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Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Abonnement: Vierteljährlich 10 Ngr. Großenhainer UMH altungs- un- Anzeige-latt. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Inseratenpreis: Für den Raum einer Spalt« zcile 1 Ngr. Inseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 10 Uhr. Nedaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. M SS. Donnerstag, den 26. Juni 18SS Bekanntmachung, die Anmeldung zum einjährigen Freiwilligendienst betreffend. Bei der unterzeichneten Prüfungs-Commission werden vom 8. September dieses Jahres an die vorschriftmäßigen Prüfungen zur Erlangung der Berechtigung zum einjährigen freiwilligen Militärdienste abgehalten werden. Diejenigen nach ß 20 der Militär - Ersatz - Instruction vom 26. März 1868 im Dresdner Regierungsbezirke gestellpflichtigen jungen Leute, welche noch in diesem Jahre die Berechtigung zu erlangen wünschen, haben, vorausgesetzt, daß sie das 17. Lebensjahr vollendet, das dienstpflichtige Alter aber nicht bereits erreicht haben, ihre bezügliche Anmeldung bis zum 23. August dieses Jahres mittelst schriftlicher Eingabe zu bewirken und letztere unter gleichzeitiger Beifügung n) eines Nachweises der Neichsangehörigkeit, d) einer Geburtsbescheinigung, (I eines Einwilligungsattestes des Vaters oder Vormundes, (l) eines Unbescholtenheits-Zeugnisses, welches für Zöglinge höherer Schulen von dem Director derselben, für andere jungen Leute von der Polizeibehörde des Wohnortes auszustellen ist, und e) eines Nachweises über die erlangte wissenschaftliche Ausbildung an das Bureau der Prüfungs-Commission, Schloßstraße Nr. 15 1. Etage, gelangen zu lassen. Dresden, den 1. Juli 1873. Aönigf. Rrüsungs - Commission der (freiwilligen zum eilMrigen MMrdienste. Richter, Oberst. Stelzner, Geheimer Regierungs-Rath. Hübler. Bekanntmachung. Erbtheilungshalber soll von dem unterzeichneten Gerichtsamte das zum Nachlasse des ! Gerichtsschöppen Johann Gotthelf Tag gesell gehörige Hufeugut, Fol. 2 des Grund- und Hhpothekenbnchs zu Zottewitz Amtsantheils, Cat. Nr. 14 mit einem Areal von 5 Hect. 36 Ar (9 Acker 205 lURth.), nebst anstehender Ernte und lebendem und tobten Inventar, was Alles ortsgerichtlich auf 3423 Thlr. 14 Ngr. gewürdert worden, unter den im Termine bekannt zu machenden, übrigens auch aus den am hiesigen Gerichtsbret und in der Schänke zu Zottewitz nebst Beschreibung aushängenden Anschlägen ersichtlichen Bedingungen am 7. Juli d. I. 12 Uhr Mittags im Nachlaßgute selbst freiwillig an den Meistbietenden versteigert, den folgenden Tag aber, den 8. Juli, von 9 Uhr Vormittags an der übrige vorhandene Mobiliarnachlaß ortsgerichtlich gegen Baarzahlung verauctionirt werden, was man hiermit bekannt macht. Großenhain, am 23. Juni 1873. Das Königliche Gerichtsamt. i. v.: Bornemann, Assessor. Nachdem der Fabrikarbeiter Carl Wilhelm Grütze, gebürtig von OelSnitz bei Großenhain, der gegen ihn unter dem 27. Februar dieses Jahres ergangenen öffentlichen Vorladung zur Bekanntmachung eines Strafbescheids nicht Folge geleistet hat, so wird derselbe nunmehr anderweit vorgeladen, sich zum Antritt der ihm zuerkannten Gefänguiß- strafe bis längstens den 7. Juli 1873 hier an Gerichtsstelle zu stellen. I Alle Criminal- und Polizeibehörden aber werden ersucht, Grützen im Betretungsfalle auf vorstehende Ladung aufmerksam zu machen, beziehentlich ihn zu verhaften und mittelst Schubes anher zu weisen, hievon aber Nachricht anher gelangen zu lassen. Großenhain, am 19. Juni 1873. Das Königliche Gerichtsamt. In Stellv.: Heinichen, Ass. Bockwitz. Die Bekanntmachung. Pachtgelder, Schank-Canons und die Röhrwasserzinfen aufs erste Halbjahr 1873 