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442 „StaatSanz." vom 26. Juni Abends hat die han növersche Armee, verfolgt von den Truppen des Generals v. Falckenstein, den Rückzug nach Nor den angetreten. — Eine neuere Depesche meldet, daß eS am 27. Vormittag- zwischen Langensalza, Merxleben und an der Unstrut zum Kampfe zwi schen den Preußen und den Hannoveranern ge kommen sei. Preußen. Die Armee des Kronprinzen, so wie die des Prinzen Friedrich Karl haben ihren Vormarsch fortgesetzt. Die Truppen unter dem General Herwarth v. Bittenfeld, die anfänglich Bodenbach bedrohten, sollen plötzlich nach Pirna zurückgegangen und sodann in starken Massen über Neustadt und Sebnitz in Böhmen eingedrungen sein. — Am 26. Juni hat nach preußischen Mel dungen in der Nähe von Turnau in Böhmen bis NachtS 12 Uhr ein lebhaftes Gefecht der preu ßischen Division Horn mit einer österreichischen Brigade und dem 18. Jägerbataillon stattgefun den, in welchem die Oesterreicher nach hartem Kampfe zurückgeworfen worden find. Die Preu ßen hätten 7 österreichische Offiziere und 500 M. gefangen genommen. Auf preußischer Seite seien der Oberstleutnant v. Drigalski und der Haupt mann v. Michalowski gefallen; die andern Ver luste könne man noch nicht übersehen. — An dem selben Tage soll bereits von früh 9 bis gegen 2 Uhr Nachmittags zwischen Liebenau, Turnau und Podol ein Artilleriekampf zwischen einer preu ßischen vierpfündigen Batterie und 14 österrei chischen Geschützen, die von mehrer» Schwadronen Husaren und Dragonern bedeckt waren, stattge- funde» haben. Die preußischen Verluste seien unbedeutend; der Feind habe sich gegen Mittag auf Mhnchengrätz zurückgezogen. — Ferner hat einer Meldung aus Reinerz zufolge am 27. Juni hinter Nachod ein bedeutendes Cavaleriegefecht stattgefunden. Die mit engagirte preuß. Artillerie habe bis Nachm. 3 Uhr gearbeitet. Die Preußen hätten die Oesterreicher bis Jaromicz zurückgewor- fen, drei Fahnen erobert und viele Gefangene gemacht. Ueber die Verluste auf beiden Seiten ist vorläufig nichts Näheres angegeben. Oesterreich. Die am 24. Juni in Venetien den Italienern gelieferte Schlacht wird von dem Erzherzog Albrecht „Schlacht bei Eustozza" ge nannt. Die österreichische Armee wurde in ihrem Vorrücken gegen den Mincio von einem Theile des italienischen Heeres angegriffen, schlug den Angriff aber zurück, nahm den Monte-Bento und Eustozza mit Sturm, erbeutete mehrere Kanonen und machte 2000 Gefangene. Der Erzherzog sagt, daß der Kampf ein sehr heftiger gewesen und daß der Sieg nicht ohne beträchtliche Ver luste errungen worden sei. Die Armee habe sich trotz der unerträglichen Hitze mit äußerster Bravour und Hartnäckigkeit geschlagen. Die österreichische Flottille auf dem Gardasee habe mit 6 Kanonen booten die feindlichen Batterien und Freischaaren am lombardischen Ufer des Gardasees, ohne selber Verluste zu erleiden, beschossen. Am 23. Juni habe der Feind mit bedeutenden Kräften an meh reren Stellen unterhalb Poleselle den Po über schritten, von wo fich die kaiserl. Truppen ohne Widerstand zurückgezogen hätten. Dagegen mel det der Pariser „Moniteur" vom 26. Juni, daß die Italiener über den Mincio zurückgegangen sind und Cialdini den Po noch nicht überschritten hat. Auch das Commando der Südarmee hat untcrm 25. Juni nach Wien gemeldet, daß der am 23. früh über den Mincio eingedrungene Gegner am 24. Abends bereits wieder über den Mincio zurück gegangen ist. Italien. Auch