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Erschemm: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Ä6oitileii»enl: Vierteljährlich 1" Ngr. Großenhainer WerhMngs un-AMMatt. «mesvlatt des Königlichen Gcrichtsamts und Stadtraths M Großenhain. Jitseraleltprel's: Für den Raum einer Spalt- zeile t Ngr. IllseratenaMahme: Bis Tags vorher spätesten- früh 10 Uhr. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Sonnabend, den 5. April L8SL Bekanntmachung. Daö unterzeichnete Gerichtöamt findet sich durch die immer häufiger werdenden Kla gen der Dienstherrschaften veranlaßt, daraus hinzuweisen, daß nach KNI und 112 der Gesindeordnnng vom 10. Januar 1835 Gesinde, welches vor Ablauf der Dienstzeit ohne gesetzmäßige Ursache den Dienst eigenmächtig verläßt, auf Berlangen der Dienstherrschaft nicht nur in den Dienst zwangsweise znrückgeführt, sondern auch, wenn es in diesem nicht bleibt, mit Haststrafe belegt wird und der Dienstherrschaft allen vernrfachten Schaden zu erstatten hat. Großenhain, am 20. März 1873. Das Königliche Gerichtsamt. Pechmann. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zu Folge beabsichtigen der Gutsbesitzer Adolph Zietzschmann in Baßlitz bei Geißlitz und der Niederlagsbesitzer Ernst Otto Schutze in Merschwitz auf das ihnen gemeinschaftlich gehörige Feldgrundstück, Plan Nr. 3 der Flur Baßlitz bei Geißlitz, einen Erdziegelofen, nach der hier eingereichten Zeichnung, welche an hiesiger Amtsstelle zur Einsicht bereit liegt, zu errichten, um das Material zu der bereits genehmigten Ziegeleianlage zu gewinnen. In Gemäßheit der Gewerbeordnung vom 21. Juni 1869 macht man dies mit der Aufforderung bekannt, etwaige Erinnerungen hiergegen, so weit sie nicht auf Privatrechts- titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen und längstens bis zum 22. April 1873 allhier anzubringen. Großenhain, am 2. April 1873. Königliches Gerichtsamt. Pechmann. Grf. Heute Mittag 1 Uhr findet vor dem „rothen Hause" die Versteigerung eines Fohlens statt. Großenhain, am 5. April 1873. Commando -es I. Reiter-Regiments „Kronprinz." Nächste Sitzung -er MrmeuverforgungSbehörde Montag den 7. April Nachmittags 4 Uhr im Rathösitzungszimmer. Großenhain, den 4. April 1873. Der Vorsitzende. Kunze. Tagesnachrichten. Sachsen. Ihre Majestäten die Königin Elisabeth von Preußen und die Königin Marie haben am I. April die Döschwitzer Jnvalidenheilstätte der Frau Simon mit einem längeren Besuche beehrt und das Etablissement eingehend besichtigt; auch hat Erstere zur weiteren Förderung der Anstatt einen abermaligen ansehnlichen Beitrag gespendet. Der Präsident des Verbandes der Schriftsetzer und Buchdrucker, auch Redacteur der Verbandszeitung, Herr Richard Härtel, wurde nuläugst wegen eines Artikels in seiner Zeitung, in welchem er ausgesprochen hatte, „ kein ehrenhafter Eollege werde in Leipzig Arbeit annehmen", vom Leipziger Stadtrathe als Gewerbsbehörde auf Grund von K 153 der Gewerbeordnung zu einer Haststrafe von sechs Wochen verurtheilt. Die königl. KreiSdirection hat ans eingewcndeten RecurS die Verurtheiluug bestätigt. Deutsches Reich. Im Reichstage stand am 2. April ; auf der Tagesordnung die erste und zweite Berathnng des Lasker'schcn Antrags, betreffend die Ausdehnung der Reichs- : competen; auf das Eivilrecht, das Strafrecht und das Gerichtsverfahren. Hierbei erklärte der Reichskanzleramts Präsident, Staatsminister Delbrück, daß die Verhandlungen im Bnndesrathc über diesen Gegenstand