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Großenhainer Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Monnemenl: Vierteljährlich w Ngr. UMH Mnzs- und AnMgeblatt. Amtsvlatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Inseratenpreis: Für den Raum einer Spalt zeile 1 Ngr. Inseralenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 10 Uhr. M S8. Redaetion, Druck und Borkig von Herrmann Starke in Großenhain Dienstag, den 20. Mai 18SL Bekanntmachung. Die Ittterimsverwaltung der MtMauptmannschaft Meißen. Nachdem das Königliche Niinisterium des Innern beschlossen hat, die Interimsver waltnng der AmtShanptmannschast Meißen während der Beurlaubung des Herrn Amts- Hauptmann von Egidv dem Herrn RegierungSrath von Harttmann vom 19. dieses Monats zu übertragen, und demgemäß das Nöthige verfügt worden ist, so wird Solches für Alle, welche mit genannter Amtshauptmannschaft in geschäftlicher Beziehung stehen, i hierdurch bekannt gemacht. Dresden, den bis. Mai 1873. Königliche KrcisdirecLion. ! - Stelzner. Stenz. Erledigt hat sich der unterm 2l. vorigen Monats hinter Johanne Rosine verw. Kunath von Weißig a. N. erlassene Steckbrief dnrch die Anfgreisung der Verfolgten. Großenhain, am 14. Mai 1873. Das Königliche GerichLsamt. Pechmann. Behn. Bekanntmachung. Nachdem von den beiden städtischen Kollegien beschlossen worden, das hiesige Stadt- I gebiet in zwei Straßenwärterbezirke zu thcilen, ist ein zweiter Straßenwärter anzu stellen. Derselbe soll einen Wochenlohn von drei Thalern erhalten. Zur Bewerbung nm diesen Posten eines Straßenwärter wird hierdurch anfgefordert. Großenhain, am 16. Mai 1873. Ded' Stadtl'atl). Kunze. ! Sonnabend den 24. dieses Monats Mittags 12 Uhr sollen eine Parlhie hölzerne I Böcke, Breter, Rechen, sowie Stellagen, welche als Iuventarienstücke für hiesige Mon- tirungskammer dienten, im Unterrichtshans (Augustus-Allee) gegen das Meistgebot öffent lich versteigert werden. Großenhain, am 17. Akai 1873. i. Reiter-Regiment „Kronprinz." von Schreiberskofcn, Major und Negimentssührer. Vekanntmaebung. Pom Gesek- und Perordnnngsbiatt für das Königreieb Sacbscn ist das I. u. 5. Stück vom Fabre 1873 erschienen. Ticselbcn eullialteim 2". Bekanntmachung, die bestehenden Jieliamier und deren Uinriehlung für die verselnedenen Zweige der «Uehungsgesebäste betreffend: vom 3. März 187 3. i Ar. 2l. Bekauutmawuug, die «>oneesstonirung der laudwirtbsehasrliehen Mobiliar-Feuer versicherungs-tzn'nosseuschast im stönigreiä'e Sachsen betreffend-, vom 10. März 1873. Ar. 22. Bekanntmachung, Abänderungen des Postreglements vom 30. November 1871. Ar. 23. Bekanntmachung, die Prioritätsanleihe der Actienbierbrauerei zum Bergkeller in Radeberg betreffend: vom I I. März 1873. Ar. 21. Teeret wegen Bestätigung des Statuts der Stadt Plauen über Bertbeilung der Einquartierung und anderer Militärleistungen in Friedens- und Kriegszciten; vom 17. März l873. Ar. 25. Bekanntmachung, die Ausgabe verzinslicher Schatzanweisungen im Betrage von 2'2 Millionen Ducker betreffend: vom 18. März 1873. Ar. 20. Bekanntmachung, die Nichtungslinie der Zwickau - Lengenfeld - Falkeusteiner Eisenbahn betreffend: vom 25. März 1873. Ar. 27. Bekanntmachung, den zwischen der Königlich Sächsischen, der Großberzoglich