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dem Herzen des Volkes lebte. Und blicken wir zurück auf die ersten Jahre des neuen Reiches, wie kräftig seine Organe sich in schöpferischer Thätigkeit regten, wie der Süden und Norden auf allen Gebieten der Gesetzgebung gemeinsam so Großes geschaffen, wie das Reich mächtig dasteht unter den Staaten Europas, wie der deutsche Name in den fernsten Gegenden der Erde geachtet und geehrt ist: so werden wir sagen müssen, daß König Ludwig sein vaterländisches Wort zur guten Stunde sprach. Auch in den wiedergefundenen Landen fängt der deutsche Gedanke an langsam sich zu regen, viel langsamer freilich, als es der Ungeduld recht ist, aber nicht langsamer, als besonnenes Urtheil es von Anfang an voraussetzte. Wir haben nicht auf unseren Lorbeeren geruht; wir haben kräftig und mit rastloser Thätigkeit gearbeitet, um den Gefahren der Zukunft gewachsen zu sein. Wenn etwa unsere Muskeln erschlaffen wollten, der innere Feind, der uns herausfordert, nöthigt uns, unsere Kräfte im neuen Kampfe zu üben. Aber ist es denn blos ein innerer Feind, den wir bekämpfen? Hat dieser Feind nicht seine Bundes genossen in allen Ländern? Gehorcht er nicht dem Com- mandowort eines auswärtigen Oberen, der seine Weltherr schaft auf den Trümmern des deutschen Reiches begründen will? Müssen wir uns nicht eingestehen, daß der stampf mit diesem einheitlich gelenkten jesuitischen Ultramontanis- mus an Bedeutung dem Kriege mit Frankreich gleichkommt? Was wir im Kampfe gegen den fränkischen Erbfeind ge gründet haben, will der Ultramontanismus zerstören. Durch demagogische Wühlereien will er den starken Bau der deut schen Einheit lockern und so weit innerlich schwächen, daß ein kräftiger Gewaltstoß von Außen ihn zertrümmern könne. Daraus, daß Frankreich, sobald es wieder zu Kräften ge kommen, diesen Stoß führen soll, wird gar kein Hehl gemacht. Das sei uns eine Mahnung, den Kampf gegen den römi schen Feind mit unerschütterlicher Ausdauer zu führen und nie zu vergessen, daß ein Volk, welches Großes errungen, gewissenhaft Wacht halten muß, um das Errungene gegen alte und neue Neider zu schützen. Das sei uns aber auch eine Mahnung, durch eine recht würdige Feier des 2. September frische Kraft sür diesen Kampf zu suchen. Kaiser Wilhelm ist nach längerer Abwesenheit auf sein idyllisch gelegenes Babelsberg zurückgekehrt, nachdem er in Ems und Gastein die seit Jahren gewohnte Cur vollendet. Während des vorigen Winters war der Kaiser von manchen Krankheitsanfällen heimgesucht worden; wie jedoch aus allen Berichten über sein jetziges Aussehen hervorgeht, kehrte der selbe mit sichtlich erfrischten Kräften heim. Obwohl nach ärztlicher Vorschrift der Pflege seiner Gesundheit sich widmend, ging doch auch während der Badecur die Arbeit zur Be wältigung der Regierungsgeschäfte ihren regelmäßigen Gang. Daneben fand der greise Monarch noch Zeit zu Begrüßungen und Besuchen, die ebenso mit den Pflichten seines Beruses im Zusammenhang standen, wie sie den Neigungen seines Herzens entsprachen. That ihm in Ems ein zwangloser Verkehr mit dem Kaiser von Rußland besonders wohl, so wurde ihm später die Freude, sowohl mit dem Könige von Bayern, wie mit dem Kaiser von Oesterreich Beweise herz licher Freundschaft auszutauschen und die Kaiserin von Oesterreich persönlich zu begrüßen. So darf der hohe Herr auf die jüngst vergangenen Wochen als auf eine in Arbeit und Erholung glücklich ausgefüllte Zeit zurückschauen. Sein Kanzler, Fürst Bismarck, befindet sich wieder in Varzin. Die deutsche Politik hat in der spanis chen An erkennungsfrage einen namhaften Erfolg zu