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Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189201243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920124
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-01
- Tag 1892-01-24
-
Monat
1892-01
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.01.1892
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Sächsisch,» L a « d ,A » - e ig ,r (Shemnitzee Ge »erak-SI«« zeige r.» Rr. IS. — 24. Januar 13S2. hardtSdorf, Dorsch,mm-, Thakheim und anderen Orten herrührle» Auch fand mau einen Schlitten, der vor Weihnachten bei eineiu hie figen Restaurateur gestohlen worden war. Chenmltzer Sta-t-Sl«»zeiger. «H>«> >I»U»I «a,a« »,I «a«>« «>,,»,» »Ntr» ,»««» Chemnitz, 23. Januar 1892. — NeichSgefetzblatt. Die I. Nummer dkSNeichSgesetzblatteS für da« kaufende Jahr ist an RathSstelle ringega»gen und liegt in der Hanplregistralur — Ziuimer Nr. 44 im neuen Nathhause, Eingang vom Leclerdcnkmal — 14 Tage lang jil Jedermanns Einsicht aus Dieselbe enthält: Gesetz, betreffend die Control, des Reichshanshalls »ud drS LaudcShanShaltS von Elsaß-Lothringen snr das Etatsjahr I8SI/S2. — Erledigte Stelle. Bei hiesigem Stadlrathc ist die Stelle drS 3. Bancontroleur» bei der Banpolizel-Abtheilniig neu z» besetzen. Dieselbe ist mit einem AnfangSgehalte von 2100 Ml. und PensivuSbcrcchtigung ansgcslattel. Bantcchni'er. welche die staatliche Meisterprüfung bestanden haben, können ihre Bewerbungen unter Bei sügung eine» LebciiSlausS und von Zeugnissen bis 15. Februar d I. schriftlich an RathSstelle eiiirci'chen. — Genoffenschasts-Register. Unter dem 21. Januar ist «ns Foliui» 70 des Genosseuschafisregisters für die Stadt Chemnitz der unter dem Namen Turnverein Schloß-Chemnitz !ier be stehende Verein als juristische Person eingctrageil worden. — Erledigte Vorladung. Die am 23. November v. I. verlassene Vorladung des Haiidalbei'terS Carl Hermann Schönherr anS Großrückers walde hat sich erledigt. — Aufgelöster Verein. Das hiesige Polizeiamt macht bekannt, daß der socialdemokratische Wahlverei» z» Chemnitz und Umgebung auf Grund von § 20 des Gesetzes über das Vereins iiiid BersanimlungSrccht verboten worden ist. — Im Kaufmännischen Verein spricht nächsten Donnerstag, den 28. Januar im Börsensaale Herr Brnnecke aus Dresden, Ge hrimserrctär dcs Auswärtige» Amtes a. D., über: „DaS Meer und seine Schätze, sowie seine Einwirkungen ans Wind und Wetter." — Deutscher Sprachverein. Der deutsche Sprach verein hält nächste» Freitag seine diesjährige Haiiptversa»,»,- luug i» Erich s BicrhanS. 1 Treppe, ab. bei welcher »ach erfolgter NechnnngSablage und Neuwahl der Vorstandschaft eine Be sprechung über einzelne Abschnitte au» Westmanu'S „Allerhand Sprachd» mmhciten" stattfiudcn soll. — I. Raturheilverei«. Nächsten Mittwoch hält der „Verein für volksverständlichc Gesundheitspflege und Nalnrheilkiiude" seine diesjährige Haup tversamml nng und zwar wie stets im Saale der „Böise" ab. Allseitige» Erscheine» der zahlreiche» Mitglieder des Verein» ist dringend erwünscht. —i—. Rene Ratnrheilanstalt in Griina. An, ver gangenen Sonntage hatten sich aus ergangene Einladung eine Anzahl Interessenten und Freunde des NaturhcilversahrenS im „Carola- Hotel" hicrsclbst eingefnnden, um über dar Projekt der Erbauung einer Natnrheilanstalt