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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 18.12.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-187312187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18731218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18731218
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-12
- Tag 1873-12-18
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Monat
1873-12
-
Jahr
1873
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durch die Ausführungen der k. StaatSregierung »er- -Wucht worden find. Er freue sich, daß nun endlich die Hoffnungen der Beamten in Erfüllung gehen würden. Dbg. Fah nauer: Die Deputation gebe in ihrem Bericht zu, daß wir zu viel Beamten haben, trotzdem schlage sie die Bewilligung der geforderten Erhöhungsgelder vor, ohne zuvor Vorschläge wegen Beamtenverminderuna zu machen. Redner geht auf Einzelheiten über, um daran nachzuweisen, daß die von der Regierung aufgestellte Be rechnung der Einnahmen unzutreffend sei. Der Erneuerungsfonds werde in 3 Jahren absorbirt sein; eine Erniedrigung der Matrikular- beiträge wäre nicht zu erwarten, da die Ausgaben fürs Militär erhöht werden sollten. Die Regierung male die Situation jedenfalls nur so günstig, um die Liebe zur Beamtencarriöre zu befördern. Was die Gehaltsfrage betreffe, so erachte er die Gehalte über 3000 Thlr. für vollkommen genügend und nicht aufbesserungsbedürftig; die Gehalte unter 3000 Thlr. möchten hier und da einer Aufbesserung bedürfen, indeß käme man auch hier sehr oft mit dem, was man habe, aus, wenn man den Grundsatz beherzige: „Genieße froh, was Gott be- schieden, entbehre gern, was Du nicht hast." Redner hebt einzelne Beamtenkategorien aus den Listen heraus, gegen deren Aufbesserung er sich entschieden erklärt. Ref. Oehmichen: Der Vorredner sei im Jrrthum, wenn er glaube, schon heute sollten Bewilligungen ausgesprochen werden. Es handele sich lediglich um Feststellung der bei der Aufbesserung zu beobachtenden Grundsätze. — Abg. Jordan: Der Abg. Walter habe ihn durch unbegründete Phrasen provocirt, die Vertheidigung des früheren Majoritäts-Beschlusses zu übernehmen. Eine Verzögerung und Verschleppung der Budgetberathung falle lediglich der Regierung zur Last. Sie mußte alle Unterlagen schon bei Aufstellung des Bud gets zur Hand haben und diese den Kammern vorlegen, nicht erst durch Anträge solche sich abfordern lassen. Er habe im besten Sinne das Wohl der Beamten bei Einbringung seines Antrags im Auge gehabt. Die Regierung gebe ja selbst die große Ungleichheit in der Gehaltsfrage zu. Sie sage selbst auf Seite 4l des Berichts: „Die jetzigen Gehalte sind in sehr verschiedenen Zeiten normirt, einzelne Classen von Beamten sind schon früher für sich allein in ihren Be- zögen erhöht worden, während bei anderen dies nicht geschehen ist; fast jeder Landtag giebt mehrfache Beispiele solcher partiellen Er höhungen einzelner Stellen oder einzelner Classen von Beamten. Oft hat cs nur an oem mehr oder minder lebhaften Interesse des ein zelnen Verwaltungschefs für die Lage seiner Untergebenen gelegen, oder an seiner größern oder geringer» Befähigung, die Theilnahme der Kammern daran zu erwecken, wenn einzelne Dienstzweige in ihren Gehalten verbessert worden sind oder nicht." So etwas würde er kaum ausgesprochen haben und mit diesen Worten rechtfertige die Regierung selbst am Besten die Einbringung seines Anttags. Finanzminister v. Friesen verwahrt die Regierung gegen den Vorwurf der Verschleppung. Die Unterlagen waren bei Ausstellung des Budgets vorhanden und sind in den Specialetats nieder gelegt. Die