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Großenhainer Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Abonnement: Vierteljährlich in Ngr Untech attunzs- und AnWedlatt. »Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Inseratenpreis Für den Raum einer Spalt- zcile l Ngr. Inseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 10 Uhr. Nedaction, Druck und Verlag von Herrmann Starte in Großenhain. .1« «« Donnerstag, den 12. Juni küble, kaufen: eppe. Der nachstehendö beschriebene, seit seiner kürzlich erfolgten Entlassung aus der Correctionsanstalt wiederholt wegen Landstreichens und Bettelns bestrafte Handarbeiter Johann Traugott Dietrich aus Ouersa hat seinen Heimathsort heimlich verlassen und treibt sich jedenfalls wieder bettelnd umher. Alle Polizeibehörden und deren Organe werden ersticht, Dietrichen im Betretungs falle festznnehmen und anher zu schieben, für den Fall aber, daß er festes Arbeitsunter kommen hat, nur Nachricht anher zu geben. Großenhain, am 6. Jnni 1873. Das Königliche Gerichtsamt. i. V.-. Ass. v. Loeben. Hpfr. P ers on en b es ch r eib un g. Alter: 33 Jahr, Größe: übermittel, Religion: evang.- luth., Haare: blond, Stirn: breit, Augenbrauen: blond, Augen: brann, Nase und Mund: gewöhnlich, Kinn: breit, Gesicht: oval, Zahne: gnt, Bart: rasirt, besondere Kennzeichen: an den Füßen fehlen die Zehen, an der linken Hand drei Finger. In einer hier gegen die Fabrikarbeiterin Amalie Ernestine Schumann von hier anhängigen Untersuchung ist derselben eine Verordnung des Königlichen Ministeriums der Justiz bekannt zu machen. Da der gegenwärtige Aufenthaltsort der pp. Schumann, die sich zu Anfang dieses Jahres von hier fort- und nach Freiberg und Euba bei Augustusburg gewendet hat, nicht zu ermitteln gewesen ist, so wird dieselbe hiermit öffentlich vorgeladen, den 2V. Juni d. I. an hiesiger Amtsstelle zu erscheinen und der Bekanntmachnng der betreffenden Verordnung sowie des Weiteren sich zu gewärtigen. Alle Polizei- und Eriminal-Behörden aber werden ersucht, die p. Schumann auf diese Vorladung aufmerksam zu machen und den derzeitigen Aufenthalt der Schumann anher mitzutheilen. Großenhain, am 5. Juni 1873. Das Königliche GerichtsamL. In Stellv.: Hainichen, Ass. Bockwitz, Nef. Bekanntmachung. Nachdem das Verzeichnis; der Anlagen - Restanten ans dem Jahre 1872 von der Armenversorgnngsbehörde durchgegangen worden, werden die verbliebenen Reste dem Königlichen Gerichtsamte hier in den nächsten Tagen zur executivischen Beitreibung über geben werden. Wer daher die Auspfändungsmaßregel mit den damit verbundenen Kosten von sich abwenden will, möge seine Reste ungesäumt an die Stadthauptcasse absühren. 'Nach Stellung des Executionsantrages beim Königlichen Gerichtsamt können weder Ge- ! stundungen, noch Ratenzahlungen, noch weniger Erlasse genehmigt werden. - Großenhain, den 11. Juni 1873. Der StadLrath. Kunze. -schäf- lernde ürd bei Näheres raße. Wirth- ;e eines Dame rberg, xze. .