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Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189201122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920112
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-01
- Tag 1892-01-12
-
Monat
1892-01
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.01.1892
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Liese »nd «inik« sich daran anschließende, vorzüglich iviedergeqebene Linzelgesinge der Herren Lehrer Siegelt wurde» von reichstem Applau» begleitet. Die U^biinge» am Barre» legten Zeugnis; ab von der vortrefflichen Schulung und Gewandtheit der Mitglieder deS Turnvereins. Neben dem Ernsten sollte auch das Heitere z» feinem Rechte gelangen, indem der bestens bekannte Gesanges- und Tanzkomiker Titte! aus Chemnitz die Anwesende» durch verschiedene Darbietungen in heiterste Stimmung zu versetze» wußte. Reicher Beifall belohnte seine Mühe. Ebenso dankbare Ausnahme fand das humoristische Duett „Eingnartirung", gesungen von den Herren Schönherr und Naumann. Den Abschluß deS Ganzen bildete der Germania-Reigen. anSgefnhrt von 2b Daurcn des Vereins „Alpenveilchen- a»S Chemnitz. Die Vorführung des selben war eine gelungene und trug wesentlich zu dem glänzende» Erfolge bei, der der festlichen Veranstaltung beschieden war. Voll- desriedi'gt verließe» die zahlreich Erschienenen den Saal. Zu wünschen wäre nur »och, daß dar Berständniß für die Zwecke unseres Vereins und die daraus resnllircnde Opferwilligkeit i» immer weiteren Kreise» unserer Bevölkerung um sich greifen und namentlich neue Mitglieder zu de» alten sich geselle» möchten, damit der jetzt eher i»> Steigen als im Fallen begriffene» Noth in so vielen Familien unseres Ortes mit Nachdruck begegnet werden könnte. —6. Niederhermersdorf. Hinsichtlich des Berichts a»S hiesigem Orte betreffs Verleihung eine» Ehrengeschenks au den seit herigen Gcmeindevvrsiaud sei berichtigend bemerkt, daß der Name deS Letztere» nicht Ulman» ist, wie irrlhümlich zur» Abdruck gelangt, sonder» Ulm. — Brände. I» Zschopau wurde ein Theil der Cramer- scheu Ringoseu-Ziegelei durch Feuer zerstört. — I» Lug au brannte der Vrrkaufsladen des TnchhändlcrS und Schneidermeisters E. ans. Dar Waarenlager und die Ladeneinrichtung, welche nicht versichert waren, sind durch Funken, welche der herrschende Sturm wahrschein lich aus der Esse hereingetriebe», in's Glimme» und Verkohlen ge kommen und fast gänzlich unbrauchbar geworden. Man bedauert den regen Geschäftsmann als jungen Anfänger darob allgemein. — I» Zwönitz entstand am 6. Januar früh 3 Uhr in der an der Zwönitz- Lößnitzcr Straße in der Nähe des Bahnhof» gelegene» Restauration „zum FeldschlSßchr»" ein Schadenfeuer. Das ans Wohngebäude und Scheune bestehende Anwesen brannte gänzlich nieder. DaS Feuer war in der Scheune zum Ausbruch gekommen. Wegen Mangel an Wasser konnten die Spritzen nicht viel ausrichten. — In Kilchberg ist die der Tuchmacher-Innung gehörige, über 100 Jahre alte Walk mühle völlig »iedergebran»t. Das mit darin befindliche Leichentuch und da» silberne Krucifix, beide von hohem Werth«, aber zum Glück versichert, sind mit verbrannt. Beim Einsturz der Este wurde durch fortgeschleuderlc Ziegelsteine «in 60 Jahr« alter Tnchmachcr schwer getroffen, welcher uuu bedenklich krank darniederliegt. Durch herbci- geeilte Feuerwehren wurden die arg bedrohten Nachbargebäude geschützt. — Wlrkwaaren-Fabrikatton. lieber diesen Gegenstand wird dem „Leipz. Tgbl.