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396 sicherte, daß er ohne besondere Ermüdung täglich 14—16 Stunden Weges mit demselben zurücklegt. Hannover. Der bekannten patriotischen Er klärung vom 19. Juli sind 145 Männer dec Stadt Osnabrück und noch 29 Manner von Em den beigetreten. Frankfurt a. M. In der Bundestagssitzung am 11. August wurde der Antrag Oesterreichs, Preußens und Badens in Bezug auf das Be satzungsverhaltniß Rastatts einstimmig angenom men. Die Ferien des Bundestages werden vom 11. August bis zum 20. October dauern. Schweiz. Den 11. August Nachmittags hat wieder eine Conferenzsitzung stattgefunden, woran aber die Bevollmächtigten Sardiniens nicht thcil- genommen haben. Dieselben hielten dagegen eine Besprechung mit den französischen Bevollmäch tigten. Italien. Wie der „Jndep. belge" aus Paris vom 9. August berichtet wird, soll Mazzini nach Livorno (in Toskana) abgereist sein. — In Mo dena sind die Anhänger des Herzogs wieder in Masse eingerückt. Frankreich. Der Kaiser ist von einem Aus fluge nach Chalvns und Plombieres in Paris eingetroffen. — Die Forderungen an neugierige Zuschauer, welche am 14. August beim Einzuge der italienischen Armee in Paris einen bequemen Platz zu haben wünschen, werden von den Spe- culanten immer höher gesteigert. In der Straße de la Paix hat ein russischer Fürst sechs Fenster im ersten Stock für sich und seine Familie für 10,000 Francs gemicthet. In derselben Straße sind in einem Eckhause zwei Fenster im ersten Stock für 1500 Francs vermiethct worden. Die Vorbereitungen zum Feste sind ungeheuer; die Aus gaben der Stadt und des Staates dürften zwei Millionen Francs betragen. Auf dem Vendome- platz sind Tribunen für 20,000 Zuschauer erbaut worden und das Gymnase-Theater bat einen Triumphbogen für 4000 Francs errichten lassen. — Dem Vernehmen nach hat das diplomatische Eorps jede Theilnahmc an den Festlichkeiten vom 14. August abgelehnt. — Die Truppen im Lager von Vincennes werden vom 17. August an sich in ihre Garnisonsplätze begeben. Das Lager von Ehalons wird aber so bald noch nicht ausgelöst; es wird im Gegentheil um zwei Divisionen ver stärkt werden. ' Der Kaiser beabsichtigt, im Laufe des September sich in dasselbe zu begeben, um die großen Herbstmanöver in Person zu comman- diren. — In den französischen Häfen sind bis jetzt bereits acht bombenfeste Panzerschiffe fertig. Die Festungen und Batterien längs der ganzen Küste werden mit gezogenen Kanonen bewaffnet. — Die heimkchrenden österreichischen Gefangenen (10,000 Mann) sind nach Kehl befördert worden, von wo sie auf der Eisenbahn über Bruchsal und Ulm nach Bayern befördert werden und dann zu Fuß über Freising und Schärding ihren Marsch nach Linz forrsetzen. Denjenigen Gefangenen, welche nicht nach Oesterreich zurückkehrcn wollten, ist es gestattet worden, in Frankreich bleiben zu können. England. Am 6. August Morgens ist die Pulvcrmüble bei Ballincolig (in Irland) in die Luft geflogen. Fünf Arbeiter, die eben Pulver fäßchen auf ein Kanalboot luden, waren die ein zigen Opfer der Explosion, deren Ursache unbe kannt ist. Von der Pulverfabrik selbst ist kein Stein stehen geblieben; fünf in der Nähe stehende Häuser wurden abgedacht, und mehrere Bäume mit der Wurzel aus dem Boden gerissen. Türkei. Der Sultan ist den 4. August von seiner Reise nach Chios wieder in Constantinopel angekommen. — Die Stadt Erzerum ist durch ein Erdbeben zerstört worden. Montenegro. Fürst Daniels hat mehr als 1000 Medaillen an jene Montenegriner vertheilt, die sich im vorigen Jahre in der Schlacht von Grahowo durch Tapferkeit ausgezeichnet haben. Eine solche Medaille erhielt Jeder, welcher einen Türken getödtet und als Beweis dafür die Nase desselben dem Fürsten gebracht hatte. Ein Zug aus dem Leben Leopold's I. Fürsten von Anhalt-Dessau. Von I. C. Deutrich. (Fortsetzung und Schluß.) Schnell hatte sich der Fürst nach dem jungen Sprecher gewendet, und richtete nun eben so schnell auch seine Blicke nach dem Invaliden mit dem halbkahlen Haupte. Er schauerte fast in sich zusammen und man merkte ihm eine tiefe Rührung an. Doch wieder den Knaben anblickend, erwicderte er demselben: „Das sehe ich wohl, daß dies Invaliden sind, und Unterstützung bedürfen, werde sie auch nicht obne eine Gabe von mir gehen taffen; allein wer gicbt Dir das Recht, den Fürsprecher für sie bei mir zu machen? Geschieht es aus Uebermulh, aus Keckheit oder aus reinem Mitleidsgcfühl? " , Der Knabe war erschrocken über die etwas scharf ge sprochene Frage, die mehr eine Zurechtweisung enthielt; er wendete sich schüchtern um und sagte mit weinerlicher Stimme: „Nicht doch, Durchlaucht, mich dauern diese Un glücklichen, und ich glaubte, wenn ich sie bierher führte, ihnen einen besonderen Gefallen zu erweisen. Wäre ich reich und ein Fürst wie Ihr, dann gäbe ich soviel, daß Keiner mehr Noth leiden dürfte!" „Das ist brav, so höre ich es gern, Kleiner!" — ver setzte darauf der Fürst, mild und freundlich, — „habe immer ein Herz für dos Unglück Anderer, dann wirst Du auch einst im Alter recht ruhig den Lod erwarten können. Es freut mich sekr, in Euch Allen, die Ihr zugegen seid, ein Gemülh zu finden, das bei dem Anblicke des Elendes nicht ungerührt bleibt. Bewahret diesen Schatz, denn auch schon die Theilnahmc lindert Anderer Schmerz!" Hierauf wendete er sich nun an die beiden jungen In validen, blickte sie noch einmal durchdringend und sinnend an, und sprach dann kopfschüttelnd: „Daß ihr die nicht seid, für die ich Euch halten möchte, ist gewiß; nun sagt mir, bei welchem Regimente standet Ihr, und wo wurdet Ihr so jämmerlich verstümmelt?" „Es war bei Kcffelsdorf, Durchlaucht", — antwortete Elias, — „und Euch verdanken wir unsere Rettung. Wäret Jbr nicht gekommen und hättet Ibr Euch unserer nicht erbarmet, wir lägen schon längst verscharrt und ver west in der Erde. Darum kommen wir auch zunächst hierher, nicht um weitere Hilfe zu erflehen, sondern nur um mündlich für diese Gnade unsern Dank auszusprechen. Nur erst vor wenig Tagen haben wir das Lazareth zu Dresden verlassen!" „Ibr seid wirklich die beiden Schlacke vom Regimente Wohlbrück, die ich an mein Pferd band und mit demselben nach Keffelsdorf schaffte!" — rief er nun im höchsten Er staunen aus. — „Sagten nicht die Acrzte, cs wärc un möglich, Euch dem Lode zu entreißen? Und schied icd nicht von Euch, da Ihr schon starr und steif wäret? ES ist nicht wahr; Ihr seid nicht dic zwei Brüder, wollt mich