>s Liebe >t vom eche. eziehen; Stuben, .wer ge- beziehen ißlitz. id einer i, wird eres bei >pe. — dorf jeher. ns nach lohnung 'zuaeben e 32^. Dritte zugeben. SV IO 12 „ 10 „ 16 ,, 28 „ - Pf. gehender Dienstknecht bei Seäßgen auf eine Tanne, welcher sich ein Krähennest befand. von ihm geplündert und den jungen Krähen die Beine und Schloßenschlag mehrfachen schaden angerichtet. Ebenso ! Ein Antrag, zn Ehren der Errichtung der Föderalrepublik zwei Stock hoch hinuntergestürzt, wobei er den rechten Oberschenkel gebrochen hat. Die starken Gewitter der vergangenen Woche haben sind bei Kirchberg und Pirna starke Gewitter aufgetreten. Zwischen Kieritzsch und Breunsdorf hat sich in der 'Nacht zum 5. Juni auf der Staatsbahn ein unbekannter, an scheinend dem Arbeiterstande angehöriger Mann, wie ver- muthet wird, absichtlich von dem Zuge überfahren lassen, und ist der Tod wahrscheinlich durch Verblutung eingetreten. Deutsches Neich. Nachdem am 'N Juni die Gesetz. ausgesprochen, daß die Lehre desselben ans der Schule und aus der Kirche zn verbannen sei. Italien. Am 8. Juni hat der neue Vertreter des deutschen Reiches am italienischen Hofe, Herr v. Keudell, dem König in feierlicher Audienz sein Beglaubigungsschreiben überreicht. Das Leichenbegängnis; Rattazzi's hat am 8. Juni unter Truppen und Nationalgarden asststirten. Frankreich. Der deutsche Botschafter Graf v. Arnim hat am 7. Jnni dem Präsidenten der Republik, Marschall Mac Mahon, seine nenen Beglaubigungsschreiben überreicht. Dem „Journal des Döbats" zufolge ist Prinz Napoleon in keiner anderen Absicht nacb Paris gekommen, als nm seine Rechte als französischer Bürger zur Anerkennung zu bringen, und wird, dem Drängen seiner Freunde nachgebend, iu einigen Tagen wieder abreisen. Der Minisler des Innern, Beulö, hat eine Depesche an die Präfecten gerichtet, in welcher er siel) gegen die Eolportirnng von politischen Adressen ausspricht und dieselben namentlich auffordert, gegen die General- und Municipal- räthe, welche sich an dergleichen Manifestationen betheiligen, mit Nepreffivmaßregeln energisch einzuschreiten. Das Weitererscheinen des Journals „Eorsaire" ist wegen heftiger Angriffe gegen die Regierung, sowie wegen Verbrei tung gegen die gesellschaftliche Ordnung gerichteter Doctrinen verboten worden. Spanien. Nachdem die constituirenden EorteS Orense wieder zum Präsidenten gewählt, ebenso wie die anderen Mitglieder des provisorischen Bureaus, legte der bisherige Präsident des Ministeriums, Figueras, die Exekutivgewalt iu die Hände der Versammlung nieder, indem er hervorhob, daß die Zustände augenblicklich schwieriger seien als je. Der Antrag, Pi h Margall zum Präsidenten des Eonseils zu ernennen und mir der Bildung des Ministeriums zu Das Nest wurde ' tirtenkammer und des Senats, sowie die auswärtigen Ge- " " '' ; sandten nahmen an der Feierlichkeit Theil, welcher auch l dem Zudrange einer großen Volksmenge stattgefunden. Der auf Kronprinz, die Präsidenten nnd die Mitglleder der Depu- ein dreitägiges Landesfest zu feiern, wurde abgelehnt, ebenso ein Antrag, das 'Nationalbanner durch die rothe Fahne zn ersetzen. Die Vorschläge des Ministerpräsidenten bezüglich des zu berufenden Eabinets riefen eine stürmische Debatte hervor; schließlich beschloß die Versammlung, in geheimer Sitzung zusammenzntreten. Nachdem in letzterer ein wei terer Meinungsaustausch über die Frage des nenen Mini steriums stattgefunden hatte, wurde einstimmig beschlossen, dem nm seine Entlassung eingekommenen Ministerium ein Vertrauensvotum zu erthcilen und zugleich die Mitglieder desselben aufs Neue in ihren Miuisterposten zn bestätigen. Die Minister erklärten sich zur Wiederübernahme ihrer seit herigen Stellen bereit. In der darauf wieder eröffneten öffentlichen Sitzung wurde der in der geheimen Sitzung ge faßte Beschluß einstimmig genehmigt. Infolge einer Empörung, welche unter den Truppen des gegen die Earlisten im Felde stehenden Generals Velarde, unter Kundgebungen zu Gunsten