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Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189201168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920116
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-01
- Tag 1892-01-16
-
Monat
1892-01
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.01.1892
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Die an jedem Wochentag Abend (mit dem Datum de» folgende» Tagerl zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landrs-Anzeiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt 1. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler 8 Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei ». Jllnsir. UnterhaltungSblatt 6 Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich ?0 Pfg,. bet den Post-Anstalten 75 Psg. WWWWWWWW Sächsischer Souuadeud, 1«. Januar 1892. Der Sächs. LandeS-Anzelger ist für da» Jahr 1892 eingekage» in der deutsch«» Post-ZeilungS-Preirliste unter Nr- 5580, in der österreichischen unter Nr- 365t FürAbonnentenerscheint jeeinmalimJahr: Jllustr. WethnachtSbnch (Jahrerbuch). Berbrettetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptbtätter de» „Sachs. LandeS-Aiizeigers" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-Ausgabt al-r „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Psg. frei in- Haus; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Psg. mit Zntragen. Postzeilnugzpre Sliste für 1892; Nr. 1343. Berlags-Anstaltr Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. S. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. Telegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Anzeigenpreis: Raum der ögeip-illenen CorpnSzeile (ca. 10 Silben fassend) für in Sa-bse» wohnende Inserenten 1b Pfg., snr außerhalb Sachsen wohnende Inserenten 20 Pfg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Petitzeile) 30 Pfg. — Unter „Kleine Anzeigen" die 8gespaltene Petitzeile (ca. 8 Silben fassend) 10 Pfg. — Anzeigen können »nr bis Vormittag angenommen werden, da Drmk unb Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. — Die Anzeigen finden ohne P reiöa usschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-AnSgabe der Hauptblälter der „Sächsische» Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter). Deutsche und Polen. Chemnitz, den 18. Januar. Der neue Erzbischof von Posen, vr. von StablewSki. ist im königliche» Schlosse in Berlin vom Kaiser in feierlicher Audienz em- psangen morden und lial dem Kaiser de» Eid der Treue abgelegt. Die Er klärung dieses außergewöhnlichen Vorganges liegt in der Antwort, welche der Monarch dem Prälaten auf besten Ansprache crlheilte, und worin es heißt: „Wenn ich Ihnen meine landesherrliche Anerkennung erlheilt habe, so'ist dies in de», Vertrauen geschehe», daß Sie in Ihrem verantwortungsvollen Amte allezeit die Grundsätze bethätigcn werde», die Sic als Christ und Uutertha» »nx^ Ihrem Landesherr», und dem Staat, denen Bürger Sie sind, schulden. Ich erwarte, daß es Ihnen gelinge» wird, soweit dies Ihres Amtes ist, die Gegen sätze zu versöhnen, welche bei Kindern eines Landes keine Berech tigung haben, und daß sie in de» Ihrer bischöflichen Obhut anvcr- iranlc» Diözesanen den Geist der Ehrfurcht und Treue gegen mich und mein HauS, des Gehorsams gegen die von Golt geordnete Obrig keit, der Achtung vor den Gesetzen des Landes, sowie der Eintracht »ulcc den