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Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Monnemml: Vierteljährlich 10 Ngr. Großenhainer UMH Mngs- M AnWeUM Amtövlatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Anseralenpreit;: Für den Raum einer Spalt zeile l Ngr. Inserakeuannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 10 Uhr. Rcdaetion, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenbain. M SL Dienstag, den 24. Juni I8S». Bekanntmachunq. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte soll das zum Nachlasse des Häuslers und Brenners Ernst Eduard Hennig gehörige Hausgrundstück, Eat.-Nr. 60 8. zu Zabeltitz, Fol. 186 des dasigen Hypothekenbuches, Flurb. Nr. 63, welches mit 18,88 Steuereinheiten belegt ist, 3,8 Ar (18 UM.) umfaßt und ortögerichtlich auf 450 Thaler - -—- geschätzt worden ist, erbtheilungshalber am 3. Juli 1873 Mittags 12 Uhr im Nachlaßhause freiwilliger Weise versteigert werden, was mit dem Bemerken, daß die Versteigerungsbedingungen den am hiesigen Amthause und in der Zabeltitzer Schänke aushäugendeu Anschlägen Leigefügt sind, hiermit bekannt gemacht wird. Großenhain, am 19. Juni 1873. Das Königliche Gerichtsamt. In Stellvertretung: Bornemann, Assessor. Bekanntmachung. Nach erfolgter Aufstellung des neuen Schulgeldcatasters auf das Schuljahr Ostern 1873 bis dahin 1874 wird nunmehr das Schulgeld auf die Zeit von Ostern dis Johannis 1873 mit dem Bemerken hierdurch ausgeschrieben, daß dasselbe spätestens bis zum 17. Juli 1873 an Stadthauptcassenexpeditiousstelle zu bezahlen ist. Großenhain, am 21. Juni 1873. Der Stadt rath. Franke, stellv. Vors. Bekanntmachung. Daß der Architect Herr Elemens Theodor Linke bei uns als Bauinspeetor und technischer Beamter des hiesigen AichamteS angestellt und als solcher heute in Pflicht genommen worden ist, wird hierdurch bekannt gemacht. Großenhain, am 20. Juni 1873. Der Rath daselbst. Franke, stellv. Vors. Bekanntmachung. Vom Gcjetzblatt für das Deutsche Reich auf das Iabr 1873 ist das Dl. Stück erschienen. Dasselbe enthält: Nr. 020. Gesetz, betreffend die Geldmittel zur Umgestaltung und Ausrüstung von Deutschen Festungen. Vom 30. Mai 1873. Ein Exemplar liegt zu Jedermanns Einsicht im Anmeldezimmcr, Kloster, I. Etage, bereit. Großenhain, am 10. Juni 1873. Der Nath daselbst. Bekanntmachung. Die städtischen Central« «lagen auf das zweite Vierteljahr 1873 sind am 15. d. Mts. gefällig gewesen und bis längstens den 10. Juli 1873 an StadthauptcassenexpeditionSstelle zu bezahlen. Großenhain, am 21. Juni 1873. Der Stadtrat h. Franke, stellv. Vors. Bekanntmachung. Vom Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 8. Stück vom Fahre 1873 erschienen. Dasselbe enthält: Nr. 03. Bekanntmachung, die Ausgabe verzinslicher Schatzanwcisungen im Betrage von 5 Millionen Thaler betreffend; vom 12. Mai 1873. Nr. 66. Gesek, die Entschädigung für Wegfall gewisser, mit dem städtischen Brauurbar verbundener Berechtigungen, sowie des Bierverlagsrechts von Landbrauereien betreffend; vom 12. Mai 1873. Nr. 67. Verordnung zu Ausführung des Gesetzes, die Entschädigung für Wegfall gewisser, mit dem städtischen Brauurbar verbundener Berechtigungen, sowie des Bierverlags rechts von Landbrauereien betreffend, vom 12. Mai 1873; vom 12. Mai. 1873. Nr. 68. Gesetz, die Entschädigung für Wegfall des Mahlzwangs betreffend; vom 13. Mai 1873. Nr. 60. Verordnung zu Ausführung des Gesetzes, die Entschädigung für Wegfall des Mablzwangs betreffend, vom 13. Mai 1873; vom 13. Mai 1873. Nr. 7o. Verordnung, eine Erweiterung des Cursus der Realschulen l. Ordnung und I die daran geknüpften Vergünstigungen betreffend; vom 15. Mai 1873. Nr. 71. Bekanntmachung, die Anlegung eines zweiten Gleises auf der Strecke Borna- Kierikseb der Ebemnitz - Leipziger Staatseisenbahn betreffend ; vom 17. Mai 1873. Nr. 72. Bekanntmachung, die Anleihe der Stadt Werdau betreffend; vom 21. Mai 1873. Nr. 73. Bekanntmachung, die Richtungslinie iunenbemerkter Eisenbahn betreffend; vom 21. Mai 1873. Nr. 74. Bekanntmachung, den § 21 der Telegraphenordnung für das Deutsche Reich vom 21. Fum 1872 betreffend; vom 26. Mai 1873. Nr. 