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43 „Majestät", — sagte unter Andcrm der General, der besonders die schwache Seite des Churfürstcn, nämlich seine Vorliebe für lang« und schöngewachsen« Soldaten, zu be nutzen gedacht«, — „wird mir der Bursche jetzt genommen, verliere ich den schönsten Grenadier der sämmtlichen Regi menter, deren Zierde er ist; ja ich würde mich schämen, ebne denselben vor den vielen hoben Herrschaften, die ein treffen werden, zu erscheinen. Er ist mein Stolz, und verdient alle Schonung und Nachsicht. Aber es würde auch, falls ein Urlheilsspruch über den Jüngling gefällt werden sollte, der ibn mir entrisse, sowohl dem Regiment« und sogar der ganzen Armee ein Schandfleck aufgedrückt werden, der besonders in dieser Zeit fern gehalten werden möchte, wo «S gilt zu beweisen, die sächsische Armee ist eine glänzende, musterhafte, verehrungswürdig« in aller Hinsicht!" „Habt Recht, ganz recht", — erwiderte darauf der Cburfürst, die Vorstellung und di« Gründ« d«s G«nerals cinlcuchtcnd findend, — „nur während des Campcments alle diese Scandale vermieden; lieber, wo es geht, etwas nachgesehen, «in Auge zug«drückt! Es soll auch in di«ser Beziehung noch ein besonderer Befehl an all« Regiments- commandanlen von der Kriegsconzlei ausgefertigc werden. Hier aber in diesem Falle läßt sich ja recht gut die ganze Sache beilegen^ wenn der Grenadier so vorzügliche Eigen schaften besitzt. Ist er doch kein Deserteur, kein Meuchel mörder, kein Dieb; handelte er doch nicht subordinalions- widrig! Beruhigt Euch darum, General, ich will heute noch di« Angelegenbkit zu Ende bringen!" In diesem Augenblicke wurde Fried gemeldet. Er mußte cintreten, und die Musterung begann. Der General beob achtete indkß den Cburfürsten aufmerksam, um sein Urtheil über dcn Grenadier schon vor dessen Ausspruch in den Mienen zu lesen. Freundlicher und freundlicher wurden die Züge, je länger er den hohen, schöngebaueten Mann betrachtete; aber auch leichter wurde cs dabei dem General ums Herz. „Jbm soll nichts geschehen!" — sprach endlich der Churfürst, — „und er ist frei. Nur möchte ich wissen", — wendete derselbe noch ein, — „woher der Bursche das Pistol, mir dem er geschossen, sogleich hergenommcn hat? Es läßt sich nicht leugnen, daß dieß der schwerste Anklagc- punkt ist, der gegen ihn zeugt. Der Mord sollte also vorsätzlich geschehen!" „Nein, Majestät", — fiel hierbei Fried, ohne die Aufforderung abzuwarten oder um Erlaubniß zu bitten, sprechen zu dürfen, freimülbig ein; — „nicht im Min desten kann an vorsätzlichen Mord gedacht werden, wenn gleich ich das Pistol bei mir führte. Dies« Waffe empfing ich — von — der — Tochter — " „Wcßhalb so gestottert?" — unterbrach der Cburfürst rasch und in unwilligem Tone. — „Wer war die Tochter, die Du so ungern nennst? — Sprich Wahrheit; verheim liche nichts, wenn ich mein Wort nicht wieder zurück- nehmcn soll!" „Ich mein« di« jüngste Tochter des Baumeisters Vinold, Laura mit Namen", — fuhr Fried nun unbefangen fort. — „Diese gab mir das Pistol ihres Bruders, des Dra- goncrlieutenants Binold, der es zurückgelaffen, damit ich einem unverhofften Ueberfall, den ich unter so bewondten Umständen erwarten mußte, ernstlich entgegcntretcn könne. Dort in meines Vaters Garten hätte ich von den Werbern schon einen betäubenden Schlag auf den Kopf bekommen und taumelte schon, ehe ich erst daran dachte, daß ich ein Pistol bei mir führte, und davon Gebrauch machte. Ja, ich kann sogar versichern, daß ich das Pistol, so lang« ich es besessen, nicht ein einziges Mal