aus Californien schreibt man vom 27. Juni: Das Wetter ist ungeheuer heiß gewesen, es hat die Pflanzen verbrannt, und einige Gegenden des Landes sehen aus, als ob sie mit Feuer verödet wären. Die Landschaft Santa Barbara ward am 17. Mai von einem schrecklichen Glühwind heimgesucht, der das Obst auf den Bäumen buch stäblich röstete, Thiere tödlete und die Bewohner zwang, sich innerhalb ihrer Thüren einzusperren. Männliche Wür-e. (Fortsetzung.) Höchst verletzt durch das Benehmen des Prinzen, verließ Egmonr das Schloß und begab sich nach feiner Wohnung. Der Schlaf floh seinem Lager in dieser Nacht, weniger des eben erlebten Vorfalls wegen, obgleich ihn solcher, bei dem Character des Prinzen, und dem bedeutenden Einfluß desselben, in eine trübe Zukunft blicken ließ, als wegen jener Nachricht, deren wir eben oben gedachten, und die ihn viel heftiger ergriff. Durch selbige hatte er nämlich erfahren, daß seine Tante verstorben sei und ihr bedeutendes Vermögen einer milden Stiftung vermacht habe, daß er also und seine Schwester ganz übergangen wären. Beide Geschwister, die zu dieser harten Behandlung durchaus keinen Anlaß gegeben hatten, und wozu die Tante lediglich aus Frömmelei und der Eitelkeit, sich einen Namen zu machen, vermocht worden war, wurden hierdurch in eine überaus bedrängte Lage versetzt. Ihre längst verstorbenen redlichen Eltern batten ihnen nichts als ihren Segen und einen berühmten Namen hinterlassen. Egmont befand sich damals schon in einer Cadetten - Anstalt; Emma, seine mehrere Jahre jüngere Schwester, aber ward, obgleich zur evangelischen Kirche gehörend, noch bereitwillig in ein Ursuliner-Kloster ausgenommen und dort erzogen. AIS Egmont ins Militair trat, Katte die sonst sehr genaue Tante sich doch gleich zu einer Zulage erboten, die ibn in den Stand setzte, mit Anstand aufzutreten, ebenso batte sie auch stets regelmäßige Zahlungen für Emma ge leistet, doch aber immer es abzulehnen gewußt, letztere ganz zu sich zu nehmen. Dies konnte in häuslichen Be quemlichkeiten und Gewohnheiten seinen Grund haben, bei dem übrigen Benehmen der Tante aber waren die Ge schwister v. H., sowie alle mit dem Berhältniß bekannte Personen, keinen Augenblick darüber in Zweifel, daß sie künftig in Besitz des Vermögens gelangen würden. Um so niedcrschlagender traf daher Egmont die Nachricht vom Gegentheil. Er war nun mit einem Male blos auf seinen Militair-Gehalt beschränkt, welcher in seiner Lage um so weniger ausrcichte, als er, in der Eigenschaft eines Ad jutanten des Fürsten, immer sehr sorgfältig gekleidet er scheinen, auch manche Dinge mitmachen mußte, die ihm, wenn auch keinen Genuß, doch mancherlei Ausgaben ver ursachten. Durch alle diese Verhältnisse niedergedrückt, zu welchen nun auch noch die Sorge für seine Schwester kam, die jetzt das Kloster verlassen mußte, war es Egmont ganz unmöglich, am folgenden Tage zu der bestimmten Stunde beim Fürsten zu erscheinen; er ließ sich daher krank melden, um Zeit zu gewinnen, mit sich selber zu irgend einem Entschluß zu gelangen. Es fand sich aber kein Ausweg aus diesem Labyrinth, immer ergab sich das Resultat, daß es ihm, dem gänzlich Mittellosen, nicht möglich sein werde, in seiner jetzigen Dienstlage und Lebensweise zu bleiben, ohne in bedeutende Schulden zu gerathen, ein Uebel, vor welchem er sich stets gehütet hatte, und dennoch auch jetzt schon nicht ganz frei davon geblieben war. Das einzige sich darbietende Mittel wäre eine Heirath mit einem be güterten Mädchen gewesen, und hierzu hätten sich wohl