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Baden. In einem großartigen sogenannten „Hof- mehger"- (d. h. Güterzertrümmerer-) Proceß, der eine ganze Woche hindurch vor der Strafkammer zu Constanz verhandelt wurde, ergingen zehn Strafurtheile; sechs An geklagte wurden freigesprochen; gegen Einen, welcher flüch tig ist, wurde das Berfahren eingestellt. Die Höchstbethei ligten erhielten 4 Jahre Gefängniß; die geringste Strafe ist 14 Tage. Es wurden 12 Betrugsfälle verhandelt, die alle die größte Familienähnlichkeit besitzen: die Betrüger, ganz vermögenslose Subjecte, geben sich für reiche Leute aus und schließen mit Hofbauern Kaufverträge ab, in welche Clauseln ausgenommen, aber nicht vorgelesen wer den, die der mündlichen Verabredung zuwiderlaufen. Ist der Vertrag fertig, so muß eine andere Partie dem Bauern Angst machen, bis er sich zu einer Abfindung versteht. Die Betrüger lassen sich dazu gegen Zahlung eines Reugeldes von 250—1800 Gulden herbei, und ihr Zweck ist erreicht. Einige Mal streifte die That nahe an Erpressung. Oesterreich. Die Eröffnung der Kunsthalle auf dem Wiener Weltausstellungsplatze ist am 16. Mai Mittags durch den Kaiser in wahrhaft glänzender Weise vollzogen worden. Es sind zwar noch nicht die Kunstwerke aller Länder darin installirt, indem sowohl Deutschland, wie Frankreich, Ungarn, Rußland und Italien noch mit dem Auspacken nnd Aufhängen eines großen Theiles ihrer Bilder beschäftigt sind, allein Oesterreich, Belgien, England und die Schwei; sind bereits vollkommen installirt und selbst in den Abtheilungen der anderen Länder ist schon viel des Sehenswerthen exponirt. Wie die Wiener „ Montags - Revue" erfährt, hat die Regierung beschlossen, bis zum Erscheinen eines neuen Actiengesetzeö keinerlei Concessionen zu Gründung von neuen Actiengesellschaften zu geben, die bisher ertheilten, aber noch nicht ausgeübten Concessionen ausnahmslos für verfallen zu erklären und jede Cotirung von Gründungs papieren zu untersagen. — Weiter vernimmt das gedachte Blatt, daß die Nationalbank nunmehr den Kreis der von ihr belehnbaren Papiere auf alle Actien und Prioritäten von durch Oesterreich oder Ungarn staatlich garantirten nnd ausgebauten Eisenbahnen ausgedehnt hat und daß größere Coulanz in der Belehnung geübt werden soll. Schweiz. Die gerichtliche Untersuchung gegen die in Genf verhafteten Flüchtlinge der Pariser Commune ist beendet. Von den neun Verhafteten wurden vier ihrer Haft entlassen; die übrigen fünf erhielten Befehl, das Gebiet des Cantons Genf zu verlassen. Der Bundesrath hat am 19. Mai die Berathung über die Revision der Bundesverfassung wieder ausgenommen. Italien. In der Sitzung der Deputirtenkammer am 19. Mai brachte bei der fortgesetzten Berathung der Gesetz vorlagen über die religiösen Körperschaften der Abg. Mancini einen Antrag ein, welcher die vollständige Ausweisung der Jesuiten und der denselben affiliirten Ordens-Gesellschaften forderte; doch wurde der Antrag am 20. Mai nach längerer Debatte, in welcher der Ministerpräsident, der Justizminister und der Finanzminister sich gegen denselben erklärten, mit 179 gegen 157 Stimmen abgelehnt. Der Kronprinz und die Kronprinzessin des deutschen Reiches und von Preußen sind am 21. Mai in Venedig eingetroffen. Frankreich. Das „Journal officiel" theilt mit, daß der Präsident der Republik, nachdem er Veränderungen im Cabinet für nothwendig erkannt, alle Minister veranlaßt hat, ihre Demission einzureichen, welcher Aufforderung die : Minister nachkamen. Hieraus hat Casimir - Parier das Ministerium des Innern, Börenger das der öffentlichen