ans dem Grundstücke des SchießhanseS in Grüna z» berathe». welches sich seiner günstigen Lage wegen treff lich zur Errichtung einer solchen Anstalt eignet. Der von unserem früheren Mitbürger, jetzigem Direktor des Bades Ottenstein-Schwarzen- brrg, Herrn Bertram St ah ringer angeregte Plan fand begeisterte Ausnahme und die Versammlung einigte sich schließlich dahin, das Unternehme» in Form einer Comniandit Gesellschaft in's Leben z» r»se». Herr Stahringer beruft nunmehr für morgen, Sonntag, eine neue Sitzung ei», welche Vormittag 10 Uhr im Saale des „Carola- Hotel" stattfinden und die Constitnirnng der Gesellschaft vollziehen soll. Bauzeichnungen, Pläne für die zu errichtenden Baulichkeiten N»d sonstige Unterlagen werde» zur Einsicht der Erschienenen aus- lirgcn. In Gemäßheit dcs Statuten-Entwnrss für die zu errichtende Commandit-Vesclljchaft gelangen Autheilscheine für den Betrag von je 1000 Mk. zur Ausgabe, sämmtliche Cvmmanditistcn sind »ach Maß gabe ihrer Betheilignng am Reingewinn thcilhaftig. , — Wievergefnnden — aber iodt. Am vergangenen DounerStag Nachmittag in der 4. Stunde wurde vom Förster des Rittergutes AncrSwalde »nd zwar in einem kleine», zum Nittergnlc gehörigen Gehölze »»weit der Chemnitzthalstraße der Leichnam eincs Knabe» ans den, Erdboden liegend ansgesunde», in welchem man den seit dem 5. Januar d. I. vermißte.,, im 12. Lebensjahre stehen de» Schnlknabe» Hans Max Hinkelman» erkannte. Der Schulranzen lag neben der jugendliche» Leiche. Nach ärztlichem Gutachten ist der Tod de» Knaben auf Erfrieren znrückzusührcn. Tie aus so schreck liche Weise aus wocheulangcr Unsicherheit über den Verbleib ihre« Kinde» gerissene» Eltern haben die irdische» Ueberreste desselben von der Leichenhalle i» AncrSwalde »ach de», hiesig.» neuen Friedhöfe überführen lassen. Wie das bcdanerusiverthe Kind dorthin gekommen ist »nd unter welche» Umständen es seine» Tod gefunden hat, ist vorläufig ci» Näthsel. —* Testgenommen. Gestern Vormittag wurde ei» schon mehrfach bestraftes Franenziinmcr festgenomme», weil cs sich in eine,» Hause der Zwickaucrstraßc unter nmvahreii Angabe» eiiigeniicthet und nach einigen Tagen das Logis ohne Bezahlung für Kost und Wohnung heimlich verlasse» hatte. —* Ei« Schwindler. Bei der Ehefrau eine- i» der Mnhlen- straße wohnhaften Fleischcrineisters erschien vor einigen Tagen der Sohn eines in der Nähe wohnenden Schaukwirths und bat, ihm 3 Mark zu leihen, die er »ölhig habe, ni» damit ein cm in der Schaukwirthschaft seines Vaters befindliche» Gaste wechseln zu können. Di« Fra» schenkte diesen Angaben Glauben nnd gab das Verlangte. Später stellte es sich jedoch heraus, daß der junge Mensch gelogen, das Geld für sich genomnien und in seinem Nutze» verwendet haitc. vir, niigriiviiiiiicn. lieblich Hermann Nickcrt» bat in einer ganzen ' gcwoknhcils- nnd gcivcrbsmöistgcii Hehlerei schnlbia 88 259. 260 N.-Slr.-Ges.