B.wvhnern desselben pflege» und nähren werde». Ich hege diese Erwartung >nit um so größerer Zuversicht, da Sic diese Grundsätze selbst als die Ihrige» ohne Scheu verkündet und nur da durch die Gewähr geboten haben, daß der Hirlcnslab der Diözese fortan in einer festen, treuen und gerechten Hand ruhen wird." Ui» der Bevölkerung polnischer Zunge in der Erzdiözese Poscn-Gnesen so r cht z» Gemi'ith zu führe», daß der neue Nirchenfürst sich von allen politischen Umtrieben sernhcrlle» und auf dem Bode» des heutigen Staates stehen soll, ist zweifellos der feierliche Vereidiguiigsact ge wählt. Eine große Zahl von Pole» hatte sich daran gewöhnt, ir» Erzbischof von Posen auch ihren politischen Führer zu sehe», »nd eben deshalb hatte die preußische Negierung ihr Hauptaugenmerk da rauf gerich et, für den verst rbcneu Erzbischof vr. Diuder, den Nach folger LcdochvwSki's, wieder einen deutschen Ersatzmann zu bekommen. Da das nicht gelang, wnrde der Pole StablewSki ernannt, iind cs steht »nn zu wünsche», daß sich Alles so gestalten mätze, wie es der Kaiser i» seiner Ansp-achc dargclcgt hat. Ob sich die Hoffnungen des Monarchen erfüllen werden? Ber schiedenllich wird der faclisch bestehende Gegensatz zwischen Deutsche,, »nd Polen als unüberbrückbar angesehen und demgemäß bezweifelt, daß sich in de» deutschen Gebieten polnischer Zunge erträgliche Ver hältnisse oder gar eine Vcriöhniiiig zwischen Deutschen und Polen hcranSbildc» werde. Die polnischen Abgeordnete» im Reichstage und Preußischen Abgcordiietcnhausc haben ja gegen früher ihre Sprache nicht unerheblich geändert, ob sic auch ihre geheimsten Gedanken »nd Pläne gewechselt habe», muß billigcrweis« dahingestellt bleiben. Der neue Erzbi.chof hat kurz vor seiner Ernennung ans dem polnischen Katholikentage in Thor» eine Ansprache gehalten, die sich sehr wohl- thncnd von den »ationalpoluischen Schwärmereien abhob. Man muß auch zu ihm, als eine», ernsten Manne das Zutrauen haben, daß er seinem Eide gemäß anslretc» wird, aber, und »nn kommt die Haupt sache, in der Erzdiözöse Posen-Giieseu ist der Erzbischof zwar der erste Pole, aber nicht der allmächtige Pole. Es ist bekannt, daß ein nicht geringer Thcil der polnischen Geistlichkeit offen gegen das Dentsch- th»»> n»d für die iwtionalpoluische» Pläne agilirt, und cs ist ferner Thalsache, daß fast der ganze polnische Adel, alle» Lehre» der Ge schichte zum Trotz au die Wiedererrichtung eines Königreiches Polen glaubt, und mehr oder weniger dafür arbeitet. Wenn der neue Erz bischof mit diese» Elementen selbstverständlich nicht Arm in Arm gehe» wird, so werden sie doch zweifellos seine Person und seinen Name» snr ihre Zivccke auszunntzc» suchen. Man braucht nicht gleich zu denken, daß nun sofort wieder eine laute, grvßpvl»ische Agitation in's Leven treten wird, davon kann wohl kaum die Rede sein, aber die Polen werde» im Stille» versuche», die unter ihnen ansässigen Deutschen zn übcrrcnnc», und die Polnische Zunge imiuec Weiler und weiter zur herrschenden zu machen. Ans diesen Punkt wird die größte Achtsamkeit zn lenke» sein, denn der Wall, welcher das Deutschlhi»» in Pvse» und W.stpreuße» schützt, ist schon heute der stärkste nicht. Und ein nnauSgesetzleS Vordringen des polnischen Wesens und pol nischen Uebermulhes kann kein Deutscher, kein Freund deutscher Art und Sitte wünsche». Die letzten Ziele der Polen sind, wie schon gesagt, die