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1 Großenhainer Unterhaltungs- und ^nreigeblatt. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 92. Sonnabend, den 19. November 1853. - Es scheint unter dem größten Theile der hiesigen Einwohnerschaft die irrige Meinung zu herrschen, als seien in den durch unsere Einsammler zu erhebenden Abgaben die auf Grundstücken haftenden festen Gefalle mitbegriffen. Dieß ist aber keineswegs der Fall, vielmehr sind diese Gefälle, nämlich Schoß, Wächtcrgeld und Erbzinscn, von den Eontribuenten selbst an die Stadtkasse, welche sich jetzt ebenfalls in dem Rathhause befindet, einzuzahlen. Wir bringen dieß mit der Aufforderung zur Kenntnißnahme, alle Rückstände bis spätestens den 1V December kaufenden Jahres abzuführen, weil nach Ablauf dieses Termins unnachsichtlich executivische Maasregcln werden ergriffen werden. Das gleiche Verfahren wird auch gegen Concessionsinhaber und Pachter eingehalten werden, welche ihren Verbindlichkeiten nicht auf das Pünktlichste nachkommen. Hain, am 15. November 1853. Der Stadtrath. Schickert, Bürgermeister. Tagesnachrichten. Sachsen. Die Bürgerrechtsgcbühren sind in Dresden für Einheimische auf 20, für Auswärtige auf 30, für Ausländer auf 50 Thaler erhöht wor ben. — In Marienberg brannten 7 Wohngebäude mit 11 Seitengebäuden und 7 Hintergebäude ab. 2 Wohn- und 3 Nebengebäude wurden eingcrissen.— Die Commission für die 1854 vom 15. Juli bis 15. October in München stattsindende Industrie- Ausstellung des Zollvereins mit Oesterreich, an welche die sächsischen Interessenten sich zu wenden haben, hat in Dresden ihren Sitz und besteht aus dem Geheim-Rath vr. Weinlig, dem Professor vr Hülße und vr. Heinrich Bodemer. Baden. Der Erzbischof und sein Domcapitel fahren in ihrer Widerspenstigkeit und Auflehnung gegen die Regierung fort. Die letztere antwortet mit geeigneter Strenge. Die dem Erzbischof unter- stehenden Cassen sind mit Beschlag belegt, Dom- capitular vr. Buchegger, der dem Specialcommissär Regierungsrath Burger die Lxcommunicatio ms^or wegen Annahme dieser Function überbrachte, ward zu 50 Fl. Strafe, resp. Gefängniß verurthcilt, auch wurde sein Gehalt inne behalten; überdieß hat aber der Erzbischof nun auch noch den Oberkirchenrath excommunicirt. Türkei. Die Nachrichten vom Kriegsschauplätze sind nicht von großer Bedeutung, außer daß hef tiger Kanonendonner am 9. November gehört wurde, über dessen Erfolg man jedoch nichts wußte. Die von den Türken besetzte Insel bei Giurgewo soll wieder von denselben geräumt worden sein. So wohl Türken als Russen beeilen sich, neue Truppen herbeizuziehen. Man erwartete eine Schlacht zwi schen Bukarest und Oltenitza. Gerüchten zu Folge haben den 11. und 12. November ernste Ereignisse bei Bukarest stattgehabt, und die Russen hinter Bukarest bei Plumbuita Stellung genommen, was auf etwas Außerordentliches schließen ließe. — Bei Widdin haben die Türken eine Flotille von gegen 1000 Fahrzeugen zusammengebracht. — Die tür kische Regierung hat die Lieferung von 80,000 Pelzen für die Armee ausgeschrieben. — Aus Belgrad wurden alle russischen Unterthanen ausge wiesen, dasselbe soll in allen türkischen Festungen geschehen. Die Russen haben aus Braila ebenfalls die Türken fortgewiesen. — Nach der „D. A. Z." waren am 4. November 25 gefangene Russen in Constantinopel angekommen. — Nach dem „Wan derer" haben in Asien zwei größere Gefechte statt gehabt, wobei von den Türken das Fort Nikolajowsk genommen ward. Den nächsten Tag versuchten die Russen, durch 6 Bataillone verstärkt, dasselbe wieder zu nehmen, wurden aber zurückgeworfen. Die Zahl der gefangenen Russen wird auf 150 an» gegeben, 5 Officiere sind bereits in Constantinopel angelangt. Das Fort liegt zwischen Batum und Redutkale. Die Affairc wird übrigens von den Russen als viel unbedeutender dargestellt und hinzu gefügt, daß die 5 Gefangenen in Constantinopel wie vorweltliche Ungethüme angeschaut worden wären. Es wird übrigens mehrfach berichtet, daß die Türken auch die Stadt Scheskatil oder Cher-