75. Bekanntmachung, die Nichtungslinie der Zwickau - Lengenfeld - Falken^ Eisenbahn betreffend; vom 28. Mai 1873. Nr. 76. Bekanntmachung, die Richtungslinie der Muldenthalbahn Glauchau-Wurzen betreffend; vom 24. Akai 1873. Ein Exemplar liegt zu Jedermanns Einsicht im Anmeldezimmer, Kloster, I. Etage, bereit. Großenbain, am 21. Juni 1873. Der Rath daselbst. Politische Wettschau. Fürst Bismarck und der Reichstag geriethen vorige Woche scharf aneinander. Auf der einen Seite hat die kühle Haltung des Reichstages gegen das Militärgesetz, auf der andern das drakonische Preßgesetz der preußischen Regierung stark verschnupft. Bei Bismarck haben die Angriffe, die sein Preßgesetzentwurf in den Zeitungen erfahren, die Stimmung noch mehr verbittert. Der Reichskanzler befand sich in einer Gereiztheit, wie man sie an ihm seit der Conflictszeit nicht mehr wahrgenommen hat. Bemerkenswert!) ist es überdies, daß sein Zorn gerade gegen Diejenigen, welche als Förderer seiner Politik gelten dürfen, in einer Weise entbrannte, wie die in offener Feindschaft mit ihm lebenden Ultramontanen eö noch nie an einem ihrer Mitglieder erfahren haben. Fürst Bismarck ist schon sehr an die Devotion des Reichs tages gewöhnt, daß die bloße Neigung desselben, einmal eine von der seinigen abweichende Ansicht geltend zu machen, ihn nervös aufregt. Er brach den Streit geradezu vom Zaune. Bei der bloßen Erwähnung seines Preßgesetzentwurfes übermannte ihn der Zorn. Man sollte meinen, nach dem Sturm der Entrüstung, dell der Entwurf im Reiche hervor gerufen, müßte sein Urheber nichts Eiligeres zn thun haben, als ihn zurück zu ziehen und in den Winkel zu werfen, wo das Gras am höchsten wächst. Aber der Reichskanzler scheint -entschlossen, den Stürmen der öffentlichen Meinung zu trotzen. Wäre eö das erste Mal, wenn er dies thut? Mit der Offenheit, die mau an ihm gewöhnt ist, gesteht er es ein, daß die freie Entwickelung der Presse in ihm einen bösen Feind besitzt und daß er ihr mit großer Sorge entgegensieht. Er nimmt das Recht in Anspruch, dieser seiner Ueberzeugung in Gesetzvorschlägen Ausdruck zu geben. Dieses Recht wird ihm Niemand bestreiten. Die Frage ist nur, ob eö staats männisch gehandelt ist, mit einer Ueberzeugung vor die Oefsentlichkeit zu treten, wenn sie der öffentlichen Meinung derartig ins Gesicht schlägt, wie dieser Preßgesetzeutwurf es thut. Ob es nicht vielmehr heißt, muthwilligerweise einen Eonflict heraufbcschwörcn, uw es angezcigt erschiene, in Hinsicht auf die Forderung des Militär-Etats den Reichs tag in guter Stimmung zu erhalten. Der Reichskanzler! berief sich auf die nächsten Wahlen, welche sein Vorgehen - gegen die Presse rechtfertigen würden. Einen so gefügigen i Reichstag, wie den gegenwärtigen, wird er sicherlich nicht i wiederfinden. Männer, die bereit sind, die Einheit mit der Freiheit zu bezahlen, werden ganz gewiß nicht im nächsten Reichstage so zahlreich vertreten sein, wie im gegenwärtigen. Schon die Perspective auf die ungeheuren Mehrfordernngen I des künftigen Etats wird das Ihrige thun, um das Volk in der Wahl seiner Vertreter vorsichtig zu machen. Was die letzten Verhandlungen des Reichstages betrifft, so ist namentlich die zweite Berathung des Entwurfs über den Antheil des ehemaligen norddeutschen Bundes an der französischen Kriegskosten - Entschädigung hervorzuheben. Abg. Miguel führte als Berichterstatter der Commission aus, daß dieselbe über die Bewilligung von 106,846,810 Thlrn. zur Wiederherstellung der vollen Kriegsbereitschaft, sowie über die Reservirung von 13,241,000 Thlrn. für militärische Bauten und Einrichtungen mit der Regierung völlig ein verstanden sei, wie denn überhaupt der Bericht die völlige Zufriedenheit und das Vertrauen der Commission constatirte, daß man rücksichtlich der Vervollkommnung und Ausrüstung unserer Armee der intelligenten Verwaltung derselben allen Dank schulde und jeder Eventualität mit Ruhe entgegen sehen könne. Unter dem Eindruck dieser mit großem Beifall aufgenommeneu Rede bewilligte der ReichtStag nicht nur die vorstehend genannten Summen, sondern über den CommissionS- antrag hinaus noch 84,000 Thlr. als erste Rate sür