-B. auf der ESois nstraß« in der Nähe de» Vasthanse« „Zn den vier JabreSzriten einen Korb mit Birnen nnd 6 Meier rotbei» Kattun, 2 Mk. 50 Pf. werth; ani IS. August von den, offenen BerkanfSstand einer Händlerin an der DreSdnerstrabe eine» Korb mit 20 Liter» Weizenbiriim, »n Werthe vo» 7—8 Mk.; am 12. Stpiember ei» Packet, enthaltend verschiedene Kleidungs stücke »nd Stoff, im Werthe ca. 34 Mark 30 Pf., von einem Handwagen weg: am 16- September a«S dem offenen Hofrain» des Gasthauses „Zur Reitbahn von einem Wagen weg ei» Bündel uiit 8 Kilo Goldfäden, 53 Mk. werth; am 21. September, ebenfalls vo» einem Wage», ei» Packet mit Seife, Zat»i- bürsten, Bartwichse, Kämmen und Haarnadel» im Werthe von 23 Mk. 7b Ps ; am 5. Oktober eine Kiste Zimmet, 3 Mark wrrtb: am 10. October vo» einem Wagen weg eine lederne Umhängetasche mit einem Porlemonnaie »iw 13 Mk. Inhalt; am 20. October von der Außenseite eines SchuhwaarengeschästS 2 Paar daselbst auSgehSngte Holzpantoffel» für 5 Mark; am 22. October von einem Milchwage» an der BeraSbabstraße einen Korb mit WirthschaftSgegen» ständen in, Wer"'e von 75 Pf. Albi» ii-ü Bruno Nickcrt habe» aber die Langfingcrei auch zu sammen betriebe». So fiel de» beide» jugendlichen Svihbnbe» im August v- I. ein ganzes Faß Margarine in, Werthe von 20 Mark zur Beule- Sie hoben dass-Ibc am Helle» lichte» Tage vo» eiuem längere Zeit nnbcanssichtigt stehende» Wage» abgeladc». es aus eine» mitgcbrackten Handkarren ansge laden und sich damit dav ngemacht. Ai» 18. Septemb r stahlen sie gemein schasilich 3 Packele verschiedener Gegenstände, im Gesnmmlwcrthe von 29 Mk.; am 25. d. MonatS einer Händlerin eine» Korb mit 30 Liter» Heidelbeere», ö Mark 50 Pf. werth; am -nämliche» Tage ans dem Aerkaiifsstande eines Händlers a»s dem Nenmarkt 2 Körbe Pflaume», im Werthe von 2 Mk. 80 Pf., und aitl 14. October einen Korb mit Handtüchern, 1 Stück Butter, «. s. w. Richard Bruno Nicke rt hat außerdem am 13. September v. I. von de» durch seinen Bruder Tags zuvor gestohlenen Kleidungsstücke» ILri» wandschürze, l Kiiiderbarchentjackc und 1 Rock, obwohl er nm deren nn rechtmäßige» Erwerb wnßte, zur» Geschenk angenommen. Der Vater endlich, Friedrich Hermann N Reihe von Fällen sich der gemacht. Vergebe» gegen .. Nach einer sehr umfangreichen Beweisansiiahme, in der sich die Schuld derAngeilagte» evident in de» ihnen zur Last gelegte» Fälle» herauSstellte, erging folgendes Unheil: für Albi» Nickcrt Wege» Diebstahls auf IJahr GrsSngniß, sürRichard Bruno N ick er t wegen Diebstahls und Hehlerei a»s 6 Monate Gefängniß, für Friedrich Hermann Nickcrt auf 1 Jahr Zuchthaus und 3 Jahre EhrenreÄtSverliist; anch wurde ans feine Stellung nnter Polizeiaufsicht erkannt. Alle 3 Bcrurtheilte wurde» wegen Fluchtverdacht» sofort in Hast genommen 22. I. «2. Strafkammer HI. Vors. HerrLandesgerichlsdirector Frommhotd. Nut,«störender Lärm, Hausfriedensbruch, Widerstand bez. versuchte Gefangeueubefrciuug. Angcklagt wäre» die Töpfergehilfeu: 1) Gustav Robert Oscar Arthur Wirwa, sinhcr in Chemnitz, zuletzt in Zwickau. 2) Otto Robert Dotzaner, a»S Döbeln, jetzt hier: Beide haben am 9. August v. I. i» einer hiesigen Gastwirthschast laut gcschricn nnd trotz der mehrfachen Ansfordernng des Wirthcs das Gast zimmcr nicht verlassen. Nachdem daraus ein Wächter hcrbeigeholt worden war/,' nnd dieser denMrthnr Wirwa hiiiaiisgeiviesc,, hatte, stemmt sich dieser mit den Füßen ein, packte den Wächter a», Rocke nnd drückte ihn an die Wand, so das der Beamte alle Krasi ansdietcn mußte, den frechen Patron aus dem Lokal z» schassen. Schließlich kam »och ein Schutzmann d z», doch Wirwa vergriff sich auch an diesem »nd setzle seiner Avsührnug den größte» Widerstand entgegen. Dotzaner nun