j Arbeiten, Waddington das Unterrichtsministerium und der Arbeitenminister de Fourtou das Cultusministerium über nommen. Die übrigen Minister behalten ihre Portefeuilles. Die National-Versammlung hat ihre Sitzungen am 19. Mai wieder ausgenommen und am 20. den bisherigen Präsidenten Buffet mit 359 Stimmen wiederum zum Prä sidenten gewählt; 289 Stimmen fielen auf Martel. Am 23. Mai sollte die Debatte über die Interpellation der Rechten betreffs einer Modification des Ministeriums in entschieden conservativem Sinne stattfiuden. Thiers, wel cher sich an dieser Debatte zu beiheiligen beabsichtigt, ist äußerst gereizt über die Weigerung der Kammer, den Vor trag der Gesetzentwürfe über Organisation der Gewalten und über Einsetzung einer zweiten Kammer anzuhören, soll aber unter keinen Umständen zurücklreten, sondern, sich auf die Verfassung Rivet stützend, Widerstand leisten wollen. Die Royalisten haben auf die Präsidentschaft Aumale und das Triumvirat Changarnier verzichtet; sie wollen zwar Thiers stürzen, aber, wenn ihnen das gelingt, nur ein Ministerium mit ausführender Gewalt ernennen. Die radikalen Blätter greifen die Regierungsvorlage über die Organisation der öffentlichen Gewalten auf das Lebhafteste an. In Paris herrscht große Aufregung. Dänemark. Das Volksthing hat am 19. Mai die Münzconvention mit Schweden definitiv genehmigt. Rußland. Der Schah von Persien ist am 19. Mai in Moskau eingetroffen. Die von englischen Zeitungen gebrachte Nachricht über die Einnahme von Khiwa ist unbegründet. Amerika. Die Modoc-Indianer sind wieder ent wischt; es waren alle Vorbereitungen getroffen, um ihre Position zu bombardiren, und die Truppen schon angriffs bereit, als es den Indianern gelang, auöznbrechen. Die Verfolgung hat von Neuem begonnen. Von der Grenze Mexicos gehen aufs Neue Nachrichten von dort stattgehabten Verheerungen und Plünderungen der Ansiedler ein. Nach den in New-Hork eingetrofsenen Nachrichten ist in Panama eine Revolution ausgebrochen und hat ein Kampf zwischen der Miliz und den das stehende Heer bil denden Soldaten stattgefunden. Vermischtes. Dem „L. Tgbl." wird aus Berlin unterm 17. Mai berichtet: Die sechste Deputation des Criminalgerichts ver handelte heute über eine Erpressung, welche gegen den Reichstagsabgeordneten vc. Stephani aus Leipzig verübt worden war. vr. Stephani kehrte am 19. März d. I. in der Abendstunde von einem Spaziergange im Thiergarten zurück. Im vorderen Theile des letzteren nahm er zwei Männer wahr, die ihm auffielen und von denen der Eine ihm auf dem Fuße folgte. Um sich dieser Begleitung zu entledigen, bog vr. Stephani vom Wege ab und stellte sich an einen Gaum — in der Hoffnung, jener Mann werde vorübcrgehen. Allein derselbe folgte ihm nach und bat ihn, zuerst bescheiden, um ein Geldgeschenk, das ihm vr. Stephani auch gab, um seiner los zu werden. Nunmehr wurde aber der Mensch drohend nnd unverschämt und forderte, vr. Stephani am Arme packend, mehr Geld. vr. Stephani begriff das Mißliche seiner Lage und ließ sich herbei, zwei Zehnmarkstücke herauszugeben. In diesen Momente trat aber ! auch der zweite Mann, der schon vorher vr. Stephani aus gefallen war, an ihn heran, beschuldigte ihn, er habe mit dem ersten Manne Unzüchtigkeiten begangen, und forderte ihn, indem er sich als Polizeibeamter gerirte, aus, mit zur Wache zu gehen, oder — ein Douceur von beiläufig 50 Thalern zu zahlen, vr. Stephani sah sich, ohne jede Waffe, in der Gewalt dieser Menschen, nahm in der Nähe keine Hilfe wahr, hatte obendrein das unbestimmte Gefühl eines ihm drohenden Skandals, und gab als Pfand für