verzeichnen, denn es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß alle euro päischen Großmächte der Initiative des deutschen Kaisers gefolgt sind. Die Carlisten und ihre Freunde im ultra montanen Lager geben durch ihren Aerger genugsam kund, wie schmerzlich sie diesen gegen die Sache des Prätendenten geführten Schlag und dessen natürliche Folgen empfinden. Denn man kann wohl dem Urtheile eines ministeriellen Blattes beistimmen, daß die deutsche Politik bei Behandlung der spanischen Angelegenheiten den Wunsch hat, der Sache der Ordnung in jenem unglücklichen Lande uird den Inter essen des europäischen Friedens einen Dienst zu leisten. Als ein bemerkenswerthes Zusammentreffen sei hierbei er wähnt, daß das Urtheil über den Capitän Werner, dessen Thätigkeit in den spanischen Gewässern durch die neuesten Ereignisse frisch ins Gedächtniß gerufen wird, erfreulicher Weise auf Freisprechung lautet. In Oesterreich wirbelt die Kaiserreise nach Böhmen viel Staub auf. Die Wiener Sensationsblätter bedürfen absolut einer „Frage", an die sich Schauergeschichten knüpfen lassen. So kommt es denn, daß während die czechischen Blätter zugestehen, daß an einen Ausgleich nicht zu denken sei, verfassungstreue deutsche Zeitungen nicht müde werden, das Gespenst des Ausgleichs an die Wand zu malen. Es kann nun zwar nicht geleugnet werden, daß sich ein anti parlamentarischer Windzug geltend macht, denn der Erz herzog Albrecht, der wieder eine größere Nolle zu spielen beginnt, ist nichts weniger als ein Anhänger des parla mentarischen Systems; aber noch viel weniger darf man ihn für einen Freund des Föderalismus halten. Den Prätensionen der Czechen nachzugeben, dünkt jedenfalls auch ihm gleichbedeutend mit der Zerstücklung des Reiches. Auch wird kein vernünftiger Mensch vom Grafen Andrassy er warten, daß er zu solch kindischem Spiel seine Hand böte. In Italien beschäftigt man sich noch fortwährend mit den Ereignissen in der Romagna. Die Behörden fahren inzwischen fort, Haussuchungen zu halten und je nach den Resultaten derselben Verhaftungen vorzunehmen, die Locale der revolutionären Vereine zu schließen und diese selbst aufzulösen. Es will uns fast scheinen, als lege man der Sache eine gar zu große Bedeutung bei. — Der Papst will im Herbst ein Eonsistorium halten, um mehreren Prälaten, die sich nm das Dogma der Unfehlbarkeit ver dient gemacht, den Purpur zu geben. Das Vergnügen kann er ja haben. Die Flucht Bazaine's hält in Frankreich die Gemüther fortwährend in großer Aufregung, während der Flüchtling ruhig auf deutschem Boden spazieren geht. Denn wie der Telegraph aus Köln am Rhein meldet, traf er daselbst am Abende des 15. d. M. ein und beabsichtigt, einige Tage dort zu bleiben, um seine Kinder aus Spaa zu erwarten. Nach einer anderen Version soll Bazaine jedoch schon nach Brüssel abgereist sein. Wie dem auch sei, die Flucht ist ihm gelungen und das ärgert die Franzosen gar gewaltiglich. Es kommt jetzt ein Schlag nach dem andern über sie; kaum haben sie die Nachgiebigkeit gegen Italien in der Hirtenbrief- Angelegenheit überwunden; kaum ist der erste Grimm über die Maßregeln gegen Don Carlos verraucht, da entwischt der Verräther, welchem Frankreich sein ganzes Kriegsunglück verdankt. Für uns hat die Flucht Bazaine's keinerlei poli tische Bedeutung, aber dem Ansehen der gegenwärtigen fran zösischen Negierung wird sie im Lande nicht zum Vortheil sein. In Spanien haben die Negierungstruppen durch die Einnahme von Oteiza einen Sieg über die Carlisten er rungen. Hoffentlich wird nun, wenn erst zu Wasser und zu Lande den Carlisten alle Zufuhr abgeschnitten ist, dem Bürgerkriege