Volltext Seite (XML)
Großenhainer NultrhaltuW- L Azeigeblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Großenhain vnd Radeburg. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Xo. 64. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Abonnement vierteljährlich 1 Mark. Donnerstag den 3V. Mai. Inserate werden bis früh 9 Uhr für die nächste Nummer angenommen. 1878. Auf Antrag der Er-en Hannen Rosinen verehel. gew. Nauman« geb. Kluge in Rostig sollen erbtheilungshalber die zu deren Nachlaß gehörigen Grundstücke: 1) das Viertelhufengut eut. 17 zu Rostig mit Realbier- und Branntweinschank gerechtigkeit, Fol. 14, nebst dazu gehörigen walzenden Grundstücken Fol. 34, 48 des Rostiger Hypothekenbuchs, mit einem Areal von 9 Hect. 35,6 Ar und 141,12 Steuereinheiten, dessen Gebäude mit 6050 M. —-in der Landesbrandcasse versichert sind; 2) die Feld- und Wiesengrundstücke Fol. 50 des Mülbitzer Hypothekenbuchs mit einem Areal von 2 Hect. 0,92 Ar und 30,16 Steuereinheiten; 3) das Wiesengrundstück Fol. 304 des Hypothekenbuchs von Naundorf bei Großenhain mit einem Areal von 25,8 Ar und 2,66 Steuereinheiten freiwilliger Weise vom unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte an Amtsstelle hier ver steigert werden und ist hierzu der 6. Juni d. I. Mittags 12 Uhr terminlich anberaumt worden, was unter Bezugnahme aus die am hiesigen Gerichtsbret und in der Schänke zu Rostig nebst den Erstehungsbedingungen aushängenden Anschläge hiermit bekannt gemacht wird. Großenhain, am 20. Mai 1878. Das Königliche Gerichtsamt. Schröder. Bornemann, Ass. Bekanntmachung. Der unterm 8. dieses Monats erlassenen Bekanntmachung ohnerachtet ist es wieder holt vorgekommen, daß hiesige Bürger ohne unsere Anweisung durch Quartierbillets Militärpersonen in Quartier genommen haben. Zu Verhütung von Nachtheilen wird daher nochmals in Erinnerung gebracht, daß Quartierleistungen jeder Art, welche ohne unsere ausdrückliche schriftliche Anweisung erfolgt sind, von der Stadtgemeinde nicht vergütet werden. Großenhain, am 28. Mai 1878. Der Stadtrath. - Bogel, Stdtr. Kirschen - Verpachtung^ Nächsten Sonnabend, den 1. Juni, Nachmittags 4 Uhr soll die diesjährige Kirschennutzung von sämmtlichen städtischen Kirschenpflanzungen meistbietend verpachtet werden. Zusammenkunft im Gasthofe zur Krone. Großenhain, am 29. Mai 1878. Die Cultur- und Flur-Deputation. Bekanntmachung. Die Schulvorstände werden hierdurch erinnert, die Anzeigen über Personal- und Gehaltsveränderungen oder Baeatschein (vgl. Verordn, v. 27. Aug. 1874 I.) binnen 8 Tagen anher einzureichen. Die Beiträge zu der Lehrerpensions- sowie Witwen- und Waisenkasse sind mittels Lieferschein von den Schulkassenverwaltungen im Laufe nächsten Monats an mich abzuführen. Großenhain, am 28. Mai 1878. Der Königliche Bezirks-Schulmspector. Wigand. Bekanntmachung. Unter Hinweis auf die an die Besitzer von Pferden in hiesiger Stadt ergangenen speciellen Verfügungen machen wir darauf aufmerksam, daß die Pferde nicht in Groß raschütz, sondern auf dem neben der städtischen Baumschule, an der Straße nach Wilden hain, gelegenen Exercirplatze am 4. Juni früh 7 Uhr vorzuführen sind. Großenhain, am 27. Mai 1878. Der Stadtrath. Bogel, Stdtr. Leonh. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte sollen den 8. Juli 1878 die dem Papierfabrikanten Carl Wilhelm Zieger zugehörigen Grundstücke, nämlich das Papiermühlen -, Wiesen - und Feldgrundstück Nr. 84 des Katasters, Nr. 160 des Flur buchs und Fol. 135 des Grund - und Hypothekenbuches für Medingen und die Wiesen- und Waldgrundstücke Nr. 845, 846, 849 des Flurbuchs, Fol. 125 und 126 des Grund- und Hypothekenbuches für Großdittmannsdorf, welche Grundstücke am 18. April 1878 mit den Zubehörungen, aber ohne Berücksichtigung der Oblasten zusammen auf 19,245 M. — Pf. gewürdert worden sind, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Radeburg, am 23. April 1878. Das Königliche