- aus Chemnitz geschrieben. Wenn unsere Wirkwaarenfabrikauten die Geschästsergebniffe de» Jahres 1891 über schauen, können sie immerhin zufrieden sei»; denn zu Beginn desselben war die Lage weit schwieriger als jetzt. Wir können völlig mit dem ein verstaudensein» wenn der hiesige Berichterstatter der „Leipz. Monatschr. für Trxtiliud.- sagt, daß di« Mac Kinley-Bill keiner Industrie so sehr nach tem Leben getrachtet hat, wie der Wirkwarenfabrikation, daß aber auch kein« den Kamps so muthig anfgenommcn und so siegreich dnrchgrfochten hat wie sie. Freilich mußten neue Arte» von Waaren geschaffen, e» mußten dl« Preise ermäßigt und leider auch die Löhn« herabgesetzt werden; wo der Zoll drüben für ge färbte Waaren zu hoch war, mußte man sie roh hinübcr sende»; aber im Ganze» hat man sich de» Verhältnissen derart anzu- pafsen gewußt, daß die Amerikaner selbst über unsere Leistungs fähigkeit und Schmiegsamkeit erstaunt waren. Wenn viele Fabri kanten noch im vergangenen Jahre die Absicht hatte», Filialen in den Vereinigten Staaten zu errichten» so sind sie davon schon abge- kvmmen. Wen» auch die Lage der Wirkwaarenfabrikation noch keineswegs rosig ist, so ist sie doch wieder i» geregelte Verhältnisse gekommen, die auch durch die neuen Handelsverträge weiter befestigt werden dürften. Manche Zahlungseinstellung hat das Jahr 1891 gebracht; aber immerhin waren die Verluste geringer, als man er wartet hatte. Die Technik hat, wie schon öfters bemerkt wurde, so große Fortschritte gemacht, daß z. V. die jetzt wieder von der Mode begünstigte durchbrochene Waare, die früher nur auf dem Handstuhl gearbeitet werde» konnte, auch durch die Maschine und daher billiger hergestellt werden kann. Allerdings wird der Umbau der Stühle viel Geld kosten; aber man hofft doch, daß das Anlagecapital sich gu verzinsen wird. «eich fisch erLand-S-A«, eiger (« h e m n i tz e r « e » e r a l. A n »ei «i »tz. Rr. 6. — 1L Januar 1392. Vorsteher Dietrich da» Wort zur Begrüßung der Gäste und Kame raden, worauf derselbe die Fahnengeschenke des Kaiser», bestehend au» prachtvoller Schleife in den deutschen Farben und goldncm Wid- mungsschild vorzeigte, deren Bedeutung hervorhob uud unter Aus bringung eines dreifache» Hochs auf de» kaiserlichen Schcnkgeber der Fahne übergab. Die Anheftung erfolgte alsdann unter Befolgung militärische» Brauches: die bewaffnete Abthcilung präsenlirtc das Gewehr, das Trvnimlercvrps schlug den Parademarsch. Am Schluß des Weiheactes »ahm Herr Oberst v. Malvrtie, Commandeur des hiesigen Regiments, das Wort, um den Verein zu diesem Beweise kaiserlicher Gnade zu beglückwünschen. Derselbe -schloß seine Rede mit einem Hoch aus König Albert. Bemerkt sei, daß außer Herrn Oberst v. Malortie auch Herr Bezirks-Commandeur Oberst von der Decken »nd Herr Hauptmann der Reserve Buschkiel erschienen waren. Nach Schluß des Wciheactes wurde seitens des Verein» ei» Dank- Telegramm an Kaiser Wilhelm abgesandt. Die Fahne wurde hier aus in feierlichem Zuge nach der Behausung de» Herrn Vorsteher- Dietrich znrnckgebracht. Bortrag. Der