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Großenhainer MtchaltMP- und AykUblM Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 58. Sonnabend, den 21. Mai 1859. Speisezettel der öffentl. Spriseanstalt. Sonntag: Reis mit Rindfleisch. Montag: Hirse mit Schweinefleisch. Dienstag: Kartoffeln mit Rindfleisch. Mittwoch: Graupen mit Kalbfleisch. Tagesnachrichten. Sachsen. Am 18. Mai haben Ihre Majestäten der König und die Königin nebst den Prinzessinnen Sidonie und Sophie das Schloß Pillnitz bezogen. — Bor dem Altstädter Rathhause zu Dresden werden bereits Vorbereitungen zum Festbau für den Empfang der hohen Neuvermählten, welche sich am l4. Mai zu Lissabon einschifften, getroffen. — Laut -Bekanntmachung des Kriegsministeriums wird, da der Bedarf an Pferden für die Armee auf den Remontemärkten gedeckt worden ist, eine zwangsweise Aushebung für jetzt nicht erfolgen und das Veräußerungsverbot aufgehoben. — Die sächsischen Wollmärkte finden dies Jahr in Bautzen am 9., in Dresden am 10. und 11., in Leipzig am 14. und 15. Juni statt. — In den Abend stunden des 19. Mai bemerkte man von hiesiger Stadt aus ein Feuer, welches in Spansberg sieben Güter in Asche gelegt haben soll. Preußen. Um den fernern Bedarf der Armee an Pferden sicher zu stellen, ist allen Pferde-Be- sitzern aufgegeben worden, ihre Pferde an gewissen Sammelplätzen zu gestellen, wo die brauchbaren abgeschätzt Und gebrannt, dann aber bis zum wirk lichen Gebrauch den Eigenthümern zurückgegebcn werden sollen. Die Weiterveräußcrung solcher Pferde ist mit 100 Thaler Strafe bedroht. — Bei sämmtlichen Pionnier-Abtheilungen werden Uebungen mit dem ambulanten Feld-Telegraphen angestcllt. — Die Armirung der Strandbatterien wird eifrig betrieben und das See - Infanterie- Bataillon auf 900 Mann verstärkt. Würtemberg. Eine k. Verordnung verbietet im Einverständniß mit andern Staaten des Zoll vereins die Ausfuhr von Schießpulver und Schlacht vieh aus Würtemberg über die Zollvereinsgrenze. Baden. In Rastatt ist ein Bataillon öster reichischer Infanterie auf einem >Extrazuge von Prag eingetroffcn. Auf einem der Wagen stand „Fahrt von Prag nach Paris". Oesterreich. Die Verhandlungen mit Preußen nehmen den besten Fortgang. Oesterreich hat sich bereit erklärt, den Wunsch des Berliner Kabinets zu erfüllen, dem zufolge die Leitung der deutschen Machtmittel im Augenblicke der Gefahr Preußen anheimgestellt werden soll. — Die Truppcnzüge nach Istrien und nach Italien dauern immer noch fort. — Als am 8. Mai ein Separat - Train mit einem Militärtransport die Eisenbahnstrecke Olmütz-Trübau befuhr, lösten sich kurz vor der letzten Station die 32 letzten Waggons von dem sehr starken Zuge ab und rollten auf dem jäh gegen Olmütz abfallenden Gleise mit stets wachsen der Schnelligkeit wieder zurück. Nur die Geistes? gegenwart eines Maschinenführers der Station Landskron, welcher dem durch den Stationsplatz hinrollendcn Zuge mit einer Reservemaschine rasch nachfuhr, ihn glücklich erreichte, cinkettete und wieder rückwärts gegen Landskron in Gang brachte, verhütete weitere Folgen dieses Unfalls. — Im Torontaler Komitat (Ungarn) starb unlängst ein Landmann, der das seltene Alter von 123 Jahren erreicht hatte. Schweiz. Oesterreich verweigert seine Zustim mung zu dem Vorschläge des Bundcsraths, den Lago maggiore als neutrales Gebiet zu erklären. In Tessin geben sich Umtriebe der Flüchtlinge zur Revolutionirung der Lombardei kund. Die Schwei zer haben für die Lombardei bestimmte Waffen confiscirt. Italien. Frankreich und Sardinien sind, um dem Feldzugsplane und den strategischen Be wegungen mehr Einheit zu geben, übercingekom- men, die Truppen der beiden verbündeten Nationen zu verschmelzen, so daß jedes Armeecorps, von einem französischen Marschall befehligt, aus drei französischen Divisionen und einer sardinischen be stehen wird. Die französischen Genicofsiciere sind bemüht, den Brückenkopf bei Easale zu vollenden und bei dem halbverfallenen Valenza einen neuen anzulegen. Auch werden die beschädigten Brücken, Wege und Eisenbahnen wieder hergcstcllt. In Alessandria soll das Hauptdepot der italienischen Armee und die Krankenverpflegung derselben er richtet werden. Nach zuverlässigen Mittheilungcn Hal die französische Armee beim Uebergange über den Mont Cenis bedeutend gelitten; über 2000 Mann liegen in den Spitalern. — Der franzö sische Botschafter in Rom ist vom Kaiser nach Genua berufen worden. — In Toskana hat der sardinische Minister Buoncompagni den Be wohnern durch eine Proclamation seine Uebcrnahme der höchsten Gewalt im Namen des Königs von Sardinien angekündigt, der den Titel eines Pro tektors von Toskana angenommen hat.