der föderalen Republik, ausgebrochen ist, mußten der General nnd die Offiziere vor den Empörern die Flucht ergreifen. Ersterer hat auf tele graphischem Wege seine Entlassnng gegeben. Gegen die Aufrührer wurden sofort Truppen entsandt. — Nach neueren Meldungen, welche der Negierung aus Eatalonien zugingen, wäre die Disciplin unter den Truppen völlig wiederhergestellt. General Velarde hat das Eommando wieder übernommen. Tagesnachrichten. Großenhain, den 11. Juni. Heute Morgen ist der Handarbeiter Ulrich hier beim Wasserschöpfen wahrscheinlich in Folge eines überkommenen Schwindels oder Schlaganfalls i an einer nicht tiefen Stelle in die Röder gefallen und bald darauf todt herausgezogen worden. Großenhain. Vor einigen Tagen kletterte ein an- l betrauen, wurde sodann mit 142 gegen 38 Stimmen an- auch in der Bantzner und Zwickauer Gegend durch Blitz- j genommen und in der Sitzung am 8. Juni die Errichtung föderalen Republik niit 210 gegen 2 Stimmen beschlossen. entwürfe wegen Verbesserung der Lage der Unteroffiziere, Erweiterung der Dienstgebäude des preußischen Kriegs- j Ministeriums und Ausbau des preußischen Reichseisenbahn netzes in Elsaß - Lothringen in dritter Lesung die definitive ! Genehmigung des Reichstags gefunden hatten, trat derselbe j in die zweite Berathung des Reichöhaushaltsetats für 1874 : ein und erledigte folgende Etats: Reichskanzleramt, Bundes- ! rath, Reichstag, Rechnungshof, Oberhandelsgericht und ans- < wärtiges Amt. Nnr bei der Forderung für den Gesandt- - schaftsposten beim päpstlichen Stuhle fand eine erhebliche j Debatte statt, doch wurde schließlich die geforderte Summe! mit schwacher Majorität bewilligt. Oesterreich. Der Kaiser von Rußland ist in Be- ! gleitung des Großfürsten-Thronfolgers und der Gemahlin ! desselben am 7. Jnni von Wien abgereist. Der Großfürst i Wladimir bleibt noch einige Zeit dort zurück. Schweiz. Die katholische Kirchengemeinde von Zürich hat sich mit Dreiviertel aller Stimmen gegen das Dogma von der Unfehlbarkeit und für den Antrag der Altkatholikcn durch Abschneiden der Zehen verstümmelt. Aber der bösen ! That sollte bald die Strafe folgen Ein anderer in der! Nähe arbeitender junger Mann ersuchte ihn, ihm beim i Fällen eines Baumes behilflich zu seiu, wozu der 'Nester- ! jäger auch sogleich bereit war. Bald fiel der Baum, aber § wohin? auf das Bein des Thierquälers. Mit zerbrochenem Beine lag er nun unter dem Baume und ließ gemeinschaft- ' lich mit den Krähen Schmerzenötaute hören. Sachsen. Nach den von sämmtlichen Untergerichten ; an das Justizministerium erstatteten Anzeigen über die nach den Bestimmungen des Gesetzes, die gütliche und kostenfreie Vermittelung streitiger, noch nicht gerichtlich anhängiger Eivil- ansprüche durch die Untergerichte betreffend, zur Anmeldung gekommenen streitigen Eivilansprüche sind im Jahre 1872 überhaupt 2260 dergleichen Ansprüche bei den Gerichten angemeldet und davon 1092 verglichen worden. Am 10. Juni ist in Dresden der Landeöculturrath zu mehrtägigen Verhandlungen zusammengetreten. Die Glasmacher der Dresdner Glasfabrik Friedrich Siemens haben nach getroffener gegenseitiger Vereinbarung die Arbeit wieder ausgenommen. In Dresden hat in der Nacht vom Sonntag zum; Montag ein Schlossergeselle, als er eben von einem Tanz vergnügen in seine Wohnung zurückgekehrt war, beim Schließen der Fenster das Gleichgewicht verloren und ist Nußland. Infolge des extravaganten Verhaltens der russischen Studentinnen an der