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Großenhainer NltWWS- M AnzchklllM. Gedruckt, verlegt und redigkrt von Herrmann Starke in Großenhain. 56. Dienstag, den 17. Mai 1859. Tagesnachrichten. Sachsen. In Dresden verkündeten am 15. Mai Mittags halb 12 Uhr 101 Kanonenschüsse die Be endigung der kirchlichen Feier der am 11. Mai zu Lissabon vollzogenen Vermahlung Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Georg mit Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin Dona Maria Anna von Portugal. Wahrend des in der katholischen Hof kirche abgehaltenen Tedeums wurden 36 Kanonen schüsse gelöst und von drei in der Nahe der Kirche ausgestellten Jnfanteriebataillonen je drei Gewehr salven gegeben. — Herr Staatsminister Freiherr v. Beust ist von London über Frankfurt a. M. in der Nacht zum 13. Mai in Dresden einge troffen. — Am 11. Mai ist, wie das „Dr. I." meldet, mit den beiden ersten Bahnzügen eine be deutende Summe baaren Geldes aus den Bestan den der Hauptsinanzkasse zu Dresden, in Fässern verpackt, auf den Königstein geschafft und in dem voriges Jahr neu erbauten sogenannten „Schatz hause" untcrgebracht worden, weil die Kassen- localitaten im Finanzhause sehr beengt, dunkel und feucht sind. — Der Bezirkssteuerinspector Bormann zu Oschatz ist in gleicher Eigenschaft nach Großenhain versetzt und ihm die Verwaltung der dasigen Bezirkssteuereinnahme an Stelle des in Ruhestand getretenen Bezirkssteuerinspector Beck mann übertragen worden. — Bei der Volkszählung am 3. Decbr. 1858 hatte das Königreich Sachsen in 232,454 bewohnten Gebäuden 2,122,148 Be wohner (1855: 2,039,176), wovon 771,268 auf die 142 Städte und 1,350,880 auf die übrigen Ortschaften des Landes kommen. Von den vier Kreisdirectionsbezirken hatte der Dresdner 553,946 (1855: 535,531), der Leipziger 484,225 (1855: 467,040), der Zwickauer 782,824 (1855: 741,754), der Bautzner 301,153 (1855: 294,851) Bewohner. — In Riesa wurde am 12. Mai die Einführung der allgemeinen Städtcordnung gefeiert. Preußen. Die Kammern haben die von der Regierung geforderten Geldmittel einstimmig be willigt und sind am 14. Mai vom Prinz-Regenten geschlossen worden. — In Witten werden für die Regierung 5000 schmiedeeiserne Blendladen (zum Verblenden der Schießscharten in Festungen) an gefertigt. — In kurzer Zeit sollen von Halle ab 200,000 Centner Kriegsmaterial auf der thürin gischen Eisenbahn und der kurfürstl. Friedrich- Wilhelms-Nordbahn nach den Festungen am Rhein befördert werden. — In den großen Etablissements des Hm. Krupp bei Essen werden viele Kanonen für Rechnung der preußischen und österreichischen Regierung angefertigt; über 2000 Menschen sind in den Werken thatig. Eine von Frankreich ge machte Bestellung auf mehrere Hundert Kanonen hat Hr. Krupp zurückgewiesen. — Alle größeren Staalsbaue sind auf höhern Befehl eingestellt. Oesterreich. Se. kaiserl. Hoh. der Erzherzog Johann (geb. am 20. Jan. 1782) ist am 11. Mai in Folge einer Lungenlähmung verschieden. — Der König und die Königin von Preußen sind am 11. Mai in Wien cingetroffen, werden am kaiserlichen Hofe einige Tage verweilen und sich dann nach Dresden begeben. — Durch eine Ver ordnung ist den österreichischen Handelsschiffen Kaperei, sowie die Ausfuhr von Kriegsmaterial untersagt worden. Die französischen und sardi nischen Schiffe müssen^ die österreichischen Hafen sofort verlassen, den neutralen Schiffen dagegen ist der Besuch der österreichischen Handelshäfen gestattet. — Zur Bildung eines Frciwilligencorps in Prag haben die böhmischen Stände 10,000 Fl. gesteuert. — Alle befestigten Punkte Dalmatiens sind in Kriegszustand erklärt worden. — Oester- reichische Kaiserjager haben das Stilfser Joch an der Grenze des Eantons Graubünden besetzt. Bayern wird innerhalb vier Wochen 100,000 Mann kampfbereit haben. Baden. Der Rheinbrückenbau bei Kehl wird französischerseits ununterbrochen fortgesetzt. Frankfurt a. M. Die Bundesversammlung hat am 13. Mai beschlossen, in die Bundesfestungen Kriegsbesatzungen zu legen. Ein Seiten Hannovers eingebrachler Antrag, am Oberrhein ein Obser vationscorps aufzustellcn, fand Widerspruch. Schweiz. Auf Arenenberg sind in letzter Zeit viele Kisten mit Effecten, Kostbarkeiten und Gold von Paris angekommen. Da diese Gegenstände zur Einrichtung des Napolcon'schen Schlosses nicht nothwendig sind, so vermuthet man, daß sie wegen künftiger Eventualitäten in Sicherheit ge bracht worden sein mögen. Italien. Ueber die Stellung der kriegführen den Parteien ist dem „Nord" aus Turin eine Uebersicht zugegangen, wonach am 7. Mai die Oesterreicher mit 80,000 Mann noch folgende lange Linie einnahmen: Tortona an der Scrivia, Castel nuovo, Casci, Sale, Mede, Candia, Vercelli, San Germano, Tronzano, also von der Scrivia bis zur Eisenbahn, die von Arona nach Turin führt; die Sardinier standen mit ungefähr 70,000 Mann