ein baldiges Ende bereitet werden. In Schweden geht man bekanntlich damit nm, das gesammte Heerwesen umzugestalten. Dadurch wird die Kasernirung des stehenden Heeres nothwendig und es haben dortige Officiere den Auftrag erhalten, sich die dafür in Deutschland und Frankreich bestehenden Einrichtungen an- zusehen. Tagesnachrichten. Sachsen. Wie das „Dr. I." mittheilt, wollten Se. Majestät der König am 15. August Abends von Ostende abreisen und am 17. Mittags auf dem Leipziger Bahn hofe in Dresden eintreffen, um Sich von dort sofort nach Pillnitz zu begeben. — Die Cur Ihrer Majestät der Königin in Maricnbad verläuft in der befriedigendsten Weise. Ihre Majestät die Königin werden, wie von Anfang an bestimmt, den 19. August von Marienbad abreisen und Sich zunächst zu einer kurzen Nachcur nach dem Jagdschloß Rehfeld be geben. Im Stadtkrankenhause zu Dresden ist in der Nacht zum 1.5. Ang. ein vor 11 Wochen von einem tollen Hunde gebissener zwölfjähriger Knabe, bei dem sich einige Tage vorher unverkennbare Symptome der Tollwuth gezeigt hat ten, unter entsetzlichen Qualen gestorben. Auf der Leipzig - Dresdner Bahn wurde am 14. August Abends bei Radebeul ein 74 jähriger Streckenbegeher von einem Güterzuge überfahren und getödtet. — An demselben Tage ist in Pirna ein Arbeiter von einer hcrreinbrechenden Erdwand verschüttet worden. Der hierdurch sofort Getödtete hinterläßt eine Frau mit drei unerzogenen Kindern. Aus dem von so großem Brandnnglücke heimgesuchten Dorfe Riechbcrg wird dem „Dr. I." über Freiberg weiter gemeldet, daß daselbst 42 Gebäude in Asche liegen, wodurch 32 Familien mit 145 Köpfen, meist recht arme Leute, ob dachlos geworden sind, und sämmtliche Vorräthe an Heu, Getreide rc. ein Raub der Flammen wurden. Preußen. Der Reichskanzler Fürst Bismarck, welcher am 12. August Nachts 12 Uhr von Kissingen glücklich in Berlin eingetroffen ist, hat sich am 15. früh nach Varzin begeben, nm dort bis zum Beginn der Herbstsaison zu ver weilen, wenn es seinen Aerztcn nicht gelingen sollte, den Reichskanzler zu bewegen, noch den Schluß seiner Badecur in einem Seebade vorzunehmen. In Dortmund sind am 12. August die Ortsvereine des „Deutschen Zimmererbundcs" und des „Deutschen Maurer- und Steinhauervereins" als politische Vereine polizeilich geschlossen worden. Oesterreich. In den beiden Häusern des ungarischen Reichstages wurde am 14. August ein königl. Rescript ver lesen, wonach der jetzige Reichstag für geschloffen erklärt und der Beginn der nächsten Session auf den 24. October dieses Jahres festgesetzt wird. Italien. Auf den Dcputirten Masfari, den Führer der ministeriellen Partei, ist am 13. August Abends ft Uhr in Rom ein Attentat verübt und derselbe durch Messerstiche in Hals und Arm verwundet worden. Frankreich. In Marseille sind in der Nacht zum 11. August 80 Personen wegen Theilnahme an dem Com mune-Aufstande vom Jahre 1870 verhaftet worden. Der Pariser Municipalrath hat die Anlegung eines mit Paris durch eine Eisenbahn verbundenen Kirchhofes bei Möry-sur-Oise (im Norden) beschlossen, dagegen die von der Stadtverwaltung gleichzeitig verlangte Anlegung eines zweiten Kirchhofes bei Wissous (im Süden) abgelehnt. Spanien. Wie man aus Madrid vom 13. August berichtet, haben die Gesandten Amerikas, Belgiens, Hol lands, Italiens, Englands und Deutschlands dem Minister des Auswärtigen, Ulloa, aus Veranlassung der Anerkennung der spanischen Regierung und ebenso wegen des von den Regierungstruppcn bei Oteiza davongetragenen Erfolges ihre Glückwünsche abgestattet. — Ulloa hat dem deutschen Kaiser den Dank des Madrider Cabinets dafür aussprechen lassen, daß die