Verein für naturgemäße Gesundheitspflege und arzneilvseHeilkunde hält Dienstag den 12. Januar AbeuS im Elysium wieder einen Vortragsabend ab. Hierzu ist Herr Oberlehrer Zimmer mann aus Dresden gewonnen worden, welcher das Thema: „Wie erziehen wir unsere Kinder i» de» ersten Lebensjahre» natur gemäß- behandeln wird. —* Unterschlagung. Ei» hiesiger Fischwaarenhändler halte kurz vor Weihnachten einem Handarbeiter mehrere Kistchen Aale z»m commissionSweisen Verkauf übergebe». Dieser hatte die Fische auch bi» auf einen kleine» Rest verkauft, den Erlös aber nicht a» seinen Auftraggeber abgeliefert, sondern sür sich verbraucht. Aus erstattete Anzeige war er dessen anch geständig. —* Diebstähle. I» einem Hanse der Mariensiraße sind vor einiger Zeit verschi dcne Diebstähle verübt worden; aus einer Wohn stube mehrere Nosincnstolle», Schürze», ei» Hemd, ein messingner Wecker und ei» Deckbett im Werthe von 20 Mark, die Stube ist nachgeschloffen worden; einer andern Bewohnerin desselben Hauses wurde» au» unverschlossenem, im Alkoven stehenden Koffer 6 Meter schwarzer, geblümter Kleiderstoff. Werth 12 Mark, gestohlen. Ein Theil der gestohlenen Sache» wurde später bei einem Trödler, an den sie für 7 Mark verkauft worden waren» vorgefnnden. Seit Operr Der Freischütz, am w. Januar üS >perr ... - die dritte deutsche Oper, welch ein« dankenSwerthe T-«t- Strafkammer-Verhandlungen — Chemnitz. 8. Januar. — Strafkammer IH. — Vors. Herr Laudgcrichtsdir. Frommhold. Ei» gemeingefährlicher Mensch ist der Maurer Earl Gottlob Sühnet ans Frohnau bei Anuaberg, zuletzt in KönigSwalde wohnhaft, 1849 geboren „nd 6mal, darunter 2>»al mit Zuchthaus bestraft. Dem Trnnke er geben und arbcitSjchcu, trieb er sich in letzterer Zeit nnanSgesetzt mit einem geladenen Revolver herum und bedrohte damit verschiedene Leute. Am 2. September v. I. bedrohte er ans der Doifstraße zn Frohnau einen ge wissen Sch. mit Erschieße» und am 19. Oktober Nachts hat er ans dem Wege von König-Walde nach Anuaberg auf eine bisher unbekannt gebliebene FraneuSperso» geschossen »nd den Feilenha„er K- anS Anuaberg bedroht. Letzterer nahm dem Angeklagte» den Revolver ab und veranlaßt- die Arrcinr Sühncl's. Der Arrest.»» leistete seinen Transporteure» erheblichen Wider stand. Stihnel wurde zugleich wegen versuchten Mordes, bez wegen ver suchte» Todtschlags in Untersuchung genommen, doch mutzte das Verfahren nab dieser Richtung hi» wieder eingestellt werden, da trotz der öffentliche» Aufforderung der Kgl. Staatsanwaltschaft sich die verletzte Frauensperson dei der Behörde nicht gemeldet' bat. Am ü. Oktober hat der Angeklagte versucht, eine Frau E. in Anuaberg um ein Füßchen Bratheringe zn betrügen und am 1ö. Oktober hat er in dem Bureau der Äauineister G. u. D. in Jöhstadt sich des mehrfache» Hausfriedensbruchs schnldig gemacht. Sühnel hatte bei G. n. D- gearbeitet. Bei einer Balgerei zog er sich eine Kopswnnde zu- Trotz dem verlangte er von bei» Buchhalter der erwähnte» Firma am 1b. Oktober Krankengeld, das ihm aber verweigert wurde. Der Anffo>dcrung, das Local zu verlassen, kam er nicht nach und als er endlich entfernt worden war, machte er aus der Straße Skandal und führte gemeine Reden. Ter Gerichts hof vernrlheilte Sühnel unter Anrechnung von 8 Wochen Untersuchungshaft zu 1 Jahr 3 Monaten Gefäugniß und 12 Woche» Haft. Rückfallsdiebstahl. Die 1861 geborene und schon vielfach vorbestrafte Dieustmagd Eriiestitte Auguste Seidel aus Mühlhausen hat sich mehrerer Rückfallsdiebstähle schuldig gemacht und wurde unter Ausschluß mildernder Umstände zu 2 Jahre» 9 Monate» Zuchthaus, 5 Jahren Ehrenrechtsverlnst „nd zur Stellung unter Polizeiaufsicht vernrthcilt. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. LU tzriod, »«len« VI-Ni« ««!„»!. »,« »Ich«,« v«,e»«i,ze!t» »au»l> «ttzitliU«» Chemnitz, dm 11. Januar 1892. — Das Reichsgesetzblatt Nr. 3t für das abgclaufenc Jahr ist an RalhSstelle eiugegaugeu und liegt daselbst in der Haupt registratur—Zimmer Nr. 44 im neuen Rathhause, Eingang am Becker- dcnkmal — 14 Tage laug zu Jedermann» Einsicht aus. Dasselbe enthält: Bekanntmachung vom 24. December v. I., die Durchführung der Juvalidiiäts- und Altersversicherung betreffend, und Bekannt machung vom 23. December v. I., die Aichung von Maßwcrk- zeugcn zur Bestimmung der Dichte von Mineralöle» betreffend. — Jttstizwesen. Seiten» des hiesige» Königl. Amtsgerichts wird der Bäckergchilfe Emil Robert Ocrtel aus Chemnitz, an welchem eine Gesäugnißstrafe zu vollstrccke» ist, zur sofortigen An zeige seines gegenwärtigen Aufentholtsorte» aufgefordcrt. — Erledigt hat sich die Vorladung des Handarbeiters Ernst Leberecht Busch beck ans Eisen zcche vom 24. October v. I. — Militärverei» 1866 er. Die Weihe der Fahnenge- fcheuke, welche Kaiser Wilhelm II. dem Verein anläßlich dessen kürzlich begangener Jubelfeier des 25 jährigen Bestehens widmete, geschah am Sonntag, den 10. Januar, in folgender Weise: Kurz vor 11 Uhr marschirte der Verein unter zahlreicher Betheiligung seiner Mitglieder unter Voranlrilt eines Musil- und Trommlerchores vom BercinSlveal nach der Wohnung seines Vorstehers, Herrn Carton- sabrikanlen Dietrich, Reilbahnstraße 37, zur Abholung der in dessen Behausung untergebrachteu Vereiusfahne. In festlichem Zuge begab «au sich alsdann unter Berührung der Logenstraße, Wiesenstraße, Passstraße, deS Johannisplatzes und der Königstraße nach dem Gast Han» „Zur Linde-. Jur großen Saale desselben »ahm der Verein dann Aufstellung. Im Hintergründe postirte sich die bewaffnete Ab teilung «ft der Fahne und dem TrommlercorpS, während die übrigen Mitglieder die beiden LLngSseiteu de- Saale- in dreigliedriger Stellung ausfüllt«». Au der deui Orchester gegenüber gelegenen Schmalsette postirten sich, da- Tarrä schließend, Vertreter der Militär- und Civilbehörde», die übrigen Ehrengäste, welche zu dieser Feier Einladung erhalte«, fand«» hinter den Vorgermnnten Platz. Nach- ewige Orchrstn-Borträg« den Weiheact eingeleilet, nahm Her, Stadt-Theater. Sonnabend, de» v. Januar: „Der Prinz von Homburg- von H. v. Kleist. Als, genau vor einem Monat, das ergreifende Schauspiel des geniale» Dichters in neuer Vorbereitung und Einstudierung hier über die Bretter ge gangen ist, stand ich nicht an, die Aufführung de» besten Gesainintleistungc» nnkeees städtischen Theaters — auf viele Jahre znrückgcrechnet — als eben bürtig anzureihen. Bei einer kritischen Betrachtung der zweiten Wieder holung der Stückes ist jenes Lob einzuschräuken. ES gebrach dieser Wiecer- holnng, besonders in den ersten