zwar noch nicht ' abgeschlossen, die hervorgetretenen Schwierigkeiten indessen i soweit überwunden seien, daß die gegründete Aussicht vor handen sei, es werde die in einer so wichtigen Frage wünschenswerthe Einstimmigkeit oder doch die verfassnngs mäßig erforderliche Stimmenmehrheit für die in Rede stehende Abänderung der Verfassung in naher Zeit erzielt werden. In diesem Falle würden die verbündeten Regierungen gleichzeitig mit Verkündung der Verfassungsänderung eine Commission berufen zur Ausarbeitung eines allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuchs, davon ausgehend, daß die Einheit des ge- sammten bürgerlichen Rechts wesentlich Zweck und Ziel rcS vorliegenden Antrags sei. Bei der Abstimmung wurde der Antrag gegen die Stimmen der Eentrumspartei angenom men ; auch fand hierauf der Antrag des Abg. Sombart auf Abschaffung der „Meile" als Entsernungsmaß mit großer Majorität Annahme. Die Osirrferien des Reichstags wei den vom 4. bis 2". April dauern. Die Commission sür Erbauung des künftigen Reichstags- gebändes wurde am 31. März über den Bauplatz einig und beschloß einstimmig die Erwerbung des Kroll'schen Etablisse mentö auf dem Königsplatze zu Berlin, wofür die Eigcn- thümer, die Kroll'schen Erben, über eine halbe Million, der preußische Fiscus als Besitzer des Grundstücks eine Million Thaler erhält. Der Beschluß gestattet die Ausführung des Banes in ansgedehntester Weise. Preußen. Vor Sr. Majestät dem Kaiser hat kürzlich in Potsdam eine Compagnie des Gareefüsilierbataillons mit dem neuen Manser'schen Gewehre erercirt und sollen sich hierbei überraschende Erfolge ergeben haben. Der Com pagniechef habe in einer halben Minute sieben Salven geben lassen , und diese Zahl sei noch nicht die höchste Leistung: sic könne sogar im Noth falle verdoppelt werden. Im Gefolge des Kaisers befanden sich die beiden militärischen Vertreter der französischen Botschaft. Die Stadtverordneten zu Posen haben am 2. April auf Antrag des Magistrats die Umwandlung der städtischen con- fessionellen Etementarschnlen in Simultanschulen beschlossen: dagegen stimmten nur die beiden polnischen Mitglieder. Der Erzbischof Graf Ledochowski in Posen wird den weltlichen Lehrern, welche an Stelle der aus ihrem Amte scheidenden geistlichen Neügionslehrer demnächst auf Veran lassung der Regierung den Religionsunterricht übernehmen werden, diese Thätigkeit unter Androhung der Ercommuni- cation verbieten. Ein im „Ermländischen Pastoralblattc" veröffentlichtes Schreiben des Bischofs Krementz an den Diöcesanclerus erklärt, daß der altkatholische Pfarrer Grunert aus Königs berg der auf dem vaticanischen Concil ausgesprochenen Ep- ccmmunication verfallen sei: gleichzeitig fordert der Bischof den Clerns auf, daß derselbe die Gläubigen vor jeder Gemeinschaft in kirchlichen Dingen mit Grunert warne. Am künftigen Sonntag soll in Braunsberg der erste altkatholische Gottesdienst für die dasigen Altkatholiken durch den Pfarrer Grunert stattfinden. Oesterreich. In der Eröffnungssitzung der Reichs raths-Delegation am 2. April wurde vom Grasen Andrassy das gemeinsame Budget vorgelegt. Der Voranschlag für den gemeinsamen Staatshaushalt pro 1874, welcher im Ganzen 7,i Millionen höher als im Vorjahre nt, nimmt sür das Heer die Summe von 98, für die Marine die Summe von 12'2 Millionen Gucken in Aussicht. Ueber das bereits erwähnte große Branduuglück zu Joachimsthal im böhmischen Erzgebirge wird noch mit- gecheckt, daß das Feuer am Montag