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Großenhainer MrlBlWS- «Ä AitzchtlilM. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 45. Dienstag, den 19. April 1859. Bekanntmachung. Die der Stadtgemeinde innerhalb der Stadtflur zustehcnde Fischcreigerechtsame soll Freitag den 29. dieses Monats Vormittags V2I2 Uhr anderweit verpachtet werden. Bietungslustige wollen sich an Rathsexpeditionsstelle anmelden. Der Stadtratl). Großenhain, den 14. April 1859. Schickert. Tagesnachrichten. Preußen. Die Hauptaufgabe, welche der Erz herzog Albrecht durch seinen Besuch in Berlin zu lösen hat, soll darin bestehen, mit Preußen ein Einverständniß über das Ziel des Congresses her beizuführen. Man hat die Absicht ausgegeben, durch Congreßbeschlüsse eine Regelung der Ver hältnisse.in Italien zu bewirken, man wird sich begnügen, den schwebenden Zwist zwischen Oester reich und Sardinien zu vermitteln und die bren nendsten Fragen, welche hierbei zur Sprache kom men werden, einer Schlichtung zu unterwerfen. Der Congrcß hat also sehr viel von seiner ur sprünglichen Bedeutung verloren. Nichts desto weniger ist es von Gewicht für Oesterreich, Preu ßens Zustimmung zu seinem Zwecke zu erhalten. Preußen ist nicht abgeneigt, den österreichischen Wünschen nachzukommen, jedoch nur insoweit, daß es seine neutrale und vermittelnde Stellung bei behalten kann. — Die Minister der auswärtigen Angelegenheiten und des Handels haben bei ihren College» den Antrag gestellt, ein oder zwei Kriegs schiffe nach China und Japan zu senden, um dort hin einen Agenten zu führen, welcher directe Handelsbeziehungen mit diesen beiden Ländern anknüpfen soll. — Die Thüringische Eisenbahn ist angewiesen worden, Material zum Truppentrans port nach Süddeutschland bereit zu hallen. — Am 15. April wurde eine complette 12pfündige Fuß batterie nebst den dazu gehörigen Munilionswagen auf der Anhaltischcn Bahn nach Erfurt transportirt. Oesterreich. Der Kaiser hat jetzt auch bei einer Reihe kleiner deutscher Höfe, bei welchen er bisher keinen Vertreter besaß, einen Geschäftsträger ernannt. — Die ganze Wiener Garnison bezieht bereits Kriegssold und erwartet Marschbefehl. Bayern. Der zum Kriegsminister ernannte Generalleutnant v. Lüder war der Vorgänger des letzten Kriegsministers und gilt als der Reprä sentant der rücksichtslosesten Energie, für ihn giebt es keine andern Interessen im Staate, als die des Heeres. Seine frühere fünfjährige Ministcrschaft hat Bayern viele, viele Millionen gekostet, und man erachtete es als einen Act der Erlösung, als er derselben enthoben wurde. Dennoch ist er im gegenwärtigen Augenblick der Mann der Situation. Am 11. April haben die Regimenter bereits Be fehl zur Einberufung sämmtlicher beurlaubter Mannschaft erhalten. Jedes Infanterieregiment wird dadurch mit Einschluß von 800 Unmontirt- Assentirten auf den Kriegsstand von 3541 Mann, jedes Cavalerieregimcnt auf 1138 mit 916 Pfer den, jedes Jägerbataillon auf 980 M. gebracht. Infolge davon wurde sofort der Ankauf von 4000 Pferden anbefohlen. — Der König von Bayern ist am 16. April nach Darmstadt gereist; wie es heißt, findet dort eine Zusammenkunft mehrerer süddeutscher Souveräne statt. — Die „Const. Z." berichtet: An der Grenze giebt es bereits Händel mit den Franzosen. So waren kürzlich auf dem nur einige Schritte diesseits der französ. Grenze gelegenen Windhof sechs Bursche von Schweig hofen, zwei französische Mauthgardisten und meh rere andere Personen aus dem Französischen an wesend, als die Sprache auf die Kriegsverhältnisse kam und die bayrischen Landsleute bei dieser Ge legenheit von den französischen Nachbarn mit „bayrischer Pappsack" tractirt wurden. Im Ver lauf der Häkelei äußerte der Wirth Paul, der früher Fechtmeister beim französischen Militär ge wesen und erst vor einigen Jahren auf dem Wind hof sich niedergelassen hat: „Wir wollen den bay rischen Pappsäckcn heute einmal die Hosen aus klopfen!" Diese Worte wurden von einem der Deutschen verstanden, und darüber kam es zur Schlägerei. Paul holte einen Degen herbei und schlug, wie er sich selbst äußerte, „nach allen Seiten um sich". Die Rauferei zog sich auf die Straße, wo einer der französischen Grenzgardisten auf deutschem Boden sein Gewehr gegen die Schweighofener Burschen abfeuerlc und einen der selben an der Schulter verwundete. Wüthend über diese Frechheit, drangen sie auf den Gardisten ein und brachten ihm einige Wunden bei. Die Schweighofener Burschen sind alle verwundet,