deutsche Regierung in der Anerkennungsfrage die Initiative ergriffen habe. Aus den von den Carlistentruppen unter Don Alfonso beunruhigten Provinzen geht durch Reisende die Nachricht ein, Don Alfonso habe angeordnet, daß das Eigenlhum aller Anhänger der republikanischen Regierung confiscirt und daß jedem Dorfe, welches Soldaten oder reservepslich- tige Mannschaften zur republikanischen Armee stelle, eine Geldbuße von 2500 Francs per Kopf auferlegt werde. Ebenso sollen alle gefangenen republikanischen Soldaten, die nach Verlauf eines Monats sich noch weigern, in der carlistischen Armee Dienste zn nehmen, erschossen werden. Nach in Paris eingegangenen Nachrichten hat Don Carlos ein neues Manifest erlassen und darin unter An derem bezüglich des erschossenen Hauptmanns Schmidt er klärt, jeder Fremde, der an einem Bürgerkriege theilnehme, gehe der Rechte verlustig, die ihm sonst durch das inter nationale Recht gewährt würden, und setze sich somit Re pressalien aus. Ferner wird in dem Manifeste die Hoffnung ausgesprochen, daß die europäischen Mächte in Spanien nicht interveniren würden. General Zabala hat sich mit seinem Corps in der Richtung auf Vittoria in Bewegung gesetzt. Der Versuch der Carlisten, den Ebro zu überschreiten, ist verunglückt. — Die unter Saballs stehende carlistische Truppenabtheilung wird durch Desertionen stark gelichtet. Belgien. Der „Nord" berichtet aus Brüssel, daß die interuatiouale Congreßcommission am 12. August eine lange Sitzung abgehalten habe, und knüpft daran die Mit- theilung, daß die Verhandlungen des CongresseS voraus sichtlich in der jetzigen Woche zu Ende geführt werden würden. Dänemark. Nach in Kopenhagen eingegangenen brief lichen Mittheilungen aus Island, welches dieser Tage das Fest seiner tausendjährigen Bebauung beging, war der König am 30. Juli dort eingetroffen und von der Bevöl kerung mit großer Herzlichkeit empfangen worden. Für die Tage vom 3. bis 7. August war ein Besuch des Gehser und des alten VolkSversammlungSortes Thingvalla in Aus sicht genommen. Am 9. sollte in Reykjavik ein Ball zn Ehren des Königs stattfinden, am 10. aber die Rückreise angetreten werden. Amerika. In Arkansas haben Negerunruhen statt- gesunden. Die Schwarzen hatten sich der Stadt Austin bemächtigt, wurden aber schließlich von der weißen Bevöl kerung wieder vertrieben. Nach einer Nachricht vom 13. Aug. war die Ordnung bereits wieder hergestellt. Vermischtes. Aus Bayern wird der „Leipz. Ztg." berichtet, daß zwei Sängergäste aus Sachsen noch spät Abends von Possenhofen aus eine Kahnfahrt auf dem Starnberger See unternahmen. Mit dem Charakter von Gebirgsseen, wie es scheint, wenig vertraut, geriethen sie, ohne es zu wollen, iu die Dampf schifffähre und gerade vor eines derselben, welches die Lichter aufgesteckt hatte. Als man den Kahn bemerkte, wurde die Maschine zwar augenblicklich gestellt, aber das Schiff lief natürlich doch noch eine Strecke. Mit ein paar kräftigen Zügen hätte der .Kahn noch rasch sich retten können. Aber die ungeübten Insassen vermochten nicht, den Moment so rasch wie nöthig zu benutzen, und der Kahn schlug um. Der Eine (dem Vernehmen nach ein Kaufmannssohn aus Leipzig) ertrank, der Andere wurde nach Possenhofen ge bracht. Auch der Festzug am Abend zuvor hatte ein Opfer gefordert; den Fahnenträger des Dresdner Turngesang- vereins traf bald nach der Ankunft auf dem Festplatze der Schlag und unmittelbarer Tod war die Folge. Ebenfalls infolge eines Schlaganfalls war am Montag (10. d.) in der Elisenstraße ein Stuttgarter Sänger Plötzlich todt zu sammengestürzt. Auf dem Bahnhöfe der Berlin-Dresdner Eisenbahn in Berlin