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Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Abonnement: Vierteljährlich tv Ngr. Großenhainer Unterh Mnzs und AHcheblatt. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Inseratenpreis: Für den Raum einer Spalt zeile 1 Ngr. Inseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 10 Uhr. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Donnerstag, den 27. Februar Bekanntmachung. Die Schulgelder auf das erste Vierteljahr 1873 sind längstens bis Ende Februar 1873 an Stadthauptcassenexpeditionsstelle zu bezahlen, widrigenfalls die Restanten durch den städtischen Steuerexecutor gegen die gesetzliche Erinnerungsgebühr von je 13 Pfennigen werden erinnert werden. Großenhain, am 30. Januar 1873. Der Stadtrath. Kunze. Bekanntmachung, das Räumen der Jahrmarktsbuden betr. Da das lange Stehenlassen der Jahrmarktsbuden nach beendetem Jahrmärkte mit mehrfachen Unzuträglichkeiten verbunden ist, so schreibt der Stadtrath hiermit vor, daß die für den nächstbevcrstehenden Jahrmarkt aufzustellenden Buden längstens bis Sonntag, den 2. März d. Z., Abends 10 Uhr von den Straßen der Stadt wieder weggeräumt sein müssen. Die Nichtbeachtung dieser Vorschrift zieht für die betreffenden Budeneigenthümer, bez. Budenverleiher, Geldstrafen bis zu fünf Thalern nach sich. Großenhain, am 26. Februar 1873. Der Stadtrath. Kunze. Tagesnachrichten. Großenhain. Die Pirnaer Bank, ein vor Jahres frist in Pirna gegründetes Geldinstitut, welches bereits in Sebnitz und Meißen Filialen errichtet hat, wird, wie man hört, auch hier unter der Bezeichnung „Großenhainer Bank" ein Zweiggeschäft einrichten. Die Locale hierzu sind schon gemielhet und die Geschäftseröffnung soll noch im März er folgen. Eröffnet hierauf, wie beabsichtigt ist, zum 1. April der neu entstandene landwirthschaftliche Spar- und Vorschuß- Verein seine Thätigkeit, so hat dann unsere Stadt, mit Einschluß der schon vorhandenen, gut fundirten städtischen Sparkasse und des in gleichem Stande befindlichen Credit- Vereins, vier Geldinstitute. Sachsen. In beiden Kammern gelangte am 25. Febr. ein k. Decret zum Vortrag, laut dessen, mit Rücksicht auf die auf den 10. k. M. festgesetzte Einberufung des Reichs tags, der Schluß des Landtags für künftige Woche, vor läufig für den 6. März, in Aussicht genommen ist. Die erste Kammer berieth sodann den Deputationsbericht über die gesummten, der ständischen Berathung unterliegenden Privateisenbahnen und nahm die allgemeinen Anträge der Deputation einstimmig an, nachdem die mit dem Eisenbahn- concessionswesen in der Gegenwart verknüpften Uebelstände beleuchtet worden waren und Finanzminister Frhr. v. Friesen unter lebhaftem Beifall der Kammer den Standpunkt der Ne gierung gegenüber diesen Mißständen gekennzeichnet hatte. In der zweiten Kammer zeigte der Präsident zunächst das Ableben des Abgeordneten Fabrikbesitzer Esche zu Lim bach an und widmete demselben einen warmen Nachrus, zu welchem die Kammer durch Erheben von den Sitzen ihre Beistimmung gab. Auf der Tagesordnung standen die De putationsberichte über die Justizneubauten zu Dresden und über die Verlegung der sächsisch-böhmischen StaatSeisenbahn bei Dresden. Beide Gegenstände kamen jedoch nicht zur Berathung, da letztere Vorlage (deren Ablehnung die De putation empfahl) mit Rücksicht auf den nahen Landtags schluß zurückgezogen und die Frage über die Dresdner Justiz neubauten durch