Gerichtsamt. Belzing. Tagesnachlichten. Sachse«. In der Sitzung der ersten Kammer am 27. Mai wurde die Specialberathung des Entwurfs eines revidirten Einkommensteuergesetzes zu Ende geführt. Nach dem noch die Art. 4 und 5 des Gesetzentwurfs über die directen Steuern angenommen worden waren, erfolgte die Schlußabstimmung, bei welcher der Gesetzentwurf über die directen Steuern mit 27 gegen 13 Stimmen, der Entwurf eines Einkommensteuergesetzes gegen 2 Stimmen Annahme fanden. — Von der zweiten Kammer wurde am 27. Mai der Gesetzentwurf, die Besteuerung des Gewerbebetriebes im Umherziehen betreffend, nach längeren Debatten mit einigen Aenderungen, in der Hauptsache aber nach der Regierungsvorlage angenommen. In einer Vormittags- Sitzung am 28. trat die Kammer einstimmig einem jen seitigen Beschlusse, eine Interpretation des Gesetzes über den Urkundenstempel betreffend, bei und erledigte sodann noch einige Petitionen und Beschwerden. Se. königl. Hoheit der Prinz Georg hat das Protektorat des „Gebirgsvereins für die sächsisch-böhmische Schweiz" übernommen. Der alljährlich in den sächsischen Staatsforsten statt findende Verkauf von Holzpflanzen an Gemeinden und Privatwaldbesitzer war im Jahre 1877 ein ziemlich leb hafter. Von den zum Verkauf offerirten 3771 Hundert Laubholz- und 66,446 Hundert Nadelholzpflanzen wurden 2005 Hundert, beziehentlich 40,242 Hundert wirklich ab gesetzt, und befanden sich darunter 202 Hundert Eichen, 277 Hundert Buchen, Ahorn, Eschen, Rüstern, 1306 Hundert Birken rc., während das 'Nadelholz aus 267 Hundert Tannen, 23,413 Hundert Fichten, 16,522 Hundert Kiefern und 40 Hundert Lärchen bestand. Eine Vergleichung der Forstbezirke in Bezug auf den hervorgetretenen größeren oder geringeren Pflanzenbedarf ergiebt, daß in den Be zirken Schandau, Auerbach und Moritzburg die Nachfrage am größten war, während die Bezirke Dresden, Grillen burg und Eibenstock in dieser Beziehung in letzter Reihe stehen. Auch im heurigen Jahr ist Fürsorge getroffen, den etwa eingehenden Gesuchen nm Ueberlassung von Holzpflanzen nach Möglichkeit entsprechen zu können, indem die vor handenen Vorräthe gestatteten, 3286 Hundert Laubholz- und 65,187 Hundert Nadelholzpflanzen zum Verkauf zu stellen. Zu weiterer Förderung des Waldbaues sind im verflossenen Jahre die fiscalischen Forstbcamten angewiesen worden, sich, soweit cs ihre dienstlichen Verrichtungen ge statten, der Ausführung und beziehentlich Leitung von Cultüren auf Antrag der Gemeinden und Privatwaldbesitzer zu unterziehen. Ist auch von diesem Anerbieten der fisca lischen Forstverwaltung zur Zeit ein umfassender Gebrauch noch nicht gemacht worden, indem — abgesehen von den jenigen Fällen, in welchen die Verwaltung von Gemeinde-, Kirchen- und Psarrwaldungen überhaupt durch Staats beamte besorgt wird — im verflossenen Jahre nur 40 An träge in dieser Beziehung gestellt worden sind, so steht doch zu verhoffcn, daß mit der Zeit die Privatwaldbesitzer sich des ihnen angebotenen technischen Beirathö immer mehr bedienen werden. (Dr. I.) Unter lebhafter Theilnahme feiten des Publicums wurde vor dem Geschwornengerichte zu Dresden die Anklage ver handelt, welche gegen den Damenschneider Stebich und den Tischlergesellen Georgy wegen Mordes an dem privatisiren- den Kaufmann Pusiuelli, sowie wegen versuchten schweren Diebstahls erhoben worden war. Nach mehrtägiger Ver handlung haben die Geschworenen die auf gemeinschaftlich ausgeführten Mord und vorsätzliche Tödtung eines Menschen bei Unternehmung einer strafbaren Handlung gerichteten Schuldfragen bei beiden Angeklagten verneint, bejahten jedoch, daß dieselben eines am 27. October v. I. versuchten schweren Diebstahls unter Anwendung von falschen Schlüsseln, ingleichen Georgy eines am 27. Qctober v. I. versuchten schweren Diebstahls mittelst Einsteigens und Stebich der Anstiftung hierzu schuldig seien. Der Schwurgerichtshof verurtheilte die Angeklagten