versuchte in Gemeinschaft mit dem Bruder Wirwa's, Paul Franz Hermann Wirwa, den Arrestanten z» befreien. Leider konnte >» der Verhandlnag dieser Pank Wirwa nicht mit vernrtheilt werden. La ec flüchtig geworden und noch nicht ergriffen ist. Es gelang de» Beiden jedoch, trotz aller Bcmühiinzeii und heiligen Angriffen ans die Beamte» laicht, den Gcfaugcncnzlosziile.'ommcii. Heule s.rnv nun da- Nachspiel jener Scene vor Gericht statt. Arthur Wirwa erhielt wegen rnhestörenden Lärms, Haussriedensbrnchs »nd Widerstands Monate Gesängniß und 3 Wochen Hast; Dotzaner wcgcnrnhc- törcndeu Lärms, Haussriedensbrnchs und versuchter Ge- sangenrnbefrciung 4 Monate 2 Wochen Gefängniß nnd 10 Tage Hast. Unterschlagung. Der noch nicht vorbestraüe Expedient Friedrich Reinhardt Voigt a»S Rudolstadt, zuletzt hier, 1871 gcb., war vom Noveur' cr bis Dccember v. I. bei eine», hiesige» Rechtsanwalt in Stellung und genoß das vollste Vertrauen desselve». Er mißbrauchte die- jedoch i» chnödcr Weise, indem er in 10 Fällen einen Geiammtbclrag von 200 Mark nnterichliig. DaS Unheil lautete aus 6 Monate Gesängniß- Diebstabl. Der bereits vorbestrafte Dienstknecht Ernst Otto Sctz- korn ans Ringethal bei Mittwcida, 1873 geb.; sowie der Handarbeiter Karl Oswald Kunath ans Klostcrgeriugswalde, 1859 geb., eben falls schon vorbestraft, nnd der dein Gericht auch schon bekannte Stnhlbaner Emil Otto Berthold ans Geringswalde» 1873 gcb, stahlen gemein- t'chasllicb nach Ucbersteigung des 3 Ellen hohe» Garte izaiins dcs Ritterguts zn Ringethal von den Bäume» 6 Picken Achsel im Werthe von 6 Mark. Setzkorn nnd Kunath erhielte» dafür je 2 Wochen, Berthold zehn Tage Gefängniß; hiniichllich des Letzteren wurde die ansgcworsene Strafe als durch die Uiuersnchnagshalt verbüßt angesehen. Gemetnschastliche vorsätzliche Körperverletzung. Ter schon vor bestrafte Strumpfwirker Ernst JulinS Vicwcger ans Meinersdorf, 1872 gcb., nnd Fra nz Lonis Lange ans Bnr kyardts darf, 1844 geb., hatten sich wegen vorsätzlicher, gemciiischafllichcr Körperverletzung zn verantworte». Am Abend dcs 29. November v. I. trafen Beide ans der Dorfstraße zn Adorf den Wirthschaftsgchili'c» S. Sie gericihen »nt dcinjelbeu i» Streit und Bicweger stieß ihn mit einem starken Zamispsahl in das linke Auge, während Lange den Gehilfen mit seinem Spa icrstock so mächtig «der de» Kovf schlug, daß der Betroffene mehrfache Verletzungen dnvontrng. Ihr rohes Benehmen iniiffen die deidc.i »»»mehr büßen, indem Vieweger ans 6 Woche» ins Gesängniß kommt, wovon 4 Wochen als verbüßt erachtet werden, und Lange denselben Ort, Len er übrigens schon 7 mal besucht hat. ans 6 Monate bezieht- soll. Man darf ans die «ndgiltige Entscheidung derselbe, in diese» prinzipiell äußerst wichtige» und interessanten Sach« gespannt sein. Slrafkammer-Vevhaiidlmrgen — Chemnitz. 