Wicder- ansrichiung eines neuen großpvlnischen Reiches. Man vergißt dabei ganz, daß die Schuld am Untergänge Polens nicht die drei Mächte Rußland, Preuße» »nd Oesterreich tragen, welche sich in das ehe- malige Po'cnrcich theillc», sondern die Pole» selbst. Die Polen sind eine kühne und tapfere Nation, das hat »och Niemand bestritte», aber die slaalenbildende und staaleuerhaltcnde Kraft, ohne welche kein Volk sich dauernd am Ruder behaupten kan», geht ihnen gänzlich ab. Die Geschichte de- Pvleureiches ist eine Geschichte innerer Fehden, von Verschwendung »nd ltebcrinnlh, Unterdrückung der kleinen Leute, und so viel Köpfe, so viel Sinne. Was sie einte, war Haß und Abneigung gegen die Fremden. Polen ist nicht früher zerstört, als bis es sich schon selbst rninirt halte. Es ist auch ei» trügerisches Bild, daß nach einer etwaige» Niederlage Rußlands ein nencs Polen- reich mit der Hauptstadt Warschau als Vormauer gegen die »ach -Osten gedrängten Kosaken und Moskowiter gebildet werde» könnte. Das alle Lied von „polnischer Wirthschaft" würde bald genug von Neuem angehoben werden können, denn was Hänschen nicht lernte, lernt tckauntlich Hans nimiuermehr. Den Polen blüht kein Glück mehr in eigener Herrschaft) es blüht ihnen »nr im Anschluß an die Deutschen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 15. Januar 189s. Deutsches Reich. Fürst BiSmarck traf Mittwoch Nachmittag 5>/, Uhr auf dem öerliner Bahnhof in Hamburg ein und wurde von einer großen Renscheiinienge mit Hochrnse» o»pfc»igem Vom Bahnhvf fuhr sdcr Fürst direct zum Oberingenieur Franz Andreas Meyer, woselbst-er dinirte. Ui» 9 Uhr Abends erfolgte die Rückkehr »ach Friedrichsruh. Der Fürst, welcher Kürassieruniform trug lind äußerst wohl anSlah, grüßte, über die Ovationen sichtlich ersrent, nach allen Seiten. Die Reichs»»»,mittelbaren und ihre Steuerfreiheit. Die ehemals reichSniiinütclbaren Fürsten- und Grasenhäuser haben sich, wie ans der Thronrede ersichtlich, auf die von der Staatsregiernng angebotene Entschädigung für den Verzicht auf ihre Steuerfreiheit nicht einlasten wollen. Die Angelegenheit wird hiernach durch einen selbständigen Gesetzentwurf geordnet werden, der dem Land- tage »och in dieser Session zugeheu soll. Zn diese». Verhalle» der ebemals Reichsuumittclbarc» bemerkt die „Börsen-Zeitnug": „Der Mangel an Gemeiiisinn und Hochherzigkeit, den die Chef» jener Häuser bewiese» haben, ist mehr als bedauerlich; er ist geradezu betrübend Wir glaube» nicht, daß die Hobe Aristokratie irgend eines andere» Landes in einem solche» Falle sich so verhallen habe» würde. Man muß dabei berücksichtige», daß den ehemals Neichsunmittclbaren ja gar keine cinwirkcnde Entscheidung znsteht. Läge es so, daß ihre Weigerung die Erhaltung ihrer Steuerfreiheit zur Folge gehabt hätte, so würden sie vielleicht durch einen natürlichen Egoismus entschuldbar erscheine». Aber darüber, daß sie fortan steuerpflichtig, wie alle anderen Staatsbürger, sein sollen, hat da- Gesetz bereit- entschieden, und den NcichSuu mittelbaren hätte es geziemt, durch eine mäßige Nvrinirnng ihrer Ansprüche ein Beispiel von Pflichtgefühl und Vor nehmheit zu geben. Sie haben cs vorgezogen, sich durch die Factoren der Gesetzgebung majorisire» zu laste». Ein eigenthiunlicher Geschmack l Es sind durchweg Großgrundbesitzer mit nnendtiche» Reicht hü wer ii, um die cs sich hier handelt. Seit über drei- vicrtcl