Auszügen, an der edel» Weihe und an der würdige» künstlerische» Durcharbeitung und Abrundung, wodurch sich die erste Vorstellung am 9. Dezember so schön ausgezeichnet halte. Die Theilnahme der Mitspiclenden erschien nicht so ernst »nd pietätvoll; Knnstpausen peinlicher Art und Dialogschmtzer kamen vor; die Gruppensccne des zweite» Auszuges (Schlachtfeld bei Fchrbelli») war nicht so straff und sicher zusanniiengcstiiiiint, »nd der Fansarenbläsir hinter der Scene gab das Zeichen zn frühe,- anch die darauf folgende Scene in Berlin machte einen nüchternen, stiininnngslosen Eindruck. Man Halle sich ja schon bei der erste» Ausführung hier ans das Nothdürstigste beschränkt und die Vorschriften und Angaben des Dichters nicht sonderlich ousgcbeuiet zn Gunsten einer vollen Wirkung; diesmal aber lag selbst in Dem, was man geboten, zu wenig Reiz, Schwung und Weihe. Und was ließe sich mit wenig Mitteln aus dieser Scene machen! — Erst vom dritten Auszug an kam ein kräftigerer Zug und eine ein dringlichere Spannung in die vorgesührte Handlung; man wurde warm, und die hinreißende Macht der kleist'sche» Poösie übte ihre» ganzen Zauber ans. Von hier an war auch der Held des Schauspiels wieder mit allen Fasern bei der Sache. Den», es muß gesagt werden, auch Herr Wendt als Prinz von Homburg spielte von vornherein weder sicher noch ausdrucksvoll genug. Der junge Held, an dem alles scharf ausgeprägte Eigenart sein mnß, machte leider zuweilen den Eindruck dcs theatralisch Gewollten und warf sich i» die Brust wie cin Theaterprinz, und zwar nicht nur im Spiel, sondern anch i» der Rede. Zuweilen rollte das dramatische R geradezu bedrohlich durch die Sprache des Dichters, der doch allem Gemachte», Geschraubten »nd Pathetischen bitterfeind ist. Gerade, weil Herr Wendt in dieser Rolle so Vortreffliches leistet und — wie das besonders die erste Aufführung bekundete — dem Character des Prinzen bis in die innerste Seele geschaut hat, — gerade deshalb möchte ich ihn in seinem eigenste» Interesse herzlich bitten, in Darstellung und Sprache menschlich und wahr zu bleiben und auch in den verführerischsten Augenblicken einem Haschen nach äußerem Effekt keinerlei Zugeständnisse zu inachen. Vom dritten Auszug an kam er, wie bereits angedeulet, wieder ans die alte Höhe, und die crlchütternde Scene mit der Knrfürslin und ihrer Nichte war von überwältigender Wirkung. Ei» Künstler aber, der sein Publikum so inn»ittel- bar zn packe» und mit so elementarer Macht sortzurcißen versteht, darf sich chon bemühen, seine dramatischen Gebilde durchweg folgerichtig z» entwickeln und mit menschlicher und künstlerischer Wahrheit ansznprägen. Solche Arbeit ist „deS Schweißes der Edcln Werth". Ter Kurfürst des Herr» Walther war wieder eine farbige, vertiefte, in sich gefestigte »nd abgeschlossene Leistung, lebenswahr und historisch richtig in MaSle und Spiel. — Und nun schließlich noch einige Bemerkniigen, zu denen die Aufführung Anlaß giebt. Namen will ich dabei nicht nennen, wohl aber die Bitte ansjprcchcn, daß das Folgende im Allgemeinen beherzigt werde Verschiedene Darsteller nämlich blieben in ihren Reden oft ganz nnmrständlich. Sic überhasteten sich oder skandirten die Verse schlecht, indci» sie in geschraubter Redeweise die hochtonige» Silben