sind bis längstens den 22. Juli 1873 an Stadthauptcassenexpeditionsstelle zu bezahlen. Großenhain, am 21. Juni 1873. Der Stadtrat h. Franke, stellv. Vors. Bekanntmachung. Im Gasthofe zum Auer sollen den 1., 2. und 3. Juli 1873, von Vormittags 9 Uhr an, folgende im Kreier Forstreviere aufbereitete Hölzer, als: den 1. Juli 2 Raumcubikmeter birkene Scheite, 34 „ kieferne „ 3 „ birkene Rollen, 11 „ erlene „ 584 „ kieferne „ 1,7v Wellenhundert birkenes Reißig, 1,2v „ erlenes „ 257, w „ kiefernes „ den 2. Juli 2251 Raumcubikmeter kieferne Aeste un den 3. Juli n. c. in Abth. 32 und 50, „ „ 8, 13, 16, 19, 25, 26, 27 und 54, „ „ 25 und 45, „ „ 45, 50 und 55, „ „ 4 bis 57, „ „ ^5, ", ", 19', 20, 30, 32, 35, 45 und 50, ». c. > schwaches Gestänge, in Abth. 1 bis 57, n. e. 20 Raumcubikmeter Bodenstreu, in Abth. 58, 1415 „ Besenpfrieme, in Abth. 28, 32, 33, 35, 37, 40, 41, 42, 50 und 52, einzeln und partienweise gegen sofort nach dem jedesmaligen Zuschläge zu leistende Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den mitunterzeichneten Revierverwalter zu Krciern zu wenden, oder auch ohne Weiteres in die genannten Wald orte zu begeben. Königl. Forstrentamt Moritzburg und Königs. Revierverwaltung Kreiern, am 11. Juni 1873. Gras. Schulze. Tagesnachrichten. Großenhain. Die Zahl der Bewerber um das hiesige Bürgermeisteramt beträgt jetzt zwölf; keineswegs ist man aber, was mit ziemlicher Sicherheit behauptet werden kann, über etwaige bevorzugte Persönlichkeiten einig, auch hat der Stadtrath sein ihm zustehendes Vorschlagsrecht noch nicht ausgeübt. Um so unpassender erscheint es daher, wenn auswärtige Blätter, wie beispielsweise die „Dresdner Nach richten" in einer ihrer letzten Nummern, Namen von Per sonen nennen und diese als die Bevorzugten hinstellen. Durch solche Mittheilungen, welche die Bezeichnung Judiscretion nicht einmal verdienen, da ihnen alle Thatsächlichkeit ab geht, wird höchstens ein oder der andere Bewerber von weiteren Schritten abgehalten, der Sache selbst aber gar nicht gedient. Eine Klarstellung dieser Nachrichten, wie hiermit geschieht, ist deshalb gewiß angebracht. — Am vergangenen Montag gegen Abend ist eine Fran aus Geißlitz bei Pristewitz, welche an den Dämmen der Leipzig-Dresdner Eisenbahn Gras geschnitten hatte, beim Ueberschreiten des Gleises mit dem schwer beladenen Trag korbe von der Locomotive eines Zuges, dessen Herannahen dieselbe jedenfalls nicht bemerkt, dermaßen hingeschleudert worden, daß ihr Tod durch das Zerschlagen des Vorder kopfes sofort erfolgte. Sachsen. Se. Excellenz der Herr Staatsmiuister Frhr. v. Friesen hat aus Gesundheitsrücksichten einen län geren Urlaub angetreten und sich zunächst zum Gebrauch der Cur nach Marienbad begeben. (Dr. I.) In Chemnitz hat die Nachricht, daß der unlängst ver storbene Herr Theodor Esche der Stadt 50,MO Thlr. für verschiedene Bildungözwecke letztwillig vermacht hat und diese Summe auch bereits eingezahlt worden ist, allgemeine Freude erregt. In dem kleinen Städtchen Taucha bei Leipzig sind die Gehalte der beiden Hilfslehrer von 220 auf 300 Thlr. er höht worden, so daß nunmehr die Gehaltsscala der fünf Lehrer Tauchas sich wie in Dresden zwischen 3M und 800 Thlr. bewegt. Aus Schneeberg vom 20. Juni wird dem „ CH. T." geschrieben: Die Gerüchte vom Niedergänge eines Wolken bruches in der Nähe von Rittersgrün haben sich leider in vollem Maße bestätigt und die eingehenden Details können nicht genug von den Verheerungen berichten, welche durch dieses Naturereigniß verursacht worden sind. Dasselbe fand auf dem Höhenzuge, welcher das Rittersgrüner Thal von dem Breitenbrunner trennt, statt und war mit furchtbarem Hagelschlag verbunden. Die außerdem herabstürzendeu