deshalb zu drei Jahren Ge- fängniß und fünfjährigem Ehrenrechtsverlust, erkannte auch auf Zulässigkeit von Polizei-Aufsicht. Der socialdemokratische Agitator, Reichstagsabgcordneter Most, ist am »sonntag infolge ostensibeln Vorgehens gegen die gesetzlichen Vorschriften bei Gelegenheit einer Volks versammlung verhaftet worden. Drei Beamte, der Staats anwalt Schwerdfeger, der Polizeidirector Siebdrat und der Polizeiinspector Carius, wurden aus Anlaß der Vorgänge in der Volksversammlung in einem anonymen Briefe mit Ermordung bedroht; auf die Ermittelung des Schreibers hat der Stadtrath eine Belohnung von 100 M. ausgesetzt. Auf der Viehrampe des Staatsbahnhofes zu Chemnitz waren am 24. Mai gegen Abend zwei Männer damit be schäftigt, einen Ochsen aus dem Wagen zu bringen, als ein Hund bellend dem Ochsen mehrmals nach dem Kopfe sprang. Das regelrecht gefesselte Thier scheute darüber, kehrte sich gegen den Führer und schlenderte ihn hinweg, jedoch ohne ihn erheblich zu verletzen. Hierauf raste das wüthende Thier auf der Rampe herum. Die Leine, welche es nachschleppte, schlang sich unglücklicher Weise um dm Hals eines daselbst befindlichen drei Jahre alten Knaben, und wurde derselbe Mt fortgeschleift und schließlich an einen Baum geschleudert, wo er bewußtlos liegen blieb. DaS wüthende Thier durchbrach nunmehr die Barriere nach der Albertsstraße zu und lief durch verschiedene Straßen der Stadt, bis es endlich in der äußeren Rochlitzerstraße den nachgeeilten Führern und verschiedenen anderen Personen gelang, es wieder einzufangen. Dem Vernehmen nach ist der Knabe an den erhaltenen Verletzungen gestorben. Wie in jedem Jahre, so veranstaltet auch zu bevor stehendem Pfingstfeste der Reiseunternehmer Adolph Hessel in Dresden die erste diesjährige Extrafahrt nach Hamburg und Helgoland. Die Fahrt geht von Leipzig den 8. Juni Mittags ab und erreicht ihr Ziel über Magdeburg-Stendal- Uelzen-Harburg Abends 8 Uhr. In Meißen, wo man am 24. Mai bereits blühenden Wein fand, kamen am Sonnabend die ersten Erdbeeren auf den Markt. Am 27. Mai hat sich der Fall ereignet, daß einem Leipziger Bürger von seiner Ehefrau das 25. Kindlein bescheert wurde. In den Morgenstunden des 23. Mai hat ein in der Correctionsanstalt zu Hohnstein Jnternirter bei einem muth- maßlichen Fluchtversuch durch einen Sprung von der Um fassungsmauer in den nach dem Polenzthale zu gelegenen Anstaltsgarten seinen sofortigen Tod gefunden. In Oschatz hatte am 24. Mai der 24jährige Sohn des Posthalters und Oekonomen Lochmann, ein allgemein beliebter, lebenskräftiger junger Mann, das Unglück, von dem oberen Boden einer Scheune des sog. Postgutes, das der Vater erst vor einigen Monaten um den Preis von 75,000 Thlr. für seinen Sohn gekauft hatte, durchzubrechen und auf den unteren Scheunenramn zu fallen, wobei er so bedeutende Verletzungen, namentlich am Hinterkopfe, er litt, daß er nach fast zweitägiger Ohnmacht am 25. Mai Abends verstorben ist. Deutsches Reich. Se. Majestät der Kaiser hat am 23. Mai den von Sr. Majestät dem Sultan von Marokko in außerordentlicher Mission abgeordneten Botschafter Sid Tibi Ben Hima in feierlicher Audienz empfangen und dessen Beglaubigungsschreiben entgegengenommen. Der greise Bot schafter sprach hierbei in kurzen und schlichten Worten aus, „wie sein Herr, der Sultan, den Wunsch gehegt habe, seine Dankbarkeit zu bezeigen für die großen Aufmerksamkeiten, welche ihm vor Jahresfrist feiten des Kaisers erwiesen wor den, und daß er ihn bitte, die mitgebrachten Geschenke in diesem Sinne aufzunehmen. Die Freundschaft zwischen den beiden Reichen würde durch diesen persönlichen Austausch guter Gesinnungen hoffentlich noch gestärkt werden." Der Kaiser antwortete, daß es auch ihm Freude mache, die bei den Länder in so freundschaftlichen Beziehungen zu wissen; er hoffe, daß es so bleiben werde, und heiße die Botschaft herzlich willkommen. Die Geschenke, ausschließlich aus