ein Decret wesentlich verändert wurde, das für das Kriegsministerium die Summe von 1,065,000 Thlr. zur Errichtung eines neuen Arsenals und die Ermächtigung verlangt, die in Neustadt-Dresden gelegenen Militäretablisse ments zu veräußern und an deren Stelle Neubauten auf zuführen. Durch die Errichtung eines neuen Arsenals würde alsdann das Zeughausareal für andere Zwecke disponibel werden und soll daher die Finanzdeputation zunächst erst über das neu eingebrachte Postulat Bericht erstatten. Der diesjährige Leipziger Carneval wird als in allen Theilen glücklich gelungen bezeichnet. Viele Tausende aus wärtige Festgenossen hatten sich dazu eingefunden. Bei dem Festzug am 24. Februar gerieth ein 13jähriger Knabe unter einen Wagen, wodurch derselbe einen Bruch des linken Oberschenkels erlitt. Der Eilgüterzug der thüringer Bahn, welcher Abends von Gerstungen in Leipzig eintreffen soll und Personen mit befördert, ist am 22. Febr. unweit Barneck, wie es heißt, infolge eines Radreifenbruchs, plötzlich entgleist, und blieb hierbei der Locomotivführer, welcher eine Frau und zwei Kinder hinterläßt, auf der Stelle todt, während das übrige Fahrpersonal und die Reisenden bis auf einige Passagiere 4. Klasse, welche verschiedene Contusionen erlitten, un verletzt davonkamen. In Chemnitz hat sich am 22. Februar Nachmittags eine Frau mit ihrem 11jährigen Knaben ins Wasser gestürzt und sind Beide ertrunken. Der Mann, welcher, durch eine Tochter von dem Vorhaben der Mutter benachrichtigt, her beigeeilt war, um die Unglücklichen zu retten, wäre beinahe das dritte Opfer geworden. Er mußte ins städtische Kran kenhaus gebracht werden. In Boigtshain bei Wurzen mußten kürzlich zwei schöne, aber von der Tollwuth befallene Pferde getödtet werden, welche vor 5 Wochen im Stalle von einem tollen Hunde gebissen worden waren. Deutsches Reich. Wie das „D. W." hört, ist die Einberufung des Reichstages jetzt definitiv für die Zeit vom 8. bis 15. März in Aussicht genommen. Von der Ein bringung des Preßgesetzes in der bevorstehenden Session ist jetzt definitiv abgesehen, da erst das Ergebniß der Ver handlungen über die Gerichtsorganisation abgewartet werden soll. Auch die Vorlage eines Bankgesetzes ist für die nächste Reichstagssession nicht zu hoffen. Wenn das Münzgesetz, welches in diesem Augenblicke dem Kaiser zur Genehmigung vorliegt, um dann den verbündeten Regierungen mitgetheilt zu werden, die legislatorischen Instanzen durchlaufen haben wird, so wird zuerst die Frage in den Vordergrund treten, auf welche Weise die noch immer übergroße Circulation von Papiergeld in Deutschland, welche in ihrer jetzigen Höhe das Gold nothwendig verdrängen müßte, zu beschrän ken ist. Die Gesammtsumme dieser Circulation beträgt 60 Millionen, und einzelne der kleinen Staaten, welche eine bedeutende Papiergeld-Circulation haben (Sachsen 12 Mill. Thaler), würden dieselbe nicht ohne schwere Opfer beseitigen können. Allerdings könnte die preußische Bank, zu einem Reichsinstitut erhöbe«, die Einlösung des Papiergeldes über nehmen, wie sie dies schon früher für einen Theil des preu ßischen Staatspapiergeldes gethan hat, aber die Schwierig keiten einer solchen Umgestaltung sind so groß, daß eine Lösung derselben wenigstens für die nächste Zeit nicht zu erwarten ist. Engel's Werk über die Verluste im deutsch-französischen Kriege beziffert den Gesammtverlust der deutschen Heere an Todten, Verwundeten und Vermißten auf 