sind in den letzten Wochen die Arbeiten durch rast lose Thätigkeit in erheblichster Weise gefördert worden. Eine riesige Menge von Materialien zum Streckenbau, als Steine, Ziegel, Herzstücke, Weichen, eiserne Reservetheile für den Fuhrpark, Wagenachsen rc., sind angefahren, die internatio nale Telegraphenbauanstalt hat bereits die gesummten eisernen Glockenhäuser geliefert und das Empfangsgebäude ist gänz lich unter Dach gebracht. Das Bahnhofsgebäude ist, wie das gegenüberliegende Jnterimsgebäude der Anhalter Bahn, nur in Bindwerk aufgeführt und vorläufig auf fünf Jahre Benutzung veranlagt, innerhalb welcher die Direction eine der Reichshauptstadl würdige Empfangshalle Herstellen zu können glaubt. Trotz der jetzigen angestrengten Thätigkeit wird aber doch die Inbetriebsetzung der Bahn schwerlich vor nächstem Sommer zu ermöglichen sein. Der Gemeinderath von Marseille ist ernstlich durch die Gegenwart der Haifische im Golf von Marseille beunruhigt. Er hat die Vernichtung der Meereoungethüme durch eine Augelfischerei im Großen beschlossen. Von den benachbarten Felsen und Inseln aus wird man in dunkeln Nächten die Haifische mit großen Speckstücken, die an starken eisernen Ketten vermittelst eines Hakens befestigt sind, zu ködern und ans Land zu ziehen suchen. Wie die „ Opinione" berichtet, stellten sich zn Nocca- Sccca im Bezirke Frosiuone am 4. August Abends fünf bewaffnete Räuber am Eingänge des kleinen Dorfes auf, nahmen die einzeln vom Felde heimkehrenden Landleute ge fangen und banden sie. Als auf diese Weise 14 Personen dingfest gemacht waren, blieben zwei Räuber als Wache bei ihnen zurück; die übrigen drei begaben sich in die Häuser und nahmen weg, was sie fortschaffen konnten. Dann ließen sie die Gefangenen, ohne ihnen ein weiteres Leid auzuthun, wieder frei und entfernten sich. Versammlung des Gewerbvereins am 12. August Id74 im Saale des „GesellschastSbauseS". Nach Eröffnung der Sitzung durch den Herrn Vorstand Steuer werden zuerst mcbrere geschäftliche Angelegenbeiten erledigt. In den Verein werden ausgenommen die Herren: Destillateur Ziemer, Qbcr- roßarzt Gelbke, Schönfärber Iäcker, Buchbalter M. Preßprich und Gutsbesitzer Ublemann aus Mülbitz. — Der Vorstand theilt den An wesenden bierauf mit, dast in den Tagen vom 2w bis 25. August ein gewerblicher Eongreß in Riesa zusammcntreten wird; der diesige Gewcrbvcrcin wird auf demselben durch einen Deputaten, den Herrn Vorstand Steuer, vertreten sein. Dieser Eongreß wird bauptsächlich die Lelnüngofrage und dao Verbälmiß zwischen Arbeitgebern und Albeilnebmern mit besonderer Berücksichtigung der Arbcitöbücherfrage dioentuen. — Hierauf spricht Herr Lehrer Hendel in kurzem Vorträge über den vorgeschichtlichen Menschen. Das vorgeschichtliche Zeitalter der Mcnschbcit unterscheidet sich vom eigentlich geschichtlichen dadurch, dast uns jenes keine schriftlichen Documente binterlassen bat. Die einzigen Quellen, auS welchen der Forscher die Entwicklung des vor historischen Menschen erkennt, sind die zablreichen Funde von Werk zeugen Waffen, Cchmuckgcgcnständen, Speiseüberrcstcn re., welche man in den sogenannten Hünengräbern, in den zablreichen Pfabl- bauten, in Höblen und Torfmooren gefunden bat. Die Forschungen ergaben z. B., daß das Alter deS Menschengeschlechts ein viel böhcrcs ist, als man gewöhnlich annimmt, daß der Mensch schon in der geo logischen Periode cristirte, welche man unter dem Namen EiSzcit begreift, daß er mit vielen vorweltlichen Thieren, als Mammuth, Höblenbär Höhlcnhyäne :c. zusammenlebte und mit diesen einen erbitterten Kampf ums Dasein zu führen hatte. Gelegentlich werden einige