von italienischer Seite wird bestätigt, daß der Angriff des ersten Armeecorps, welches die Positionen zwischen Peschiera und Verona nehmen sollte, nicht geglückt ist. Die Division Cerale erlitt große Verluste. General Cerale selbst wurde schwer, Prinz Amadeus leicht verwundet. — Ein Detachement Oesterreicher ist vom Stilfscr Joch ins Italienische herabgestiegen und hat am 23. Juni Abends Bormio besetzt. — Aus Brescia wird vom 24. Juni gemeldet: Die Freiwilligen warfen die Oesterreicher auf der Straße zwischen Ponte Cafaro und Londrone zurück. Die Oesterreicher ließen mehrere Todte und Verwundete auf dem Platze, die Freiwil ligen keine. — Die italienische Flotte hat Tarent am 23. verlassen. — Die Journale drücken den Entschluß aus, des Landes letzte Opfer zur Be freiung von Venetien zu bringen. Der erste Mißerfolg werde die Armee zu doppelter Energie anspornen. Das Land habe volles Vertrauen zur Armee, welche ins Feuer zurückzukehren ver langt ; die Freiwilligen brennen vor Begierde, den Erfolg von Londrone zu erneuern. Die öffent liche Meinung ist ruhig und entschlossen. Die wiedergefundene Schwester. (Fortsetzung.) Des Jünglings Schlaf war jetzt einer Ohnmacht ähnlich geworden, und nur in langen Zwischenräumen hob sich aufathmend seine erschöpfte Brust. Friedborn beugte sich nieder zu ihm, und ließ die Strahlen seiner Laterne über den Schläfer fallen, wobei er mit vorsichtiger Hand nach den Taschen desselben fühlte, um sich von ihrem Inhalte zu überzeugen. Ein leises Klirren vom Gelde verrieth ihm die Anwesenheit des Gesuchten, doch plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit von etwas Anderem in Anspruch genommen. Der Fremde hatte, ehe er sich legte, sein Wams geöffnet, und durch die Berührungen Friedborn'S, so behutsam sie auch ausgeführt waren, wurde jetzt das darunter befindliche Kleid sammt dem Hemde derart verschoben, daß auf der bloßen Brust des Schläfers ein kleines goldenes Kreuz sichtbar ward, welches an einfachem schwarzen Bande um dessen Hals hing. Die Wirkung dieses Anblicks auf Fried born war außerordentlich. Er ließ mit einem Male ab von seiner weiteren Untersuchung und heftete starr seine Augen auf des Fremden Angesicht. Dabei murmelte er allerhand unverständliche Worte, dis er plötzlich aufsprang, in einen Winkel der Hütte eilte und das dort aufgehäufte Gerölls bei Seite warf. Es wurden einige Steinplatten sichtbar, die den Fußboden des Gemachs bildeten, und eine von ihnen begann Friedborn mit Hülfe eines ergriffenen ELsenstabeS zu lockern und zu heben. Als er sie entfernt hatte, zeigte sich eine ziemlich weite Höhlung, und aus ihr hervor schimmerte der Glanz eines Haufen Geldes. Friedborn, dieses Glanzes jetzt wenig achtend, schob soviel des Metalls bei Seite, als nöthig war, eine zweite Oeff- nung sichtbar werden zu lassen, und aus dieser zog er mit zitternder Hand ein Kästchen von Blech hervor. Er öffnete dieses, schüttete den Inhalt, der aus Perlengeschmeide, Juwelen und anderen Schmuckgegenständen gebildet war, aus auf den Boden, und hatte nach kurzem Suchen aus dem nicht unbedeutenden Haufen einen Gegenstand her ausgefunden, mit dem er erwartungsvoll zurück zu dem Schläfer schlich. Es war ein Kreuz, ganz ähnlich dem, das jener auf der Brust trug, und eine genaue Prüfung be lehrte Friedborn, daß beide einander auf ein Haar glichen und auch nicht den geringsten Unterschied erkennen ließen. „Er ist's, ohne Zweifel!" murmelte er dann, nach