Sächsischen, der Herzoglich Sachsen-Meiningens und der Herzoglich Sachsen-Altenburger Regierung über die Anlegung uaebgedaehter Eisenbahn abgeschlossenen Staatsvertrag vom 13. November vorigen Fabres betreffend: vom 27. März 1873. Ar. 28. Teeret wegen Eoncessionirung der Sächsisch - Thüringischen Ost - Westbahn Zwickau-Weida; vom 27. März 1873. Nr. 20. Perordnung, die Abtretung von Grundeigentbum zu Erbauung der nach gedachten Eisenbahn betreffend; vom 27. März 1873. Ar. 30. Bekanntmachung, die Nichtungslinie der Muldentbalbabu Glauchau - Wurzen betreffend; vom 27. März 1873. Ar. 31. Bekanntmachung, die Aufhebung des Bezirksgerichts Eibenstock betreffend; vom I. April 1873. Ar. 32. Bekanntmachung, die Buchhaltersteile bei der Landrenten., Landesculturrenten- und Altersrentenbank betreffend; vom I. April 1873. Ar. 33. Perordnung, eine Abänderung der Perordnung vom 12. October 1841, die Aufbringung des Bedarfs für die katholischen Kirehen und Schulen der Erblande betreffend; vom 28. März IMA Ar. 31. Perordnung, die Anlage und innere Einrichtung der Schulgebäude in Rücksicht aus Gesundheitspflege betreffend; vom 3. April 1873. Ar. 35. Msetz, cmen Nachtrag zu dem Finanzgeseke auf die Fabre 1872 und 1873 vom 8. April 1872 betreffend; vom 7. Aprck 1873, Ar. 30. Bekanntmachung, die Bewilligung einer in den Statuten der Allgemeinen Leipziger Lebrer Wittwen und Waisen-Eaffe enthaltenen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend; vom 10 Aprck 1M3. Ar. 37. Perordnung, das Aussclckacbten voll Pferden zum Perbrauche des Fleisches als menschliche Nahrung betreffend: vom 0. Aprck 1873. Ein Exemplar liegt zu Federmanns Einsicht im Anmeldezimmcr, Kloster, I. Etage, bereit. G r 0 ß e n b ain, am I 5. Mai 1873. Der Nath daselbst. Politische Weltschau. Der Kaiser Wilhelm hat unmittelbar nach seiner Rück- - kehr von Petersburg die neuen Kirchengesetze unterzeichnet; ! die Kriegserklärung der Regierung au die Ultramontanen ist damit unwiderruslich geworden. In letzter Debatte schüt teten die Führer der katholischen Partei noch ihr Herz gehörig aus. Mallinckrodt war sehr böse; Schorlemer ließ als ergrimmter Römling an Bismarck lein gutes Haar und nannte ihn die wahrhaftigste catilinarische Existenz ; Windt horst aber verkündete jubelnden Muthes seinen Schwarzen, daß der Sieg ihnen gewiß, ja daß er schon nahe sei. Ultramontane und die nicht minder gefährlichen Pietisten im protestantischen Lager haben sich gegen den modernen Staat vereinigt, das ist notorisch, und der auöbrechende geistige Kampf, bei dem es sich um unsere ganze Enltur handelt, darf nicht unterschätzt werden. Die in Fulda ver sammelt gewesenen preußischen Bischöfe haben freilich nur erst ein Sendschreiben an ihre Heerden erlassen, in dem sie dnrch unablässiges Gebet den Sieg gegen die Kirchcngesetze zu erringen hoffen; aber was sie sonst beschlossen, weiß die Welt noch nicht. Auch die Schweizer Bischöfe hielten Rath in Freiburg über das, was in ihrer sehr nnan- I genehmen Lage zu thun sei. Geschäftige Rüstungen werden also im ganzen Heerlager der Schwarzen vorgenommen, während man im Vatican den Tod des Papstes erwartet. Im deutschen Reichstage ist das sehr wichtige! Gesetz wegen Gründung und Verwaltung eines Inva lid en-Fonds für das deutsche