Jahrhunderte», seit der Wiener Schlußacte von 1815, haben sie Alle keine» Pfennig an Staat sstcuern gezahlt. Gewiß waren sie auf Grund der Verträge zu solche» Leistungen materiell nicht verbunden, aber sie brauchen jetzt, wo ihr Privileg ein Ende erreicht, wahrhaftig nicht zn grollen, wenn sic die unge zählte» Millionen a» sich vvrnbergeheu lasten, die sie in diesem langen Zeiträume erspart haben. Wir wollen hoffen, daß bei der festzn stellende» Entschädigung weniger der Verlust eines unhaltbare» Privilegs, als die selbstverständliche staatsbürgerliche Verbindlichkeit dieser reichen Leute in Anschlag gebracht wird." De«« Reichstage Wied wahrscheinlich »och in dieser Woche der Gesetzentwurf vorgelegt, welcher den Zollsatz für da» in de» Transit lagern befindliche ausländische Getreide vom 1. Februar ab auf 3,50 Mk. hcrabsetzt. Wege« Abänderung des Alters- «nd Invaliden«-», fichernngsgesetzes sind dem Reichstage von verschiedene» landwirth- jchaftliche» Vereine» Petitionen zngcgangeii. I» dieser Sessiv» wird aber wohl kaum etwas daraus werden. Im Reichsamt des Innern findet, wie die „Köln. Ztg." erfährt, am Sonnabend unter Vorsitz des Handelsministers eine Con- ferenz von solchen Kanfleuteu nnd Jndnslriellen statt, die hervor ragend n» der Ausfuhr nach Spanien bethciligt sind, »in die Wunsche betreffs der künftigen Gestaltung der deutsch-spanischen Handelsbe ziehungen darznlegcn. Der Bttttdesrath hielt am Donnerstag in Berlin seine Plenar sitzung ab. Unter de» verschiedenen Gegenständen, welche denselben in nächster Zeit beschäftigen werden, befinden sich, dem Vernehmen nach, auch Abänderungen des Strafgesetzbuches. Wie bekannt, haben in letzter Zeit Erwägunge» staitgefnndc», um der nberhandnchmendcn Prvjiilnlion wie dem Znhälterwesen entgcgenznlretcii. Es verlautet nun, daß ein Gesetzentwurf ausgearbcitct werden soll, der ganz be sonders Abänderungen der ZH 160, 181 und 184 des N.-Stc.-Ges.-B. betrifft und, wie gesagt, de» Bundesrath in nächster Zeit beschäftigen soll. Der bezügliche Entwurf wnrde de» Ausschüssen überwiesen. Die in» Militär-Etat anfgestellten Forderungen werde» nach der ausgesprochene» Stimmung in Neichstagskreisen ziemlich einhellig bewilligt werden. Nicht so glatt wird eS bei dem Marineetat abgehen, gegen den sich lebhafter Widerstand vorbereitet; doch werden auch hier, trotz unverkennbarer Erregung der Gemnlher schließlich wohl keine sehr beträchtlichen Abstriche erfolgen. Prensjisches Herrenhans. l. Sitzung vom 14. Januar. 1 Uhr. Präsident Herzog von Ratibor eröffnet die Sitzung mit einem dreimaligen Hoch auf de» Kaiser, in welches die Anwesenden ein- stiittineii. — Unter de» wegen anderweitiger Geschäfte für die Dauer der Session Urlaub Nachsncheude» befindet sich auch Fürst v. Bismarck. — Der Namensaufruf ergiebt die Anwesenheit von 96 Mitgliedern. Dem Anträge des Herrn v. Kleist-Netzow entsprechend, werde» die Mitglieder des Präsidiums durch Zuruf wiedergcwählt und zwar Herzog von Ratibor zum Präsidenten, Frhr. v. Manteuffel zum erste» und Herr Bötticher-Magdeburg zum zweiten Vicepräsidenten. Die Gewählten nehmen die Wahl dankend an. Sodann werden, ebenfalls durch Zuruf, die Schriftführer gewählt. Nächste Sitzung: Freitag 1 Uhr (geschäftliche Mittheilnngen). Prentzisches Abgeordnetenhaus. 1. Sitzung vom 14z Januar. 