die , aus dem Hotel zu holenden 50 Thlr. seine Uhr hin. Der Gauner war frech genug, darauf einzugehen, und folgte Vr. Stephani bis an sein Hotel. Der Letztere, den der Gedanke einer Perfidie auch dem Verbrecher gegenüber au- j widerte, holte die 50 Thlr herbei und übergab sie dem I Letztern, indem er zugleich die Rückgabe seiner Uhr verlangte. Diese verweigerte aber der Unbekannte und forderte vielmehr, wenn er die Anzeige unterlassen solle, noch weitere 400 Thlr., welche andern Tages Mittags ans Siegesdenkmal gebracht werden sollten, vc. Stephani zeigte nunmehr die Sache beim Polizeipräsidium au. Cs gelang auch wirklich der Polizei, den Mann, zwar nicht am Siegesdenkmal, sondern im Hotel, in welchem Vr. Stephani wohnte, zu ergreifen, als er, frech genug, den Letztern der 400 Thlr. halber aufsuchte. Er wurde als der Kellner Thiele erkannt. Auch seines Mitschuldigen — Schauspieler Behrens — wurde man habhaft. Beide waren schon früher eines ganz gleichen Verbrechens halber zu je 9 Monaten Gefängniß in Stendal verurtheilt worden. — Thiele war der That geständig, Behrens läugnete und versuchte das Alibi zu beweisen. Indessen wurden Beide vom Gerichtshof für überführt er achtet und zu je drei Jahren Gefängniß und Verlust der Ehrenrechte auf drei Jahre verurtheilt. j Berichtigung. ^..5" auf die m Nr. 57 d Bl. erwähnte Verschüttung zweier Mädchen in der (tadtucken Kiesgrube bemerken wir berichtigend, daß die Stadtgememde nach dem Haftpflichtgesetze nur für die unter Leitung des Stadtbauinspectars beschäftigten Arbeiter verantwortlich ist- graben dagegen Private daselbst auf einen zuvor gelösten -Zettel Kies' ab so haben diese die Verantwortung selbst. katirpIan. Wack Dresden: 7 V. 5 KI. früh, 9 40 und 10 40 vorm I 55, 3 12 und 4 40 nackm., 9 2V und II aüd«. ' wacü veipri^: 6 v. Iv KI. früh, 9 40 vorm., 3 12 »nehm. 6 45 und II aüda. und I 20 nacinn ab vciiite»itx. Kleinen: 7 15 KI. früh, 9 40 und 10 40 vorm. I 55, 3 12 und 4 40 nachm. und 9 20 abds. wach vbemnitr: 6 v. 10 KI. früh, 9 40 vorm., 3 12 nachm. und 0 45 abd«. wach VeisniA und ltrinnua (via Döbeln): 6 v. 10 KI. früh, 9 40 vorm. u. 3 12 nacbi». (4 40 nachm. via Vo8>viz; -Kleissen). wach veianiz; (via liiesa): 6 v. 45 KI. abds. wach Herlin (via liödecan): 9 D. 40 KI. vorm., 3 12 nachm., 0 45 abüs. unrl 5 früh ab vristervitn. wach Oottbus: 4 v. u. 7 40 früh, II 20 vorm. n. 7 25 abds. wach Lerlin (via Cottbus): 4 v. n. 7 40 früh u II 20 vorm. wach Vuben, vrankturt u. Vosen (via vottbus): 7 v. 40 KI. trüb und II 20 vorm. wach vinsteiavalde (via Cottbus): 4 v. früh, II 20 vorm. uml 7 25 abds. wach Vörlitr nnd 8ocau: 7 v. 40 KI. trüb, II 20 vorm. und 7 25 abds. Kirchliche Nachrichten. Am Sonntage Craudi Bcichtrede (halb 8 Ubr): Herr Diaconus Peter. Vormittagsprcdigt: Herr Archidiaconus Wcißbrenner, übervoll. 15, V. 26 bis Cap. l6, V. 4. Nachmittagspredigt: Herr Diac. Peter, über Job. l-t, V. l2—17. Mittwoch den 28. Mai: Communion; die Beicbtrede hält Herr Archb diaconus Weisbrenner. «Anfang der Kirche und Beichtandacht 8 Ubr.) Beerdigte. Berst, den l>. Mai: Ernst Mar, ehel. S. des B. u. Schmiedemcisters Hin. Ernst Louis Günther, 5 M. 6 T. — Den 10.: Hr. Job. Gottlieb Füßler, Grundstücksbes. u. Stadtältestcr, ein Wittwer, 74 I. I I M. 1 W. 5 T. — Fr. Jobanne Christiane Beyer geb. Reuter, binterl. Ww. des NagelschmicdcmstrS. u. Schankwirtbs Job. Gottlob Beyer, 75 I. 7 M. — Fr. Jobanne Christiane Jähnig geb. Hofmann, Gattin des Tuchmacberges. Job. Friedr. Karl Jähnig, 49 I. 5 M. 4 W. l T. — Georg Robert Clemens, ehel. S. des B. u. Grundstücksbes. Hrn. Ernst Robert