Reich in Höhe von 187 Millionen Thaler angenommen worden. Dagegen ward die ! definitive Genehmigung des nenen Münzgesetzes vertagt, um noch eine bundeSräthliche Vorlage über Banknoten und ; Papiergeld abzuwarten, die eben im Reichskanzleramte aus ! gearbeitet wird. Gleichwohl herrscht kein Zweifel über das ! Zustandekommen des Münzgesetzes noch in dieser Session. — ! Was den von uns jüngst erwähnten Denzin'schen Antrag wegen Bestrafung des EoutractbrucheS betrifft, so hat der- ' selbe eine freundliche Aufnahme auch beim Bundesrathe j gefunden. Minister Delbrück erklärte bei der Verhandlung ° im Reichstag: „Die Frage hat die Aufmerksamkeit der preußischen Regierung schon seit längerer Zeit auf sich ge- ! zogen. Der Entwurf eines Gesetzes ist der Vollendung 1 nahe, der im Anschluß an die Gewerbeordnung von 186!> einmal durch die Errichtung von gewerblichen Schieds gerichten die Erledigung der zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern entstehenden Streitigkeiten ans einem kürzeren und einfacheren Wege als dem jetzt bestehenden regelt, der ferner den Eontractbruch, er möge von der einen oder an keren Seite auSgehen, einer Strafe unterwerfen und endlich Lücken in den Bestimmungen über die Eoalitionen ansfüllen j will, welche Lücken bei der Handhabung der Bestimmungen j hervorgetreteu sind, durch welche Arbeiter, die sich einer i ArbeitSeinstellnng nicht anschließen wollen, vor dem mehr; oder weniger moralischen oder materiellen Zwange derer geschützt werden sollen, welchen es unangenehm ist, daß sie arbeiten. Ich setze voraus, daß dieser Gesetzentwurf in sehr kurzer Zeit in den Bnndesrath gelangen wird. Ich weiß, daß mehrere der verbündeten Regierungen nach den mir zugegangenen Erklärungen sich lebhaft für die Frage inter- j essircn, und halte es daher für wahrscheinlich, daß der Entwurf, der einen großen Umfang nicht hat, noch in dieser Session dem Hause vorgelegt wird." In O e st e rrei ch ist der Schrecken über den Zusammen sturz der Börse noch nicht verwunden. Als Beitrag zur Weltausstellung bot in dieser Beziehung Wien etwas Einziges in dieser Art von Panik. Man wußte im Grunde nicht, wie bei dem Mädchen aus der Fremde, woher sie kam; aber eines Tages war sie da, mehr als hundert Firmen erklärten sich bankerott, sie Papiere stürzten von vielfach erschwindelter Höhe, Verzweiflung bemäebtigte sieb der Börsenspeculanteu, der Tempel Merkurs wurde eine Hölle, in welcher das Geschrei und die Verwünschungen der Ge marterten, ihre Wuthanfälle auf einander, alle Phantastik eines Breughel'schen Pinsels Überboten. Wie bei einem brennenden Gehäuse schrie alles Volk der Jobber und Fixer nach Hilse und Rettung, und Banken und Bankiers traten wirtlich daraus in Todesangst zusammen, nm 20 Millionen zur Einlösung von Effeeten zu Dienst zu stellen, damit nur überhaupt die Börse in Wien nicht gänzlich umkomme. Auch die Regierung wurde nm Hilfe beschworen und gab sogleich ein paar Millionen her, ja sie griff selbst zn der Noth maßregel, die Bankacte in der gesetzlichen Vorschrift be grenzter 'Notenausgabe aufzuheben. So werden denn jetzt wieder in Wien Banknoten „ nach Bedürfnis;" gedruckt und mit den Papierscheinen die Wunden der Börse verklebt. Es ist die Hilfe des Moments, die insofern schwere