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Großenhainer Unter!) Mngs- und AnzchMatt Nedcictisn, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. L8SL Dienstag, den 29. Juli Mouuemeul: Vierteljährlich IU Ngr. Inseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 10 Uhr. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Inseralenpreir;: Für den Raum einer Spalt zeile l Ngr. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Auf Fol. 152 des hiesigen Handels-Registers, die Actiengesellschaft: Sächsische Woll garnfabrik (vormals Gebrüder Eckhardt) betreffend, ist heute verlautbart worden, daß die Gesellschaftsstatttten rücksichtlich der Berechtigung zur Theilnahme an den Generalversamm lungen, der Auslegung des Jahresberichts und der Stellung selbstständiger Anträge von Actionären abgeändert worden sind, auch bestimmt worden ist, daß die Dividende spätestens 8 Tage nach dem über deren Auszahlung gefaßten Beschluß der Generalversammlung an die Actionäre vertheilt werden soll, lt. Notariatsprotokoll vom 25. Juni und Anzeige vom 12. Juli 1873. Großenhain, am 24. Juli 1873. Das Königliche Gerichtsamt. Pechmann. Bekanntmachung, Schulgeldreste aufs Schuljahr 1872/1873 betr. Wir fordern alle Diejenigen, welche noch mit Schulgeld von Ostern 1872, bis dahin 1873, sich in Rückstand befinden, auf, ihre Neste nunmehr ungesäumt an unsere Stadthaupt- casse abzuführen, anderen Falles wir ohne vorher durch den städtischen Steuerexecutor erinnern zu lassen, nach Ablauf von 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, mit Erlaß von Zahlungsauflagen, alsbald nach Verfluß der in letzteren bestimmten Zahlungs-Frist aber mit Stellung des Executions-AntrageS beim Königlichen Gerichtsamte vorgehen werden. Großenhain, am 26. Juli 1873. Der Stadt rath. Franke, stellv. Bors. Schze. Bekanntmachung. Im Gasthofe „zum blauen Hirsch" in Radeburg sollen den 7. August 1873, von Bormittags 9 Uhr an, folgende im Würschnitzer Forstreviere aufbereilete Hölzer, als: 1 Naumcubikmeter erleue 80 „ weiche Scheite, 1 // birkene 2 erlene > Rollen, 507 weicbe 1 birkene auf dem ganzen Revier umher, 1 erlene > Neste, 973 Weiche 72 weiche Stöcke, 274 0,5 Wellenhundert weiches > „ birkenes j Reißig, einzeln und partienweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den mitunter zeichneten Revierverwalter zu Würschnitz zu wenden, oder auch ohne Weiteres in die ge nannten Waldorte zu begeben. Königl. Forstrentamt Moritzburg und König!. Revierverwaltung Würschnitz, am 2l. Juli 1873. Vras. von Berlepsch. Politische Weltschau. Angesichts der nächsten Neichstagswahl rüsten sich unsere i Socialdemokraten mit einer Energie, welche anderen Parteien zum Muster dienen könnte. Ihre Thatkraft ist für uns eine directe Aufforderung, nicht müde zu werden im Kampf gegen die Ideen, durch die sie die Welt beglücken wollen. Krieg gegen das Kapital — lautet das erste Gebot des socialistischen Katechismus. Was dieser Krieg bedeutet und was er will, dessen erinnern sich unsere älteren Arbeiter vom Jahre 1848 her, wo derselbe die Juni-Schlacht in den Pariser Straßen veranlaßte, und die jüngeren von zwei Jahren her, als in Paris die Commune herrschte. Gott sei Dank, in Deutschland ist es so weit noch nicht gekommen; aber wer kann wissen, ob unsere Streiks nicht nur die Plänkeleien sind, die jeder Schlacht voranzugehen pflegen? In dieser Schlacht soll dem Kapitale der Todesstoß versetzt werden. Begreift unser Arbeiterstaud denn nicht, daß nur das Kapital allein es ist, welches ihm Arbeit und Brod giebt? Begreift er nicht, daß jene Duelle uur durch die vollständigste Ordnung des bürgerlichen Lebens im Fluß zu erhalten ist? Sowie man diese Ordnung stört, zieht sich das Kapital zum Verderben des Arbeiterstandes zurück, wie die Geschichte denn doch schon genugsam gelehrt hat. Der Arbeitgeber, sei er Fabrikant, Grundbesitzer oder was auch sonst, welcher durch Tumulte, abgezwungeue Lohnerhöhungen, sinkende Preise seiner Produkte dahin gebracht wird, mit einer geringeren Rente seines Kapitals vorlieb nehmen zu müssen, zieht natürlich dieses Kapital aus dem Geschäfte heraus und legt es in Staatspapieren oder Aktien an, die an unseren Börsen täglich zu haben sind. Mit dem Wüthen gegen das Kapital wüthen also die Arbeiter so recht eigent lich gegen ihre eigene Existenzfähigleit und Existenzbedingung. Weiter