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Großenhainer MrhaltiW- >O AlizciMM. Gedruckt, verlegt und rcdigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 24. Dienstag, den I. März 1859. Lagesnachrichten. Sachsen. Aus Zittau wird berichtet, daß am 22. Febr. Abends 8 Uhr von der Arbeit heim kehrende Fabrikarbeiter bei Hirschfelde einen zwei maligen Hilferuf hörten, aber trotz alles Suchens mit Laternen nichts fanden. Am andern Morgen fand man aber die verehel. Scheffel aus Burkers dorf mit einem Stricke um den Hals und un verkennbaren Spuren erlittener Gewalt todt in der Neiße. Der Mörder derselben soll in der Person des 20jährigen Sohnes eines Bauergutsbesitzcrs entdeckt sein und die That bereits eingestanden haben. Preußen. Aus Koblenz berichtet man, daß der Bau einer Rheinbrücke daselbst nunmehr de finitiv entschieden sei. Oesterreich. In Betreff des Pferdeaufkaufs ist Gegenbefehl ertheitt wordM. Bayern. Aus Ludwigshafen wird berichtet, daß die Pferdeausfuhr von hier nach Frankreich keineswegs unbedeutend sei. Die Eisenbahn be förderte nämlich seit einigen Wochen 158 Stück, während sie in dem entsprechenden Zeiträume des Vorjahres nur 3 Stück transportirt hatte. Frankreich. Es ist abermals'eine Broschüre ofsiciöscn Ursprungs erschienen, die den Titel führt: ,,Die Verbindlichkeit der Verträge, die unterzeich nenden Mächte und der Kaiser Napoleon III." Dieselbe ist, wie die früher erwähnte, im Napo- leon'schen Geiste geschrieben, und wenn wir die guten Rathschläge, die sie uns crtheilt, befolgen, so werden wir mit den Franzosen bald in Brü derlichkeit vereint sein. — Für die Vermählungs- und Einrichtungskosten des Prinzen Napoleon und der Prinzessin Clotilde sind 800,000 Frcs., als Witthum der Letzteren jährlich 200,OM Frcs. be willigt worden. — Für Rechnung der sardinischen Regierung sind ZO OM Paar Stiefel und eben so viele Militärröcke in Frankreich bestellt. England. Lord Cowley ist nach Wien ab- gcreist und überbringt, wie es heißt, freundschaft liche Vorschläge Englands an die österreichische Regierung. Wie aus Paris gemeldet wird, solle derselbe über folgende drei Punkte unterhandeln: 1) Gleichzeitige Räumung des Kirchenstaates durch die österreichischen und die französischen Truppen; 2) Begünstigung der von Frankreich verlangten Reformen im Kirchenstaate von Seiten Oester reichs ; 3) Revidirung der zwischen Oesterreich und den italienischen Staaten geschlossenen Verträge. — Der frühere ungarische General Klapka ist von London nach Konstantinopel abgereist. Italien. Aus Florenz wird gemeldet, daß in wiederholter Berathung der loscanischen Mi nister über die Haltung des Landes im Kriegs fälle die vollständige Neutralität den Sieg davon getragen hat. — Nach Berichten aus Modena haben am 15. Februar 70 bis 80 bewaffnete Individuen von Piemont aus bei Fontia einen Einfall in das modenesische Gebiet vollbracht und daselbst eine dreifarbige Fahne aufgepflanzt. Eine modenesische Jägerpalrouille wurde mit Flinten schüssen begrüßt; als jedoch eine 45 Mann zäh lende Verstärkung modenesischer Jäger unter dem Commando eines Offiziers dazu kam, gingen die Angreifer über die Grenze zurück. Die mo- denesische Regierung hat deßhalb an die pie- mvntcsische eine angemessene Reclamatoin gerichtet, Nach neuesten Berichten sind diese piemontcsischen Frcischaaren von der Grenze entfernt worden. — Am 18. Febr. wurde im Modenesischen ein In dividuum verhaftet, das aufrührerische, an die herzoglichen Truppen gerichtete Druckschriften mit sich führte, in denen wie gewöhnlich Victor Ema nuel als König von Italien proclamirt wird. — Wie man aus Turin meldet, hat am 18. Febr. der Senat das neue Nationalgardengesetz, welches die Mobilisirung eines Theils derselben bezweckt, mit wenigen unwesentlichen Abänderungen ange nommen. — Aus Genua wird berichtet, daß dort 17 der Gesellschaft Fransinnet gehörige Dampf boote von der französischen Regierung gemiethet worden seien. — Nach dem Turiner „Espero" wäre der Beginn des italienischen Feldzugs auf April bestimmt, der Kaiser Napoleon III. würde selbst das Obercommando der Alpenarmee über nehmen, indessen die ausgezeichnetsten Generale Frankreichs, welche in der Krim und Afrika ge dient, unter seinen Befehlen stünden. Auch der König von Sardinien würde sich an die Spitze seiner Truppen stellen und unter seinem Befehle stünde General Lamarmora. Rußland. Die Großfürstin Helene, Witwe des Großfürsten Michael Pawlowitsch und Tante des Kaisers, hat am 1. Januar d. I. den sämmt- lichen Bauern ihrer Güter unter den günstigsten Bedingungen die Freiheit geschenkt. — 'Auch hier werden die Kriegsrüstungen mit Eifer betrieben. — Aus Tscherkessien wird gemeldet, daß pon den Russen bei den Herbstoperationen 7550 Wohn stätten und Hütten vernichtet, 1175 Stück Vieh