Wassermengen strömten nach beiden Seiten ab, indem sie auf Feldern, Wiesen und Gärten der beiden genannten Dörfer ungeheuren Schaden anrichteten. Auf vielen Feldern sind die Kartoffeln sammt gutem Lande vollständig weg geschwemmt. In Breitenbrunn wurde der zur Papiermühle gehörige Garten mit Mauern und Bäumen vollständig ver nichtet, Communicationswege sind nur noch kurze Strecken in passirbarem Zustande, vier Brücken und eine Scheune wurden weggerissen, sowie mehrere weitere Gebäude dem Einstürze nahe gebracht. In dem wilden, dahinstürzenden Strudel sah man Hühner, Gänse im Verein mit Bretern, Klötzern und allerlei Geräthschaften mit fortgerissen; sogar ein 25 Ctur. schwerer Wassertrog wurde eine Strecke weit mitgenommen. Im unteren Theile des Dorfes stieg das Wasser mit rapider Schnelligkeit und brachte eine nicht geringe Anzahl Häuser mit ihren Bewohnern in Gefahr. Sehr viele sahen sich genöthigt, sich noch durch die Fenster die Berglehne hinan zu flüchten, und waren nicht im Stande, den Viehbestand in Sicherheit zn bringen, so daß in einigen Ställen das Vieh bis an den Leib im Wasser stand. In ähnlicher Weise haben die Gewässer in Rittersgrün gewüthet. In einer Spinnerei zu Crimmitschau wurde am 18. Juni ein Mann beim Putzen der Welle von dem dazu gebrauchten Seile um Hals und Gesicht herum gefaßt und in die Höhe gezogen. Der Geistesgegenwart zweier daselbst arbeitenden Frauen ist es zu danken, daß der Tod in diesem kritischen Augenblicke, wo er nicht lange auf sich warten läßt, ab gehalten wurde. Die eine Frau warf den Riemen herab, damit das Werk zum Stehen kam, die andere hielt den in der Schwebe hängenden Mann so lange in die Höhe, bis Hilfe herbeikam. Der Zustand des Patienten, welcher eine Wunde am Hinterkopfe und einige Quetschungen davontrug, ist nicht lebensgefährlich. Aus dem fürstlichen Steinkohlenwerke zu Neuölsnitz bei Stollberg ist am 18. Juni ein Häuer von nachbrechendem Gestein und Kohlen verschüttet nnd getödtet worden. In Zittau ist am vergangenen Sonnabend ein 11jähriger Schulknabe beim Baden ertrunken. Am 19. Juni bekam in Glauchau ein Dienstmädchen beim Wasserholen aus dem Mühlgraben das Uebergewicht, stürzte in das Wasser und ertrank trotz sofort herbeigeeilter Hilfe. In Gastewitz bei Wermsdorf spielten vor Kurzem mehrere Kinder „Schule"; dabei schlug der den „Schulmeister" vor stellende Knabe einen anderen von etwa acht Jahren wegen eines angeblichen Vergehens mit einem eisernen Ladestock zweimal über den Kopf, infolge dessen letzterer Knabe trotz ärztlicher Hilfe neun Tage später gestorben ist. In der Nacht zum 21. Juni ist in Mohorn bei Tharand ein Gut niedergebrannt, wobei zwei Pferde und 12 Kühe in den Flammen umkamen. Deutsches Neich. Im Reichstage wurde am 20. Juni das Gesetz über Abänderung des Vereinszolltarifs in der Weise angenommen, daß nur das Roheisen alsbald vom Eingangszoll befreit wird, Eisenwaaren u. dergl. aber erst vom 1. Januar 1877 ab. In der Sitzung am 21. Juni fand die zweite Lesung des Gesetzes über die Wohnungs geldzuschüsse für die Reichsbeamten und für die Offiziere und Aerzte des Reichsheeres statt, während am 23. Juni der Gesetzentwurf über die Verwendung des reservirten Theiles der französischen Kriegsentschädigung in zweiter Lesung angenommen wurde. Der Reichstag genehmigte ferner die Etatsüberschreitung für 1872, nahm hierauf das Servisgesetz in dritter Lesung unverändert an und trat so dann in die Berathung des Art. 18 des Münzgesetzes, wel cher Banknoten und Staatspapiergeld betrifft, ein. Hierbei wurde schließlich der Antrag des Abg. vr. Bamberger und Genossen mit großer Majorität angenommen, nach welchem die Vorschrift, daß die Banknoten und die von Corpora-