abweichende Form, welche die Kammer verlangt, habe allerdings eine neue Ausstellung nöthig gemacht. Wäre der Minister nicht abgehalten gewesen, der Berathung des ersten Vorberichts bei- ruwohnen, dann würde er dieselben Aufklärungen gegeben haben, als letzt in der Deputation. Der Minister verbreitet sich dann ausführlich über die Nothwendigkeit der Beibehaltung des Erneuerungsfonds beim Eisenbahnwesen, der ja nichts Anderes sei, als die Abschreibungen, welche alle Aktiengesellschaften zur Erneuerung der Betriebsmittel vor nehmen. Ebenso bleibt der Minister bei seiner Behauptung stehen, daß durch die Einnahmen des Reichs höhere Matrikularbeiträge Sach sens nicht zu erwarten sind, trotz vielleicht erhöhter Militärausgaben. Abg. Schreck beantragt, die Kammer wolle beschließen, seinen aus Beamtenverminderung gerichteten Antrag, welcher der 3. Deputation vorliegt, an die 2. Deputation zu übergeben. (Wird unterstützt.) — Nachdem noch die Abg. Uhlemann, Walter, v. Hausen, Kirchbach und Referent Oehmichen gesprochen, beuntragr Abg. Uhle: die Staatsregierung zu ersuchen, das ihr zustchende Ober- Aussichtsrecht über die Schönburg'schen Gerichtshcrren dahin geltend zu machen, daß den Justiz- und Verwaltungsbeamten derselben in gleicher Weise und zu gleicher Zeit, wie den kgl. sächsischen Beamten Gehaltauf- Lesserungen zu Theil werden. — Abg. v. Zahn gegen den Uhle'schen Anttag, da derselbe dem Erläuterungs-Receß von 1835 zuwidcrlaufe. Finanzminister v. Friesen: Der Uhle'sche Antrag enthalte eine staatsrechtliche Frage. Die Regierung wünsche, daß derselbe auf eine besondere Tagesordnung gestellt, nicht aber heute zur Abstimmung gebracht werde. Schluß der Debatte wird beantragt und angenommen. Bei der Abstimmung nimmt die Kammer den Deputationsantrag einstimmig an, dahin lautend: die Aufbesserung der Staatsdienergehalte und Löhne nicht nach gewissen Proeentsützen, sondern nach dem Er gebniß einer gewissenhaften Prüfung geschehen zu lassen. Der Schreck'sche Antrag wird ebenfalls genehmigt, dagegen der Uhle'sche zurückgezogen, um ihn als selbstständigen Antrag einzu bringen. Nächste Sitzung Dienstag Vormittag 11 Uhr. -i-Dresden, 13. Decbr. In der heutigen Sitzung der I. Kammer theilte Präsident v. Zeh men mit, daß das Directorium die Schön burg'schen Receßherren brieflich ausgefordert habe, einen Vertreter in die Kammer zu senden. — Erster Gegenstand der Tagesordnung ist der Bericht der 2. Deputation, Referent Seiler, die Mehrforderung von 350,000 Thlr. für das neue Polytechnikum in Dresden betr. Die Deputation schlägt die Genehmigung vor, aber der Referent läßt sich die Gelegenheit nicht entgehen, seinem Bedenken gegen derartige Nachforderungen Ausdruck zu geben. Wie lange Sachsen dies noch werde aushaltcn können, lasse er dahin gestellt. Auch sei zu befürchten, daß künftig im Civildienst nur noch "Offiziere, nicht aber Mannschaften Anstellung finden würden. Die Kammer genehmigte ohne weitere Debatte die erwähnte Mehrforderung. — Referent Hempel empfiehlt hierauf den Beitritt zu den Beschlüssen der ll. Kammer bezüglich des königl. Dekrets Nr. 12, Pcnsionserhöhungen, Penstons- und Ver stümmelungszulagen an vormalige Militairpersoncn der königl. sächs. Armee betreffend. — Professor vr. Fricke dankt für das Wohlwollen, welches die Vorlage den betreffenden Personen gegenüber enthalte und gedenkt seiner Erinnerungen aus dem Feldzuge von 1806, die ihm stets die angenehmsten seines Lebens bleiben würden. — Die Kammer trat sodann den jenseitigen Beschlüssen bei. Nachdem noch zwei Petitionen für unzulässig erklärt waren, erfolgte die Wahl des Prä sidenten v. Criegern