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42 der cintreten zu lassen und den Neuernannten eben so wie den alteren Gefreiten die herkömmliche Soldzulage auszuzahlen. Oesterreich Hal von Toskana für den Fall eines Krieges Unterstützung an Mannschaften und Geld gefordert. Das toskanische Ministerium ist in seiner Ansicht darüber, wie diese Forderung aus- zunehmcn sei, getheilt. — Der zu Ferrara be fehligende österreichische General hat von dem Ge- meinderath der Stadt verlangt, daß er die Eita- delle mit Proviant versehe. Es erfolgte jedoch eine abschlägige Antwort. — Die österreichische Besatzung in Ancona wird um ein Infanterie regiment verstärkt; auch soll der Hafen befestigt werden. Man sieht hieraus, daß man auch im Römischen eine Bewegung befürchtet. Bayern. Nach einer telegraphischen Depesche der „Sonst. Ztg." hat das Gestimmt-Ministerium am 23. Januar zwar seine Entlassung eingereicht, dieselbe ist aber vom Könige nicht angenommen worden. Frankfurt. In der Auswanderungsfrage sind beim Bundestage die Anträge des Ausschusses vom 23. December v. I. zur Abstimmung gelangt. Die Binnenstaaten neigten sich den Maßnahmen für die Erschwerung der Auswanderung, die See städte dagegen der Freiheit des Verkehrs zu. — Bon Seilen des Bundes soll der Befehl ergangen sein, die Eisenbahnarbeiten im Innern der Festung Luxemburg zu sistiren. Frankreich. Die Absendung von Rekruten nach Algerien dauert fort, und die Dampfer, welche diese Leute hinüberschaffen, sind bereits zur Aufnahme kriegsgcübter Regimenter in Algerien eingerichtet. In den Mittelmeer-Häfen wird fort während Proviant aufgehäuft, und große unge wöhnliche Verträge zur Lieferung von Zwieback, dürren Gemüsen rc. wurden und werden fortwäh rend in Toulon und anderen Plätzen abgeschlossen. England. Die „Limes", bekanntlich nicht nur das größte und mächtigste, sondern auch das bestunternchtete Blatt der Welt, spricht sich jetzt ebenfalls dahin aus, daß die Kriegsgefahr wenig stens für diesmal vorüber sei, und ist auch der Ansicht, daß besonders die durch die Presse repräsentirte öffentliche Meinung es gewesen, wo ran die imperialistischen Anschläge scheiterten. — In England werden eine Menge Linienschiffe in Bau genommen und die auf den Werften befind lichen schleunigst flott gemacht. Batterien erheben sich an den Küsten und die Befestigungen auf den Eherbourg gegenüberliegenden Inseln werden erweitert und mit Kanonen gespickt. In neuester Zeit hat man auf einem unzugänglichen, wenige Meilen von Cherbourg entfernten Felsen Be festigungen errichtet. Neapel. Ueber die Veranlassung zur Ver- hängung des Belagerungszustandes wird geschrie ben, daß man in London Complotten auf die Spur gekommen sei. Die Hauptstadt Neapel sollte^am Tage der Vermählung des Kronprinzen der Schauplatz eines Aufstandes werden und eine in der Nähe bewerkstelligte Landung sollte den Aufstand weiter durch das Land fortpflanzen. In der Nähe von Neapel wurden in einem Hause Orsini'sche Handgranaten entdeckt. Serbien. Aus Belgrad wird vom 23. Januar gemeldet, der Kanonendonner verkündige soeben, daß Fürst Milosch bei Negolin den serbischen Boden betreten habe. Der Bauer von Streumen. Erzählung von I. C. Deutrich. (Fortsetzung.) „Jetzt wird die Sache schlimmer", — brummte der General, als er den Befehl las. — „Wollen mir den Jungen mit Gewalt nehmen! Haben die Schlingel, die Werber, doch noch Klage bei höherer Instanz erhoben! Nun, fürchten will ich mich jetzt noch