1 Uhr. Erster Bicepräsident Frhr. v. Hcereman» eröffnet die Sitzung mit einem Hoch ans den Kaiser. Präsident v. Köllerist wegen Erkrankung an der Influenza am Erscheinen vorläufig ver hindert. Aus dem Bureau sind bereits 267 Mitglieder aiigemeldct, das Haus ist mithin beschlußfähig. Eiugegange» ist der Entwurf des neuen Volksschulgesetzes. Der Präsident beraumt die nächste Sitzung zur Wahl der Präsidenten und Schriftfüher und Entgegen „ahme von Mitthcilnnge» der königli chen Staatsregiernng auf Freitag Vormittag 11 Uhr a». Entflohen. Der rheinisch-wcstfäliche Bergarbcilcrführer Siegel ist au» Furcht vor seine» ihm znerkannten zahlieichen Gefängnißstrafen nach England entflohen. . ' Oesterreich-Ungarn. In« österreichischen Abgeordnetenhaus« dauert die B« rathnng über die neuen HandelsoertrSge fort. Die Verhandlung hat jetzt eine» rnhigcrcn Charactcr angeiicmmen. von cincr Italien. EW Zn Rom ist der Cardinal Stmeoni, Gcncralpräfeet der Propaganda, an der Influenza gestorben. England. — Der Tod des küustigen englischen Thronfolger-^ Der älteste Sohn des Prinzen von Wales, also ei» Vetter de» dentschen Kaisers, ist, wie wir gestern telegraphisch meldeten» am Donnerstag früh an der Influenza gestorben. Prinz Albert Viktor, Herzog von Clarence nnd Avondale war am 8. Januar 1864 in Frvgmore-Lodge bei Windsor geboren. Im englische» Heere bekleidet« er die Charge eines Major» im 10. Hnsarenregiment „Printe of Wales's Oiv» Royal", ferner war er Ehreuoberst mehrerer anderer englischen Regimenter. In der deutschen Armee stand er ü In suits des Hnsarenregiment» „Fürst Blücher von Wahlnatt Nr. 5". Erst am 6. December v. I. hatte er sich, wie s. Zt. berichtet, mit der Prinzessin Mary von Teck verlobt, und für die ans Ende Februar festgesetzte Vermählung wurden bereits am Hofe und i» alle» Kreise» der Bevölkerung festliche Veranstaltungen vorbereitet. Der Todesfall bat in England allgemeine und tiefe Trauer hervorgernfe»; die Elt.r» des Prinzen erhielten von Nah »nd Fern zahlreiche Beweise der Theilnahme. In London und anderen englischen Städten wurde» vielfache Tranerkundgebnngen veranstaltet. Die König!» ist durch de» Tod des jungen Prinzen auf das Tiefste erschüttert. Bestimm ungen bezüglich der Beisetzung, werden in den nächsten Tagen ge troffen werden. Der Prinz galt als ein sehr fleißiger und strebsamer junger Mann. — Mit de»»« Tode deS Herzogs von Clarence, wird der zweite Soh» des Prinzen vv» Wales künftiger britisch« Thronfolger. Dieser, Prinz Georg von Wales, ist 18 Jahre alt; Er erfreut sich einer kräfiigcren Natur, als sein so jäh verstorbener - Bruder. — Gleichfalls an der Influenza gestorben ist im Aller von 84 Jahre» der Cardinal Manniug, wie.wir bereits gestern »icldetcn. Manuing entstammt einer der englischen Hochkirche ange- hörendeu Familie, war auch selbst Geistlicher und trat erst spät« zar katholischen Kirche über, für die er bann in seiner Heimath mit unermüdlichem Eifer wirkte. Er erhielt dafür de» Cardinalspurpiir. Bei Arbeiterslreiks trat er häufig als Vermittler hervor. — Der der englische» Südafrika-Compagnie gehörige Dampfer „Domira" ist beim Sclavcnhändl.rsang aus dein Nyasta-Sc« erplodirt. 