zum Mitgliede der 3. Deputation. — Nächste Sitzung unbestimmt. Das an die II. Kammer gelangte königl. Dekret über den Neubau des königl. Hostheaters in Dresden verlangt eine Nachbewilligung von 375,000 Thlr. Die Staatsregicrung fühlt ganz, in welcher schwierigen Lage sie sich befindet, wenn sie einer mit dem ausdrücklichen Beisatz „ein sür.allemal" ausgesprochenen Bewilligung von 400,000 Thlr. gegenüber ein so erhebliches Nachpostulat stellen muß. Sie hofft aber nach Lage der Verhältnisse aus einen beifälligen Beschluß der Stände versammlung. -i- Dresden, 16. December. (II. Kammer.) Am Ministertische: Abeken, v. Nostitz-Wallwitz. Mehrere anonyme Zuschriften, welche zur Negistrande cingcgangen, veranlassen den Präsidenten Vr. Schaffrath, ganz ausdrücklich hervorzuheben, daß derartige Zuschriften, enthielten sie auch die allerwichtigsten Sätze, auf Grund der Land tagsordnung einfach beizulegen sind. Das Publikum möge sich also in Zukunft anonymer Einsendungen enthalten. — Erster Gegenstand der Tagesordnung ist der Bericht der 3. Dep., Referent Kretzschmar, über den Antrag des Abg. Güntber, an die Regierung das Ersuchen zu richten, noch dem jetzigen Landtage ein Gesetz vorzulegen, nach welchem bei Dismembration von Grundstücken die Negulirung der Steuern und Abgaben nicht vor dem Einträge ins Grund- und Hypothekenbuch, sondern nach demselben zu bewirken ist. — Die Regierung hat der Deputation den Entwurf einer hierauf bezüglichen Verordnung vorgclcgt, dessen Annahme die Deputation empfiehlt, gleichzeitig aber auch die Regierung ersucht: a) einige redaktionelle Bemerkungen des Berichts in Erwägung zu ziehen, b) möglichst bald eine Verordnung des angegebenen Inhalts zu erlassen, e) dessenun geachtet auf thunlichste Vereinfachung und Beschleunigung des Dis- MevrSWm Hrrrit ÜLrHtWmt den Dokfitz. — Ref. Kretz sch- mar leitet die Verhandlung mit einem ausführlichen Dorttag über die Behandlung des vorliegenden Gegenstandes in der Deputation ein. Justizminister Nbeken constatirt, daß der vorgelegte Entwurf einer Beiordnung nichts weiter sei, als eine Formulirung der Ansichten, wie sie das Ministerium über den einzuschlagenden Weg sich gebildet. Die Regierungs-Commiffare hätten der Deputation diese Ansichten in Form von Paragraphen vorgelegtl aber nichtsdestoweniger wahre sich die Regierung volle Freiheit der Entschließung sowohl bezüglich der Formulirung als auch bezüglich einer weiteren Ausdehnung der Ver ordnung. Abg. Krauße beantragt mehrere Modifikationen des Entwurfs und begründet dieselben in längerer Rede. — Diesem Beispiele folgten die Abg. Hartwig, ».Oehlschlägel, Junge, Vr. Heine, welche sämmtlich nach längeren Auseinandersetzungen ihre Ansichten und Wünsche über die zu erlassende Verordung in Anträgen formulirten, welche auch die nöthige Unterstützung in der Kammer fanden. Bei der Abstimmung siegte v.Oehlschlägel, denn die Kammer beschloß mit allen gegen sechs Stimmen seinem Vorschläge gemäß: 1) Die königl. Staatsregierung zu ersuchen beziehentlich zu ermächtigen: a) bald- thunlichst eine Verordnung zu erlassen, durch welche bestimmt wird, daß bei Dismembrationen von Grundstücken die Negulirung der Steuern und Abgaben nicht vor der Eintragung ins Grund- und Hypothekenbuch, sondern nach derselben zu bewirken ist; d) dabei die im Bericht der 3. Deputation enthaltenen Vorschläge und die aus der Mitte der Kammer gestellten Anträge in Erwägung zu ziehen; 2) hierdurch den Antrag des Abg. Günther für erledigt zu erklären und 3) die I. Kammer zum Beitritt zu diesem Beschlusse einzuladen. Nachdem Präs. vr. Schaffrath den Vorsitz wieder übernommen, erstattet