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Großenhainer Anterhaltungs- und Ameigeblatt. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Stark« in Großenhain. 72. Sonnabend, den 10. September 1853. Tagesnachrichten. Sachse«. Der Stadtrath zu Bautzen hat an geordnet, daß bei 5 Ngr., im Wiederholungsfälle bei 20 Ngr. Strafe kein Einwohner Hinfort Haus bettlern, einschließlich der Handwerksburschen, Ga ben verabreichen darf. Man tadelt diese Verordnung von manchen Seiten nicht wenig und findet es, wenigstens im Betreff der Handwerksburschen, für hart. — In Zwickau wird auf Acticn eine Turn halle für 2000 Thlr. erbaut. — Von der Brüder gemeinde zu Herrnhut wurden dieser Tage zwei Missionäre zu den Mongolen gesandt. Die Send boten Pagell und Heyde haben etwas Medicin stu- dirt; ihr nächstes Ziel ist Kothpur am Himalaya, von wo sie mit den Karawanen später nach Tibet und in die Mongolei eindringen wollen. — In Nr. 206 der „Constit. Zeit." ist ein Versuch ent halten, die neulichen Angriffe des Dresdner Jour nals und der Leipz. Zeitung auf das Tischklopfen und den Rationalismus zurückzuweisen. — Der Chemnitzer Zweigverein der Gustav-Adolph-Stif tung hat 2500 Thlr. Jahrcseinnahme gehabt. Frankreich. In Folge der strengen Anord nungen sind sowohl hier als in Belgien die Ge treidepreise sehr zurückgegangen. Türkei. Endlich bekommt man nun eine klarere Einsicht in die Natur der türkischen Abänderungen des Wiener Vergleichsvorschlagcs, und es sieht die Annahme mit diesen Abänderungen allerdings einer Ablehnung sehr ähnlich, weßhalb cs noch keineswegs so ganz sicher ist, ob Rußland sich zur Annahme unter diesen Bedingungen bequemen wird, es müßte denn die Unmöglichkeit, für dießmal mehr zu er langen, eingesehen haben, da ganz Europa einem Kriege entgegen ist. — Nach dem halbamtlichen „lournsl llo Oonslautinopk« " wurde der Wiener Vergleichsvorschlag mit den Modifikationen von dem dem Großen Rathe am 18. August versehen und angenommen, am 19. von den nächsten Räthen der Krone noch einmal geprüft und dann die Note nach Wien abgesendet. Die entscheidende Rück antwort aus Petersburg erwartete man vom 13. bis 15. September. Bezüglich der Abänderungen des Vorschlages bringt genanntes Journal folgende An sichten. Es wäre, sagt es, unpassend, wenn in dem Vorschläge ausgesprochen würde, die Czaare hätten seit jeher ihre Sorgfalt bezüglich der Auftechthaltung der Privilegien und Immunitäten der griechischen Kirche dargelegt; ein Interesse daran hätten die Herrscher Rußlands allerdings gezeigt, allein die Aufrechthaltung selbst sei das Werk und Verdienst der Sultane und liege wesentlich in ihrem Berufs kreise. Gelegentlich der Verträge zu Kainardschi und Adrianopel sei von der Pforte einfach zuge sagt worden, denselben treu bleiben zu wollen, man habe, um jeder unzulässigen Auslegung zuvorzu kommen, eine nähere Bezeichnung derselben ver mieden, welche Rußland verlangte. Endlich sagt das Blatt noch: die hohe Pforte will die griechische Kirche an allen Vortheilen, welche durch Se. Maj. den Sultan den übrigen Culten zugesichert werden, Theil nehmen lassen, allein ihr Gedanke würde schlecht verstanden, wenn man etwa sagen möchte, diese Kirche solle an allen Conccssionen, welche durch Verträge anderen Glaubensgcnossenschaften zuge- sichert^ wurden, oder noch werden, Theil nehmen. Verträge bestehen bezüglich der Behandlung der Fremden, mit Bezug auf Eingeborne kann es keine solchen geben." Dieß widerspricht aber eben gradezu den Anmaßungen Rußlands, welches die türkischen Unterthanen griechischer Confession pro- tegiren und gleichsam als Ausländer betrachtet wissen will. Die Pforte ist hier um so mehr in ihrem Rechte, als die griechisch-russische Kirche nur ein abgerissener Theil der griechischen (anatolischen) ist, nicht, wie der Czaar will, mit ihr ein und dasselbe. Außerdem verlangt die Pforte dem Vernehmen nach noch Garantien gegen willkürliches Eindringen Rußlands in seine Provinzen, woran der übrigen Welt ebenso viel gelegen sein müsse, damit nicht der allgemeine Frieden gestört, dadurch Stockung im Handel und Verdienst, sowie Theuerung hcrvor- gerufcn werde. — Ein Verbreiter aufrührerischer Schriften ward unter starker Bewachung an Omer Pascha eingcliesert. Im Ganzen wird trotz der ver schiedensten Versuche, Unzufriedenheit vorzüglich unter der christlichen Bevölkerung hervorzurufen, die Stim mung als vorzüglich dargestellt. — Auch Tunis und die Barbareskenstaatcn haben im Falle eines Krieges möglichste Unterstützung zugesagt. China. Die Nachrichten aus China bringen manches Neue über die Insurgenten. Sie scheinen es demnach auf eine förmliche Ausrottung der Tar- taren abgesehen zu haben. In Amoy wurden gegen 50 hingcrichtct, während sie die wirklichen Chinesen