gegen 11 Uhr Vor mittags ausbrach und mit solcher Schnelligkeit um sich griff, daß an ein Netten der Habe nicht zu denken war, zumal da fast sämmtliche Häuser hölzerner Bauart waren. Es sind nn Ganzen gegen 4< 'O Häuser abgebrannt, darunter die historisch berühmte Kirche, in welcher Luther gepredigt hat, das Schulbaus, das Rath Haus und sämmtlicbe ärarische Gebäude. Vier Menschen verloren hierbei ihr Leben und nicht weniger als 400(> Personen sind obdachlos geworden. Die Noth ist groß. Der Statthalter Baron Koller eilte sofort an Ort und Stelle, nm den armen Verunglückten die erste Hilfe angcdeihcn zu lassen und für die Unterbringung der Obdachlosen persönlich Vorkehrungen zu treffen. Von den sächsischen Städten Wiesenthal, Buchhol; und Annaberg gingen Proviantvorräthe nach dort ab ; auch hat die KreiS direction zn Leipzig bereits einen Hilferuf erlassen und zur Bildung von Sammelstelten in Sachsen aufgefordert. Frankroick. Die Sitzung der Nationalversammlung am 1. April, in welcher die Berathung über die Municipall Verfassung von Lvon fortgesetzt wnrde, verlief sehr stürmisch. Der Deputirte Le Rover wurde in seiner Rede unterbrochen und der Marquis v. Grcnmuvut vom Präsidenten zur Ord nung gerufen, wollte sich aber dem Ordnungsrufe nicht unterwerfen. Der Präsident GrMv erklärte darauf, wenn er in der Versammlung keine Gerechtigkeit finde, wisse er, was er zu thnn habe, und hob sodann die Sitzung ans. . Grovv hat infolge dieses Zwischenfalles den Vorsitz in der Nationalversammlung niedergelegt und, nachdem er in der Sitzung am 2. April bei der Neuwahl des Präsidenten mit 34'.> gegen 231 Stimmen wiedergewählt worden war, die , Wiedcranuahme des Präsidiums der Asscmbcke abgelehnt. Amerika. Der Secretär des Krieges, Belknap, nnd der General Sheridan sind auf einer Jnspection der mepi - canischen Grenze begriffen, längs deren Befestigungen zum j Schutze der Straßen angelegt werden sollen. Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat im Monat März um 1,644,000 Dollars abgenommen. 9m Staats schätze befanden sich am 31. März 79,537,000 Dollars in Gold und 2,653,<R)0 Dollars Papiergeld. Ein furchtbarer Wirbelwind hat am Mississippi gewüthct, , Bäume entwurzelt, Häuser zerstört und deu Tod von etwa j 20 Menschen verursacht. Nach einer Meldung ans New-Aork vom 1. April ist der Dampfer „Atlantic" auf der Fahrt nach Halifax bei ' der Insel Mars lau der canadischen Küste) gestrandet. Von den einschließlich der Frauen und Kinder am Bord befind lichen 1038 Personen sind nur 300 Männer gerettet worden, darunter der Eapitän, der Schiffsarzt, der dritte und der vierte Offizier. Schiff und Ladung sind vollständig verloren. Zmn palmsoimtage. ernster Stundenschlag ist euch erklungen. Er ruft euch, tbcure Rinder, zum Altar; Von tiefer, beil'ger Andacht ganz durchdrungen, Bringt eurem Gott den Schwur der Treue dar. Junckersten Viol siebt ibr an diesem Orte — O. mag der Tag euch immer heilig sein — Es schließt mit ibm sich ja der Kindheit Pforte, Ihr tretet in ein ernstes Veden ein. Ibi wißt cd Alle, was in dieser Stunde An diesem Ort ibr feierlich beschwort, ES ward euch ja aus treuem Lehrermunde Tas Wort des Herrn zu eurem Heil gelehrt; Ibr wißl'S, wozu ibr beilig euch verpflichtet. Gott und dem Guten ewig treu zu sein. Wobl euch, wenn ibr narb eurem Schwur euch ricbtet, Tann wird euch bier schon böb'res Glück ersreun. BiSber bat euch so liebevoll behütet Des Lehrers Hand, daS theure Elternhaus, Run