Vicepräs. Streit Dircctorialvortrag bezüglich der Anträge der Abgg. Walter und Genossen, sowie Kretzschmar's, die Vertagung des Landtags unmittelbar nach seinem Zusammentritt betr. — Diese An träge waren vor Kurzem der I. Kammer überwiesen, von dieser aber an das Directorium der II. Kammer zurückgesendet worden, weil sich die I. Kammer nicht mit noch unerledigten Anträgen der II. Kammer zu beschäftigen habe. Das Directorium beantragte deshalb: Die Kammer wolle beschließen, über die geschäftliche Behandlung der beiden Anträge erst dann weiteren Beschluß zu fassen, wenn die Protocollauszüge in Betreff der Beschlüsse der I. Kammer über di: Abänderungen einiger Bestimmungen der Verfassungsurkunde sowie der Landtagsordnung der II. Kammer mitgetheilt worden sein werden. — Die Kammer trat diesem Anttage ohne Debatte bei, womit die Sitzung schloß. Nächste Sitzung Freitag Vormittags 9^ Uhr. Ei« exkkivtev.Jesuit. (Fortsetzung.) Franz« athmete etwas leichter. „So sind es wirklich nur die Reichstagswahlcn, die Sie mit Ihren Freunden besprechen? Bedenken Sie, wie furchtbar Sie mich compromittiren, wenn Sie mir wissentlich die Wahrheit verhehlen. Sie kennen die Organisation meines Ordens. Jedes Haar auf meinem Haupte ist gezählt und alle Wände scheinen für meine Vorgesetzten nur von Glas zu sein." „Ich sprach die Wahrheit und Sie können ruhig sein", entgegnete der Hauptmann. „Ich sehe nun genau, welchen Cours ich cinzuschlagen habe und danke Ihnen für den Wink." „Welchen Wink? Bei Gott, ich weiß nicht, was Sie meinen könnten." „Sie haben mir nichts gesagt und ich habe doch viel da von verstanden", bestätigte Manz. „Cs ist mir zwar nicht Alles neu in dieser Angriffsweise, aber es interessirt einen alten Kriegsmann doch, noch einmal die verschiedenen Gefechtsarten zu studircn." „Ich werde Nachmittag einen Ausgang machen und hoffe überhaupt, Ihnen nicht lange mehr beschwerlich zu fallen, Herr Hauptmann, da ich meine Abberufung erwarte." „Es wäre meinem Hause eine Ehre, stets einen so lieben, stillen Gast zu beherbergen, rechnen Sie unter allen Umständen auf die Freundschaft des alten Manz, der in Ihnen einen ehrlichen Freund kennen und schätzen gelernt hat." Unter Händedrücken schieden die beiden Männer und' gleich nach dein Mittagsessen griff Franz nach Hut und Stock, um seinen Spaziergang anzutreten. Er nahm seinen Weg nach der nahen Grenze und kam bald an dem Bilde des Gekreuzigten an, vor dern er einst von den Brüdern Lebewohl genommen hatte, als das deutsche Reich sie in das Exil trieb. Wo mochte jetzt Bruder Bonifazius sein und was war aus ihm geworden? Er gedachte des Freundes mit Wehmuth. War cs nicht dieser gewesen, der ihm das Schicksal des Ikarus prophezeit hatte, wenn er mit wächsernen Flügeln den Aufstieg zur Sonne wagen würde? Noch hatte er den Aufstieg zur Wahrheit nicht unternommen und konnte eher das Schicksal des Tantalus befürchten, der wegen Ausplauderung des an der Göttertafel Gehörten verurtheilt wurde, hungernd und dürstend mitten im Wasser zu stehen und über sich die lockendsten Früchte zu sehen, ohne von beiden etwas erreichen zu können. Die Liebe, diese schönste Frucht des Lebens, sollte ihm ewig unerreichbar bleiben, wenn ihn auch die Sehnsucht darnach fast verzehrte. Unter jenem Rosenstrauchs schlummerte das Bild der einst Geliebten, — vielleicht hatte man sie schon längst in ihrer fernen Heimath unter einen andern Rosenstrauch gebettet, denn die Grabesrosen blühten ja schon damals, als Franz ihr seine keusche Huldigung darbrachte, auf ihren Wangen. Die andere Hermine war ihm auch verloren, er selbst hatte sie dem harrenden Bräutigam