Volltext Seite (XML)
531 Erster I eingetroffen und setzte am andern Tage ihre Reise ldorte M nach Paris fort. — Der „Abendmoniteur" sagt: D Die Schwierigkeiten bei dem Abschluß des Waf- D fenstillstands zwischen Oesterreich und Italien be- W ruhen auf der Frage, ob der Waffenstillstand auf D Basis des militärischen Besitzrechts abgeschlossen " I werden soll, oder ob man eine Grenzlinie an- von V nehmen wird, welche aus der von Oesterreich Uvl- I bewilligten Gebietsabtretung hervorgeht. — Man W glaubte in Florenz, daß vorläufig nur eine Ver- ^erz. V längerung der Waffenruhe, die am 10. August rtra- > früh 4 Uhr abgelaufen ist, eintreten werde, ades- W Amerika. Ueber den wirklichen Zustand im Aus- W Süden der Vereinigten Staaten giebt ein Armee- man, W befehl des Generals Grant den sichersten Aufschluß, aus W Derselbe verordnete, daß die Militärbefehlshaber nbe- W Jeden verhaften und verwahren sollten , der sich niffe > eines Angriffs auf Person oder Eigenthum von Her- W Unionsleuren, weißen wie schwarzen, schuldig Hten W mache, da die südlichen Gerichte nicht ihre Schul- lben I digkeit thäten. iren. D rrsch W kalt- I Die wiedergefundene Schwester. I (Fortsetzung.) A W Der Haufen war freilich nicht sogleich geneigt, diesem W Wunsche zu willfahren, denn die Angst des Alten belustigte der W ibn, endlich jedoch gab er nach und unter allerlei spöttischen ieser W Witzen zog er weiter, um anderswo ein ähnliches Schau- W spiel aufzuführen; Siegmund aber blieb zurück und seine W erste Frage, sobald er mit Friedborn allein, war die M nach Rosel. aus W Da nun erfuhr er die Abwesenheit des Mädchens und lor- D auch des Alten Verdacht, Gottfried möge sie entführt haben, aen W Siegmunds Bestürzung hierüber war groß, größer aber W die Friedborn's, als er von jenem hörte, was droben im / W Schachte geschehen sei. Jäher Schreck drohte ihn im ersten sen. M Momente niederzuwerfen, dann aber brach er in ein lautes den W Wehklagen aus und gräßliche Verwünschungen über die der W Urheber des Brandes tönten von seinen Lippen. Noch icbe M wußte Siegmund ja nicht, in welcher Beziehung der Schacht s W äu dem Alten stehe, und obwohl es auch ihm mehr als M wahrscheinlich war, daß mit Gottfried zugleich dort Rosel lNg W ihren Lod gefunden habe, konnte er doch kaum diesem Um- )öN M stände des Oheims rasende Verzweiflung zuschreiben und er- W an, des Alten Verstand zu fürchten, als er diesen W vergeblich zu beruhigen suchte. W „3dr wißt nicht, was Ihr gethan habt", schrie Fried- )6t born, „o wehe, wehe mir altem, armen Manne, dem ld- W Ihr Alles, Alles geraubt habt, was das geringe Glück Hb, W seines Lebens ausmachte!" und damit rannte er in rasendem le- I Laufe dem Walde zu, wo er erschöpft anlangte, um Zeuge ! " W der noch immer mächtig aus der Erde schlagenden Flam- vb/ W men zu werden. Gleich einem Wahnsinnigen lief er um W die glühende Oeffnung des Schachtes, laut aufschreiend ft- W und die Hände in wilder Gesticulation über dem Kopfe ae I zusammenschlagend. W „Rettet, rettet, helft!" tönte es aus seinem Heisern ,W Munde mit übermenschlicher Anstrengung. „Tausend a- W Gulden Dem, der das Feuer bewältigt. Löscht, Freunde, M um Gottes Barmherzigkeit willen! Löscht, löscht!" jU Er achtete nicht darauf, daß Niemand ihn hörte. Immer lauter schrie er, immer näher wagte er sich an , die brodelnde Flamme hinan; da trieb ein plötzlicher Wind- stoß ihm diese entgegen und hart an der Oeffnung des W Schachtes stürzte der von ihr jämmerlich Beleckte bewußt- n W los zu Boden. Seine Kleider brannten lichterloh und er würde unrett- »r I bar dem Tode verfallen sein, wenn nicht zu rechter Zeit ein Dorfbewohner erschienen wäre, der im Walde eine W Zuflucht gesucht haben und von Friedborn's Geschrei § W herbekgelockt worden sein mochte, um ihn der gefähr- !