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Großenhainer MrlMmzs- lü AVchMM Gedruckt, verlegt und rediglrt von Herrmann Starke in Großenhain. 12. Dienstag, den 1. Februar 1859. Tagesnachrichten. Sachsen. Der in Nr. 10 d. Bl. erwähnte, bei dem Dorfe Mehltheuer unweit Bautzen er schlagene, jedoch noch lebend aufgefundene Wend ler ist seinen Wunden ebenfalls erlegen, ohne vorher noch einmal das Bewußtsein zurückerlangt zu haben, um über die Raubmörder nähere An gaben machen zu können. Der Inhalt der ge raubten Brieftasche soll nicht bedeutend gewesen sein. Wendler hinterläßt eine Frau und zehn zum Theil noch unerzogene Kinder. Zwei Indi viduen, K. aus Schönberg und M. aus Weigs- dorf, sind als des Mordes verdächtig eingezogen worden. — Am 27. Januar wurde im Schiefer- bruche der Lößnitzer Schieferbaugesellschaft ein Ar beiter durch Herabstürzen einer Felswand so ver letzt, daß er einige Stunden darauf starb. — An demselben Tage wurde im Löbering'schen Stein- bruche bei Plauen ein 25 Jahre alter Maurer und Steinbrecher durch herabstürzendes Gestein erschla gen. — In Dresden soll die Johanniskirche ab gebrochen, die dadurch entstehenden Bauplätze ver täust, eine Verbindung der Johannisgasse mit der Langegasse hergcstellt und eine neue größere Kirche an einem geeigneten Platze in Antonstadt ge baut werden. Oesterreich. Eine Regierungsbekanntmachung bestimmt, daß fortan zum Halten und zur Be nutzung der Rageneau, Thielen'schen Pressen und ähnlicher Druckvorrichtungen, die zur Vervielfäl tigung von Druckschriften auf mechanisch-chemi schem Wege dienen, die Bewilligung des betref fenden Statthalters einzuholen ist. Das unbefugte Halten der erwähnten Verviclfältigungsmittel soll als unbefugtes Halten einer Winkelpresse betrach tet und bestraft werden. — Das Streben Frank reichs, die Pariser Conferenz permanent zu machen, berichtet die „Sonst, Zeit." aus Wien, ist jetzt auch in einer hier angelangten Note Englands entschieden gemißbilligt worden, und nicht minder ist in Preußen ein derartiger Ucberdruß vor dem Pariser Conferenzwesen eingetreten, daß man mit ziemlicher Sicherheit annehmen kann, daß die schöne Zeit der Pariser Eonferenzen nun vorüber ist. — Auch in der italienischen Angelegenheit dürften England so wenig als Preußen ruhige Zuschauer bleiben, falls Frankreich irgendwie sich einmischen wollte. Es ist daher kein Grund zu Kriegsbesorgnissen, wiewohl hier Alles geschieht, um jeder Eventualität gewachsen zu sein. — Vom Justizministerium äst eine Commission niedergesetzt worden, welche die Aufgabe hat, die Vorberei tungen zur Einführung des in Nürnberg festge stellten Entwurfs eines deutschen Handelsgesetz buchs zu treffen. Preußen. Am 27. Januar Nachmittags ist die glückliche Entbindung der Prinzessin Friedrich Wilhelm von einem Prinzen erfolgt. In Folge dieses freudigen Ereignisses hat sowohl in Ber lin, als auch in Breslau, Stettin und anderen Städten Illumination stattgefunden. Hessen. Für das Lutherdenkmal zu Worms hatte bis zum 18. Januar der Fond die Höhe von 120,531 Gulden (circa 68,875 Thlr.) erreicht. Aus Schleswig wird geschrieben, daß den Gutsbesitzern die Auslieferung ihrer Altonaer Ka lender an die Hardesvoigtei geboten sei und daß Man sich jetzt mit dänischen Kalendern versehen müsse, „um etwas vorzeigen zu können, wenn die Gensd'armen kämen". — Aus Rendsburg ist bei der Ständeversammlung eine sehr wichtige Petition eingegangen, welche über die neuen (ge gen die von Süden kommende Eisenbahn gerich teten Befestigungen und gegen die Einverleibung holsteinischen Gebiets in Schleswig gerichtet ist. Frankreich. Ein Erlaß des Prinzen Napoleon untersagt die Anwerbung von Arbeitern auf den Ostküsten von Afrika und Madagascar. — In Algerien tritt der Winter in diesem Jahre sehr heftig auf. Der Schnee liegt so hoch, daß in Setif das Casernendach unter der ungewohnten Last einbrach und mehrere Soldaten verwundet wurden. England. Die Negierung soll eine große An zahl Kanonen bestellt und starke Pulvervorräthe angeschafft haben. Italien. An der Ovation, welche am 20. Jan. von Veteranen Napoleons I. dem Prinzen Na poleon in Turin gebracht wurde, nahmen etwa 800 Personen Theil, wovon mehrere ihre alten Uniformen trugen. Der Prinz pries in einer kurzen Anrede an dieselben die Tapferkeit der Piemontesen, und drückte seine Befriedigung dar über aus, sich von ihnen in einem mit Frankreich für jede Eventualität verbündeten Lande umgeben zu sehen. Auch werden vom Prinzen Napoleon noch vielfache nach Krieg klingende Aeußerungen berichtet. Lo soll er mehr als einmal die An sicht ausgesprochen haben: daß die Politik seines kaiserlichen Vetters vorzüglich dahin gehen müsse, sich mächtige Bundesgenossen zu verschaffen, und