Universität Zürich, deren Zahl fortwährend wächst, macht die Staatsregieruug allen russischen Frauen, welche die Universität und das Poly technikum daselbst besuchen, im Voraus bekannt, daß die jenigen unter ihnen, welche nach dem 1. Januar künftigen Jahres sorlfahren werden, in diesen Anstalten Vorlesungen zu besuchen, nach ihrer Rückkehr nach Rußland weder zn den Beschäftigungen, zu denen die Eoncesston der Staatö- regiernng erforderlich ist, noch auch zu irgend welchen Prüfungen oder zum Besuch von Lehranstalten in Rußland werden zugelassen werden. Die Regierung hofft, daß eine solche rechtzeitige Ankündigung sie der traurigen Noth- wendigkeit entheben wird, irgend Jemand den bezeichneten Beschränkungen zu unterziehen. Amerika. Der Schatzsecrctär der Vereinigten Staaten hat für den 6. September dieses Jahres die Amortisirung von 20 Millionen Dollars Bondö augeordnet. Es werden hierzu Millionen Dollars des der amerika nischen Regierung vom Genfer Schiedsgerichte zugebilligten Schadenersatzes verwendet werden. Vermischtes. Die Freundschaft Preußens und Rußlands ist alt. Der vor 200 Jahren regierende große Kurfürst, in dem man mit vollem Rechte den ersten Begründer von der Macht und dem Ansehen des brandenburgisch-preußischen Staates erblickt, sah mit großer Aufmerksamkeit auf seinen Zeit genossen, den russischen Ezaar Michajlowitsch, den zweiten Romanoff, der durch wohlgemeinte Maaßregelu die Wohl fahrt seiner Mostowiten zu begründen suchte und sogar darauf bedacht war, die Anfänge der Wissenschaft und Auf klärung in seinem Lande zu verbreiten und dadurch ein Vor arbeiter Peter des Großen wurde, wie der große Kurfürst als ein weiser Administrator der nothwendige Vorläufer j seines Urenkels Friedrich des Großen war. Der Ezaar : begrüßte im Jahre 1687 den Kurfürsten durch eine außer- j ordentliche Gesandtschaft. Der russische Herr Ambassadeur j benahm sich aber auch für die damalige Zeit höchst sonder bar; denn als er bei der Kränklichkeit des schon seinem Tode nahen Kurfürsten eine Audienz vor seinem Bett haben sollte, verlangte der stolze und wunderliche Bojar, ebenfalls in j einem Bette, mit Schlafrock und Schlafmütze angethan, zur Audienz getragen zu werden. Die Herren am kurfürst lichen Hofe waren über diese Frechheit sehr empört, der Kurfürst aber glich die Sache dadurch aus, daß er auf die kurze Zeit der Audienz Bett nnd Schlafzimmer verließ und dafür auf feinem Thronsessel Platz nahm und so den fremden Gesandten vor sich ließ. Als derselbe sich wieder zurück gezogen hatte und man den kranken Kurfürsten wieder in fein Bett zurückführte, sprach er lächelnd: „Laßt es nur gut seiu. Ich habe einen nordischen Bären zum Freunde, vor dem unsere Nachkommen ebensowenig sicher sind, als ! seine jetzigen Feinde. Es ist wohl am besten, man bleibt ihm so weit, als möglich vom Leibe." Uebrigens blieben von da an die Ezaare von Rußland mit den Königen von Prenßen durch enge Freundschaft verbunden und diese wurde weder durch die Rechtschaffeuheit Friedrich l., noch durch die Theilnahme der Kaiserin Elisabeth am siebenjährigen Kriege > getrennt. Friedrich dem Großen war sehr viel an der j Freundschaft Rußlands gelegen und die letzte eigenhändige Depesche, die er vor seinem Tode 1786 schrieb, war an den Ministerpräsidenten in St. Petersburg. Die vergangenen Tage brachten merkwürdige Anekdoten von dem Benehmen des persischen Regenten an den euro päischen Höfen, die er besucht, und vielleicht giebt es auch