schwer und laut betonte», die Iiestonigcn dagegen verschluckten; oder sie ließe» bei Satzschlttssen den To» bis zur Unhörbarkcit herabsinle», und was dergleichen sprachliche Unarten mehr waren. Manche gingen in ihrem Bestreben, recht natürlich zn reden, zu weit und überlegten nicht, daß zwischen Lebcnswirklichkeit und Bühnenwahrheit ein Unterschied ist. Ach, wie viele Prachlslellen der herrliche» Dichtung sind dabei verloren gegangeni — Künstlerische Selbstzucht, und sorgfältige Schulung, verbunden mit Takt und mit Bcrücksichtigungdessen, was man demDichter und den Zuschauern nothwendigerweise schuldet, wärendem und jenem unserer Darsteller und Darstellerinnen angelegentlich ,n ^mpsehkn^ sachc l Möchte ^e di» Richtung für da» u,»begonnen« Jahr bezeichnen, damit die Französin »nd Italiener mit de» picanten, nervenaufregeudeu Product«! ihrer inittelmäßigc» Linse nicht allzuviel Herrschaft über den öffentliche« Geschmack gewinnen. Grade bei uns Deutschen muß ja leider immer gewarnt werden: „Willst Du in die Weite schweife», sieh, da» Gute liegt so »ah - — Allerdings nicht immer das Gute für dnS Cassabuch des Theaters, und eS ist d.shalb de» Bühnenleitern, welche nicht nur mit ideale» Facto«» rechnen könne», nicht zn verargen, wenn sie eine „Carmen- und «ine „Cavalleria-, um einige, die Gattung inarkirende Hauptwerke zu nennen, i» besagtem Sinne heranziche», da der allgemeine Drang derartigen Kunstdarstellungen nachgeht, nur daß eben ihre scharfen und zum Theil billigen Würzen di« Znnge für da» de utsche Kunstwerk und seinen vornehmen und unversälscht gemüthS- llefen Charakter abstiimpseii. Trotzdem soll unser« gute vaterländische Opernknnst nicht z»r Disposition beurlaubt, sonder» mindestens gleichöedacht zur AnSsüllnng dcs Spielplans herangezogc» werden. Und da wir einmal dabei sind, «landen wir »nS, die ge.-hrle Directio» darauf ausmerksam zn maLc», daß Wc b e r» „Oberon" z. B- seit Jahren nicht berücksichtigt wnrde, Webers herrlicher Schwanengeiang,zu den» 11r. Franz Wüllner die ausfüllenden werthvolle» Recitative nachgeschaffe» hat. Dieser langenlbehrte „Oberon" wäre wohl einmal einer besondere» Ausstattung werthl Dann sind bei uns die Klng- hardt'schen Oper» noch ganz fremd. Der melodiensübe, hochpoelische „Jwcin- wcnigstenS sollte auch hier dem Publikum vorgcfiihrt und damit ein Beweis gegeben werden, daß auch außer dem unvermeidliche» „Trompeter" die Neu zeit recht BolksthümlicheS »nd viel Edlere» als diesen sentimentalen Liebe»- Heide» gebracht hat. Dan» bitte» wir recht dringend nm Wiederausnahine der G ö tz'ichcn tiesinnigcn und sinnigen „Der Widerspenst ige n Zähmn ng". Es s.äic ans dem angedeuteten Felde Vieles aufzufri'scheii, manchen Lorbeer zn erringen, manche» bewundernswerlhen, da« Ausland weit überbietendeu nationalen Tonschöpfer mit diesem oder jenem Werke der Vergessenheit zu entreiße». Und wir glauben von Herrn Jessc, daß er, soweit eS ihn» die Zeilverhältnlssc erlaube», auch i» diese»! Punkte noch ergänzend wirken wird. Der intimste Freund deS wirklich dentschgesinnte» Publikums bleibt immer Webers „Freischütz". Erspielt in die Kiudheilsiränme eines Jeden hinein, denn seine innere Reinheit und seine zum Theil Gruseln erregende und doch dabei fesselnde Romantik werden auch für