21. Jan- 1892. Strafkammer II. Vors-: HrrcLandgerichtsdir.Jaspis. Diebstahl und Hehlerei. Ein Vater und seine beide» schon vorbe straften Söhne ans der Anklagebank — fürwahr ein trauriger Anblick! Angeklagt waren: 1) Der Bnchbindergehilfe Herm.Albi» Nickcrt, 1873geb.,a-Chemnitz, 2l Der Laufbursche Richard Bruno Nickcrt, 1877 geb., ebendaher, 8) Der Weber Friedrich Hermann Nickcrt, 1835 geb., ebendaher. Die beiden Söhne haben gestohlen wie die Raben, nnd der Vater hat de» Hehler gemacht nnd anS der von seine» Sprößiingcn monatelang herbci- grschafften DiebcSbcute für sich Vorthcil gezogen- Bei seiner zahlreichen Familie »nd seinem geringen Wo I enverdieiisle vo» nur 10 Mack mochte cS ihm schwer geworden sein, anch nur die nothmeiidigsten Ausgaben zn bestreiten, und so wandte er sich dem Unrecht zn. Am schlimmsten hat der kaum 17jährige Herma»» Albi» Nickcrt gestohlen. Anfang Juni v. I. bi» znm 11. Juli befand er sich bei elnem hie sigen Eart njabrikanlci' i» Stellung: demselben entwendete er In 7 Fällen je 1 Tafel Leim, zusammen 0,50 Mk. Werth. Am 24. Juli v. I. stahl er ans dem offene» Hofranm eines Gasthan-es eine» Korb mit 15 Litern Stachel beeren, ini Werthe von 3 Marl 50 Pf. Ueberhaupt suchte er sich nur vor wiegend Händler nnd Händlerinnen ans, die er bestahl. Mit welcher Frechheit er dabei zn Werke ging, erhellt ans den folgenden Beispielen. So stahl er «m Abende desselben Tage« auf offener Straß« in der Nähe bcS hiesigen Theater» 2 Körbe mit Kiriche», im Werthe vo»<> Mark bü Ps.; am 7. Angust Nachklärrge znm Procetz Schweitzer-Prager. Der Fall Schweitzer-Prager, über den wir i» eiligehender Weise berichtet haben, dürfte noch nicht definitiv abgeschlossen sei», insofern nämlich, als dir beiden Vcrnrlheilleii die Revision angenieldet haben. Wie es den Anschein hat, durste dirseibe nicht ganz ans« sichtslos sein. Sie stützt sich ans verschiedene Formfehler i» der Hauptverhandlung, sowie ans ei» andere» sehr gewichtige» Moment. Es hat sich nämlich ergebe», daß einer der i» der Verhandlung milthälig gewesenen Geschworenen, ein Herrv.Kotze österreichischer Untertha» und als solcher (nach tz 81 G.-V.-G.) nicht befähigt ist, das Amt eines Gschworene» zu versehe». In Folge dessen hat Landesgerichtsdircctor Brauseivctlcr denselben auch bereit« entlasse». Da Herr v. Kotze in de» stattgehableu Verhandlungen dcs Schwurgerichts am Landgericht 1, Berlin, als Geschworener mit gewirkt hat, so beruhe» die von diesem Schwurgericht erlassene» Urtheile sämmtlich aus derGcsetzcSverletzung. welche tz 377 Z. 1 St.-P.-O. ausdrücklich als Rcvisionsgrnnd onfnhrt, nämlich der nnvorschriitsmäßigc» Besetzung der Geichworenenbank. Da» im Proceß Schweitzer-Prager gefällte Urlheil wird sonach zweifellos schon ans dem angegebenen Grunde vom Reichsgericht aufgehoben nnd die Sache zur anderwcilen Verhandlung »nd Entscheidung a» ein Schwurgericht znrückgewiesen werden müsse». Aber anch noch ans eine», ander» Grunde ist der Proceß merk würdig, insofern nänilich der gewiß seltene Fall eingelrcten ist, daß seitens der College» nnd Fachgenosse» des Präsidenten der Hanptvir Handlung, Landgerichlsdircclor» Bra »sewetter, an der vo» ihm geübte» Art der Leitung des SchwurgcrichtSprvcessrS eine sehr ab fällige Kritik öffentlich vvrgcnonime» wurde. In der letzten Sitzung des Berliner-AnwaltSvereinS »ainlich wurde das Verhallen dcs belr. Juristen einer eingehenden Erörterung unterzogen nnd dabei auch zur Sprache gebracht, daß er anch in einer anderen Schwnrgr- richtSverhaiidlniig eine Aenßenmg getha» habe, welche nacl, Angabe der Anwälte über die de» Vorsitzenden eingeränmte» Befugnisse hinanSgreife, die Aeußerung nämlich, „daß er jedes Wort »ntersschreiben könne, welche» der Staatsanwalt soeben gesprochen habe". Zu einem Beschlüsse führten die Debatten