gebt ibr, weil daS Schicksal cs gebietet. Allein zur unbekannten Welt hinaus. Auch euch wird wobl des Sehens Sturm umtoben. Tas Dasein ist ja nur ein Prüsungsstand, Dann wendet glanbenSvoll den Blick nach oben Und gebt euch ganz in eures Gottes Hand. Ja, ballet fest am Glauben und an Tugend. Vertraut auf euren Gott in Lust nnd Schmerz, Im Alter, wie schon in der frühen Jugend, Sei voll vom Glauben euer ganzes Herz. Wenn die Versucher lockend zü euch treten. Dann denket an den beut gen Tag zurück; Verlernt eS nie. zu eurem Gott zu beten. Vergeßt ibn nicht im Leid. sowie im Glück. So steigt denn aus. ibr tausend Wünsche, beute Für dieser tbcuren Kinder Woblergcbn, Gicb, Vater, daß dein guter Geist sie leite, Gieb. daß wir sie nicht unterliegen sebn. Ter Eltern Sorgen und der Lehrer Müben. Sie mögen reich durch sie gesegnet sein. Es möge ibre Jugend fröhlich blühen Und sich ibr Herz an reinem Glück ersreun. Naundorf Louise Kretzschmar. Ocffcntliche Litzuuq der Stadtverordnete» am lu. März >^7S. Anwesend sind Herr Stadtverordneten Vorsteher Härtig, Herr Vicevorsteher Sehnert und die Herren Stadtverordneten Andrä,' Drache. Götze. Haupt, Hanßel, Koblase. Krug, Webner, Mann, Neumann, Reinhardt . Roch. Schwarze und 'Wilke. — Eine Einladung des Schul direcloriumS zum Besuch der diesjährigen Schulprüfungen kommt zur Kenntnis; des EollegiumS. — Herr Lederbändler Fiedler hat laut Testament dem hiesigen Bürgerböspttal die Summe von loo Tblrn. vermacht und bei Vermächtnissen an die Liederlasel und den Turn verein das Burgerbospital als Erbe jur den Fall eingesevt, wenn sich diese Vereine aüflösen sollten. Der Stadtralb bat unter Aussprechung des Tankes an den Geber daS Vermächtnis; angenommen, und auch das Stadtverordneten-Eollegium saßt gleichen Beschluß. — Die Amaliensustnng tKlcinkinderbewabranstaltl bat gebeten, die von ibr in Folge GrundflückScrwcrbeS an die Sladtcasse zu bezahlenden Kosten, in Hobe von ca. 1l Tbll.. zu erlassen. Ter Stadtratb will diesem Gesuch entsprechen, das Kollegium tritt dem bei. — Bon einem ein gegangenen Dankschreiben wird Kenntnis; genommen. — Hieraus fährt das Eollcginm in c-er Bcratlnmg des städtischen HausbaltvlaneS auf das Iabr >d7n fort und beschäftigt sich zunächst mit der ScrviScasse. Bei den Einnahmen dieser Easse wird dem von der Finanzdeputation gemachten Vorschläge, für das Haus mu Garten am Wildenbainer Thor, > welches als Profoßwobnnng und ArrcstbauS dient, statt jept 25 Tblr.. künftig w Tblr MietbzinS zu verlangen, beigetreten und der Stadtralb ersucht, dem Eollegium bis zum l. Juli d. I. Nachricht zu geben, ob dieser Mmbzins zu erlangen gewesen ist. Bei dem Postulat der Servisgeldenlschadigung entspinntchch eine längere Debatte, in welcher besonders aus den Tcputationsbericht der zweiten Kammer des Land tages, der wegen der Petition von Karl Schumann und Gen open erstattet worden ist, Bezug genommen wird. Aus diesem Bericht , erhellt, daß in erster Linie der Stadtratb bemüht sein soll, für Er i böbring der ScrviSgcldsäxe zu wirken. Da nun der hiesige Stadtralb derartige Bestrebungen nicht entwickelt bat. auch einem schon vor Iabressrist ausgesprochenen Wunsche, wegen Erhöhung der Servis- säße zu petitionircn, nicht nachgekommen ist. beschließt das Eollegium. den Stadtratb zu ersuchen, unverzüglich Schritte in dieser Angelegen- ! beit zu lbun. In einer weiteren Debatte spricht man noch darüber. > daß Baulustigen zu Easernen- oder Stallung-bauten nicht allzu große