Kiudergemülher als paffender Stoff erfunden, schon ihnen den ewige» Kampf zwischen „Gut" und „Bös" an einem drastisch greifbare» Gegenstand klar zu mache». Er bleibt dem er wachsenen Kunstfreund treu, den» das Wahre und Echte, was in der Natur selbst begründet ist und die geheimste» Saiten de» vaterländisch gestimmten Deutschen berührt, steht sür alle Zeiten fest, uud eS braucht nur ein To» davon angeschlagen zu werden, um eben dies Saitcnspiel Im Innern zum frohgemntheu Mittöne» zu bewegen. Der diesmalige Freischütz war bei einer guten Besetzung wohl auf gehoben. Die tiesgemülhvolle Agathe unserer Frl. Elzer ist vom Vorjahre rühmlich bekannt. Nur eine solch edle Einfachheit in der Darstellung uud eine solch' durch und durch sein künstlerische Erledigung kau» die entzückende träumerische Mädcheugestalt Agathen» zur rechten geist- und geniüth- erschöpfendei, Verkörperung bringe». Es war ein großer, schöner Erfolg, de» die gediegene Künstlerin errang, und an ihm participirte tas schalkhafte, an- mnthige Aeunchen de» Frl. Siese. welche in dieser dankbaren Rolle (allerdings bis auf einig« dialeclbesangene Bocal«) auch sehr Dankcnswerthe» in jeder Hinsicht leistete. Viel Mühe auf sein« Parti« hatte Herr Slebert als Max verwende;, nud wir hätten ihm z. B. nach seiner Arie im 1. Acte die verdiente schallende Anerkennung gewünscht. Bor Alle,» dcclamirte er »er« ständnißvoll, sang mit vielem Ausdruck, rei» iutonirend und bis ans wenige kleine Versehen durchaus sicher. Aeußcrlich wird er noch vortheilhaster wirken lernen, wenn er sein Spiel von einer merklichen Leblosigkeit besre e» wird. Es sei nur an seine Haltung im Anfang des 1. ActcS und »ach dem ersten Absatz des Terzettes: „Wie, wa», Einsetzen" erinnert. Auch muß der gesprochene Text »och natürlicher, von der individuellen, etwas gezierten Aussprache des Be sitzers freier werden. Herr Kräh,»er stellte einen charakterfesten Caspar, im Spiele und Dialog vorzüglich und auch gesanglich wohlbeschlagen, nur reichte di« Stärke zum Nachetriumph tes 1. ActcS nicht ganz ans; doch machte auch diese Arie einen günstige» Eindruck. Sehr zn Statten kam den eiste» und de» letzte» Szenen des Werkes die namentlich im Spiel und künstlerischer Tialogsührung außerordentlich würdige Betheiligang des Herrn Walther als Cuno. Herr Drumm fügte sich als Ottokar ansprechend ei», Herr Scheller war ein sachgemäßer Kilian, Herr Bau mau» bemühte sich als Eremit um das Beste, war aber einige Male im Ansatz recht unrein. Die sür Alle singende erste Brautjungfer fand durch Frl. H o s bevorzugte Ver tretung. DaS Orchester leistete da» gewohnte Vortreffliche und war der Aufführung eine feste Stütze. Der Chor genügte znmeist, von ungünstig klingenden Stellen im l. Acte abgesehen. Ter Samiel des Herr» Haller gab eine angeiiiesseiie Erscheinung. Fragwürdig stand cs zum Theil mit der Regie. Rach dem Trompeteu- rus des Banernmarsches tönte es hinter den Coiilffse» mit Corporalton: „So, loSl" und das Publikum wußte also aus dem Munde des unsichtbare,! Spielordners genau, daß cs — tinn losgina! Dies zur Etiqnetlenfrage! — Zum Punkte der Unverständlichkeit das Weitere: Samiel wurde bei seinem Erscheinen hinter Max mit Extralich« beleuchtet- Wie verträgt sich da- mit der Caspar'scheil