127,897 Mann, worunter 5254 Offiziere und Aerzte. Die Zahl der Todten ist 40,88l; davon blieben gleich auf dem Schlachtfelde 17,572 Offiziere, Aerzte und Soldaten; an ihren Wunden verstürben 10,710 Mann; außerdem verunglückten 316 und 30 todteten sich selbst. Die gesammte in Frankreich ein gerückte Streitmacht war 913,967 Mann; die Zahl der mit Verlust an Menschenleben verbundenen Rencontres war 1599, worunter 78 Schlachten. Preußen. Wie die „N. Pr. Z." meldet, ist die von Sr. Majestät dem Könige berufene Specialcommission zur Untersuchung des Eisenbahnconcessionwesens am 24. Febr. in Berlin zusammengetreten. Prinz Friedrich Karl hat, wie das „Pr. Volksbl." hört, die ihm nach dem letzten Kriege zugefallene Dotation zum großen Theil behufs Begründung von Stiftungen an die jenigen Regimenter überweisen lassen, welche in den Feld zügen von 1864, 1866 und 1870/71 unter seinem Ober befehle gefochten haben und Gelegenheit fanden, sich besonders Hervorzuthun. Die Zinsen dieser Stiftungscapitalien sollen zur Gewährung von Zulagen an Unteroffiziere und Capitu- lanten verwendet werden. Gegen 30 Regimenter bez. Jäger bataillone haben derartige Schenkungen in Beträgen bis zu 3000 Thalern empfangen. Ein Postdiebstahl, der am 31. Januar in Köln verübt worden ist, erregt besondere Aufmerksamkeit. Den Dieben sind, soweit bis jetzt ermittelt, nicht weniger als 86 Geld briefe und Geldpackete mit einem declarirten Werthe von 17,201 Thlr. in die Hände gefallen. Auf die Ermittelung der Diebe ist eine Belohnung von 500 Thlr. ausgesetzt. Bayern. Der König hat die Uniformirung des baher- schen Kriegöheeres nach preußischem Muster in Farbe und Schnitt der Uniform zusammt der Pickelhaube genehmigt. Indessen sollen die jetzigen Uniformen und Helme noch auf gebraucht werden. General Frhr. v. Hartmann (geb. 1795), welcher als Oberbefehlshaber des 2. baherschen Armeecorps noch am letzten Feldzuge den rühmlichsten Antheil nahm, ist in der Nacht zum 24. Februar in Würzburg gestorben. Würtemberg. In Stuttgart haben am 22. Febuar 500 Bäckergesellen durch Placatauschläge 35 Procent Lohn erhöhung, eine Arbeitszeit von Mitternachts 12 bis Mittags 1 Uhr (statt von 8 Uhr Abends an), Sonntags nur Kaffee- brodherstellung, an den höchsten Feiertagen ganze Arbeits freiheit, Anreden mit „Sie" :c. verlangt. Wenn die For derungen innerhalb drei Tagen nicht zugestanden werden, so erfolge allgemeine Arbeitseinstellung. Schweiz. Die Regierung von Solothurn hat dem Domcapitel von Basel auf dessen Weigerung, einen Bis- thumsverweser zu ernennen, die Antwort zugehen lassen, daß die Diöcesanconferenz die Motive des Domcapitels nicht anzuerkennen vermöge und daß die betheiligten Can tone, falls das Domcapitel auf seiner Renitenz beharre, vielleicht auch keinen Grund für Forterhaltung des Dom capitels finden dürsten. England. Infolge von Compromissen zwischen Arbeit gebern und Arbeitnehmern werden voraussichtlich 60,OM Berg werksarbeiter in Süd-Wales die Arbeit wieder aufnehmen. Spanien. Der Justizminister hat am 2l. Febr. in der Nationalversammlung den Gesetzentwurf wegen vollständiger Abschaffung der Todesstrafe für alle Vergehen eingebracht. Der Minister des Auswärtigen, Castelar, versicherte, es herrsche in dem ganzen Umfange der Republik vollständige Ruhe. Sodann wurde die Discussion über Abschaffung der Sclaverei fortgesetzt. Das Ministerium hat sich neu constituirt. Vier Mi nister sind geblieben, während