ein Garnisonlazareth in Berlin. Eine erheblichere Debatte entspann sich nur bei dem Posten für eine bei Paderborn zu erbauende Kaserne, da die ultramontanen Abgeordneten v. Malinckrodt und Schröder die Gelegenheit benutzten, um die Vorwürfe zu erneuern, welche zu Anfang dieses Jahres im preußischen Abgeordnetenhause wegen der angeblichen Bevorzugung evangelischer, adeliger Militäraspiranteu vor katholischen Bürgerlichen gegen einen westphälischen Ne- gimentscommandeur erhoben worden waren. Kriegsminister v. Kameke widerlegte diese Vorwürfe jedoch durch Thatsachen, daß der betreffende Oberst in jüngster Zeit neben vier Evangelischen fünf Katholiken eingestellt und an der Bevor zugung des Adels kein Interesse habe, da er sebst ein Bürgerlicher sei. — Der Reichstag hält übrigens jetzt tägliche Doppelsitzungen, um so viel wie möglich aufzuarbeiten. Die orientalische Politik Oesterreichs hat insofern eine Aendernug erfahren, als man mit Rußland überein gekommen zu sein scheint, daß dieses die südslawischen Wühlereien nicht ferner unterstützen, Oesterreich dagegen nicht jedes Bestreben derselben nach fernerer Bewegung ungehört verdammen und ihm entgegentreten will. — Daß Oesterreich, wie mehrfach behauptet wird, eiue feindliche Stellung der Türkei gegenüber eingenommen habe, ist bis jetzt ein leeres Gerücht; ebenso, daß es mit dem Plane umgehe, eiue eventuelle Entsetzung des Fürsten Karl von Rumänien zu begünstigen. In Italien wurde die Ankunft des neuen deutschen Gesandten v. Keudell freudig begrüßt. Es ist im italienischen Volke eine mächtige Strömung, die auf eine engere geistige und politische Verbindung mit dem vielbewunderten Deutsch land drängt. Wenn diese Strömung auch gerade in die : für die Politik unmittelbaren Schichten entweder gar nicht ! gedrungen ist oder doch aus Furcht vor Frankreich ängstlich i verheimlicht wird, so wissen die italienischen Staatsmänner i doch bestimmt genug, daß sie derselben Rechnung tragen j müssen. Die in Umlauf gesetzten Gerüchte über definitive Abmachungen und Alliauzverträge sind jedenfalls nur ten- deuziöse Erfindungen. — Pius IX. feierte am 16. d. M. die achtundzwanzigste Gedenkfeier seines Regierungsantritts und empfing bei dieser Gelegenheit viele Glückwünsche. Neben den Processionen und Wallfahrten, welche jetzt in Frankreich zum täglichen Brote gehören, war das Hauptereigniß der vorigen Woche das Gesuch Ladmirault's, des Oberbefehlshabers der Armee von Versailles, um die Ermächtigung durch die Nationalversammlung, den Ab geordneten Ranc wegen Betheiligung an der Commune verfolgen zu dürfen. Wie auffallend dieser nun mehr als zwei Jahre verspätete schritt auch in dem Momente ist, wo Ranc's Wahl in Lyon vom Hause bestätigt wurde, so haben sich doch die Büreaux in großer Majorität für diese Erlaubniß ausgesprochen, und es steht zu erwarten, daß auch in der öffentlichen Debatte diese Majorität festbleiben werde. Denn daß dieser Schlag eine politische Bedeutung hat, daß er gegen die mildere Praxis der Thiers'schen Periode gerichtet ist, wird von den vertrauten Blättern der monarchischen Coalition gar nicht in Abrede gestellt. Das Auffallendste dabei bleibt nur, daß Mac Mahon, der Nachfolger von Thiers, der bis zn seiner Wahl als Prä sident der Republik Oberbefehlshaber der Versailler Armee war, als solcher die Pflicht hatte, darauf zu achten, daß in dem Kreise der Kriegsgerichte Gerechtigkeit für Alle geübt werde, und daß der damalige Justizminister wieder holt in der Nationalversammlung, ohne Widerspruch zu finden, erklärt hat, das Cabinet habe niemals anregend oder abwehrend einen Willen oder Einfluß in Bezug auf Schritte der Kriegsgerichte gezeigt. Es kann daher nicht fehlen, daß, wenn Thiers in dieser Angelegenheit von der Tribüne aus angegriffen werden sollte, derselbe Mac Mahon in Mitleidenschaft ziehen würde. Auch die Ernennung des republikanischen Generals Chanzh zum Generalgouverueur in Algerien und der Umsturz der dortigen Civilregierung gehört mit zu den Ueberraschungen der jetzigen Situation. Die Zustände in Spanien sind noch immer so trost los, daß das neue Ministerium sich eine collective ttusterb-