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Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189201153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920115
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920115
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-01
- Tag 1892-01-15
-
Monat
1892-01
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.01.1892
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>!riN. — 12. Jahrgang. Die an jedem Wochentag Abend (mit dem Datuvi de- folgenden Tage-) zur Ver sendung gelangende unvarteiische Zeitung „Sächsischer Lande».««,eiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt 1 Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler v Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei k. Jllustr. UnterhaltuttgSblatt 6 SonntagSvlatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Pfg,. bei den Post-Anstalten ?b Psg. «Lchfische» FMes-Aml-er. Bervreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptblätter der „Sachs. LandeS-AuzeigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-Ausgabe alS: „C hemnitzer Geneval-An zeige v" für Chemnitz monatlich 40 Psg. frei inS HauS; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Pfg. mit Zntragen. Postzeitungspreisliste für 1993: Nr. 1342. Freitag. 15. Januar 1L Der Sächs. LandeS-Anzekger isi für da» Jahr I8S2 eingetragen in der deutsche« Post-ZeitungS-Preisliste unter Nr- 5b80, in der östeneichischen unter Nr. 36ö1- Für Abonnentenerscheint je elnmalimJahr: Jllustr. Weihnachtsbuch (Jahrerbuch). Verlags. Anstalt r L Alexander Wieds Chemnitz, Theaterstraße Nr. S. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. Telegr-Adr-: Lander-Anzeiger, Chemnitz. Anzeigenpreis — Unter Die Anzeige» Amtliche Anzeigen. Morgen Areitag von Vormittag « Nhr ab sott tm AuctionS« saat» des Jnpizgebäudes hier eine große Partie PsandstnSe, namentlich 1 Pianino, Möbel, Spiegel, Wand- und Taschenuhren, Bilder, 1 Nähmaschine, t2 Bde. Meyer s ConversaiionSlexicon, Hängelampen, 1K»x- schcin der Gewerkschaft „Güce Gottes" zu Scharfenberg, 1 Jagdgewehr, 3 Doppelpulle, Ladentische, Ladenregale, I Fnßrcgal, 1 Bier-und 1 Petrolenm- appart, 2 Kassenichränke, 2 EiSschränke, Brückenwaagen, Tafelwaage», 1 Wiege block, 1 Fleischhackstock, 1 viersch». Wiegemesser, 1 Wurstspritze, 1 Fleisch- tranSportwage», I Leiterwagen, 4 Kastenwagen, 3 Schleiswagen, 1 Kutsch wagen, 1 Rennschlitten, 1 brauncS und 1 schwarzes Pferd, 1 Marmorsisch- kasten, 126 Kilo Leim, 3 Faß Bier, 1 Fab Nordhänser, 3960 Zigarren u.N. m. znr öffentliche» Versteigerung gelanaen. Actuar Berger, Ger.-Vollz. b. d. Königlichen Amtsgericht Chemnitz. Das neue Trunksuchtsgesetz. Chemnitz, den 14. Januar 1892. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das neue TrunisuchtSgesetz in der kommenden Woche, nachdem eS die Zustimmung des BundesrathS erhalten habe» wird, an den Reichstag g langen und zwar in nicht unerheblich veränderter Gestalt. Es ist bekannt, daß in dem ur sprüngliche» Entwurf Bestimmungen enthalten waren, die, genau ge nommen, beim besten Wille» nicht überall auszusiihre» waren. Sehr richtig haben die deutschen Acrzte gesagt, daß bei der Bekämpfung und Eindämmung der Trunksucht nicht ausschließlich der Polizei das erste Wort gebühre, sonder» das auch vom ärztlichen Standpnnkt ei» sehr ernstes Wort mitzuspreche» sei. Vor allen Dingen ist überein stimmend gefordert worden, daß die Trunkenheit als solche nicht strafbar sei» soll. Mit Recht, denn