- M lichen Lage zu entreißen. Glücklicherweise dauerte der Aufenthalt der Kriegsvölker nicht allzu lange und schon am andern Tage war das Dorf wieder von ihnen geräumt; denn Banner hatte sich, nur in aller Eile mit den Franzosen zu vereinigen ge sucht, und das also verstärkte Heer brach nun in die Ge gend von Halberstadt auf, um dort mit vereinten Kräften dem Vordringen der Kaiserlichen Einhalt zu thun. Ihr Abzug ließ manches Herz wieder neu aufathmen, aber freilich wurde auch manche Thräne geweint, denn die rohe Fühllosigkeit hatte in dem einen Lage grausam oft mehr vernichtet, als dieser und jener der Armen durch jahrelange mühselige Lhätigkeit wieder herzustellen vermochte. Unter den wenigen Häusern, die nur einen geringen Verlust zu beklagen hatten, war das des Pfarrers, denn feine Be wohner waren vor aller Unbill durch die Anwesenheit des französischen Commandanten geschützt gewesen, der dort sein Quartier aufgeschlagen hatte, und dem darob der innige Dank des Pfarrers und der Seinen beim Ab schiede nachfolgte. — Wer weiß freilich, ob der Capitän so mild und menschenfreundlich sich gezeigt, hätte er ge wußt, wer jener Kranke sei, der seinen Augen verborgen im Schlafzimmer des Pfarrers von diesem gepflegt wurde- vom Pfarrer, der allerdings selbst nicht ahnte, daß er einen Boten des kaiserlichen Heerführers Piccolomini be herbergte, und dies erst später, als alle Gefahr einer Ent deckung vorüber war, erfuhr. Auch uns ist der Jüngling — ein solcher war Ler Kranke — zwar nicht in seiner erwähnten Eigenschaft, wohl aber durch frühere Begegnung bekannt, denn eS war kein anderer, als jener Fremde, den Friedborn vor einigen Tagen dem gewissen Tode des Erfrierens hatte aussetzen wollen, indem er ihn mitten in der Nacht aus seiner Hütte hinaus auf die winterlichen Fluren schleppte. — Gottes Vorsehung aber hatte über dem Jünglinge gewacht und den Lod, den eine teuflische Absicht ihm zu gedacht, abgewendet von ihm. — Ein Gehülfe des guts herrlichen Försters, den lange vor Tagesanbruch schon seine Pflicht hinaus in die Waldung trieb, fand, durch das Benehmen seines Hundes geleitet, die Spur zu dem halb Erstarrten. Da er yoch Leben in ihm gewahrte, besann sich der wackere Mann nicht lange, sondern lud ihn auf seine Schultern und trug ihn dem Dorfe zu. Er glaubte anfangs wohl an einen geschehenen Raubmord, und dieser Gedanke fand stärkere Nahrung dadurch, daß er dicht neben dem Regungslosen jenes Papier mit den goldenen Kreuzen entdeckte, welches Friedborn bei seinen Anstrengungen, den Schlafenden vom Schlitten herabzu heben, "hier verloren haben mochte, aber Spuren von Fußtapfen, die ihm die Richtung hätten zeigen können, welche der Mörder genommen, vermochte er nicht zu ent decken, da ein immer noch anhaltender Schneefall sie völlig verwischt batte. Das nächste Haus des Dorfes, das er am schnellsten erreichen konnte, war die Wohnung des Pfarrers, und da er ohnedies bei dem Letzteren die liebevollste Aufnahme seines Geretteten erwarten durfte, trug er ihn hierher, wo es auch wirklich den vereinten Anstrengungen nach rastloser Mühe gelang, das schon halb entflohene Leben in die starren Glieder des Armen zurückzurufen. Der Pfarrer, der selbst umfassende medi- cinische Kenntnisse besaß, brachte diese mit dem glücklich sten Erfolge bei seinem Pflegling in Anwendung, und trotz der offenbar durch Blutverlust und andere bedeutende Anstrengungen hervorgerufenen Erschöpfung desselben, bei welcher der erlittene Frost nur um so schrecklicher hätte werden können, wenn nicht zur rechten Zeit die Hülfe gekommen wäre, war bereits am nächsten Lage eine so entschiedene Besserung bei dem Kranken eingetreten, daß ernstliche Besorgnisse kaum mehr zu hegen waren. Noch war das Aufflnden des Fremden und seine Auf nahme im Pfarrhaufe nicht bekannt geworden, denn eines- theils verschmähte es der brave Geistliche, seine Liebeswerke auszuposaunen, anderntbeils suchte auch der Forstwart den Vorfall möglichst geheim zu halten, um dabei desto wirksamer vielleicht nach dem mutbmaßlichen Räuber for schen zu können, und so war natürlich Friedborn, nament lich da kurz darauf das Erscheinen der Schweden alle Gemüther in Spannung erhielt, das Geschehene völlig unbekannt geblieben. — Dem Genesenden waren, Dank der Humanität des französischen Offiziers, auch die Fol gen der Einquartierung ohne schädliche Wirkung vorüber gegangen, und so konnte er bald vollständige Auskunft über seine Erlebnisse geben, wodurch natürlich der Ver dacht des Pfarrers sofort mit Gewißheit auf Friedborn gelenkt wurde. Er sprach diesen indessen vorläufig noch