besehen und untersucht hatte, darum auch gar nicht wußte, ob cs geladen war. So viel ist einem Menschen, der von drei oder vier unbe kannten Männern mitten in der Nacht und an einem Orte, wo sich kein ehrlicher Mensch aufhält, überfallen wird, ^doch erlaubt, daß er sich wehren kann! Nichts weiter „Schon gut. Alles gut; aber welche Bewandniß bat es mit dem Mädchen, das mit Pistolen Präsente macht?" — forschte Aer Churfürst lächelnd weiter. Das konnte Fried doch nicht ohne Zurückhaltung sagen. Er sah dcn General bittend an, durch eine Wendung deS Gesprächs ihn aus dieser Verlegenheit zu reißen, stotterte abermals, haschte nach Athem, suchte nach Worten; doch es half ihm Alles nichts; er mußt« bekennen. „Jenes Mädchen liebt mich, und ich liebe sic auch", — sagte er endlich tief aufalhmend. > „Das dacht« ich mir wohl!" — lachte der Churfürst, und auch der General konnte sich des Lachrns nicht er wehren. — „Allein, mehr muß ich noch wissen", — fuhr Ersterer, wie es schien, sich ergötzen wollend, fort; — „Du ein Grenadier, «in Bauer ursprünglich, und das Mädchen die Tochter des Baumeisters zu Dresden, ein reiches, gebildetes, feines Kind? Das reimt sich doch nicht? Sie ist wohl garstig? „Nein, schr schön, Majestät; sie ist ein Engel an Leib und Seele!" — „Und sie liebt dich? --- Bist zwar ein hübscher Bursch«, der auch Mädchen köderen Standes gefallen kann; aber Liebe ist doch etwas anderes. Und weiß cs dcr Baumeister? Weiß es dessen Gattin?" „Nicht ein Wörtchen davon wissen diese", — antwor tete Fried schnell und erschrocken, — möchte auch bitten, denselben jetzt nichts davon zu sagen. Ich glaube nicht, daß sie mir dcßhalb zürnen dürften; aber dennoch würde ich eine andere Zeit abwarten, ehe ich ihnen davon sage. Zuvor muß ich lernen, muß mir Verdienste erwerben, muß irgend etwas werden. Freilich, werde ich zum Tode ver- urtheilt, dann ist's nicht ziöthig zu lernen, zu arbeiten, zu sorgen; dann mögen auch die Eltern Lauras erfahren, wie schr, und wie trcu ich liebtc!" „Jetzt geh!" — sagte nun der Churfürst sich erhebend, — „Deine Freiheit sollst Du sofort erhallen. Doch mache Deinem General, Deinem Churfürsten Freude und der Arme«, der Du angchörst, Ehre. Ein Weiteres nach dem Campemcnt!" (Fortsetzung folgt.) Auszug aus der Rechnung des hiesigen Frauenvereins auf das zweite Halbjahr 1858. Einnahme. II thlr. 22 ngr. 5 Pf. halbjährige Zinsen von außenstehen den Capitalien, 2 . 15 . — - dcrgl. im Sparcassenbuche pro 1858 gutgcschricbene, 0 - — > — - als Hälfte der jährlich scstgestellten Entschädigung für die früher der Kinderbewahranstalt gewährte Be hausung, 78 - 15 . 5 - alsHälfte derjährlich bewilligten Bei ¬ träge von 81 Mitgliedern des Vereins, — . 26 . 2 - Zinsen pro 1858 von dem, vom Herrn Archidiac. Müller der hiesigen Armcn- — caffe legirten 25 thlr. Capital, 102 thlr. 19 ngr. 2 pf. Summe. Ausgabe. 20 thlr. — ngr. — pf. halbjährigesHonorar fürUnterrichts- Erthcilung, 29 . 4 . 2 - für 1156 Pfund Brod zu Frühstück und Halbabend an die Unterricht erhaltenden armen Mädchen, 11 . 20 . — . Miethzins vom 1. Juni bis ult. December 1858 für das Unterrichts- Local im Stadtarmenhause, 95 . — , — - zu Weihnachtsgaben, 2 - 16 - 5 - Insgemein, 158 thlr. 10 ngr. 7 pf. Summe. Vergleichung. 102 thlr. 19 ngr. 2 pf. Summe der Einnahme, 71 - 27 - 5 - vom ersten Halbjahr 1858 vcrblie- bener Bestand, 174 thlr. 16 ngr. 7 pf. Summe. Davon 158 - 10 , 7 - Summe der Ausgabe, mithin ver- bleibt 16 thlr. 6 ngr. — pf. Bestand. Großenhain, den 22, Januar 1859. Therese Röting. Ernst Ferdinand Aster, Cassirer.