8 Personen sind getödlct, 11 verwundet. — Wegen d«r in der Stadt Walsall entdeckten Dynamit-Berschwörnng sind im Ganzen 18 Personen verhaftet. Frankreich. Der redidirte Censnsbericht ist nunmehr veröffentlicht worden. Die Zahlen sind gegenüber den während des letzten Sommers veröffentlichte» wenig verschiede». Die ganze Bevölkerung Frankreichs bclänst sich auf 38,343,192 Einwohner, eine Vermehrung von nur 124,289 gegen das Jahr 1886. Bv» dieser Steigerung lrifft Pari» mit seiner Umgebung allein 116,000. Die in 32 Dcparlcmcns cön- stalirle Zunahme wird durch die Abnahme i» 55 andccen ausgeglichen. Die Provinzialstädte mit 30,000 Einwohnern nnd darüber haben um 124,000 ziigenoinme», wogegen die kleinere» Städte nnd Dörfer eine ebenso große Abnahme der Bevölkerung aufweiscn. Die Anzahl der Fremden wird ans 1,101,798 angegeben, was eine Abnahme von 13,416 Personen ergiebt. Diese scheinbare Abnahme läßt sich jedoch dadurch erklären, daß die Fremde» im Jahre 1886 mit wehr Ge nauigkeit als i» 1891 ausgenommen wnrde», weil sie damals von der Bevölkernngszcihl, ans deren Grund die zn wählende Dcpntirten- zahl für jedes Departement fcstgcslclll wnrde, in Abzug gebracht waren. Wen» man selbst eine größere Anzahl von Naturalisationen in Betracht zieht, so läßt sich doch nicht aunehincn, daß die fremde Bevölkerung Frankreichs z»riickgcga»geii sei. Rußland. Der „Wcstttik Finanzow', das offizielle Blatt des Finanz, ministem»»-, veröffentlicht einen Aufsehen erregenden Aufsatz über Maßregeln zur Regelung des russischen Getreidehandcls. Es werden i» dem amtlichen Journal Thatsachen zur Sprache gebracht, aus denen sich ergiebt, daß vcr russische Getreidehandel eine im Allgemeinen „wohlorganisirte und offen betriebene Betrügerei" ist. In erster Reihe stehe dabei die Verfälschung des Getreides. Auf den nach dem Anstande bestimmten, mit Getreide befrachteten Schiffen habe cs sich bei de» betreffenden Untersuchungen im Allgemeine» ergeben, daß mehr als die Hälfte des zn cxpvrtirendeii Weizens mitunter bi» z» 22 pCl. allen nur möglichen Unrath aufwies. Ans Roggen- . senduugcn wurden oft 82 pCt. mit Sand belastet vorgefunde» und in Gerstecxporten */z. Diese Ergebnisse weisen, wie das amtliche Blatt bemerkt, ans's Klarste nach, wie gerechtfertigt die Klagen der Landwirthe »nd die Berichte der Konsuln, sowie die Beschwerden ausländischer Käufer darüber sind, in welch erbärmlichem Zustande die Getreidcprodncte den ausländischen Märkte» zugeführt werden. Es wurde an vielen Orte» unverfälschtes Getreide in besonderen Speicher» aufbewahrt» welches von Exporteuren und Makler» al» preiswerth anerkannt »nd erworben wurde; sobald aber der Käufer sich entfernt halte, wurde aus den in besondere» Kellern aufgcsteichcrle» Masse» Sand über die echten Maaren ansgeschütlet nnd verpackt. (!) Solche Betrügereien käme» außerordentlich häufig vor. Allen diesen groben Mißbräuchen müsse durch entsprechende gesetzliche Maßregeln schlennigst ein Ende gemacht werde». — General-Gonverneur Gurko entließ zahlreiche katholische Ncligionslehrer wegen ihrer Weigerung, an Hof-Festtagen mit der katholische» Schuljugend dem russisch-orthodoxen Goltesdicnst beizuwohne». — Der Warschau« Polizciineist« ordnete die schleunige Ausweisung von 90 Ausländern, darunter SS Reichsdeutschen an. Orient. Heut» Freitag hält der «hedive Abbas seine,» Einzug tu Kairo. ES werde» jetzt auch schon SrnjationsgeWchte» in Ver bindung mit der Person des jungen FürstMverbreilet. Danach soll «in Plan bestanden haben, ihn während'der Ueberfahrt nach Alexandrien zu entführen. Natürlich ist da» dummes Zeug, »nd daS Gleiche l!l sei eine neue Lerschwöru , .....
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