bezeichnen die Führer der Socialisteu Eigen thum als ein schreiendes Unrecht, oder verlangen mindestens eine neue gleichmäßige Bertheilung desselben. Wenn erst der Faule so viel hat oder haben soll, wie der Fleißige, der Geschickte so viel wie der Ungeschickte, der Herr wie der Diener — dann hört jede persönliche Freiheit auf. Die Grundlage aller Civilisation beruht auf dem Begriff des Eigenthums. Jeder Eingriff in dasselbe cnt- werthet und vernichtet den Credit. Damit aber sinkt die Produktion, sinkt das O.uantum Arbeit, welche durch das Kapital beschäftigt wird, und das endliche praktische Resultat ist eben ein gänzlicher Verfall der Gesellschaft. Wie unsere Socialisten die Aufhebung des Eigenthums predigen, so verlangen sie auch eine völlige Umgestaltung der gesellschaftlichen und politischen Ein richtungen. Die sociale Republik, wie sie Frankreich und neuerdings Spanien kennen gelernt, vernichtet Familie und Staat, Eigenthum und Erblichkeit, Vaterland, Ge schichte, Ruhm und Alles, was sonst dem Menschen noch heilig ist. Die Commune und ihre Mordbrenner in Paris hatten unsern Herrgott sogar abgesctzt, ihn ans der ganzen Schöpfung verbannt, vom Olymp bis zu dem Wurme im Staube herab. Wohin dieser Wahnsinn schließlich führt, wird sich jeder mit gesunden Sinnen begabte Mensch allein sagen. „Bekannte Geschichten" — dürfte dieser und jener Leser uns einhalten. Ja wohl, was wir hier anführen, ist den Arbeitern schon öfterer und noch viel eindringlicher als Warnung vorgehalten worden. Allein die ununterbrochenen Agitationen ihrer Führer oder richtiger Verführer müssen uns anfeuern, immer von Neuem wieder zu versuchen, dem Gifte der Socialdemokratie mit Wort und That entgegen- ! zuwirken. Namentlich mit der That! Wir können die Socialisten gar nicht besser matt setzen, als wenn wir unsern Arbeitern gegenüber werkthätige Liebe beweisen; wenn wir nirgends eine Bedrückung derselben durch die Arbeitgeber dulden; wenn wir für ihre und ihrer Kinder Ausbildung sorgen; wenn wir dem Arbeiterstande, soweit sein Können und Wissen Anspruch darauf machen kann, volle Gleich berechtigung mit jedem anderen Stande angedeiben lassen: und wenn wir endlich den fleißigen und sparsamen Arbeiter in die Lage bringen, sich ein kleines Grundeigenthum zu erwerben. Dann wird der Kampf der gegenwärtigen Ge sellschaft sein Ende erreichen und der innere Friede, der Frieden zwischen allen Classen des Staates, festbegrüudet sein. Heute sind wir von diesem Ziele noch weit entfernt. Nest man die Blätter, in denen die Ultramontanen vom unvermeidlichen Kampfe sprechen und die Socialdemokratie ihr nach Meuschcnblut riechendes Banner zum Streite und Kampfe bis aufs Niess er schivingt, daun möchte man wohl zweifeln, ob dieser Friede schon nahe sei. Die nächsten Wahlen werden uns auch hierüber einen Fingerzeig geben. Die österreichische Regierung verharrt in ihrer unbegreiflichen Verblendung, deren Bedeutung bekanntlich darin liegt, daß sie nach der Pfeife der Pfaffen tanzt und doch die Unterstützung der Versassungspartei für sich und ihre ultramontau-reactionären Maßregeln beansprucht. Daß dies eiu widersinniger und unhaltbarer Zustand ist, liegt aus der Hand, und die Verfassungstreuen bereiten sich da her auf eine energische Absage vor. Bringt dieser Schritt das Ministerium nicht zur Besinnung, so muß sich zeigen, was der Kaiser noch für Macht im Pande hat. Entweder muß dann das Ministerium seiner Wege gehen und die beschworene Constitution aufrecht erhalten werden, oder Oesterreich steuert noch einmal direct in den ultramontaucn Strudel hinein, der es schon früher beinahe verschlungen hätte. Ob dann aber seine Götter es noch einmal retten werden, ist freilich eine andere Frage. In der französischen Nationalversammlung hat das pomphaft angekündete Redetournier betreffs der Interpellation Jules Favre's über die innere Politik der Negierung statt gefunden und, wie sich voraussehen ließ, mit einer 'Nie derlage der pinken geendet, denn die Nationalversammlung ertheilte der Negierung mit 400 gegen 270 Stimmen ein Vertrauensvotum. Die republikanischen Blätter sind voller Pobeserhebungen über die glänzende Rede Favre's und speien Gist und Galle über die Impertinenz, mit welcher der Minister von Broglie erklärte, er werde dem Interpellanten nicht antworten. Wir sind zwar keine Freunde der gegen