Schilderung des Wesens dieser Macht: „Umgebt ihn, ihr Geister, mit Dunkel beschwingt!?", ganz abgesehen von der Tradition. Im Försterhaus mimte Agathe vor einen! verschlossenen Fenster, hinter dem irgend eine Helle Spalte erschien, Mondnacht, Tannenwald, hörte Schritte rc. rc. Das Meiste zu wünschen übrig ließ die Wolssschlucht. Von der Eule im Bordet« grilnd mit den unabläjsig zuckende» Flügeln wollen wir nicht sprechen, aber der übermäßigen Feuerwerke«! iin Rachen von Unthieren wird man über drüssig, sie stört das Poetische, wen» auch granlenhaft Poetische der Scene vollständig. Das Acrgstc war aber wohl, daß Samiel schon beim Ruf „Sechs" erschien, und damit der ganze Effect in seiner Steigerung gestört wurde. Nachdem wir öfters Schau- und Lustspielen beigewohm haben, können wir uns deS Vergleichs mit der Oper »nd de» Bede cke»- nicht er wehren, daß es in der Oper mit der Spiclordunng zuweilen recht genommen wird, mindestens möchte» wir aber die Dircction in der wohlmeinendsten Absicht ersuche», künftighin die Arrangements nicht »»überwacht zn kaffe», denn wir können nicht glauben, daß— denken wirz. B. andie vorzüglicheRcgie- fübrung deS bei der „Cavalleria" als Spiclordner fungircnden Herr» Direktor Jcsse — derselbe von solche» Dingen vorher Keniitniß hat- Die Oper ab«' kann anch in dieser Hinsicht mit gutem Recht dieselbe Berücksichtigung vorans- sctzcn, al» das Schauspiel, — denn eS sind g leichwerthige Kunstgattungen —(Ir. Drahtnachrichten und letzte Meldungen. Chemnitz, 11. Januar 1892. London. Der Pariser Korrespondent der „Times " hält seine Meldung betreffs des beabsichtigten BesnchS des Kaisers von Oesterreich beim Papst nnd beim König von Italien aufrecht. Alle Hinderniffe feien bereits beseitigt oder Wörden noch aus dem Wege ge- ränmt werde«». Der Besuch soll ans de» Monat Sep- tember festgesetzt sein. Wien. Nächsten Mittwoch beginnen hier die serbisch» österreichischen Zolleonferenzen. Die deutschen Dele- girten treffen erst später hierzu ein. Brüssel. Infolge anvauernden heftigen Schneefalls ist der Draht- und Bahnberkehr vielfach gestört. London. Der Herzog von Cläre nee ist an der Influenza mit Lungenentzündung erkrankt. Kairo. Nach dem Bericht der Doktoren Hesse und Comanos wurden dieselben an« Donnerstag früh 5 Uhr an das Krankenlager des Khedive gerufen. Die Consnttation ergab eine Lnngenkongestto». Um 1 Uhr Nachmittags hatten die Lungenerscheinnngen sich ver schlimmert; heftige durch Urämie hervorgernfene Gehirn- affeetionen traten noch hinzu. Die Obduktion ergab Er krankung an Influenza mit infeetöser Lnngenentzündung, sowie Nierenentzündung, welche den Tod herbeigeführt hat. Der Sektion, welcher zwei europäische Aerzte beiwohnten, sowie zwei ägyptische, präfidirte RogerS- Pascha. verantwortlich: für Politische»,Oertllches undFeullletonislische» Jnllnt Theiß« iür Sächsisches: Franz Götze; sür den gerichtlichen Theil: O. N ennewitz kSrdrnJttseraleniheil: der Verleger «lexaiiörr Mi ed e isämmllich inChemn« Ml» nicht »beten» Zusendungen sind Verlag und Rrdaetiou nicht vertziudllchül Keorg fflorv» i» Hl,°Wi1r, LS, I. kHax« (gögsnüdsr üvm Svvlt«rtlonk«»y. dtiltsielirnrILl.I-ottei'is niti: ^oossn »llzelezendlidisi; vwpkoliloö,
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