zugeführt und sollte nun Zeuge werden des bräutlichen Glückes seiner heimlichen Liebe. Doch was war das? Aeffte ihn seine nimmer müde Phantasie? Kam sie nicht selbst daher gewandelt in jungfräulicher Schöne, die zweite Hermine, an die er soeben verlangend gedacht hatte? Sie war es und schon hatte sie ihn erkannt und grüßte von Weitem, so daß ihm keine Wahl blieb. Er mußte sie erwarten und wäre doch so gern geflohen, vor ihr, — vor sich selber. „O, das ist reizend, daß ich Sie hier finde, Franz", begann das Mädchen. „Im Hause ist es heute so unruhig, es treffen viele Gäste ein und die Mutter meinte, es wäre besser, wenn ich dem Trubel aus dem Wege ginge, denn ich tauge jetzt wenig in die Gesellschaft. So bin ich denn unbewußt Ihren Spuren gefolgt und null nun sehen, ob ich Ihnen nicht lästig falle." „Ich preise diesen Zufall, Fräulein Hermine. Ich bewundere hier die Natur und schwelge in der Erinnerung. Ihnen gehört die Gegenwart, denn Sic lieben und werden geliebt." „Sie selbst haben es so gewollt, Pater Franziskus. Ohne Ihre geschäftige Vermittelung Hütte ich wohl nie daran gedacht, Ruland meine Hand zu versprechen." Platz.' „Lassen Sie mich eine» Mck In bat sie.* „Ich geize schon lange danach, Ihre Vertraute zu sein. Gewiß, Sie haben einst geliebt und tragen ein süßes Bild in Ihrer Seele. Bin ich Ihres Vertrauens so unwürdig?" „Sie lesen in meinem Herzen, Hermine", antwortete der junge Mann. „So will ich Ihnen denn das Bild meiner stillen Minne vorführen, — ich habe es dort begraben." „Begraben?" Franziskus ging nach dem Rosenstrauche und grub das Me daillon heraus, welches er sorgfältig seiner Hüllen entledigte. Hermine beobachtete sein Thun und nahm prüfend das Bildniß zur Hand. „Ein schönes Mädchen!" sagte sie. „Und Sie konnten die Aermste verlassen?" „Ich mußte es wohl. Sie ahnte nicht die Größe meiner Liebe und sollte nicht wissen, wie schwer es mir fiel, mich von meinem Ideal zu trennen." „Was ist aus ihr geworden?" „Gott allein weiß es. Ich werde sie nie Wiedersehen. Vielleicht ist sie todt", antwortete Franziskus dumpf. „Armer Franz, es muß das eine schwere Prüfung für Ihr Herz gewesen sein. Wäre kein Gedanke an eine Vereinigung möglich?" setzte Hermine zögernd hinzu. „Ich bin Priester und halte Gott meinen Schwur." Dabei traf Franziskus Anstalten, das Medaillon wieder unter dem Rosenstrauch zu verbergen. „Nicht das, Franz. Wenn Sie das Bild nicht aufbewahren können oder dürfen, so schenken Sie cs mir. Ich will es wie das heilige Vermächtniß eines Bruders verwahren und dabei denken, es sei das Bild einer Schwester, die ciü gleiches Geschick mit mir erlitt." Franziskus erbebte in süßen Schauern bei den letzten Worten. „Hermine!" lispelte er und wollte sie umfangen. Nasch sprang das Mädchen in die Höhe. „Wir dürfen nicht schwach sein, Franz! Das unerbittliche Geschick weist uns auf verschiedene Pfade. Wir haben uns gesunden, wie zwei Wanderer, die eine kurze Strecke nebeneinander lustig einher gehen, dann aber nach herzlichem Abschiede ihre abweichenden Pfade verfolgen müssen. Darf ich das Bild behalten, Franz?" „Dies und meine ganze Liebe dazu, Hermine. Ich will stark sein, wie Du es bist, Geliebte, und wenn wir von einander scheiden, was recht bald geschehen wird, dann folgt Dir auf allen Deinen Wegen der Segen eines armen Mannes, Lem nichts bleibt auf der Erde, als den Karren einer schweren Pflicht einsam und freudlos weiterzuziehen, dem kein freundliches Auge lächelt, den kein Mund willkommen heißt, dem keine liebende Hand dereinst die Augen zudrückt!" Herminens Blick war von Thränen umflort. Sie reichte dem Pater die Hände