die Trunksucht befindet sich in > allen Klassen der Bevölkerung, und wenn sich dieser in Wein be trinkt, Jener in Bier und der Dritte in Branntwein, so ist zwar die Qualität des berauschenden Stoffes verschieden, aber die Wirkung ist überall die gleiche, und Betrunkene können nur nach gleichem Maßstabe benrtheilt werde». Während aber der vom Branntwein oder Bier Betrunkene sehr leicht in der Oeffcntlichkeit erscheinen und daun dem „rächenden" Arm der Gerechtigkeit verfalle» kann, wird der Weinlrinker fast durch die Bank in der Lage sein, sich »ach Hause fahre» zu lassen und seinem Zustand Anderen zu entziehen. Wird denn überhaupt nur von ungebildeten Leuten oder lediglich des Trinkens wegen getrunken? Ganz gewiß nicht: Es läßt sich mehr als ein hochbe rühmter General dieses Jahrhunderts nenne», der ein gewaltiger Trinker war, und auch über bekannte Civ.llente läßt sich Manches sagen. Einer der gefeiertsten Dichter der Neuzeit, dessen Werke in Tausenden von Exemplaren in deutschen Familien verbreitet sind und der eine seltene Popularität genießt, hat bis wenige Jahre vor seinem Tode außerordenllich stark getrunken; die Ursache war, »ach ärztlichem Ausspruch, ei» Leiden, welches sich der Dichter während einer längeren Festungshaft zuge- zogen hatte. Sowie hier die Dinge liege», liegen sie aber auch i» vielen anderen Fällen, und darum, im Interesse der Gerechtigkeit, soll die Trunksuchts-Bestrafung in einer Weise erfolgen, daß alle Trinker davon betroffen werde», also vornehmlich da, Ivo daraus Vergehen oder Verbrechen entstehen. Auch hier sind es nicht allein die nnlere» Klassen der Bevölkerung, denen besondere Aufmerksamkeit zu schenken ist, die Criminalgcschichte der Großstädte hat in dieser Hinsicht Er scheinungen gebucht, die recht betrübend sind. Die häufige Zuer- kemnmg mildernder Umstände für eine im Trünke begangene Straf, that ist durchaus vom Uebel und ganz z» verwerfen, wenn eS sich »»» rückfällige oder Gewohnheitstrinker handelt. Sehr viele in der Trunkenheit begangene Strcffthate» sind nicht ans der Trunkenheit entstanden, sonder» die Thäter hatten ihre Handlungen längst vor dem Eintritt des Rausches geplant und sich erst Muth dazu angc- trunken. Das Bane» aus die mildernden Umstände bei Trunkenheit muß ei» Ende nehme», wenngleich dem Richter nicht vorgcgriffen werden darf, »ach seinem besten Ermessen in jedem Einzelfalle zu entscheiden. Wen» Strenge nvtlhut, so muß sie doch in allen Fällen mit Gerechtigkeit gepaart sei». Bessere sociale Stellung kann aber in keinem Falle eine Entschuldigung für Betrunkenheit bedeuten. Viel eher kann man Jemandem, der eine vernachlässigte Erziehung genossen hat und der nun im Rausch brutale Dinge verübt, in ge wissen Fällen wildernde Umstände zuerkenue», als Jemandem, der in Folge seiner ganzen LcbcnSstellnng wissen muß, daß mit dem Eintritt der Trunkenheit leicht fremde Gewalten die Herrschaft über seinen Geist gewinne» können. Für das, was der Betrunkene thut, kan» er allerdings nicht inimer verantwortlich gemacht werden, Wohl aber dafür, daß er sich in einen Zustand versetzte, in welchem er die Ge walt über sich selbst verlor. Diese Punkte mochten vor allen Dingen bei der Regelung dieser Angelegenheit in's Auge gefaßt werde», ba nnt keine falsche Auffassung in den verschiedenen Bevölkcrungsklaffen Platz greis«. Die besondere Aufmerksamkeit und unser besondcres Mitleid auch müssen die Gewohnheitstrinker Hervorrufe», diese Unglückliche», denen der Fusel alle Kraft »nd alle Selbständigkeit geraubt hat und die nicht selten zur Zielscheibe von Spott und Hohn werden. Tragen sie sicher an ihrem bejammernswerlhcn Zustand die Hauptschuld, so sind sie doch nicht selten auch durch die Mitschuld Anderer dahin ge kommen, wo sie sich heule befinde». Es geht hier meist nicht ohne ei» festes Einschreiten ab, und wenn beivährle ärztliche Sachverstän dige den dringenden Rath geben, die Entmündigung und Unter bringung von Gewohnheitstrinkern in Krankenhäusern cinlrrten zu läffe», zur Einrichtung von Trinkerasylen Vorschläge machen, so mag hierbei dem Einzelne» wohl Manches nicht gefalle», was doch im Interesse der Grsammthcit »othwendig wird. Der Schaden, welchen die Gewohnheitstrinker sich und Anderen znsügen, ist »och weit größer, als „ auf den ersten Blick erscheinen mag. Hier kann nur eine Besserung durch ernste moralische Einwirlnng erzielt werde». Ein ernster Charakter, ein fester Will«, ein pflichtgetrenes Strebe» werden immer erfolgreicher solchen Anfechtungen Widerstand leisten. Kein Mensch kann sich aber besser machen, als er ist, und so wäre es zu viel des Guten verlangt, wenn wir der albernen Temperenzbewegung der Vankee'S. die wohl Wasser predigen, aber heimlich das Höllenzeng von Brandy in den Schlund gießen, Folge lcistcn wollten. Eine Temperenzbewegung brauchen wir nicht bei u»S, sie würde nicht- erreichen, als eine Verschlimmerung der heute noch leidlichen Zustände. Gönnen wir Jedem eine frohe Stunde, arbeiten wir nur der Un- Mäßigkeit entgegen. Leicht ist eS ja, gegen den Schnaps zu predigen» und im Hause beim MittagSmnhle ein Gläschen guten Bordeaux zu schlürfen. Solche Heuchelei, wie sie drüben Sitte, wollen wir uns in Deutschland mit aller Kraft und Energie vom Leibe halte». Politisch« Rundschau. Chemnitz, den 14. Januar 1892. Deutsches Reich. Die angebliche Ansprache, welche der Kaiser beim Neujahrs- Empfang« der deutschen Generale an dieselbe» gehalten habe» soll, wacht verschiedenen Zeitungen immer noch viele Kopfschmerze», obwohl auch nicht der geringste Anlaß hierfür vorhanden ist. Der Kaiser hat mit den Herren über militärische Dinge gesprochen, wie einen Anlaß dazn der Jahreswechsel ganz selbstverständlich bietet. Es ist darin aber durchaus nichts Besonderes mitgetheilt worden und nicht der mindeste Grund vorhanden, hierüber noch besonder- viele Worte z» verlieren. Hätte die Ansprache irgend welche Bedeutung haben solle», so hätte dazu sofort der deutsche NcichSaiizeigcr die erforderliche» Mittheilunge» gemacht. Der Kaiser verlieh dem General C. v. AlvenSleben de» Schwarzen Adlerorden. In dem Telegramm, das diese Auszeichnung ankündigt, verweist der Kaiser darauf, er thue dies in Erinnerung an die für das dritte Corps bedeutungsvollen EnlscheidungSlage von Le Mans, um ihm und dem braven Corps eine Auszeichnung zu ver leihe», von der er überzeugt sei, daß sie im Sinne seines verstorbenen Großvaters erfolge. Die deutschen Kriegsschiffe sind in neuester Zeit auch mit Schnellladekanonen ausgerüstet. Dadurch sind die Kosten für di« artilleristische Armirung der Kriegsschiffe erheblich gestiegen, den» die zur Einführung gelangte» Schnellladekanonen und ihre Munition sind erheblich thenrer als die bisherigen Geschütze und deren Munition. ES kostet z. B. eine 15-Centimeter-Kanone alter Art 33,480 Mark, neuer Art 40,900 Mark, eine 10-Ce»timeter-Ka»one alter Art 14,900 Mark, neuer Art 25,000 Mark. Ein 15-Centimeterschuß mit Stahlgranalen früher 117 Mark, jetzt 230 