Born, 11 M. 1 T. — Den 2n.: Ein vor der Tarife verst. ebel. S. des B. n. Hausbes. Hrn. Katt Friedr. Wilb. Stelzner, l M. — Fr. Charlotte gesch. Schneider geb. Münzlaust, 76 I. 5 M. 1 W. — Rudolph Herrmann, unchel. S. der Anna Marie Teuscher, 3 W. — Den 21.: Karl Georg, ehel. S. des B. u. Gcschästsagenten Hrn. Katt Heinr. Echtermeyer, 6 M. 4 W. Getraut den l>v Mai: Hr. Ernst Friedr. Wildhauer, Trompeter des I. Retter-Regiments Kronprinz bier, mit Amalie Auguste Anna Ziegler von bier. — Hr. Friedr. Aug. Herrin. Habnel, Feldwebel im Veibgrenad.-Reg. Nr. NM in Dresden, ein Jgges, mit Jgfr. Christiane Wilhelmine Sophie Mietag von hier. Getauft vom 16. bis 22. Mai: 4 Knaben und 9 Mädchen, darunter ein Zwillings-Mädchenpaar. KL. Das Reinigen der Kirchensipe und Betstuben kann Donners tag den 29. Mai vorgeuommeu werden. Dank. Für die vielen Beweise inniger Theilnahme, sowie den j reichen Blumenschmuck und die zahlreiche Begleitung zur j Ruhestätte bei dem Begräbniß unserer guten Mutter, ! Christiane verw. Bever, und die tröstende Rede des Herrn Diaconus Peter unsern innigsten Dank. — Die Hinterlassenen. Für die uns gewordene Theilnahme beim Begräbniß unserS guten Max sagen wir hiermit unsern besten Dank. LouiS Günther und Frau. Großenhainer MUitärvemu. Morgen, Sonntag den 25. Mai, Nachmittags von 5 bis 7 Uhr Monatssieuerablage. Ausnahme neuer Mit glieder. Auch werden die Frauen der Mitglieder, welche sich bis jetzt bei der neuen Frauenbegräbnißkasse noch nicht haben aufnehmen laffen, gebeten, sich doch so bald als möglich recht zahlreich zu betheiligen, indem später der Ein tritt erhöhet wird. Heute Abend 8 Uhr Peloton. C. F. Wilke, Vorsteher. Versammlung sämmtlicher Schuhmacher gehülsen nächsten Montag, den 26. Mai, in Bey er's Gastwirthschaft (kleine Schloßgasse) ^Abends punkt 7 Uhr. Herrmann Brückner. Freitag den 30. Mai Vormittags 9 Uhr soll der Bau von drei Schleusen im Dorfe Böhla bei Geißlitz in der Schänke daselbst an den Mind-estfordernden vergeben werden. Bedingungen werden zuvor bekannt gc macht. Näheres bei dem Gemeinde-Vorstand F. Jahn. Arbeiter-MniM-Mmn. Heute Abend Versammlung. — Marken-Abgabe. Der Vorstand. Gin Haus in der Stadt oder Vorstadt, vielleicht mit etwas Garten, wird zu kaufen gesucht. Adressen wolle man gefälligst in der Exped. d. Bl. niederlegen. Windmuklen-Verkaus. Ich beabsichtige, mein in Weißig bei Skassa gelegenes Windmühlengrundstück mit circa 5 Acker Areal so fort zu verkaufen.' Großenhain, den 23. Mai 1873. Wilhelm Wolf, Destillateur. Horten ! saurer- und lisehlec- fachen, ! ti »vlLvit un<1 in Ovl ivlrvuempllelilt lustigst V. Kegel und Kugeln in Pockholz, Buchsbaum und Weißbuche empfiehlt in großer Auswahl das Drechslerwaaren-Lager von Or»» 1. Nr. 278. Frauenmarkt Nr. 278. (Früher Herrn Schornsteinfegermstr. Schindlers Haus.) Die Allgemeine Affecuranz in Triest (^«sieurarion» OeiwralO ! versichert Lei einem Gewährleistungsfond von: 34 Millionen 232,691 Gulden 44 Krz. Oest. W. a) Waaren, Mobilien, Grntevorräthe u. s. w., sowie, wofern es die Landesgesetze gestatten, Gebäulich keiten aller Art gegen Feuerschaden; d) gewährt Versicherungen auf das Leben des Menschen in der mannigfaltigsten Weise gegen billigste seste Prämien, und stellt die Policen in Preustisch Courant aus. Die Gesellschaft zahlte im Jahre 1871 für 12327 Schäden die Summe von 4 Millionen 868,519 Gulden 7 Krz. Oest. 28. Zu feglicher Auskunft und zur Vermittelung von Versicherungen empfehlen sich als Agenten in Großenhain L). L. in Riesa. L'. Sr in Lommatzsch. LV HL. W»tL«»I«L in Krögis » L'. in Strießen b. Pristewitz.