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Großenhainer WchallWs- M AlUMbiM Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. Sonnabend, den 2. Juli 1859. Dagesnachrichten. Sachsen. Am 28. Juni ward in Lichtenstein der Weber Joh. Gottlob Kutzschke, welcher am 15. Januar 1858 den Fleischermstr. Günther und dessen Ehefrau in Kallnberg ermordet und beraubt hatte, mittelst Fallschwertes hingcrichtet. — In Cunnersdorf an der Röder wurden am 1. Juli früh halb 8 Uhr die Starke'schen Wohn- und Wirthschaftsgebäude ein Raub der Flammen und es verbrannten dabei zwei Kühe und eine Kalbe. Preußen. Die Organisation des Feldpost dienstes bei den sechs nwbilisirten Armeecorps ist beendet. Das Personal jedes Feldpostamtes be steht aus einem Feldpostmcister, drei Feldpost- secretärs, einem Briefträger, einem Schaffner, 12 Postillons und 10 Trainsoldaten. — Nach der vor einigen Tagen zu Coblenz stattgefundenen Verdingung der Lebensmittel-Lieferung wird die Armee, welche von Coblenz nach Düsseldorf auf gestellt werden soll, circa 132,000 Mann betragen, wovon ungefähr 78,000 Mann bei Düsseldorf, 35,000 Mann bei Köln und 19,000 Mann bei Coblenz aufgestellt würden. — Ein Theil der mobilen Truppen, namentlich Artillerie und Ca- valerie, werden von Eisenach aus die Straße über Fulda nach Frankfurt hin einschlagen. — Auf der Köln-Mindner Eisenbahn hat am 27. Juni der Truppentransport bereits begonnen. — Die Ar- tiUericprüfungscommission ist mit Versuchen neuer Geschütze beschäftigt. Ein Experiment mit einer neu construirten weittragenden Kanone soll ein höchst überraschendes Resultat ergeben und auf 2000 Schritt das Ziel erreicht haben. Oesterreich. Nachdem die französische Artillerie in den letzten Schlachten allgemeines Erstaunen erregt hat, behaupten die österreichischen Artillerie offiziere, daß die Franzosen in ihren Geschützen eine Ueberlegenheit besitzen, welche durch nichts aus geglichen werden könne. — In Venedig beginnt eine eigenthümliche, bisher nirgends vorgekommene Krankheit aufzutreten. Die von derselben Be fallenen empfinden ein cigenthümliches Prickeln in der Magengegend und den Eingeweiden, später stellt sich Fieber mit Krämpfen und Convulsionen ein und in wenig Stunden ist der Patient eine Leiche. Italien. Der König von Sardinien hat das Decret zur Bildung einer ungarischen Legion un ter Klapka's Oberbefehl unterzeichnet. Die Legion wird zur ungarischen Fahne schwören und mit ungarischen Offizieren in ungarischer Uniform ge gen Oesterreich kämpfen. Kossuth ist mit Perczel und Klapka, welcher bereits eine Proclamation an die Ungarn erlassen hat, am 23. Juni in Tu rin eingetroffen. — In Folge der Vorgänge zu Perugia (wo die päpstlichen Schweizertruppen, welche bei ihrem Einzuge daselbst mit siedendem Oel begossen worden waren, mehrere Mißhand lungen verübt haben sollen) sind in Mailand wohnende Schweizer vom Pöbel gemißhandelt worden. — Das Armeecorps des Prinzen Napo leon hat die Apenninen überschritten und wird den 28. Juni mit der Gesammtarmee, welcher dieses Corps 30,000 Franzosen und 10,000 Toskaner zuführt, in Linie stehen. — Ucber die Schlacht bei Solferinv wird französischerseits aus Cavriana berichtet, daß die Oesterrcicher auf ihrem Rück zug von Hügel zu Hügel und von Dorf zu Dorf, wobei jedes Haus tapfer vertheidigt wurde, den Franzosen ungeheure Verluste beigebracht haben. Die Verluste der Oesterrcicher sollen jedoch die der Alliirten noch übersteigen. In Mailand sind 10,000 Betten aufs Schleunigste zur Aufnahme von 10,000 Verwundeten, die vom Mincio dahin gebracht werden, hcrgerichtet worden. Die Auf regung, welche diese Ziffern in Mailand hervor bringen, ist um so größer, je mehr die französische Polizei der Verbreitung solcher Nachrichten zu steuern sucht. — Die Alliirten haben den Mincio, von welchen sich die Oesterrcicher zurückgezogen, am 28. Juni Abends zu überschreiten begonnen. — Die österreichische Flotille des Gardasees, auf dem die Alliirten demnächst mit ihren Kanonenbooten die Operationen beginnen werden, besteht aus drei trefflichen Dampfern und mehreren Kanonenbooten und ist in Riva stationirt, — Einige Compagnien Tyroler Freiwilliger sind über das Stilfser Joch ins Veltlin, einige sogar in das Camonicathal (am obcrn Ogliofluß) eingedrungcn, wo sie den Flecken Jncudine verbrannten. Briefen aus Rom zufolge haben die päpst lichen Truppen sich ohne Kampf wieder in den Besitz von Ancona gesetzt. Frankreich. Von Toulon ist der erste Trans port österreichischer Gefangener nach Algerien, wo sie an den Eisenbahnen arbeiten müssen, abgc- gangen. — Aus dem österreichischen Hauptquartier zu Verona ist bei der preußischen Gesandtschaft in Paris angefragt worden, ob man auf französischer Seite etwas vom Sohne des Fürsten Windischgrätz wisse, der während der Schlacht von Solferino verschwunden sei. — Der Kriegsminister hat den Armeelieferanten bedingungsweise sehr bedeutende