Mark. Die hohen Kosten der Munition der Schneüladekanoneii beruhen in den Mctallbüchse» und in dem rauchlose» Pulver. Die Bridget-Commissio» des Reichstags nahm Mittwoch ihre Arbeite» wieder auf und berieth den Etat der Post- und Tele graphenverwaltung. Die ersten 20 Titel der Aufgaben wurde» ohne wesentliche Debatte bewilligt. Die Berathung wird heute, Donners tag. fortgesetzt. Preußischer Landtag. Im Abgeordnctenhause wird »ach der feierlichen Eröffnung am Donnerstag die erste Sitzung um 1 Uhr, im Hc-rrenhanse um 14/r Uhr (Tagesordnung: Couslituirung des Hauses) abgehalte» werden. — Dev Verein fiir Sotialpolitik veranstaltet eine Aufnahme der ländlichen Arbeiterverhältniffe. Geb. Ober-Reg.-Nath vr. Thiel in Berlin versendet die Fragebogen. Der Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses, Herr v. Köller, ist auf seinem Gute Kantreck (bei Hammer in Pommern) Plötzlich an ver Influenza erkrankt nnd verhindert, der Eröffnung des preußische» Landtage- bcizuwohnen. Stand der Jnvaliditäts- und Altersversicherung. Nach de» imReichs-Vcrsichernngsamt angefertigte» Zusammenstellnngcn, welche auf den von den Vorstände» der Invalidität-- und Altersversicherungsan- stalten und der vom BnndcSrath zngelassenen besondere» Kassencinrich- tnngen gemachten Angabe» beruhen, betrug am Schluß de» ersten Jahres seit dem Inkrafttreten des Jnvaliditäts» und Altersversichcrungsge- setze» (Ende December 1891) die Zahl der erhobene» Ansprüche ans Bewilligung von Altersrenten bei den 31 Jnvaliditäts- und Alters versicherungs-Anstalten nnd den 8 Kasseneinrichtungen 173,668. Bon diesen wurden 132,917 Rentenansprüche anerkannt, 30,534 zurück gewiesen, und 7102 als unerledigt auf den Monat Januar 1892 übernommen, während die übrige» 3115 Anträge auf andere Weise ihre Erledigung gefunden haben. Von den sämmtlichen Ansprüchen sind 168,070 in den elf ersten Monaten de» Jahres, 5598 im Laufe des Monats December erhoben worden. Ans Essen berichtet die „Voff. Ztg.", daß daS Strafver fahren gegen den Commercienrath Baare eröffnet worden ist. Die gerichtliche Verhandlung dürfte nicht vor Ende Januar stattfinde». Da außerdem noch etwa 40 andere Personen angeklagt sind und sich die Ladung von mehr als 100 Zeuge» nölhig mache» wird, so dar; man sich auf sehr langwierige Verhandlungen gefaßt machen. Oesterreich-Ungarn. Die Delegirten der österreich-ungarischen Zolleonferenz sollen noch im Laufe dieser Woche, dem Wiener Frdbl." zufolge, in Wie» zilsaminentreic», »m de» Text der Vollzugs-und Durchführungs bestimmungen zu den mit 1. Februar in's Leben tretenden neue» Handelsverträge» z» öerathen nnd festznstelle». — Die an» Diens tag im österreichischen Abgeordnelenhanse begonnene ent scheidende Bcrathnng der neuen Handels-Verträge wurde am Mittwoch mit großer Lebhaftigkeit fortgesetzt und wird wohl auch noch die ganze Woche dauern. Alle Anfeindungen der Tschechen werden die Genehmigung mit sehr großer Mehrheit nicht Verbindern. — Der schon beigrlegte Streik der Grazer Kohlcnbergleutc ist von Neuem ansgebrochen. Verschiedene Tumulte sind vorgckomme» Italien. Der BesNV ist i» starker Thätigkeit. Die Lava ergießt sich wieder nach dem Atrio dcl Cavallo. England. Der älteste Sohn des engltschen Thronfolgers liegt im Sterben. Der 28jährige Prinz Albert Edward von Llarencr, ältester Sohn des Prinzen von Wales, also künftiger britischer Thron- solger. liegt an der infolge der Influenza «'"getretenen Lungenent- züudnug io schwer darnieder, daß man ernstlich für sein Sehch, Bevorzugte Stelle (Ispaltige Petitzeile) 30 Pfg. der große» Auslage längere Zeit erfordern. — beste! — . Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter). --Mo fürchtet. Der Prinz wollte sich in allernächster Zeit verbeirathen. Er war von schwächlicher Körperconstitulio», und dadurch ist wohl das Uebel so schwer geworden. Die Aerzte geben wenig Hoffnung. — Auch Cardinal Manning ist an der Influenza schwer erkrankt. — Ueber 1VV.OOV Bergleute fordern unter Streikandroliung den Achtstundentag; i» Bristol bereitet sich ei» großer Schuhmacher« streik vor. Frankreich. Die französische«» Kammern haben ihre Sitzungen wieder begonnen, und die erneut gewählten Präsidenten unter de» üblichen Hvflichkeitsreden ihr Amt angetreten. Etwas Besonderes ist in de» Kammern vorläufig nicht zu erwarte». Portugal. Die Lissaboner Regierung ist gegen die kodderige Port», giesische Bahnverwaltung energisch eiugeschrilten. Bei einer Haus« snchung ist zahlreicher Actenmatcrial beschlagnahmt. Richland. I«» Rußland und den Balkanst-aten ist am Mittwoch das griechische Neujahrsfest in der üblichen feierliche» Weis« begangen worden. Kaiser Alexander hat seinen ältesten Bruder, den als gemäßigt bekannten Großfürsten Wladimir, zum Geueralgouvernenr von Pole» ernannt. — In Baku hat es bei einer Generalversammlung der dortigen Trambahn ein Gemetzel gegeben. Ein Aclionär erschoß die drei Direktoren nnd verwundete acht Personen. — Die auf russische« Boden wohnende» Deutschen dürfen fortan nur mit JahreS- pässcn, statt mit Halbpäffe», die Grenze überschreiten. Natürlich koste» die mehr. — Etnen, in Petersburg eittgctroffenen Telegramm ar«s Pensa znsolge hat Montag in der Nähe der Station Selik» eine schreckliche Eisenbahnkatastrophe stattgefunden. 14 Waggons «ine»^ GüterzugeS rollte» einen Abhang hinunter und brachten einen dicht gefüllten OmnlbuSwagen zum Entgleisen. 8 Wagen des Letztere« wurde» zertrümmert. 13 Personen bliebe» auf der Stelle todt; mehr als 50 wurden schwer verwundet. Orient. Wie eS heißt, ist der deutsche Botschafter die Beran- lassnng, daß der Sultan so schnell den neuen Khedive von Aegypten bestätigte. Damit wurden alle russischen Jntrigue» glänzend durch- - kreuzt. Der feierliche Einzug de» Khedive Abba- in Kairo erfolgt am Freitag Nachmittag..-—^Die türkische Regierung gesteht ein, daß in Südarabie» ein neuer Anfstand auSgebrochen ist, hofft aber auf eine baldige Beilegung. — Zwischen der Türkei nnd Bul garien sind neue Verhandlungen eingeleitet zur Beseitigung de» bulgarisch französischen Streites. Man erhofft schnellen Erfolg. Afrika. Am 1v. December ist die Vorexpeditio» zur Untersuchung der Tiefenverhällnisse des Ukerewe (Bictoria-Nyanza) »nter Leitung de» österreichischen Oberleutnants. Baron Fischer, von Bagamoyo aufge- brochen und wird sich in Mkondoa mit der Regierungsexpeditio» zur Ablösung der Officiere und Mannschaften in Tabora und Bukoba unter Premierleulnaiit Hermann vereinige», um gemeinschaftlich den Marsch nach Bukoba anznlreten. , Deutscher Reichstag. 