Volltext Seite (XML)
Großenhainer Ntrr!M«W- md AiizchckM. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. äL 32. Sonnabend, den 19. März 1859. Speisezettel der öffcntl. Speiscanstalt. Sonntag: Reis mit Rindfleisch. Montag: Hirse mit Schweinefleisch. Dienstag: Graupen mit Rindfleisch. Mittwoch: Möhren u. grüne Erbsen mit Schöpsen fleisch. Tagesnachrichten. Sachsen. Die von der „Sachs. Const. Zeit." gebrachte, auch hier sehr verbreitete Nachricht, cs seien 15,000 Mann O.esterreicher per Eisenbahn durch Sachsen befördert worden, entbehrt allen Grundes. — Das zu Anlegung einer Gasanstalt in Leisnig nöthige Capital von 35,000 Thlrn. ist gezeichnet worden. — Die Gasanstalt zu Dö beln wird in ihrem ersten Rechnungsjahre 3 Proc. Dividende geben. Preußen. In Spandau hat am 9. Marz ein Brand in einer Kaserne stattgcfunden, in welcher sich ein bedeutender Theil der Montirungs- kammern der Garnison befand. Die darin nieder- gelegtcn werthvollcn Vorräthe an Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken aller Art sind vom Feuer vollständig vernichtet worden. — Durch Magde burg ging am 14 März, wie schon kürzlich ein mal, eine Silbersendung, welche mit einem Extra- zuge von Köln nach Wien befördert wurde. Sie betrug 620 Eentner und hatte einen Werth von circa 2,700,000 Gulden. Oesterreich. Die Additionalacte zur Donau schifffahrtsconvention vom 7. Novbr. 1857 wurde am 5. Marz in Wien von den Uferstaaten unter zeichnet. Diese Acte befriedigt einen Theil der Reclamanten der Pariser Cvnferenz. Bayern. Die Abgeordnetenkammer hat am 15. März in einer geheimen Sitzung den außer ordentlichen Militärcredit einstimmig und die darauf bezügliche Adresse an die Krone mit 103 gegen 27 Stimmen genehmigt. Italien. In Sardinien soll die Errich tung von fünften Bataillons bei jedem Linien- Regiment beschlossen worden sein, in Folge dessen 25 Majors-, 70 Kapitäns- und 150 Leutnants posten errichtet werden sollen. — Die Zahl der Flüchtigen aus den österreichischen Provinzen wird immer größer. Am 8. März allein sind 630 an gekommen. Diese Flüchtigen werden in die sar dinischen Regimenter eingereiht. — Aus Neapel wird gemeldet, daß die Regierung eine neue Aus hebung von 18,000 Mann angeordnet hat und in den Arsenalen eine ungeheure Thätigkeit herrscht. Der König und die königl. Familie sind nach Caserta abgereist. Der kranke König wurde in einem Bettwagen dahin gebracht. — Auf den Straßen von Livorno ließ sich am Carnevals- Dienstage ein als Napoleon HI. verkleideter Mann blicken. Er hatte ein Buch im Folio format in der Hand, auf dessen Deckel in riesigen Lettern die Worte „Verträge von 18l5" zu lesen waren. Bon Zeit zu Zeit nß er ein Blatt heraus und warf cs auf die Erde. Die Polizei verhaf tete ihn. — Mazzini ist aus London verschwunden. Frankreich. Der „Moniteur" vom 15. März enthält einen neuen Artikel über die Tagesfrage, worin gesagt wird: Frankreich wolle im Interesse Europas die beunruhigende Lage Italiens auf friedlichem Wege lösen; gleichwohl antworte eine Partei in Deutschland mit den unüberlegtesten Aufreizungen, predige einen Kreuzzug gegen Frank reich, und dieß Alles sei nur durch einige Kam mern und die Presse hcrvorgerufen worden. Man beschuldige Frankreich ehrgeiziger Pläne, die es doch nicht habe; man beschuldige cs, Eroberungen vorzubereitcn, deren es nicht bedürfe. Frankreich sei berechtigt, darin nicht nur eine Ungerechtigkeit, sondern sogar einen Angriff auf seine politische Unabhängigkeit zu erblicken. Frankreich, welches bis jetzt sich noch nicht durch die eitcln Gerüchte und ungerechten Angriffe habe aufregen lassen, mache keineswegs ganz Deutschland für den Jrr- thum und die falsch angebrachte Wachsamkeit ver antwortlich, die einige Kundgebungen athmeten, welche mehr durch Uebelwollen, als durch ernst liche Befürchtungen cingegeben schienen. Deutsch land habe nichts für ferne Unabhängigkeit von Frankreich zu fürchten. Indem Deutschland sich unparteiisch zeige, werde es sich weitsichtig zeigen und dem Frieden dienen. Preußen habe dies be griffen. Es habe in Wien mit England gute Rathschläge ertheilt in dem Augenblicke, wo einige Agitatoren den ganzen deutschen Bund gegen Frank reich aufzuhetzen suchten. Diese reservirte Hal tung des Berliner Eabinets sei vortheilhafter für Deutschland, als die Ereiferung Jener, welche an den Groll und die Vorurtheile von 1813 appel- lirten auf die Gefahr hin, in Frankreich das Nationalgesühl zu reizen. Das französische Volk besitze zu gleicher Zeit Empfänglichkeit für seine Ehre und Mäßigung im Gebrauche seiner Macht, und wenn man es durch Drohungen aufreize, so beruhige man es andererseits durch versöhnliches