hin, die dieser bewegt an sein Herz drückte. „Auf diesem Herzen ruht noch die Blume, die Du mir einst zum Abschiede reichtest und in der Seele tönt es fort bis zum Vergehen: Die wahre Welt, in der wir leben, ist unser Herz!" Schweigend gingen sie neben einander hin. Sie hatten keine Worte und sprachen doch verständlich und innig. Eine kurze Strecke wandelten sic so Hand in Hand, in sich und in ihr kurzes Glück verloren. Als der Wald ein Ende nahm, machte Hermine ein bedeutsames Zeichen nach dem Dorfe zu. „Ich muß nun fort, Franz!" flüsterte sie. Der Pater küßte sie sanft auf die Stirn und machte das Zeichen des Kreuzes über die Scheidende, „Der Herr segne und behüte Dich!" klang es feierlich von seinen Lippen. Dann wandte er sich zurück in den verschwiegenen Wald und schweifte, in Gedanken ver loren, noch lange durch die Grenzgegend, bis der Abend ein brach und ihn zur Heimkehr nöthigte. Der Leutnant von Ruland, der eine kurze Reise in seine Garnison gemacht hatte, kehrte des Mittwochs früh in Be gleitung des Sohnes vom Hause nach der Wohnung Manz's in Waldberg zurück. Er brachte reiche Verlobungsgeschekke und die vortrefflichste Laune eines glücklichen Bräutigams mit. Am Abend feierte man im Kreise der Familie die Verlobung, bei der auch der Pater gegenwärtig sein mußte. Franz Manz, der Leutnant, suchte durch äußerste Zuvorkommenheit sein Be nehmen von früher her vergessen zu machen und der Scholastiker hätte sich ganz beruhigt und glücklich fühlen können, wenn nicht sein geheimer Herzenskummer und ein unbestimmtes Angstgefühl vor einer drohenden Gefahr ihn niedergedrückt hätten. Der Tag ging indessen ungestört vorüber und erst andern Tags zeigte es sich, daß der Lärm und die Aufregung sehr ungünstig auf das Befinden der Frau von Ruland eingewirkt hatten. Sie wurde bedenklicher unwohl und Arzt und Beichtvater kamen fast nicht mehr von ihrem Bette. Es ist etwas unbeschreiblich Trauriges, die gedämpfte Stille eines Krankenzimmers, in welchem ein armes Menschenkind den letzten, schweren Kampf um sein Dasein ringt. Nur be sonders organisirte Naturen vermögen diese Atmosphäre länger zu ertragen, sich des Eindrucks zu erwehren, den das bittere Leiden eines Nebenmenschen hervorbringt. Franziskus, obwohl noch jung und ohne Erfahrung, widerstand heldenmüthig den Versuchungen, sich der schweren Pflicht seines Amtes zu ent ziehen. Er hielt aus und wachte und betete mit Inbrunst und Gottergebenheit. Dcr Leutnant von Ruland wich gleich falls nicht von dem Krankenbette und erst die wiederholten Mahnungen Herminens und dcr Frau Manz bewirkten, daß beide junge Männer gegen Morgen auf einige Stunden ihre Lagerstätten aufsuchten. Als sie den Corridor entlang wandelten, blieb der Leutnant plötzlich stehen und fragte seinen neuen Freund: „Franz, was dünkt Ihnen? Mir scheint, der heutige Tag soll dcr letzte meiner guten Mutter sein. ES ist ein harter Schlag für mich." (Fortsetzung folgt.) Versammlungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis" in Großenhain. Vorsitzender, Lehrer G. Simmank. Am 26. November: Der Vorsitzende legt einen geschriebenen Katalog der Gesellschaftsbibliothek vor und berichtet in Kürze über den Stand derselben. — Herr Kaufmann Zoblcr verbreitet sich hierauf über die Geschichte unserer Veleuchtungsmittel. Die ur sprünglichen Beleuchtungsmittel sind Holzfeuer und Kienspäne, welche letztere noch jetzt in den Wohnungen mancher nordischen Völkerschaften sowie in den Spinnstuben deutscher Gebirgsdörfer nicht ungewöhnlich sind. Im Alterthum benutzte man vielfach das aus den Nadelhölzern
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