Folgen nach sich ziehen mnß, da diese nene Vermehrung der öster reichischen Banknoten, seit einiger Zeit erst klüglich begrenzt, eine Entweihung derselben bewirten wird. Im klebrigen hat diese Speculationskrisis auch alle anderen Börsen in Mitleideuschast gezogen, und ist auch die Panik andererwärtö nicht so groß, wie in Wien, so kann sich doch Derjenige glücklich preisen, der sich jetzt nm keinen Eourszettel zu kümmern braucht. Die Seifenblasen der Gründungen platzen überall und es geschieht damit nur, was endlich geschehen mußte, um die Atmosphäre von ihnen zu reinigen. Die heilsame Klärung wird dem ärgsten Schwindel wieder ein Ende machen und bessernd damit ans alle Verhältnisse unsers unuatürlieb gewordenen GeschäftSlebenS und Arbeitsmarktes zurückwirken. Die italienische Deputirtenkammer ist zur Special- DiScusfion des Klostergesetzes übergegangen, nachdem in einer mehrtägigen Generaloebatte viel leeres Stroh ge droschen war. Man möchte dem renitenten Vatikan wohl gern etwas zu Leibe gehen, aber es fehlt dazu die nöthige Energie. Selbst die Majorität der Kammer theilt die An sicht der Negierung, dem Klerus müsse der Pelz gewaschen werden, ohne ihn naß zu machen. Und so wird auch dies mattherzige Gesetz schließlich Annahme finden. In Frankreich haben fünf neue Nachwahlen aber mals das Uebergewicht der republikanischen Partei im Lande bewiesen; sogar der radicale Genosse der Eommune, Ranc, ist gewählt worden. Heute, am 19. Mai, tritt die National versammlung wieder zusammen. Die Organe der Rechten lassen keinen Zweifel darüber, daß die Partei jetzt fest ent schlossen ist, den Kampf gegen den Präsidenten der Republik energisch aufzunehmen. Je mehr sie den Boden unter den Füßen schwinden fühlen, desto heftigerdrängen die Monarchisten zu einer Entscheidung über die Verfassung des Landes. Jetzt, glauben sie, ruht ja deren Geschick noch in ihrer Hand. Die Wahlen in Spanien sind zu einem Vertrauens votum für die Regierung geworden. Mehr als ZOO Ab geordnete gehören der bundesstaatlichen Republikaner-Partei an, gegen welche nur etwa 5,0 Andersgesinnte als parla mentarische Opposition austreten werden. Aber unter den ZOO sind anch sehr viele Socialisten und Anhänger der Eommune, die schon dafür sorgen werden, daß der spanische Staatskarren recht bald festgefahren ist. Vielleicht erlebt Ma drid noch die Herrlichkeit der Pariser Eommune-Wirthschaft. Großenhain. Bei der am Freitage stattgefundenen Wahl eines besoldeten zehnten Nathsmitgliedcs in Dresden ist nnser Bürgermeister, Herr Ritter rc. Kunze, gewählt worden, welcher seit dem Jahre 1867 unter oft sehr schmie rigen Verhältnissen das hiesige Gemeindewesen leitete und in dieser Zeit wohl das Härteste, was einer Gemeinde verwaltung begegnen kann, den Brand des Rathhauseö, mit erlebte. Derselbe scheidet nun jedenfalls bald von hier, um seine neue Stellung anzutreten. Die Achtung, welche sich der Scheidende hier erworben hat, wird ihm gewiß forterhalten bleiben; es wird aber auch die bald bevor stehende Einführung der revidirten Stävteordnnng und son stige Veränderung im Gemeindeweseu den Abgang des Oberhauptes der Stadt doppelt fühlbar machen und zu gleich den Wunsch erwecken, den Abgehenden durch eine gute Arbeitskraft wieder ersetzt zu sehen.