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erbeutet und 388 Tscherkessen zu Gefangenen ge macht worden seien. Geschick -ringt Glück. (Fortsetzung.) Ich erzählte ihm, daß ich in meiner frühen Jugend an dieser Beschäftigung großen Gefallen gefunden, daß ich bei einem mir befreundeten Modelleur ein wenig in die Schule gegangen und dort oft halbe Tage beim Modelliren zuge bracht hätte. Der Meister schwieg nachdcnkend eine lange Weile, während er unablässig die Modelle und die Zeich nungen besah und nach allen Seiten hin und her drehte. Er wollte etwas sagen — wollte auch nicht — und wollte wieder. Deutlich war es in seinem Gesicht zu lesen, daß er ein Wort nicht über seine Lippen bringen konnte. „Sprechen Sie nur,mein Herr", sagte ich, „und fürchten Sie nicht, daß ich meinem freundlichen, lieben Wirthe etwas übel deuten könnte. Nicht wabr, diese Arbeiten haben ihre Mängel. Aber bedenken Sic, daß sie ein Laie gemacht." „Ach nein, nein, bewahre", sagte er aus voller Brust, „davon ist gar nicht die Rede! Aber — nun, frei heraus denn, ich hätte Ihnen einen Vorschlag zu machen. Sie sehen, mein alter Modelleur ist stumpf und cs geht ihm Alles so langsam von der Hand, daß ich oft in Verzweif lung geralhen möchte. Er ist nicht ungeschickt, aber Sic sind viel geschickter; dabei jung und teufelmäßig rasch! Wie wäre cs, mein Herr, wenn Sie sich entschlössen, in meinem Geschäfte milzuarbeitcn, bei mir — wissen Sie, in dem ober» Stübchen vor der Hand — zu wohnen und ganz der Unsrige zu bleiben? Ich habe ohnedies eine Vor liebe für deutsche Arbeiter. Aber verzeihen Sie mir meine Dreistigkeit, ich würde niemals gewagt haben, Ihnen die sen Vorschlag zu machen, wenn Sie mir nicht selbst gestern Abend gesagt hätten, wie wenig Aussichten —" Ich war beim Anfang seiner Rede blutrolh geworden und freute mich herzlich, daß der wohlmeinende Mann es nicht gemerkt halte. Aber ums Himmels willen! ein deutscher Gelehrter — und ein Bronzcarbeitcr! Freilich auf der andern Seite auch wieder: Hunger oder ein Bronzc- arbeiter! Könnte ich nicht in die Heimath zurückkehren und als Volksschriftsteller dem Publikum die allermerkwürdigstcn Dinge schreiben? „Mein lieber Freund!" — ich wollte etwas sagen, aber der Meister ließ mich in der Freude »seines Herzens nicht zu Worte kommen. „Mein- Frau, meine Kinder, wir Alle haben Sie gestern in den wenigen Stunden liebgewonnen durch Ihr offenes, unbefangenes Herz und Sie sollen selbst die Freude sehen, wenn ich Ihren Entschluß den Meinen verkünde. Gewiß, Sie werden bei uns sein wie ein Kind im House. Sie brauchen nicht mehr für Ihre Zukunft zu sorgen. Sic werden erstaunen, wie ich Ihre schönen Talente benutzen werde. O, ich bin ein Praktikus, ich habe Spekulation. Zwei, drei Jabre bei mir im Hause und — dafür lassen Sie nur mich sorgen. Ich müßte nicht Gerard heißen, wenn Sie nicht, bei Ihrem Fleiße, mit Ihren Kenntnissen und bei meiner Tbätigkeit in drei Jahren ein schönes Kapital besäßen. Mein Schild soll prangen mit Ihrem Namen, Gerard und Comp.l,, „Lheuerster Herr Gerard", siel ich ihm lächelnd ins Wort, „ Sic übcrhäufen mich mit Güte, aber — verzeihen Sie, aber bedenken Sie doch, daß ich weder ein Wander buch noch einen Gesellenbrief aufzuweisen habe." Er lachte laut auf. „Was soll das? Wollen Sie nicht lieber gar von Empfohlen- und Vorgcstelllsein reden? Nein, bei uns heißt es nur: Komm' her und zeige, was du kannst! Nun gut, Sie haben gezeigt, was Sie können, Ihre Kenntnisse sollen uns nützlich werden und Geld cin- bringen. Schlag'en Sie ein; rascher Entschluß, guter Ent schluß!" — Ich sann eine Weile nach; ich gedachte der Rathlosigkeit, der Verloffenbeit, in der ich mich befand und die mich unausbleiblichem Verderben entgcgenführcn mußte; ich dachte, daß cs keinc Schande sei, eine in der Jugend erworben« und von der Natur begünstigte Geschick lichkeit zu benutzen, um sein Brod zu gewinnen; ich dachte der Sehnsucht nach einer Heimath, di« mich heut« Morgen prophetisch auf dem Stübchen da oben beschlichen hatte — „fahr' hin, ohnmächt'ger Stolz der edlen Seele." Ich schlug ein und — war Modelleur bei einem Bronze arbeiter. (Fortsetzung folgt.) Bekanntmachung. Anher erstatteter Anzeige zu Folge sind entweder zu Ende vorigen oder Anfangs dieses Jahres aus einem Hause am hiesigen Lindenplatze eine goldne dreisträngige Kette mit länglichem viereckigen Schlößchen und ein ungefähr hundert Jahre alter gehenkelter Doppel-Ducaten spurlos entwendet worden, was zur Wiedererlangung des Gestoh lenen und Ermittelung des Diebes hierdurch be kannt gemacht wird. Großenhain, am 26. Februar 1859. Die Polizeibehörde. S ch i ck e r t. Jahrmarktsverlegung. Der diesjährige Ponikauer Frühjahrsjahrmarkt wird, mit Genehmigung der Königlichen Kreis- direction zu Dresden, wegen des auf den 8 April fallenden Bußtags acht Tage vorher, Hinfolglich den 1. April 1859 abgehalten. Königliches Gerichtsamt Großenhain, den 4. Februar 1859. Böttger. Meinen herzlichen Dank sage ich Euch, meine Freunde, die Ihr mir Worte des Trostes über den unersetzlichen Verlust meiner guten Frau spracht, Euch, die Ihr deren Sarg so schön schmücktet, und auch Euch, die Ihr derselben die Ehre gabt, sie mit mir zur ewigen Ruhe zu begleiten. Gott der Allmächtige behüte Euch Alle vor so unerwartetem Schicksal. C. G. Arnold. Muetio«. Sonnabend den 5. März Vormittags 10 Uhr werden in meiner Wohnung, innere Wildenhainer Gasse Nr. 140, Mobilien, als: eine Schreib- Kommode, Sopha, Tische, Spiegel, Stühle, Bett stellen, Kleiderschränke, einige Federbetten, Manns- und Frauenkleider, auch fünf Röcke (für Consir- manden passend) und verschiedene andere Sachen, dabei ein eiserner Ofenkasten und ein Kanonenosen, zur öffentlichen Versteigerung gebracht. F. A. Kotte. Zur Beachtung. Einem hiesigen und auswärtigen Publicum empfehle mein gut sortirtes Lager von den in allen größeren Städten beliebt gewordenen Stepp Hüten und mein mit den neuesten Frühjahrsmoden as- sortirtes Mützen-Lager und verspreche bei guter reeller Bedienung die möglichst billigsten Preise. Ernst «Krieger, Kürschnermstr. in der Marktgasse.