indeß »och nicht, vielmehr einigten sich die anwesende» Mitglieder dahin, demnächst eine außerordentliche Generalversammlung rinznbernfen, welcher die Beschlußfassung in dieser Angelegenheit Vorbehalten blieben Der Tag dev Ohrfeigen. Man schreibt der „Franks. Ztg." aus Paris vom 20. d».: In de» Couloir» der Kammer, die übrigen» am heutigen sitzung-lose» Tage ziemlich vereinsamt waren, hielt man die Nachlese der gestrigem großen Ereignisse. Es war insbesondere die Frage ans der Tages ordnung, welche der drei gestrige» Ohrfeigen die schönste gewesen sei. Die Frage führte nicht, wie man vermnlheu könnte, zu einem iienc» Cvnflict, den» man einigte sich bald dabi», daß der Preis derjenigen ziiznerkenue» sei, welche der Journalist, Vampze dem Bvulangistcn Bondean dargereicht habe. Der Schauplatz derselben war da» Vesti büle; aber sie klatschte derartig, daß man sie durch den ganze», mit lärmende» Menschen erfüllten Saal der ?as Zarckim hindurch bis fast um de» Eingang des Sitzungssaales hörte. Welche schöne und gediegene Leistung'. Nnd wie schön ist es, daß der Mann, der sie hervorgebracht, gerade de» Reihe» der Presse angehört. Die Dis kussion, welche zu diesem packenden Anschluß geführt, entzieht sich der Berichterstattung. Die gebrauchte» Wendungen ivare» kurz aber treffend nnd zweifellos original, da cs nicht wahrscheinlich ist, daß die Belhciligtcn de» Gocthe'scheii „Götz von Berlichingen" gelesen haben. Allerliebst soll auch die „Zitla" gewesen sei», die der Vater Te.pech dem Bonlangistcii Casteli» ansfviglc. Es war ei» Hieb mitten ans die Nase. Nnd de». Betroffenen war die Sache so ne», daß er sich sofort mit der Hand i»'s Gesicht snhr, ivie um die er haltene Maulschelle hernnlerzuhvle» und näher anznsehcn. Was die im Range höchste, die ministerielle Ohrfeige anbclangt, so gehen di- Aiisichtcii sehr auseinander. Einig ist man mir darüber, daß sie ans zwei Thcile» bestand. Umstehende behaupteten, es seine» zwei Hiebe mit geballter Faust gewesen. Der eine fuhr i» den Hals ober halb deS Kragens, der andere aus die Wange. Es wäre bei den zweien sicher nicht geblieben, denn der Arm des Ministers war in Schwung und hätte noch lauge weitergcdrvjchc», aber er Ivnrde von mehreren Händen ans einmal fcstgclialicn. Lanr benahm sich ziemlich gefaßt, was sehr natürlich^ wenn man be denkt, daß seine lange politische Carriöre ib» an das Gcohrfcigt- wcrden gewölint hat. Statistiker gebe» die Zahl der Hakide, welche ans Lanrs Wangen zn dessen Thaten Beifall geklatscht haben, ans süns an, meinen aber vorsichtig, daß seien »nr die össenilich » ge wesen. Im Augenblick, Ivo er den Ritterschlag auf die Backe em pfing, hatte er die kühne Idee, ei» Lexikon, daß er in der Hand hielt, nach den, Minister z» schlendern. Das Geschoß flog natürlich nach einer Richtung, wo i» diesem Moment alles Andere war, »nr kein Minister. ES fuhr über den Kopf vo» DrehfnS weg, der sehr klein ist, und blieb hinter diesem a» dem Gesichte des sehr hochgcwachsenen Te- mtirten Mir hänge». Lanr stürzte hierauf — nicht ans Constans, vH nein, sondern nach einem viel wenigcr gefährlicheren Punkte, in die Bibliothek. Dort nahm er das Ncglement zur Hand und dnrchblätterle dasselbe eifrig, nm zn sehen, ob hpri» nicht eine Strafe stände, die er gegen de» bösen CvnstanS verlangen