nicht; werde das Spiel abwarten. Aber den Jungen vcrurtheilen sie mir nicht, so viel steht fest; eher wage ich das Aeußerste. Will sehen, ob der alte Birkbolz nicht auch noch etwas gilt!" Als er Fried von dem Jnkalte des Befehles Mittheilung machte, sprach er ihm Trost zu und versicherte ibn seines ganzen Schutzes und der väterlichen Fürsorge. „Laß Dir nicht bange sein," — sprach er mild und mit bewegter Stimme, — „bald bist Du wieder bei mir. Noch heute reite ich ins Hauptquartier und spreche mit dem Chur- fürsten über diese Angelegenheit. Es liegen eine Menge Gründe vor, die Dich rechtfertigen, und diese werde ich schon am geeigneten Orte darzulegen wissen. Jetzt gehe ruhig; doch als Gefangener lasse ich Dich nicht transpor- tiren; Du wirst meine Güte nicht mißbrauchen!" Tief ergriffen erklärte Fried, diese Güte nie vergessen und in allen Dingen ihm seinen Dank beweisen zu wollen. Mit Lkränen schied er von dem alten würdigen General, und auch dieser wischte sich die Thränen von den Wangen, als er ibm zum Abschied die Hand reichte. „Weiß es Goll!" — sprach er noch, als Fried das Zimmer verlassen hatte, — „ist es doch, als wenn er mein eigener Sohn wäre, den ich dem Gerichte übergebe. Wahr lich, sein Herz hängt auch an mir, als wäre ich sein Bater. Und ein solcher Mensch soll untergehen, weil er sich wehrte, als man ibm Böses zufügen wollte? Nein, lausend Kerle haben wir in der Armee, die zehn Mal den Strick ver dient hätten, und sie werden als brave Soldaten gehalten; hier aber gedenkt man sogleich zu richten, wo die reinste Seele, das herrlichste Gemüth den schönsten Körper be wohnt! Nicht also", — schloß er kopfschüttelnd und sich zum Ausritt rüstend, — „ich werde eiligst handeln und nicht säumen, bis es zu spät sein dürfte!" Schon lange vorher, ehe Fried mit der Eskorte im Hauptquartier zu Radewitz, wo sich auch das Obcrkciegs- gericht niedergelassen hatte, eintraf, befand sich der General von Birkholz daselbst und suchte Audienz bei dem Chur fürsten zu erlangen. Er war etwas aufgeregt und ging unruhig auf dem Schloßhofe auf und ab, ohne sich sonder lich um den Troß der ob- und zujagenden Dienerschaft und der in Unzahl umherstreifenden Personen höherer Stände zu bekümmern. Sein Herz war zu voll von so mancherlei Empfindungen, und in seinem Kopfe kreuzten sich eine Menge Gedanken und Pläne, die sich auf seine Absicht stützten, den unglücklichen Jüngling zu befreien. Bei rei ferer Ueberlegung stand die Sache wirklich nicht so gut, als er Anfangs sich vorgestcllt; denn es gab auch zu be denken, daß die Gründe der Kläger von den Richtern in Erwägung gezogen werden mußten, hauptsächlich aber störte ihn die Nachricht, daß der Gebcimrath ))r. Plößner als Präsident des Oberkriegsgerichts fungirte, der gerade sein persönlicher Feind war, und daß dieser ihm den schwersten Kampf bereiten werde. Endlich wurde er zum Churfürsten ins Schloß gerufen. Hier fand er die freundlichste Aufnahme, und er konnte deßbolb auch so recht von der Leber reden, zumal er sich eines besondern Wohlwollens seines Monarchen schon seit langer Zeit erfreuen durfte und bei demselben in hoher Achtung stand. Der General erzählte also den Vorfall, so gut er konnte und so viel er davon wußte; beschrieb aber auch den An geklagten mit so lebendigem Eifer, lobte sein Verhalten in solchem Maße, daß der Churfürst selbst neugierig wurde, denselben zu sehen, und sofort Befehl erthcille, sobald er, Arrestant, eintreffe, ihn herbeizuführen.