146. Sitzung vom 13. Januar. IVr Uhr. Am Bnndesrathstische: von Bötticher und Commissare. DaS HauS ist recht schwach besetzt. Die zweite Berathung des NeichshauShalte» wird beim Etat des Rcichsamts deS Innern fortgesetzt. Auf eine Anfrage des Abg. Graf Behr (ireicons.) aiitwortet Staats sekretär von Bötticher, daß wegen Erlasses eines Neichsvcrsichcrnugsgesetzes >einer Zeit Erhebungen stattgcfnndcn haben, welche ans große Meüuuigsver- schicdenhciten im Kreise der verbündete» Negierungen haben schließe» lasten. Es wurde damals auch die Frage »ach dem Bevursniß eines solche» Gesetzes verneint. Neuerdings sind nun aber in der Presse mehrfach Stimmen über Mißstände aus diesem Gebiete laut geworden, woraus daS Neichsamt deS Inner» dieser Angelegenheit von Neiiem seine vollste Anfmerksamkeit zu- gewcndct hat. ES handelt sich hier aber um sehr schwierige Frage», dl« nicht im Augenblick zu lösen sind- Svlle» die Versicherungsanstalten con- ccssionSpflichiig sei», oder aber sollen sie nur angemeldet werden? Sollen sie »Mer die Aussicht der NeichSbehörden gestellt werden oder nur unter die jenige der Landesregierung? Ueber alle diese Punkte müssen Entscheidung« getrosten werde». Ich hoffe, daß die hierüber bestehende» ,Meinungsver schiedenheiten im BundeSrathe noch ans gütlichem Wege zum AnStrag ge bracht werde», schlimmstenfalls würde ja ei» Majoritätsbeschluß de» Ausschlag geben müsse». Immerhin wird die Einbringung der Vorlage »och geraume Zeit i» Anspruch nehmen. Abg. Frohme (Soc.) verlangt eine Vermehrung der Fabrlklnspecioren, sowie, daß diejenigen Arbeitgeber in Strafe genommen werden, welche die Arbeiter a» der Vorbringnng von Beschwerde» gegenüber den Fabrik- inspectorcn hinderten. Heute seien die Arbeiter »och inimer de» Arbeitgebern schutzlos preisgegeben. StaatSsecretär vonBötticber: Der Herr Vorredner hat wohl mancherlei Klagen erhoben, aber er hat kein Beweismaterial bcigebracht, ans Grund dessen gesetzliche Schritte geihan werden könnten. Ganz und gar hat er auch die in Preußen stattgehabte Vermehrung der Fabriknispeciore» außer Acht gelassen, die von wesentlichem Nutzen ist. Daß die Arbeiter den Arbeitgebern schutzlos preisgegeben sind, glaubt Redner doch wohl selbst nicht. Nach der Vermehrung der Fabrikinspectoren wird der preußische Staat mehr solcher Beamte» habe», als selbst Großbritannien, was doch gewiß e!» guieS Resultat ist. Außerdem beabsichtigt die Rcichsrcgicr»ng »och die Einsetzung «»er Commission für Arbeiterstatistik. in welcher auch ReichStagSmitgliedcr Platz finden sollen. Herr Frohme dürfte also doch wohl einschcn, daß wir nicht völlig müßig sind. Die Angriffe, welch« der Vorredner »och gegen die Arbeit geber richten zn müssen glaubte, sind de»» doch in diesem Umfange ln keiner Weise gerechtfertigt. Sind denn nur die Arbeiter tadellose Menschen, erfüllen sie den» immer ihre Pflicht i» genauester Weis«? Denken Sie doch an da» Boycvttstistem, daS schon so viel Schade» angerichtei hat; können Sie eS denn den Arbeitgeber» verargen, wenn sich diese dagegen durch geeignete Mittel zn schützen versuchen? Sorgen Sie mir dafür, statt fortwährend Anklagen z« erheben, baß dir Arbeiter ander» werden, dann werde ich auch meinen ganze« Einfluß ans die Arbeitgeber aufbieten, damit die schwarzen Listen verschwinden. Ohne ein» Aenderung de» Verhalten» der Arbeiter geht e» aber nicht- Abg. vr. Hartmann (evns.): Der Abg. Frohme hat auch behauptet, daß di« Berichte der Fabrikinspectorc» tendenziös gefärbt seien. Diese Be hauptung entspringt nicht berechtigten Borurlheilrn »nd ist thatsächlich zinde- gründei. Herr Fro-Mt mag sich doch «In den betreffende» An umsehe», dann wird er erkennen, wo di« Wahrheit liegt. Die i Arbeiter sind weder von dex -,Reichsregierung »och-vom Reich»«' lässig«, wen» die Partei delj,Herrn Frohme dies aM nicht Die »enen Maßregeln zu Äimstencheö Arbeiter, ^welche ML
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