könne. Nach fruchtlosem Suchen setzte er die Serie seiner ninlhigc» Streif- züge fort und begab sich in's Telegrapheiilnirean. Ivo er seinem Freunde Rochesort mitlheilte, er sei geprügelt worden. „Ha»' mich »och einmal, dann seg' ich's meinem große» Bruder!" Das denk würdige Dokument schloß mit den Worten: „Was soll ich Ih»n? Soll ich mich schlagen?" Man begreift diese» Zweifel dcs edle» Mannes. Tenn indem er jemanden Ander» fragte, hatte er die Chance, daß ihm dieser abrathen würde. Diese Chance traf ei», nnd die Abmachung erfolgte in der bei Nochefort gewohnten eleganten Form: man schlage sich nicht mit einem Diebe, Spieler und Ver gewaltiger von Kinder». Nnd siehe da: Lanr schlug sich nicht. Während aber dieser sich seine» Ingrimm von der Seele tetegraphirte, war draußen in den Couloirs etwas Entsetzliches pa sirt. Ei» De- putirter gab nichts Geringeres von sich als folgende Aenßcrniig: Oonnta-na asb ckireobaur ctv In, iriouii-rie, pure« czu'N » tiappö Imur (l'or)." Drei riesige Cvrporalc der 6arä>; ILvzmdlieainv, welche in der Nähe a»f Posten standen, stürzten bei Anhörung dieser Worte ohnmächtig nieder. Handel und Verkehr. I» welcher Weise der Obstversaudt in einem guten Iah« sich entwickelt, zeigt eine Zusammenstellung, welche von den Gütcr- verkehrsstellen der Leipzig-Dresdner Eijenvcch» gemacht wurden. ES sind da von Anfang Mai bis Ende November 1891 ini Ganzen 8 212279 IrA mit einer Frachteinimhnie von 8783420 Mk. anf- gegebe» worden, gegen 3850419 Ic^ mit 44 78440 Mk. im Jahre 1890, mithin 1891 über das Doppelte mehr. Seit 1885, einem sehr reiche» Obstjahr, in welchem der Versandt 11408 7t2 be trug, ist «in solcher Verkehr nicht dagewesc». Der größte Antheil der 1691 eiiigetretenci, Vermehrung kommt aus. Pflaumen mit einem Mehr von 2:35460 1148890 736 710 2t897 100 343 IrF kg Nepsel . „ „ Birne» , „ „ Erdbeeren « » » Eilten Rückgang dagegen zeigen Verschiedene» Beerenobst mit Weintraube» mit 45 724 » Kirschen mit 17 177 , edle» Steinobst mit 2150 „ Die größten GrwichtSinengen im Versandt entfallen ans die Stationen Lommatzsch (741 610 kg), Lcuben (721852 kg), Coswig (718 750 kg). Meißen (710 600 kg), Leisnig (485 732 kg und Klosterbuch (445 560 k<;). Die Ha»ptrnipsa»gsstationen sind: Chemnitz mit 1 553 082 kx Leipzig , 1332423 „ Berlin „ 1551216 . Aus Nah m»d Aerr». — Epidemische Krankheite» in Skutzlanp. Die Krank- heile», welch« der Nolhstand in Rußland herausdeichworen hat, greisen immer mehr ni» sich, so daß die Aerzte in verschiedcuen Gegenden des Zarenreiches kategorisch erklären, die Krankheiten nicht de- knmpse» zil können. Wahrend i» Kasan und Samara der Hunger typhus grossirt, wüthet i» Perm, wie der Äraschdanin meldet, der Flecktyphus. Dir Straßen dieser Stadt sind mit Placaten bedeckt, welche die Bevölkerung vom Auftreten dieser Krankheit verständigen und di» Mittel zu deren Bekämpsniig empfehlen. Auch in Charkow ist, der Nowoje Wrcmja zufolge, der Flecktyphus au-gebrochen, so daß binnen kurze» dort mehr als 200 Erkraukimgssälle verzeichnet worden. tür Politische,. Oertllche, „»dFenIlletonisllschel InNn» The»»; ft» EtZÜk»'«: T««'» « »»»: für de» gerichtlichen Tbeit: O. R »»„«»», -matemdett: der Verleger «linier «, -d»;fß«m„ich tut e»e«em Z>ch,,d»»»» chch «Ich»'
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