an Stelle der ausgeschiedenen Minister fünf neue eingetreteu sind. Die Radicalen und die Republikaner haben sich zu einer einzigen Partei vereinigt; die ersteren sind in der Regierung durch den Kriegs- und den Marineminister vertreten. Das Regierungsprogramm bleibt unverändert und geht wesentlich auf Ausführung der Beschlüsse der Nationalversammlung, sowie auf baldigste Zusammenberufung einer constituirenden Versammlung. Die von Vittoria ausgehenden Eisenbahnen sollen durch Carlisten unterbrochen und mehrere Bahnhöfe zerstört wor den sein. Rußland. Die „Russische Zeitung" erfährt, daß der Reichskanzler Fürst Gortschakow die Absicht hege, betreffs der Feststellung einer Grenzlinie zwischen Rußland und Afghanistan, zur Entscheidung der zwischen den Cadineten von London und St. Petersburg darüber noch obschweben- den Differenzpunkte, die Niedersetzung einer englijch-rus sischen Specialcommission in Vorschlag zu bringen. Die russische Regierung beabsichtigt, in der Bucht von Balaklawa einen Kriegshafen anzulegen und denselben durch einen Canal mit dem Hafen von Sebastopol in Verbin dung zu setzen. In Moskau war kürzlich ein neuer Skopzenproceß der Gegenstand des allgemeinen Interesses. Es wurden vom Bezirksgericht acht Personen freigesprochen und ebenso viele, drei Männer und fünf Frauen, theils wegen persönlicher Verstümmelung, theils wegen Verleitung zur Irrlehre ver- urtheilt, und zwar sämmtlich zum Verlust der Standeörechte und zur Ansiedelung im östlichen Sibirien. Amerika. Eine Botschaft des Präsidenten Grant an das Repräsentantenhaus fordert auf das Dringlichste zur Annahme des Gesetzes wegen der canadischen Fischerei auf, um neuen Differenzen mit England vorzubeugen. In New-Jork herrschte am 21. Februar ein heftiges, mit Regen und orcanartigem Sturm verbundenes Unwetter, wodurch der Verkehr fast gänzlich gehemmt wurde. 16. Landtagswoehe. Die Woche begann wieder mit Eisenbahnverhand lungen in der zweiten Kammer. Nachdem dieselbe zuvor dem Verkauf des Kupferhammerwerkes Grünthal um den Preis von 135,000 Thlr. zugestimmt, genehmigte sie die Eisen bahnlinie Meuselwitz-Wolfsgefährt auf sächsischem Boden und nach langer Erörterung eine directe Bahn Dresden- Leipzig. Man weiß, daß die Leipzig-Dresdner Eisenbahn gesellschaft ein Privilegium besitzt und man ist noch darüber im Zweifel, ob das ihr gestatten wird, ein Verbietungsrecht des Bahnbaues inmitten ihrer beiden Bahnen in Anwendung zu bringen. Uebrigens ist die Richtung der direeten Bahn auch noch nickt festgestcllt. Der vorerwähnten Sitzung vom 17. folgte die vom 18. Febr. mit wenig erheblichen Verhand lungen über die gemäß den Vereinbarungen mit der ersten Kammer festgestellten Gesetze, die Eh ausseebauten und die Oberrechnungskammer betreffend. Wichtig und ausführ licher Besprechung werth waren aber die Verhandlungen der Kammer am 20., von welchen man Aufklärung über das Schicksal des Volksschulgesetzes erwartet hatte. Das amt liche „Dresdner Journal" hatte mehrere Artikel gebracht, in welchen nicht nur das Reckt, sondern sogar die Pflicht der Regierung, gemäß § 92 der Verfassung, welcher zur Ablehnung eines Gesetzes eine Zweidrittelmehrheit vorschreibt, das mit einfacher Mehrheit abgelehnte VolkSschulgesetz zu veröffentlichen, nachgewiesen wurde. Darauf hin stellte der Abg. Minckwitz in Stellvertretung des Abg. Klemm und Genossen an die ! Regierung die Anfrage, ob sie sich Len Ausführungen besagter