wärtigen französischen Negierung und ihres bigotten Anhangs, aber in dieser Angelegenheit müssen wir ihr das Zeugniß geben, daß sie nicht anders handeln konnte, als sie es gethan hat. Denn wenn sich die ganze schöne Rede Favre's auf die Frage zuspitzt: „Ist die Regierung orleanistisch, legitimi- stisch oder bonapartistisch?" so konnte schlechterdings keine Antwort darauf erfolgen, da die Regierung darüber selbst nicht einig ist. Das mußte doch Favre wissen, daß die gegenwärtige monarchische Coalition nnr durch den Kitt gemeinsamen Hasses gegen die Republik znsammengehalteu wird, gerade so, wie augenblicklich die conservativen Re publikaner mit den Radicalen nur deshalb Hand in Hand gehen, weil sie in den Monarchisten gemeinschaftliche Feinde sehen. Größeren politischen Scharfblick hätte Favre bewährt, > wenn er diese Interpellation ganz unterlassen hätte. Das ! widernatürliche Bündniß zwischen Bourbonen, Orleanisten und Bonapartisten wird durch solche Angriffe nur befestigt. — Mitte voriger Woche wurde der Apparat zur Nieder haltung aller republikanischen Bestrebungen vollends beendet, indem die Nationalversammlung mit 396 gegen 263 Stimmen den Gesetzentwurf annahm, wodurch die Permanenz-Com mission Besugniß erhält, wegen beleidigenden Angriffen gegen die Versammlung während der Ferien gerichtliche Verfolgungen zu veranlassen. Die Commission hat also unbeschränkte Boll- macht zur Unterdrückung der republikanischen Preise, und daß sie davon Gebrauch machen wird, dafür bürgt ihre Zusammensetzung. Die äußerste Linke ist in derselben gar nicht vertreten, nur sieben Mitglieder des linken CentrumS gehören ihr an, während die Rechte durch achtzehn Mit glieder repräsentirt wird. Aus Spanien brachte der Telegraph dieser Tage eine Meldung, welche die Aufmerksamkeit des deutschen Publi kums im hohen Grade aus sich zieht. Der Sachverhalt ist folgender. Die in Cartagena siegreichen Insurgenten haben sich auch der im Hafen liegenden Kriegsschiffe be mächtigt und dieselben nach Alicante gesendet, um auch diese ^tadt zur Verjagung der Regierungsbehörden anfzufordern. Die Madrider Regierung hatte hiergegen kein anderes Mittel, als daß sie diese Schiffe für außerhalb des Völker rechts stehende Piratenfahrzeuge erklärte. Der spanische Geschäftsträger in Paris machte dem Minister v. Broglie von dieser Erklärung amtliche Mittheilung, worauf derselbe zu verstehen gab, die französische Negierung werde sich erst dann verpflichtet fühlen, die Schiffe wegzunehmen, wenn dieselben in französische Häfen einlaufen sollten. Nun wissen wir nickt, ob in Berlin^ ähnliche Schritte seitens der spa nischen Negierung gethan sind und was man dort geant wortet hat. Aber äußerst überraschend kommt die Nachricht, wonach das deutsche Panzerschiff „Friedrich Karl" eines jener schiffe, den Dampfer ,, Vigilante", auf der Höhe zwischen Carthagena und Almeria weggenommen und mit dieser Prise die Fahrt nach Glbraltar angetreten hat. Daß wir damit ohne Weiteres für eine den Spaniern freundliche Macht erklärt worden sind, ist ein Eingriff unserer Panzer- fregatte in die Diplomatie, der noch viel Dinte kosten wird. Die übrigen Nachrichten aus Spanien sind ziemlich be deutungslos. Die Cortes arbeiten an der neuen Verfassung; Niemand aber weiß, ob ihre Beschlüsse je in Wirklichkeit treten werden. Tagesnachrichten. Sachsen. Wie das „Dr. I." aus zuverlässiger Quelle hört, werden Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und die - Kronprinzessin von ihrer über Koblenz nach Metz angetre- ? tenen Reise zur Einweihung des Denkmals bei St. Privat, i welcher auch Se. königl. Hoheit der Prinz Georg beiwohnen ! werden, den 2. August wieder nach Dresden zurückkehren , und sodann den 4. August eine Reise nach Wien zum Be- ! such der dasigen Weltausstellung antreten. Ein Besuch der ; Ausstellung selten Sr. Majestät des Königs, welcher früher - in Aussicht genommen worden war, ist wegen der großen damit verbundenen Anstrengungen dem Vernehmen nach de finitiv aufgegeben worden. Hierbei erwähnt das „Dr. I.", daß der Gesundheitszustand Sr. Majestät des Königs im - Allgemeinen als ein befriedigender bezeichnet werden kann. ! Asthmatische Zufälle haben sich seit der Rückkehr aus Bad Ems nicht wiederholt. Bekanntlich ist auf dem letzten Landtage bezüglich einer ' sogenannten dritten Linie Leipzig-Dresden über Brandls,